Deutsche Sprichwörter  mit D

Deutsche Sprichwörter
Über 24.000 deutsche Sprichwörter
Des A bis
Die J
Wie macht / produziert man Sprichwörter?

Dafür muss man laut Wander: „das für diesen Zweck gebildete Sprachgefühl – ich (Wander) möchte es das Sprichwörterohr nennen – besitzen. . . und dann kann nichts als das rasch erkannte Gepräge, das dem Sammler eigene Sprachgefühl, der Sprichwörter-Instinkt, wenn ich so sagen darf, entscheiden.
Ich habe die Sprichwörter nach den obigen Ansichten aufgenommen, auch von keinem meiner geehrten Mitarbeiter einen tabellarischen Nachweis darüber verlangt, ob es ein wirkliches, normal entstandenes, durch Volksbeschluss als solches bestätigtes Sprichwort und nicht ein untergeschobener Wechselbalg sei; . . und mein Leben schien mir zu kurz, um bei jedem einzelnen Ausspruch, den ich bei einem Schriftsteller, in einer Zeitung angeführt fand, oder der mir von einem Sammler und Mitarbeiter geboten wurde, lange und unfruchtbare Erörterungen obiger Art anzustellen. Wenn ich ein Sprichwort einmal auf der Straße oder im Umgange hörte, wenn ich es einmal in einer Schrift angeführt fand, wenn es mir als Sprichwort zugesandt wurde, so nahm ich es in meine Sammlung auf. So ganz ohne Prüfung bin ich indes nicht verfahren; ich sah zunächst schon auf den sprichwörtlichen Charakter und suchte womöglich die Quelle anzugeben, aus der geschöpft war, das Land oder den Ort, wo es vernommen worden u. s. w.,“
(aus der Vorrede zum ersten Band des Deutschen Sprichwörter Lexikons Seite 13 - 14)

Aus den Text von Abraham a Sancta Clara hat Karl Friedrich Wilhelm Wander geschöpft und laut seinem Vorwort sämtliche Sprichwörter, Gleichnisreden, überhaupt alles, was sprichwörtliches Gepräge habe, sorgfältig gelesen und ausgezogen und 1838 in seinem Buch „Abrahamisches Parömakon“ veröffentlicht. Dass die Sprichwörter augenscheinlich nicht bekannt sind, soll der Ursache geschuldet sein, dass sie von Abraham a Sancta Clara so eigentümlich formuliert sind und wohl selten angewandt werden.

Die ersten 5 „Sprichwörter“ aus „Judas Der Ertz-Schelm“ von Abraham a Sancta Clara ausgezogen lauten in Wanders Buch „Abrahamisches Parömiakon“ von 1838, teilweise mit anderem Wortlaut als bei A. a Sancta Clara:
 
1. Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich. — Nicht weniger tut das Übermaß des Weintrinkens ungebührende Venusflammen in dem verwandten Leib erwecken.
 
2. Weiber und Weinbeeren machen alle Beutel leer.
Oder:
3. Die vollsten Beutel machen Weiber und Weinglas eitel.
 
4. Auf den Weinmonat folgt im Kalender der Wintermonat, also auf vieles und ungezähmtes Weinsaufen geht es gemeiniglich kühl her und schleicht die Armut ein, wie ein stummer Bettler.
 
5. Die Kandel und Andel bringen einen armen Wandel, deswegen sollte Bacchus von Rechtswegen in der einen Hand einen Regimentsstab, in der andern einen Bettelstab führen; nicht weniger auch Venus tut die Taschen leeren.
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Der Originaltext aus „Judas Der Ertz-Schelm“ von Abraham a Sancta Clara, Bd. 1. Salzburg, 1686, auf Seite 4 bis 5 lautet:
"Zu Dotrecht in Holland war nicht gar vor vielen Jahren ein Gesell, welcher fein sauber all das Seinige verschwendet durch stete Schlemmerei und Unsauberkeit, denn diese beide gemeiniglich verwandt sind und wenn Bacchus hinter dem Ofen sitzt, so heizt die Venus ein und sind diese so nahe beieinander, wie der Knopf bei der Hose. Auch zeigt es die öftere Erfahrung, dass Feuchtigkeit und nässe den Kalk anzündet, nicht weniger tut das Übermaß des Weintrinkens ungebührende Venusflammen in dem verwanden Leib erwecken, die Weiber aber und Weinbeere machen mehristen Teil alle Beutel eitel und gleichwie in dem Kalender auf den Weinmonat der Wintermonat folget, also auf vieles und ungezähmtes Weinsaufen geht es gemeiniglich kühl her und schleicht die Armut ein, wie ein stummer Bettler. Dessenthalben soll Bacchus von Rechts wegen in einer Hand ein Regimentsstab, in der anderen Hand ein Bettelstab führen. Nicht weniger auch Venus tut die Taschen leeren, bringen also die Kandl und Andl einen Menschen zu einem armen Wandel."
(Andere Ausgaben sind gleichlautend.)

Allein das „Sprichwörterohr“ von Wander erkannte diese „Sprichwörter“, unabhängig davon, das sie nicht als Sprichwörter im Umlauf waren. Alle Stellen, in denen diese als „Sprichwörter“ auftauchen, datieren nach 1838 und haben wohl aus Wanders Werk geschöpft. Aus der Zeit vorher gibt es keine auffindbare Quelle, in der einer dieser Sprüche außerhalb des Textes von Abraham a Sancta Clara zitiert, oder als Sprichwort bezeichnet wird. Das schließt nicht aus, das Sancta Clara an anderen Stellen auch Sprichwörter gebraucht hat. Die sind aber dann unabhängig von ihm auch bei anderen Autoren als Sprichwörter zu finden.
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Einträge im Deutschen Sprichwörter Lexikon von Wander:
   
1. Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich.
(Stichwort Kalk Nr. 13, angegebene Quelle: Parömiakon, 1.)

2. Weiber und Weinbeer machen alle Beutel leer.
(Stichwort Weib Nr. 1128, angegebene Quelle: Parömiakon, 2, Leipziger Tageblatt, Nr. 260 vom 16.9.1864, Seite 1 (Spruch von Abr. a Sancta Clara))
(Möglicherweise hat Wander diesen Spruch in Anlehnung an ein anderes Sprichwort bei Sailer, Seite 100 formuliert: „Drei W machen viel Beutel leer: Würfel, Weiber, Weinbeer'.“ Würfel oder Spiel in Verbindung mit Weib und Wein oder Weinbeere kommen auch in anderen Sprichwörtern und bei anderen Autoren öfters vor.)

3. Die vollsten Beutel machen Weiber und Weinglas eitel.
(Stichwort Beutel Nr. 24, im Sprichwörter Lexikon von Wander ohne Quellenangabe.)

4. Auf den Weinmonat folgt der Wintermonat.
(Stichwort Weinmonat Nr. 1, angegebene Quelle: Parömiakon, 4.)

5. Kandel und Andel bringen einen armen (bösen) Wandel.
(Stichwort Kandel Nr. 1, angegebene Quelle: Parömiakon, 5)
    Andel und Kandel machen einen bösen Wandel.
(Stichwort Andel (Diminutiv von Anna), angegebene Quelle: Parömiakon, 5)
Weitere von Wander angegebene Quellen, in denen aber ein etwas anderer Text für das Sprichwort steht. Wander bemängelt den anderen Text bei Karl Simrock als Druckfehler. Wahrscheinlich hat Braun 1840 von Wander (1838) abgeschrieben und den Text etwas verändert, alle anderen dann von ihm.:
    Kandel und Andel bringen einen warmen Mantel.
(Braun 1840, Nr. 1740; Marbach 1842, Seite 52; Simrock 1846, Nr. 5395; Wilhelm Körte zweite Auflage 1861, Nr. 4085 (sind ein warmer Mantel.) Nicht in Körtes 1. Auflage von 1837 enthalten, da es noch keine Veröffentlichung zum abschreiben gab.)
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Von Wander angegebenen Quellen zu Sprichwörtern von Abraham a Sancta Clara stammen aus seinem eigenen Buch „Abrahamisches Parömakon“ von 1838, also von ihm selbst oder von anderen, die ihrerseits von ihm abgeschrieben haben. So kann man aus Texten vieler Autoren mit etwas Geschick und Sprichwörterohr Sprichwörter herausziehen und mit Wortumstellungen zu Sprichwörtern machen. Auf Seite 5 der Vorrede in Band 1 des Sprichwörter Lexikons zitiert Wander aus einem Gutachten der Gesellschaft für deutsche Sprache in Berlin „Weil es als Münze, unbesehen und unverändert umläuft, wird nicht jeder Denk- noch Sinnspruch zum Sprichwort." Leider richtet sich Wander nicht danach. Etliche seiner „Sprichwörter“ sind keine Sprichwörter, da sie nie als Sprichwörter unter den Menschen bekannt geworden sind oder umgehen. Sie bleiben, was sie vorher waren, Zitate aus Büchern anderer Autoren, auch wenn sie später bei Wander als „Sprichwörter“ abgeschrieben wurden. Nur wenn sie auch in anderen Quellen zu finden sind, sind es wahrscheinlich wirklich Sprichwörter.

Ein Beispiel für ein echtes Sprichwort durch ältere Quellen:

„Er schickt sich in alle Sättel.“ steht in „Abrahamisches Parömakon“ unter Nr. 2764. Bei A. a Sancta Clara steht im „Wohl angefüllter Weinkeller“ auf Seite 471: „Ein Schmeichler schickt sich in alle Sättel.“ Hier hat auch Sancta Clara ein Sprichwort zur Verdeutlichung seiner Gedanken verwendet. Ältere Quellen finden sich in der deutschen Ausgabe der Baierische Chronik von Johannes Aventin (1477 - 1534), herausgegeben 1566 (Auf alle Sachen und alle Sättel geschickt.), in „Florilegium Ethico-Politicum“ von Jan de Gruytere (1560 - 1627) aus dem Jahr 1612 und 1630 im Politischen Blumengarten von Christoph Lehmann (1568 - 1638), (bei beiden : „Zu schimpf und ernst auf alle Sättel gerecht.“).
   
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Aus einem Gutachten von Dr. Karl Rosenkranz, Rat 1. Klasse und ordentlicher Professor an der Königlichen Universität zu Königsberg zur Sprichwörtersammlung „Preussische Sprichwörter“ von H. Frischbier aus dem Jahr 1864 in der 2. Auflage 1865, Seite 320:

„Sprichwörter erfindet man nicht, sondern man findet sie.“

Leider hat Wander in seinem Deutschen Sprichwörter Lexikon zu viel erfunden. Auf dieser Website sind die Sprichwörter dagegen in den originalen Quellen gefunden worden.
   
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Des Abends fressen und saufen, dem Magen tut groß Ungemach Haufen. So du willst dieser Strafe entlaufen, tu dich des Abends nicht vollsaufen.

Des Abends soll man fröhlich sein, auf den Morgen soll man von Klugheit reden.

Des Alten Stab sind seine Zähne.

Des andern Segen ist dem Neidischen ein Degen.

Des Armen wird bald vergessen.

Des Armen Zorn ist sein eigen Unheil.

Des Art nimmt einer gerne an, mit dem er pflegt viel umzugahn.

Des Arztes Kunst erhöht ihn und macht ihn groß bei Fürsten und Herrn.

Des Aufruhrs Gewinn ist Schande.

Des Besten ist stets des wenigsten Teils.

Des Bösen Anschlag geht nicht fort, gebiert daran eine Missgeburt.

Des Bösen denkt man lange.

Des Bösten soll man sich getrösten.

Des Brunnen, des ich getrunken hab, kann ein ander auch zu schmecken kriegen.

Des Christen Herz auf Rosen geht, wenn`s mitten unterm Kreuze steht.

Des Dieners Lob ist des Herrn Ehre.

Des einen Freud ist des anderen Leid.

Des einen Glück, des andern Ungeschick.
Des einen Glück ist des andern Unglück.
Des einen Glück ist des anderen Leid.
Des einen Schaden ist des andern Nutzen (Gewinn).
Des einen Schad oder Verderben ist des andern Glück
Des einen Unglücks Ausgang ist des andern Anfang.
(Egal was zuerst kommt, das Glück oder das Unglück des einen ergibt das andere des anderen. Es bleibt das gleiche Sprichwort, egal, in welcher Reihenfolge es ausgesprochen wird. Im Sprichwörter Lexikon von Wander werden trotzdem mindestens 6 verschiedene daraus, manchmal nur mit einem Wort Unterschied oder gleich beide Reihenfolgen in einem, wie bei Glück Nr. 264 (Aus dem 3. Teil von Jan Gruters Florilegium ethico-politicum von 1612, Seite 20, übernommen). Es sind unter dem Stichwort Glück die Nr. 32, 258, 259, 264 und unter Schade Nr. 36 und Unglück Nr. 70.)

Des einen Nein gilt so viel als des andern Ja.

Des einen Tod, des andern Brot.

Des Freud muss bald eine Endschaft haben, der wider Recht seine Sache gewann.

Des Fürsten Schatz liegt am sichersten in des Volkes Händen.

Des Gärtners Hund frisst selbst keinen Kohl und will doch die beißen, die ihn abbrechen.

Des Geizes Regieren ist eitel Schaden.

Des Geizes Schlund ist ohne Grund.

Des Geizes Tod ist sein bestes Werk.

Des Gerechten wird nimmermehr vergessen.

Des Geschöpfes Zierlichkeit zeugt des Schöpfers Herrlichkeit.

Desgleichen einer oft stieg zu hoch, der bald fiel den Hals zerbroch.

Des Glücks Gefährt ist Neid.

Des Glücks Gewalt hat Monds Gestalt.
Des Glücks Gewalt, wie Monds Gestalt, sich ändern tut, drum habs in hut.
(Die längere Version ist die ältere und Originale Version von diesem Sprichwort. Sie Steht schon bei Petri (1605) und Henisch (1616), von Sailer (1810) wurde das Sprichwort um die 2. Hälfte gekürzt, da er wahrscheinlich die Veränderlichkeit des Mondes als allgemeinen Kenntnisstand voraussetzte und nach ihm weggelassen wurde.)

Des Gottlosen Armut lehrt ihn viel Böses tun.

Des Gottlosen Eintrag ist ein Ausgeben, des Gottseligen Ausgeben ein Eintrag.

Des Gottlosen gute Tage brechen ihm den Hals.

Des Greisen Stab sind seine Kinnbacken.

Des großen Glücks Gaben, den Besitzer oft gefällt haben.

Des Guten kann man nicht zu viel tun.
Man kann des Guten nicht zu viel tun.

Des Guten mag nicht zu viel.
Des Guten soll man nicht zu viel tun.
Man soll des Guten nicht zuviel tun.
(In Anlehnung an die Bibel, Der Prediger Salomo 7,16: „Sei nicht allzu gerecht und nicht allzu weise, damit du dich nicht zugrunde richtest.“)

Des guten Spiels wird auch oft zu viel.

Des Handwerks, des Mangels.

Des Herren Aug ist der beste Mist.
Des Herrn Auge ist der beste Mist auf dem Acker.

Des Herren Birnen faulen nicht.

Des Herren Bücher sind schwer zu lesen.

Des Herren Ritt über die Saat lässt goldenen Huf.

Des Herrn Auge düngt den Acker.
Des Herrn Fuß düngt den Acker (wohl).
(Die oberen vier Sprichwörter bedeutet, wenn man selbst über die eigenen Dinge achtet, ist man sorgfältiger und genauer, als jeder nur für die Arbeit beauftragte Angestellte. Selbst wird man auch kleinere Fehler und Mängel bemerken und umgehend korrigieren. Für Angestellte oder beauftragte bedeutet es nur mehr Arbeit ohne eigenen Zugewinn und wird deswegen öfters unterlassen.)

Des Herrn Auge füttert das Pferd wohl.
Des Herrn Auge macht das Pferd fett.
Des Herrn Fuß macht das Pferd feist.
Des Herrn Auge macht das Vieh feist (fett).

Des Herrn hitzige Wut kühlt armer Leute Blut.

Des Herzen Grund, das Werk macht kund.

Des Herzens Aug gibt kein Pfand und wandert doch durch Meer und Land.

Des Herzens Traurigkeit schwächt die Kräfte.

Des Heuchlers Hoffnung ist Spinnweb.

Des Hohen und Reichen schont jedermann.

Des Kaisers Karl warmes Bad ist eines Nutzen, des andern Schad.
(Gemeint sind die warmen Heilquellen von Karlsbad (heute in Tschechien), die 1370 bei einer Jagd des Kaisers Karl IV. entdeckt worden sein soll. Der Sage nach soll ein Hirsch die erste Quelle freigelegt haben. Tatsache ist, das der Kaiser den bestehenden Ort Vary (Warmbad) zur Königsstadt erhob, worauf der Name in Karlsbad geändert wurde.)

Des Köhlers Sack ist schwarz von außen und schwärzer von innen.

Des Königs Sohn muss König oder ein Narr sein.

Des Königs Spreu gilt mehr als andrer Leute Korn.

Des Lebens Mai blüht einmal und nicht wieder.
(Der Ursprun ist das Gedicht „Resignation“ von Friedrich Schiller aus dem Jahr 1786)

Des Mannes Ehre ist der Frauen Tugend.

Des Mannes Mutter, der Frauen Teufel.

Des Mannes Sinn ist sein Gewinn.

Des Menschen Angesicht ist eines Löwen.
Des Menschen Angesicht ist wie ein Löwe.

Des Menschen Barmherzigkeit geht über seinen Nächsten, Gottes Barmherzigkeit über alle Welt.

Des Menschen Freien, sein Verderben oder Gedeihen.

Des Menschen Gedicht wird oft zunicht.

Des Menschen Leben hängt an einem Faden (Zwirnsfaden).
Gut und Leben hangen an einem Zwirnsfaden.

Des Menschen Leben nimmt immer ab, aber seine Begierden nehmen täglich zu.

Des Menschen Willen ist sein Himmelreich.
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich, die Unentschlossenheit seine Hölle.
Eins Menschen Wille ist sein Himmelreich.

Des Morgens kennt man die Arbeiter, des Abends den Wirt.

Des Nachbarn Braten ist stets feister.

Des Nachbarn Henne scheint uns eine Gans.

Des Nachts sind alle Schafe schwarz.
(Ebenso alle anderen Tiere.)

Des Nachts sind die Meilen länger als am Tage.

Des Narren trachten ist wie das rauschen der Dornen unter den Töpfen.

Des Papstes Bann und Fluch ist gleich einem alten beschissen Bruch.

Des Pöbels Lob hält nicht die Prob.

Des Reichen Wort gilt, denn es ist mit Gold gefüttert.

Des Schulzen Kuh ist ein anderes!
Des Schulzen Kuh und eines andern Kuh sind zweierlei Kühe.

Des Teufels Amt ist, dass er das Beste zum Ärgsten verkehrt.

Des Teufels Betrug ist wundersam und seine Lügen unverschämt.

Des Teufels Dank ist der Welt Lohn.

Des Teufels Kinder fragen nichts nach Ehr, und gönnen sie doch andern auch nicht.

Des Teufels List kam niemand ergründen.

Des Teufels Märtyrer leiden viel mehr als Gottes Märtyrer.

Des Teufels Maß ist immer zu kurz oder zu lang.

Des Teufels Mehl wird zu Grüsch.

Des Todes Pfad ist stets geebnet.

Des ungerechten Gutes soll sich der dritte Erbe nicht freuen.

Des Vaters Strafe ist die rechte Liebe.
(Ursprung des Sprichworts ist in der Bibel, Die Sprüche Salomos 3, 12: „denn wen der Herr liebt, den weist er zurecht, und hat doch Wohlgefallen an ihm wie ein Vater am Sohn.“)

Des Vaters Strafe ja nicht veracht, denn Strafe viele fromme Kinder macht.

Des Verleumders Wort sind Schläge, die einem durchs Herz gehen.

Des Weibes Aug ist ein Feuerspiegel.

Des Weibes Hände sind geschaffen, den Flachs von dem Rocken*27 zu melken; wenn sie sich aber an den Bart machen, so sind sie würdig, dass man sie mit Kot wasche und im Feuer trockne.
(An diesem Sprichwort aus dem 17. Jahrhundert sieht man, was viele Männer früher von Frauen dachten und erwarteten. Bei manchen ist das noch heute so.)

Des Zornes Ausgang ist der Reue Anfang.
Zornes Ausgang, der Reue Anfang.

Deutscher Mann, Ehrenmann.

Deutscher Sinn ist Ehrenpreis, deutsches Herz Vergissmeinnicht, deutsche Treue Augentrost.

Deutschland ist wie ein schöner waidlicher Hengst, der Futter und alles genug hat, und fehlt ihm nur an einem guten Reiter.
(Sprichwort aus dem 16. Jahrhundert. Wenn man sich die Regierungen aus dem Mittelalter bis heute ansieht, denkt man wahrscheinlich, dieser gute Reiter wird sich wohl nie finden.)

Deutsch und gut.
(Das bedeutet, man redet unzweideutig, aufrichtig und verständlich. Deutsch reden heißt, ohne umschweife direkt zur Sache kommen, klar und verständlich, auch wenn es manchmal verletzend wirken kann.)

Dichten und Malen sind freie Künste.

Dicke Brocken geben fette Vögel.

Dicktun ist mein Leben; Bruder, leih mir einen Sechser.

Dicktun ist mein (sein) Reichtum, zwei Pfennig mein (sein) Vermögen.

Die Advokaten fressen Geld.

Die allzeit lehren, sich nimmer bekehren.

Die alte Mass ist doch die best, bleib bei der alten Mass.
(1630 steht bei Lehman (Seite 315, Nr. 18) das ganze Sprichwort. Wander macht 1873 im 3. Band seines Sprichwörter Lexikons zwei daraus: 1. Teil unter Mass Nr. 16, 2. Teil unter Mass Nr. 14.)

Die alten Bräuche vergehen, die neuen bleiben stehen.

Die alten Freunde sind die besten.

Die Alten halten sich mit den Zähnen auf.

Die Alten hatten Gewissen ohne Wissen, wir heutzutage haben das Wissen ohne Gewissen.

Die Alten müssen die Jungen lehren.

Die Alten müssen ihre Stärke aus der Schüssel nehmen.

Die Alten müssen sich ihre Stärke in der Kanne, im Bette und hinter dem Ofen suchen.

Die alten Propheten sind tot, den neuen glaubt man nicht.
Die alten Propheten sind ausgestorben, die neuen taugen nichts mehr.

Die Alten reden (gern) vom alten Käs.

Die alten Schuhe soll man nicht verwerfen, man habe denn neue.
Man soll keine alten Schuhe wegwerfen, ehe man neue hat.

Die Alten sind auch keine Narren gewesen.

Die Alten sind der Jungen Spott.

(Ein mehrere Jahrhunderte altes Sprichwort, das sich in der heutigen Zeit immer wieder bestätigt. Es fing nicht erst mit der Rentendebatte und den Lügen durch manipulierte Statistiken an und geht bei einigen mit der Klimadiskussion (die Alten hätten durch ihren Lebensstil den Klimawandel verursacht und sollten für die Jugend und deren Zukunft Platz machen). Auch bei der Coronaepidemie werden sie als Risikogruppe angesehen und sollten sich zurückziehen, oder weggesperrt werden, natürlich nur zu Schutz?. Richtig ist: Die Alten haben das Leben und den Lebensstandard der Jugend erst möglich gemacht und sind jetzt die Opfer von verantwortungslosen Jüngeren, die durch ihren exzessiven Lebenswandel (siehe Ischgl) den Coronavirus erst richtig verbreitet haben und mit dem nur mangelhaften Sicherheitsverhalten gegenüber Älteren erst diese in Gefahr bringen. Risikogruppen sind tatsächlich die Jüngeren bis 50 Jahren, da die durch Freizeit und Arbeit die meisten Kontakte haben und nachweislich die größte Gruppe der Erkrankten und Überträger stellen. Hinweis: Auch etliche jüngere Menschen können einen schweren Krankheitsverlauf haben und etlich sind ebenfalls gestorben, nicht nur Ältere. Nach Ansicht der Pharmaindustrie leiden mindestens 50% an Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Cholesterin und Zucker im Blut, diversen Stoffwechselerkrankungen und anderen, nicht umsonst werden durch Nahrungsergänzungsmittel, fragwürdigen Diäten und anderem Milliarden Euro umgesetzt. Gegenseitiger räumlicher Mindestabstand von allen sich fremden Menschen ist bisher der einzige Schutz und wird leider von vielen nicht eingehalten.)

Die Alten sind gut zu behalten.

Die Alten sind zäh, geben tut ihnen weh.

Die Alten sollen das Bergsteigen den Jungen befehlen.


Die Alten soll man zuerst fragen.
(Das bedeutet, früher hat man die Erfahrungen der Älteren zu schätzen gewusst und sich ihrer bedient. Heute werden schon nur etwas ältere aufs Abstellgleis geschoben, gekündigt und verteufelt. So werden im Jugendwahn viele wertvolle Ressourcen vergeudet, zum Schaden aller, indem die jüngeren Mitarbeiter aus Unwissenheit, mangelnden Kontakten und Erfahrung schon manches gute Unternehmen in den Konkurs gebracht haben.)

Die Alten suchen ihre Stärke in der Kanne.

Die Alten zum Rat, die Jungen zur Tat.

Die ältesten Briefe gehen vor.

Die Alte wird lieb gehalten, wenn sie Hellerlein*17 hat.

Die Ämter sind Gottes, aber die Amtsleute des Teufels.

Die andern gern die Weg abgraben, müssen den Spott zum Schaden haben.

Die Angel zieht auch wohl unwillige Fische aus dem Wasser.

Die Anschläge der Zimmerleute halten am längsten.

Die Arbeit auf dem Rücken trägt den Lohn, wie man zu sagen pflegt.

Die Arbeit ist dreierlei: Lehr-, Wehr- und Nähr-Arbeit.

Die Arbeit ist heilig, sie will nicht in einen Sünder.

Die Arbeit ist unser, das Gedeihen (die Sorge) ist Gottes.

Die ärgsten Schiffe müssen fahren, die besten will man im Hafen bewahren.

Die ärgsten Studenten werden die frömmsten Prediger.

Die Armen helfen alle, dass kein Reicher falle.

Die Armen helfen die Füchse fangen, die Reichen in den Pelzen prangen.
Die Armen müssen Füchse helfen fangen, die reichen in ihren Pelzen prangen.

Die Armen kochen mit Wasser, die Reichen mit Wein.

Die Armen müssen die Reichen ernähren.

Die Armen müssen tanzen, wie die Reichen pfeifen.

Die Armen sind der Reichen Ernährer.

Die Armut begleitet Verachtung, Reichtum Begierden, Glück Neid, doch will ein Weiser lieber beneidet als bejammert sein.

Die Armut findet auf ungekehrten Bänken.

Die Armut ist wie der Tod, von vielen gelobt, von wenigen geliebt.

Die Ärzte müssen alt, die Apotheker reich und die Barbierer jung sein.

Die auf der fliehenden Seite haben nie gesiegt.

Die auf einem Schiffe zur See sind, sind gleich reich.

Die aufgehende Sonne hat mehr Anbeter als die untergehende.

Die Augen glauben sich selbst, die Ohren anderen Leuten.

Die Augen haben mehr Glauben als die Ohren.

Die Augen kann niemand erfüllen.

Die Augenlust betrügt viel.
(Erklärung dazu im Gramatisch-kritischem Wörterbuch von Johann Christoph Adelung (1793 - 1801): „Die Augenlust ist das Vergnügen, welches durch das Anschauen einer Sache erwecket wird, und die Begierde, welche dadurch entstehet.“)

Die Augen sind der Liebe Pforten (Tür).
(Ganz ähnlich auch ein anderes Sprichwort: „Liebe hat ihren Sitz in den Augen.“)

Die Augen sind der Spiegel der Seele.

Die Augen sind größer (weiter) als der Bauch.

Die Augen sind keinem aus Butter gemacht.

Die Augen verraten den Arsch.

Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.
(Dieses Sprichwort stammt aus dem Schauspiel „Wilhelm Tell“ (Uraufführung am 17. März 1804 in Weimar) von Friedrich Schiller (1759 - 1805), 3. Akt, 1. Szene. Es bedeutet, was man selber machen kann, brauchen keine fremden Handwerker tun, die man außerdem bezahlen müsste. Etwas, was sich besonders in den letzten Jahrzehnten immer weiter mit den Heimwerkern und Baumärkten verbreitet hat.
Der Text im Internet: www.friedrich-schiller-archiv.de/wilhelm-tell-text/3-akt-wilhelm-tell/3-aufzug-1-szene)

Die Backen aufgeblasen, der König kommt.

Die Bären brummen.

Die Bauern bitten nichts so sehr von Gott, als dass den Junkern die Rosse nicht sterben, sonst würden sie die Bauern mit Sporen reiten.

Die Bauern lehren einen Mores.

Die Bauern schlagen einander tot, aber die Edelleute machen einander die Kinder.

Die Begierde ist ein Land, da das Korn allzeit in der Saat, der Wein in Trauben, die Bäume im Blühen, die Vögel in Schalen sind. Sie ist ein Traum ohne Schlaf und das Land des verlorenen Sohnes, da allzeit Hunger ist.
(Bei Winckler steht dieses Sprichwort unter Nr. 800/72 in einem Stück. Im Deutschen Sprichwörter Lexikon macht Wander ganze drei daraus; Begierde Nr. 7 und 8 mit der korrekten Quellenangabe und „Die Begierde ist ein Traum ohne Schlaf.“ unter Begierde Nr. 9 ohne Quellenangabe.)

Die Begierde zum Golde macht die eiserne Zeit.

Die Besen kann man am wohlfeilsten geben, die man fertig stiehlt.

Die Besiegten dürfen nicht mucksen.

Die beste Hut ist, die der Mensch sich selber tut.

Die beste Klugheit lernt man von den Toren.

Die beste Kost, die nicht viel kost't.
(Das bedeutet, das Beste ist immer noch das Einfache und Preiswerte, das möglichst wenig kostet. Heute wird die Bedeutung des deutschen Sprichworts in der Werbung um etliches verstärkt mit: „Geiz ist geil!“ Die Kost oder Nahrung wird mit allen käuflichen Dingen gleichgesetzt und die Kosten sollen mit Geiz bis zum Unerträglichen gesenkt werden. Was dabei herauskommt, kann man täglich selbst erfahren: Man kauft oft nur noch mangelhafte Waren und Schrott, der sein Geld nicht wert ist Vergleichbares Sprichwort in Ägypten: „Die beste Kost ist die, welche den Bauch füllt.“ Hier wird aber anstelle der Kosten der Sinn und Zweck der Nahrung hervorgehoben sie soll in erster Linie satt machen Genauso sollte bei allen anderen Dingen nicht die Kosten, sondern die Qualität und der Wert einer Sache ausschlaggebend sein.)

Die beste Krankheit taugt nichts.

Die beste Kuh geht nicht zu Markt.

Die beste Mühle ist zwischen Wasser und Wind.

Die besten Fechter werden erschlagen, die besten Schwimmer kriegt`s Wasser beim Kragen.

Die besten Feinde sind, die zuvor drohen.

Die besten Freunde stecken im Beutel.

Die besten Gedanken kommen allzeit hinterdrein.
Die besten Gedanken kommen hinten nach.

Die besten Käse werden von den Mäusen angefressen.

Die besten Kirschen fressen die Vögelein.

Die besten Künstler haben das wenigste Geld.

Die besten Mahner sind die schlimmsten Zahler.
Gute Mahner sind böse Zahler.
Je ärger der Mahner, je schlimmer der Zahler.
Scharfe Mahner, schlimme Zahler.
Böse Zahler sind gute Mahner.
Die schlimmsten Zahler sind die besten Mahner.
(Wenn man einen Schuldner überzeugend genug mahnt, wird der Schuldner wahrscheinlich bezahlen, je überzeugender der Mahner auftritt, je besser wird der Schuldner zahlen. Manche Schuldeneintreiber oder Inkassobüros arbeiten möglicherweise auch mit Gewalt, was die Zahlungsbereitschaft wahrscheinlich erheblich steigert. Dafür steht das Sprichwort: „Guter Mahner macht guten Zahler.“ Die vorgenannten Sprichwörter zeigen aber, dass gute Mahner oft selbst schlechte Zahler sind.)

Die besten Meister arbeiten am wenigsten.

Die besten Schützen sind, so da fehlen.

Die besten Schwimmer ersaufen, und die besten Fechter werden erschlagen.
Die besten Schwimmer ertrinken, und die besten Klimmer brechen den Hals.

Die beste Schwiegermutter auf der Gänseweide (oder die ein grün Kleid anhat).
Die beste Schwiegermutter ist, die einen grünen Rock anhat.
(Das bedeutet, dass die beliebtesten Schwiegermütter die sind, auf deren Grab schon das Gras wächst.)

Die beste Zucht ist, die der Mensch sich selber tut.

Die beste Zucht sind gute Worte und harte Strafe.

Die Bettler sind den Hunden feind und die Hunde den Bettlern.

Die bewehrteste Alchemie ist, viel Einkommen haben und wenig ausgeben.
(Alchemie = Kunst des Legierens, Metallmischung, Chemie des Mittelalters, mystisch u. symbolisch verbrämte Chemie, Versuche, unedle Stoffe in edle, bes. in Gold, zu verwandeln.)

Die Bitte ist immer heiß, der Dank kalt.

Die bitterste Medizin ist die heilsamste.

Die Blassheit des Steuermannes ist ein Anzeiger bevorstehenden Ungewitters.

Die Blinden sehen's, die Narren merken's.

Die blutige Hand nimmt kein Erbe.

Die Bosheit nimmt oft der Frömmigkeit Rock, das man eins vom andern nicht erkennen kann.

Die Bosheit steht dir in den Augen.

Die Braut hat viel Zwiebel im Busen.
(Das bedeutet, sie stellt sich an, heult und schreit.)

Die Braut stirbt, ehe sie der Bräutigam zur Kirche führt.

Die braven Leute sind dünn gesät und sitzen weit voneinander.

Die Briefe von wahrer Freundschaft werden nicht mit Butter, sondern mit Diamanten versiegelt.

Die Brillen, durch die man in die Welt sehen will, müssen von Golde sein.

Die Buben haben Lust zu reiten und zu kriegen, die Mädchen zu Docken (Puppen) und zu Wiegen.

Die Bücher geben keine Handgriffe.

Die Buhlerei der Arbeit weicht, einen Arbeiter Venus selten erschleicht.

Die Buhler wissen allzeit, wie viel es geschlagen hat.

Die Butter schmilzt ihm noch im Munde.

Die den Fürsten verführen, vergiften den Brunnen des Landes.

Die den Hausvater Beelzebub heißen, die heißen vielmehr also seine Hausgenossen.

Die den Mann traut, die traut auch die Schuld.

Die den Vormittag nur mit ihrem Schmuck zubringen, die sind lose Haushälterinnen.

Die der Lampe bedürfen, füllen sie mit Öl.

Die Deutschen fressen und saufen sich arm, krank und in die Hölle hinein.

Die Deutschen kriegen mit Eisen, nicht mit Gold.

Die Deutschen vertreiben die Melancholie mit Saufen, die Franzosen mit Singen, die Spanier verbergen, die Welschen verschlafen und die Engländer vertanzen sie.

Die Dienste, welche man gottvergessen vom Satan erlangt, kosten Leib und Seele.

Die Dinge scheinen, die Menschen meinen.

Die disputieren suchen oft nur ihre Ehr und nicht Wahrheit, keiner will dem andern nachgeben, krähen und schreien gegeneinander, wie zwei Hähne um die Wette.

Die Disputierer weben ihren Hasengarn aus opinion und Dünkel, ihr Offizium ist zanken, bellen und beißen, dass ende ist verdrießlicher Rauch.
(opinion = Meinung; Offizium = Dienstpflicht, Daseinszweck. Bei diesem über 500 Jahre altem Sprichwort kommt mir unweigerlich das Parlament und im Besonderen die Regierung (und einzelne Minister) in den Sinn.)

Die Disputierer wetzen einander die Köpf und vernesteln einander das Hirn mit Syllogismus.
(Christoph Lehmann fügte 1630 an: “ der eine will das Grade krumm, der andere das Krumme grade, das Weiße schwarz und das Schwarze weiß machen.)

Die Dummen sterben nicht aus.

Die dümmsten Bauern haben (ernten) die dicksten Kartoffeln.

Die Dümmsten sind überall die Schlimmsten.

Die Edelleute in Bayern mögen jagen, so weit sich das Blaue am Himmel erstreckt.

Die Edelleute scheren die Bauern, die Advokaten aber die Edelleute.

Die Egel lässt nicht nach, sie sei denn voll Bluts.

Die Ehe ein Ehr- und Lehrstand ist, drin man viel lernt zu aller Frist.

Die Ehe ist Himmel und Hölle.

Die Ehen werden im Himmel geschlossen und die Torheiten auf Erden begangen.

Die Ehe und Liebe alle ist wohl Honig und Galle.

Die Ehrbarkeit ist ein Baum, der seine Fruchtbarkeit von dem Tau des Himmels nimmt und nicht von dem Mist der Erde.

Die Eifersucht ist eine böse Tochter von gutem Hause, nämlich von Ehre und Liebe.

Die einem drohen, wollen einem nichts tun.

Die eine webt, was die andere spinnt.
(Die eine erzählt das von der anderen gehörte weiter. Üble Nachrede und anderes werden weitergetratscht)

Die Einfalt meint, wenn es vor ihrer Türe nass ist, so regnet`s allenthalben.

Die Eisschollen des Winters machen den Frühling desto angenehmer, und die Sonne kommt uns nie schöner vor, als wenn sie nach einer Finsternis hervor tritt.

Die Eitelkeiten von der Welt sind Flugfeuer, die in der Luft zerspringen und nicht mehr als ein Stück verbranntes Papier und Dunst hinterlassen.

Die Elle dauert länger als der Kram.

Die Elster kann das Hüpfen nicht lassen.
Die Elster lässt ihr Hüpfen nicht.
(Das Wesen seiner Natur kann man nicht ändern.)

Die Eltern haben die Kinder lieber als die Kinder die Eltern.

Die Eltern können ihren Erben Haus und Hof hinterlassen, aber ein gutes Weib beschert Gott.

Die Erben des Geizigen sind allmächtig, denn sie können Tote erwecken.
(Mit den Toten ist das gehortete Geld des Geizigen gemeint. Solange der Geizige lebt, ist sein Geld sinnbildlich tot und gestorben, da er es zu seinen Lebzeiten nie gebrauchen würde. Erst wenn er gestorben ist, steht das Vermögen wieder für andere zum Gebrauch zur Verfügung und lebt wieder.)

Die Erbschaft geht vom Spieß auf die Spindel.
(Altes Rechtssprichwort. Nach dem früheren alten Recht haben nur die Männer (Waffenfähige Männer, mit dem Spieß gemeint) geerbt. Waren keine erbberechtigten Männer vorhanden, konnten auch Frauen (Frauen waren mit der Spindel des Spinnrades gemeint) erben, vorausgesetzt, die örtlichen Gesetze ließen das zu.)

Die Erde kann gegen den Himmel nicht pochen.
Die Erde kann nicht gegen den Himmel pochen.

Die Erde will Regen.

Die Ernte steht noch in weitem Felde.

Die erste Frucht der fleischlichen Liebe ist die letzte von der Weisheit.

Die erste Heirat ist ein Eh, die zweite ein Weh, die dritte nichts meh.

Die Erste in der Kirche, die Letzte beim Tanz sind zwei Blumen im Mädchenkranz.

Die erste Liebe die beste.

Die erste Maulschelle ist besser als zwei andre.

Die erste Nacht in der Hochzeit ist gemeiniglich (meist) die letzte in der Liebe.

Die erste Nacht verbrennen wir das Licht, die andere den Leuchter, die dritte sitzen wir gar im Finstern.

Die ersten Gedanken sind die besten.

Die Ersten sollen die Letzten sein.

Die erste Nuss ist nützlich, die zweite schädlich, die dritte tödlich.

Die erste Staffel von der Torheit ist glauben, dass man weise sei und die andere, sich dessen rühmen.

Die eselige Geduld lässt ihr nicht allein die Wolle abscheren, sondern dass Fell gar abstreifen.

Die Esel stehen am Berge.

Die Esel tragen das Korn in die Mühle und bekommen die Spreu.

Die Esel tragen den Hafer nach Hofe, die Pferde fressen ihn.

Die Eule gewinnt Adlersfedern.

Die Eule lobt den Tag nicht.

Die Eulen sehen nichts, sind aber so witzig, dass sie nicht unter die Vögel kommen.

Die Eulen und die Raben, zwei die ein Buhlen haben, können sich nicht wohl betragen.

Die Eule trägt ihr Recht auf dem Buckel.

Die Eule weiß nichts vom Sonntage.
Eulen wissen nichts vom Sonntage.
(Das bedeutet, die Handlungsweise oder das Denken mancher böser oder einfältiger Menschen wird durch den Wochentag oder Sonntag nicht beeinflusst. Besonders früher wurde es schlecht angesehen, wenn der Sonntag nicht beachtet wurde und auch heute ist der Sonntag gesetzlich festgelegt ein in vieler Hinsicht besonderer Tag.)

Die Fasten kann man am besten an fremden Tischen verkürzen.

Die Faulen kehren sich lang im Bett und wenden dem Teufel den Braten.

Die Faulen und Dreisten schreien am meisten.

Die Feder auf den Hut, das Schwert an die Seite.

Die Feder das Schwert regieren tut, darum steckt man sie an den Hut.
Die Feder regiert das Schwert, drum steckt man sie auf den Hut.

Die Feder fliegt dahin, wo man sie geblasen.

Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

Die Federn sind oft besser als der Vogel.

Die Federn verraten den Vogel.

Die Feder schwimmt oben.

Die Ferne sind, tun einem keinen Schaden.
(Zur Entstehungszeit dieses Sprichworts vor dem 16. Jahrhundert stimmte es. Heute im Zeitalter des Internets, wo Nachrichten (auch falsche und Lügen) in Sekunden um die ganze Erde verbreitet sind und Flugzeuge und Raketen in Minuten oder Stunden jedes Ziel erreichen können, kann man nicht mehr daran glauben.)

Die fette Ziege weiß nicht, wie der magern zu Mute ist.

Die Filialisten gehören der Mutter tot und lebendig.
(Ein altes Rechtssprichwort. Mit Filialisten sind kleine Ansiedlungen gemeint, die keine eigene Gemeinde sind oder keine eigene Kirchen besitzen. Sie sind bei einer andern Gemeinde mit Kirche eingepfarrt, müssen dort zum Gottesdienst gehen und auf dem dazugehörigen Friedhof ihre Toten beerdigen. Ebenso sind sie zur Unterhaltung der Kirche verpflichtet und müssen anteilig für alle Kosten mit aufkommen.)

Die Finger sticht, wer Rosen bricht.

Die Finsternis sei noch so dicht, dem Lichte widersteht sie nicht.

Die Fische haben ein schön Ansehen, denen der Kopf weit vom Schwanz steht.

Die Fische haben gut leben, sie trinken, wann sie wollen.

Die Fische, so aus der Reuse sind, wären gern hinein; die aber drinnen sind, wären gern wieder heraus.

Die fleißige Hand erwirbt, die faule (Hand) verdirbt.

Die Fliege ist, wird der Sommer heiß, der kühnste Vogel, den ich weiß.

(Dieser Spruch stammt aus Freidanks Bescheidenheit, Kapitel 43 „Von Tieren“. Die obige Fassung wurde so von Karl Simrock 1867 ins Neudeutsche übertragen. In der Fassung von 1834 von Wilhelm Grimm klingt er noch so: „Diu vliege ist, wirt der sumer heiz, der küenste vogel, den ich weiz.“.)

Die Fliegen setzen sich am meisten auf die mageren Pferde.
Die Fliege setzt sich immer auf ein mageres Pferd.

Die Flucht siegt.

Die Frauen sind unrichtige Uhren.

Weiber sind unrichtige Uhren.

Die Frau hat die Hosen an.

Die Frau kann mit der Schürze mehr aus dem Hause tragen, als der Mann mit dem Erntewagen einfährt.

Die Frau muss selber sein die Magd, soll`s gehen, wie es ihr behagt.

Die Frau vertraut ihrem Mann beide, Gut und Haut.
(Dieses alte Rechtssprichwort bedeutet, wenn früher eine Frau einen Mann heiratet und sich ihm hingibt, gab sie damit auch alle Rechte an ihrem Eigentum auf,. Nur der Mann durfte entscheiden und die Frau brauchte in der Ehe die Erlaubnis des Mannes, um über ihr eigenes Gut zu verfügen.)

Die Freiheit besteht darin, dass jeder tut, was er soll.
Die Frösche sind allweg des Storchen Speise.
Die Freiheit hat ein armer Mann,
das man ihn doch lässt betteln gahn,
ob man ihn gleich sieht übel an.

(An etlichen Orten haben Arme diese Freiheit nicht, betteln verboten.)

Die Freude ist der Schlüssel zum Glück.

Die fröhliche Musik vertreibt keinem sein Zahnweh.

Die Frommen siegen im Erliegen.

Die Frösche gehn dem Bache zu, legt man sie schon an Ketten.

Die Frösche sind allweg des Storchen Speise.

Die Frösche tun sich selber Schaden,
wenn sie den Storch zu Hause laden.


Die Furcht des Herrn ist ein gesegneter Garten:
Die schönsten Blumen und Früchte wachsen darin.


Die Frucht ist wie der Baum.
(Das Sprichwort stammt aus der Bibel,
Das Evangelium nach Lukas 6, 44: „Ein jeglicher Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt.“)


Die Füchse fressen alte und junge Hasen.

Die Furcht bewacht den Forst.
(Das bedeutet, die Furcht vor dem Förster und von ihm bei Verbotenem erwischt zu werden, verhindert, Verbotenes zu tun.)

Die Furcht ist oft größer denn die Gefahr.
(Das bedeutet, wer sich zu viel und stark fürchtet, für den ist die Furcht selbst die Gefahr, nicht der vermeintliche Grund der Furcht. Ein Beispiel ist die Furcht vor Ausländern und Überfremdung in manchen Teilen Deutschlands, in denen im Vergleich zu anderen Landesteilen sehr wenig Fremde sind. Dort hat man Furcht vor den eigenen Vorstellungen und Gespenstern, die man selbst heraufbeschwor.)

Die Furcht macht Beine.

Die Furcht tut viel weher als die Gefahr selbst.


Die Fürsten haben der Pferde Art: Sie stallen gern, wo es schon nass ist.

Die Fürsten haben viele Augen, lassen aber nur zweie sehen.

Die Füße empfinden es am meisten, wenn man auf den Stecken reiten muss.
(Das originale Sprichwort oben bei Paul Winckler (Nr. 1000/95) aus dem Jahr 1685 sagt etwas anderes aus, als der Spruch, den Wander daraus 1867 für sein Deutsches Sprichwörter Lexikon macht: Band 1, Spalte 1296, Fuss Nr. 25: „Die Füße merken es zuerst, wenn man auf Stecken reitet.“. Einer von vielen Sprüchen, die bei Wander nicht mehr dem eigentlichen Sprichwort entsprechen.)

Die Gaben sind wie die Geber.

Die Galgen hat man abgeschafft, die Diebe sind geblieben.

Die Gänse gehen überall barfuß.

Die Gans geht so lange zur Küche, bis sie am Spieß stecken bleibt.

Die Gans lehrt den Schwan singen.

Die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen.

Die ganze Nacht gesoffen ist auch gewacht.

Die gebratenen Tauben fliegen einem nicht ins Maul.

Die Geduld ist aller Schmerzen Arznei.

Die Geduldschule hat mehr Freiheiten, als alle hohen Schulen Deutschlands.

Die gefährlichsten Sommer sind die fruchtbarsten.

Die Gegenwart ist unser.

Die Geiß kriegt früh einen Bart.

Die Geiß soll weiden, wo sie angebunden ist.
(Die Ziege kann sich nur im Bereich bewegen, wo sie angebunden ist. Deswegen kann sie auch nur im für sie erreichbaren Bereich das Gras fressen. Das Sprichwort bedeutet, auch die Menschen können sich nur mit den Mitteln ernähren oder ihrer bedienen, die im Bereich ihrer Möglichkeiten liegen. Wer mehr oder Unmögliches will, wird Probleme bekommen und scheitern. Für Unternehmungen bedeutet das zu viel wollen den Konkurs. Vergleichbare Sprichwörter in vielen Ländern auch in Afrika.)

Die geistliche Kappe ist oftmals ein schöner Teppich, der garstige Mauern deckt.

Die Geistlichen sollen bei ihrer Bibel bleiben.

Die Geiß will auch einen langen Sterz.

Die Gelehrten, die Verkehrten.

Die Gelehrtesten sind nicht immer die Klügsten.

Die Gemütsneigungen sind böse Richter.

Die Gerade geht nicht über die Brücke.

Die Gerechtigkeit ist wohl oft krank, sie stirbt aber nicht.

Die Gerechtigkeit und Wahrheit sind die ältesten Töchter vom Himmel, weil Gott ihr Vater ist.
Die Wahrheit ist die älteste Tochter vom Himmel, weil Gott ihr Vater ist.
(Ähnliches Sprichwort: Wahrheit ist der Zeit Tochter.)

Die Gerste wird vor dem Hafer reif.

Die Geschmäcker sind verschieden.

Die Gestalt im Spiegel, das Herz im Wein.

Die Gesunden geben den Kranken guten Rat.

Die Gesunden und Kranken haben ungleiche Gedanken.

Die geteilten Mahle sind die besten.

Die Gewaltigen handeln mit Geld, die Schwachen mit Recht.

Die Gewohnheit ist der Natur Meister.

Die gezählten Schafe frisst der Wolf auch.

Die giftigsten Zeitlosen sind bei Hofe.

Die Gläubigen bestehen, die Gottlosen vergehen.

Die Gleisner*11 werfen oft einem ehrlichen Mann einen Brand ins Haus und wenn es brennt, sind sie geschäftig im löschen und schüttet oft mehr Öl als Wasser drein.

Die Glieder tun dem Geringsten die meiste Lieb und Ehr.

Die Glocken klingen weit anders, wenn einem sein Freund stirbt.

Die Glocken läuten anderen zur Kirche, kommen aber selbst nicht hinein,
Die Glocke ruft zur Kirche, kommt aber selbst nicht hinein.

Die Glocken sind des Todes Trompeten.

Die Glückseligen sterben beizeiten.

Die Gott fürchten, haben Geduld, bis sie Gott ansieht.

Die Gottlosen rennen Spornstreichs der Höllen zu und fürchten sie versäumen sich derselbigen.

Die Gottseligkeit lässt oftmals viel Tränen fallen aus einem lachenden Gesicht.

Die Grenzen gehen, wie das Wasser rinnt und die Kugel walzt.
(Das bedeutet, Landesgrenzen folgen oft den geografischen Gegebenheiten. In einem Tal mit Bach ist Bach- oder Flussmitte die natürliche Grenze. In trockenen Tälern ist meist der tiefste Punkt die Grenze.)

Die großen Gedanken kommen aus dem Herzen.

Die großen Humpler machen die meisten Späne.

Die großen Kreuze tragen die Bauern voran, die Kreuzlein die Pfaffen hinterdrein.
Die Pfaffen tragen die kleinen Kreuze hintennach, die Bauern die großen voran.

Die großen (größten) Stümper machen die meisten Späne.
(Das Sprichwort hat seinen Ursprung in der Bibel; Die Sprüchen Salomos 26, 10)

Die Größe tut's nicht, sonst überliefe die Kuh den Hasen.
Es ist nicht an der Größe gelegen, sonst überliefe eine Kuh den Hasen.

Die größte Eintracht wächst nicht eben, wo jeder will, was der andre.

Die größten Bäume im Lande waren einmal schwache Reislein.

Die größten Räuber sind Weiber, Wein und Würfelspiel.
Die größten Räuber sind Wein und Würfelspiel und Weiber.

Die größte Plage ist ein Mensch dem andern.

Die Gunst eines Fürsten ist mit Gefahr umgeben.

Die gute Bergreien singen können, sind selten gute Arbeiter.

Die gute Meinung deckt alle Fehler.

Die guten Christen sind dünn gesät.

Die guten Jahre müssen (helfen) die schlechten tragen.

Die gute Ware lobt sich selbst.
Die Hab ist wie der Haber.

Die Hähnlein wollen dem Hahn vorkrähn.

Die Hand Gottes schlägt manchen stolzen Helden zu Tode.


Die Hand, so den Eid aufnimmt, kann ihn auch erlassen.

Die Hand vom Sacke! das Mehl ist verkauft!

Die Hand will allezeit bei der Wunde sein.

Die Hasen fängt man nicht mit der Trommel.

Die Hässlichkeit vom Gesicht schmückt sich am besten mit der Hoheit des Gemütes.

Die Haue will einen Stiel haben.

Die Hausehre liegt am Weibe.
Hausehre liegt am Weib und nicht am Mann.
(Das bedeutet, Hausehre ist das Ansehen eines Hauswesens, welches durch die Frau, wirtschaftlich und sittlich gestützt wird. Früher wurde auch die Hausfrau selbst Hausehre genannt (auch, die Ehefrau ist seine Haustreu, Hausfreude, Hauszierde). Außerdem stand es im Mittelalter für Häuslichkeit und Wirtschaftlichkeit, welche nach Meinung des Sprichworts ganz vorzüglich eine Pflicht der Frau sei. Auch früher wurde manches ins Negative verkehrt und aus Hausfrau ein Hauskreuz, aus Hausmutter eine Hausotter, aus Hausfreude ein Hauskreuz oder aus Hausehre eine Hausbeschwere.)

Die Hausfrau darf nicht sein eine Ausfrau.
Eine Hausfrau sei keine Ausfrau.

Die Hausfrau (Hausmutter) hat fünf K zu besorgen: Kinder, Kammer, Küche, Keller, Kleider.

Die Haut ist kein Narr: wenn sie alt wird, so rümpft sie sich (runzelt sie).

Die Hechte werden deswegen in die Teiche gesetzt, damit die andern Fische nicht faul werden.
Setze Hechte in den Teich, dass die Fische nicht faul werden.

Die Hechte werden von kleinen Fischen groß.
Von kleinen Fischen werden die Hechte groß.
Kleine Fische machen große Hechte.
Von kleinen Fischen werden die Hechte groß und von den Bauern die Mönche feist.
(Vergleichbares Sprichwort: Große Fische fressen die kleinen. Das bedeutet, von der Arbeit der Masse der kleinen Leute profitieren die Großen und Mächtigen.)

Die heidnische Weltweisheit mag wohl in die Kirche kommen, man muss sie aber nicht auf den Altar setzen.

Die Heiligen holen ihr Wachs wieder.

Die Heiligen lassen nicht mit sich spaßen.

Die Heiligen reden nicht und rächen sich dennoch.

Die heiße Sonne sticht nach einem Regen.

Die Henne, die zu früh gackert, legt auf den Tag ein Windei.

Die Henne kann nicht scharren, ehe sie aus der Schale gekrochen.
(Es braucht alles seine Zeit und es geht nur eins nach dem anderen.)

Die Henne trägt das Hauptrecht auf dem Schwanze.

Die Herren müssen die Bauern kaufen, die Bergleute kommen von selber gelaufen.

Die Herren schlagen einander den Ball zu.

Die Herren sind schon gut, nur die Diener sind des Teufels.

Die Herren von der Klerisei versalzen uns gar oft den Brei.
(Klerisei = veraltet für Klerus; geistlicher Stand, Priesterschaft, Pfaffentum; wird oft abwertend gebraucht.)

Die Herrscher wechseln nie, es wechseln nur die Namen.

Die Hessen können vor neun nicht sehn.

Die Hintertür lass offen stehn und den Doktor seiner Wege gehn.

Die Hiobspost kommt nach.

Die hoch stehen, müssen viel übersehen.

Die höchste Wollust*35ist, die Wollust*35 überwinden.

Die Hoffart misst sich nach der langen Elle.

Die Hoffnung des ist gar umsonst, der sich verlässt auf Pöbels Gunst: Er wird betrogen allezeit, betrügt auch selbst andre Leut.

Die Hoffnung ist das Seil, daran (an dem) wir uns alle zu Tode ziehen.
Hoffnung stößt vielen das Hertz ab: ist ein langes Seil, daran sich viele zu Tode ziehen.

Die Hoffnung ist ein wunderliches Ei, da einer die Schalen, der andere das Weiße und wenige den Dotter finden.

Die Hoffnung ist (mir) in den Brunnen gefallen.

Die Hoffnung ist unser, der Ausgang Gottes.

Die Hoffnung ist zu Wasser geworden.

Die Hoffnung stärkt das Herz und ist ein süsses Leiden.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Die Hofzucht bringt die Franzosen.

Die Hölle ist voll guter Meinungen.

Die Hölle und der Argwohn (arge Wahn) werden nimmer satt.

Die Holsten verteidigen ihr Recht mit dem Schwert.

Die hölzernen Anschläge sind die besten.

Die Hunde bellen (Der Hund bellt), aber die Karawane zieht weiter.
Die Hunde bellen (Der Hund bellt), die Karawane zieht weiter.
Die Hunde bellen (Der Hund bellt) und die Karawane zieht weiter.
„bellen“ über jemanden gehässig reden (kritisieren, schlecht machen). Sich nicht um das Gerede von Kritikern und anderen kümmern, sondern unbeirrt von Widerstand die eigenen Ziele weiter verfolgen.
International verbreitetes Sprichwort (armenisch, spanisch, indisch, kurdisch, türkisch), wahrscheinlich türkischen Ursprungs.

Die Hunde bellen's in der Stadt aus.
Es bellen's die Hunde in der Stadt.
(Das bedeutet, es ist etwas allgemein bekannt und die Spatzen pfeifen es von allen Dächern.)

Die Hunde, die die Wölfe verjagen sind so gut als die sie fangen.

Die Hunde nehmen den Kindern das Brot, nicht den Alten.

Die Hühner legen Eier durch den Kröpf.

Die Hur kommt leicht ins Haus, aber langsam wieder draus.
Die Hure kommt schnell ins Haus, aber langsam (wieder) heraus.

Die Hurer legen den Leib zur Buhlschaft, die Seele zum Teufel.

Die Husaren beten um Krieg und der Doktor ums Fieber.
Husaren beten um Krieg und der Doktor ums Fieber.

Die ihr eigenes versäumen, haben viel zu regieren in andrer Leute Häusern.

Die Immen können das Fluchen nicht leiden.

Die in eines Brot sind, müssen auch in seinem Besten sein.

Die irdische Liebe führt allezeit was Bitteres mit sich.

Die ist genug geschmückt, die es tun kann und nicht will.

Die Jahre wissen mehr als die Bücher.

Diejenigen, so Gesetz und Ordnung machen, sind gebrechlich, also sind die Gesetze und Ordnung gebrechlich und vergänglich.

Die Jugend ist kein Fehler und das Alter kein Verdienst.
(Dieser Spruch taucht erstmalig 1870 im 2. Band von Wanders Deutschem Sprichwörter Lexikon, Spalte 1043 unter Jugend Nr. 38 ohne eine Quellenangabe auf. Wahrscheinlich war es kein Sprichwort, sondern Wander hat diesen Spruch selber produziert. Inzwischen ist er oft von Wander abgeschrieben und in vielen Sammlungen enthalte. Selbst in jüngerer Zeit wurde der Spruch als Sprichwort zitiert oder fälschlich als Zitat in Verbindung mit  Willy Brand oder Kretschmann gebraucht.)

Die Jugend muss sich austoben.

Die Jugend schnell verschwind, wie eine Blume oder Wind.

Die Jugend soll das Alter ehren, das Alter die Jugend zum besten halten.

Die Jugend soll erwerben; das Alter mag davon zehren.
Die Jugend soll erwerben, dass das Alter zu verzehren hab.
Die Jugend soll erwerben, was das Alter verzehrt.

Die Jugend will gebraucht sein.
(Dieses Sprichwort richtet sich nicht an andere oder fordert sie auf, die Jugendliche Generation für irgend etwas zu gebrauchen, damit die sich gebraucht fühlt. Es richtet sich vielmehr an jeden einzelnen Jugendlichen selbst, die eigene Jugend nicht zu verschwenden, sondern sie für sich selbst zu gebrauchen und nutzbringend zu gestalten. Jeder Mensch hat nur ein Leben und eine Jugend. Wenn diese Jugend verschwendet wird, unabhängig vom Grund hat jeder einzelne nur selbst den Schaden, egal wie viel Schuld er anderen auch später noch dafür gibt. Wer seine Jugend versäumt, wird sie nie wieder nachholen können, keine Anstrengung oder Geld wird sie zurückbringen oder kompensieren können. Das gilt auch für alle anderen Zeiten im Leben. Nicht umsonst lautet ein anders Sprichwort: „Die Jugend soll erwerben, was das Alter verzehrt.“ Das beinhaltet nicht nur die Materiellen Dinge oder Reichtum, sonder ebenso Erlebnisse, Erfolge und Niederlagen, Abenteuer und Erinnerungen.)

Die Jungen bringen den Alten selten was.

Die jungen Raben brauchen Futter.

Die jungen Raben sind wie die alten geschnäbelt.

Die Jungen sollen bei den Alten die Ohren brauchen, nicht das Maul.

Die Jungen sollen zum Tische einen hungrigen Magen, und einen müden Leib zu Bette tragen.
Die Jungen soll man lehren, die Alten ehren, die Weisen fragen, die Narren vertragen.
Die Jungen soll man lehren, die Alten soll man ehren, die Weisen soll man fragen, die Narren ertragen.
Alte soll man ehren, Junge soll man lehren, Weise soll man fragen, Narren (soll man) vertragen.
(Mehrere Versionen desselben Sprichwortes, das ähnlich in verschiedenen Ländern bekannt ist. Gefährlich wird es, wenn die Jungen meinen, den Alten etwas raten oder vorschreiben zu können, ohne vorher genügend gelernt zu haben, wie es heutzutage oft gemacht wird. Man sollte erst alle Zusammenhänge kennen, bevor vorschnelle Entscheidungen irreparabele unerwünschte oder unbedachte Folgen haben. Ebenso sollte nichts von Älteren gefordert werden, was die Jüngeren selbst nicht bereit sind, zu befolgen. Der Lebensstandard und Vorteile, welche die Jugend heute geniest und für ihre Zukunft einfordert, wurde in der Vergangenheit von den Älteren erst durch Anstrengungen und Verzicht erarbeitet. Siehe auch ein ähnliches Sprichwort: Das Alter soll man ehren, der Jugend soll man wehren.“)

Die Jungfer gibt's billig und willig.
Eine Jungfer gibt's billig und willig.

Die Jungfernschaft ist ehrenwert, doch nimm vorlieb, was Gott beschert.

Die Jungfrauen sind betrüglich.

Die Jungfrauen sind von bösem Sinn, falsch reden, das ist ihr Gewinn.

Die Jungfrauschaft ist unwiederkäuflich.

Die Jungfrau sieht schön aus, hat aber bösen Sinn.
(Mancher (nicht nur Jungfrauen) mit schönem Aussehen hat einen schlechten Charakter und hat Böses im Sinn.)

Die jüngsten Haare grauen gemeiniglich am ersten.