Deutsche Sprichwörter  mit K

Deutsche Sprichwörter
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Wie macht / produziert man Sprichwörter?

Dafür muss man laut Wander: „das für diesen Zweck gebildete Sprachgefühl – ich (Wander) möchte es das Sprichwörterohr nennen – besitzen. . . und dann kann nichts als das rasch erkannte Gepräge, das dem Sammler eigene Sprachgefühl, der Sprichwörter-Instinkt, wenn ich so sagen darf, entscheiden.
Ich habe die Sprichwörter nach den obigen Ansichten aufgenommen, auch von keinem meiner geehrten Mitarbeiter einen tabellarischen Nachweis darüber verlangt, ob es ein wirkliches, normal entstandenes, durch Volksbeschluss als solches bestätigtes Sprichwort und nicht ein untergeschobener Wechselbalg sei; . . und mein Leben schien mir zu kurz, um bei jedem einzelnen Ausspruch, den ich bei einem Schriftsteller, in einer Zeitung angeführt fand, oder der mir von einem Sammler und Mitarbeiter geboten wurde, lange und unfruchtbare Erörterungen obiger Art anzustellen. Wenn ich ein Sprichwort einmal auf der Straße oder im Umgange hörte, wenn ich es einmal in einer Schrift angeführt fand, wenn es mir als Sprichwort zugesandt wurde, so nahm ich es in meine Sammlung auf. So ganz ohne Prüfung bin ich indes nicht verfahren; ich sah zunächst schon auf den sprichwörtlichen Charakter und suchte womöglich die Quelle anzugeben, aus der geschöpft war, das Land oder den Ort, wo es vernommen worden u. s. w.,“
(aus der Vorrede zum ersten Band des Deutschen Sprichwörter Lexikons Seite 13 - 14)

Aus den Text von Abraham a Sancta Clara hat Karl Friedrich Wilhelm Wander geschöpft und laut seinem Vorwort sämtliche Sprichwörter, Gleichnisreden, überhaupt alles, was sprichwörtliches Gepräge habe, sorgfältig gelesen und ausgezogen und 1838 in seinem Buch „Abrahamisches Parömakon“ veröffentlicht. Dass die Sprichwörter augenscheinlich nicht bekannt sind, soll der Ursache geschuldet sein, dass sie von Abraham a Sancta Clara so eigentümlich formuliert sind und wohl selten angewandt werden.

Die ersten 5 „Sprichwörter“ aus „Judas Der Ertz-Schelm“ von Abraham a Sancta Clara ausgezogen lauten in Wanders Buch „Abrahamisches Parömiakon“ von 1838, teilweise mit anderem Wortlaut als bei A. a Sancta Clara:
 
1. Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich. — Nicht weniger tut das Übermaß des Weintrinkens ungebührende Venusflammen in dem verwandten Leib erwecken.
 
2. Weiber und Weinbeeren machen alle Beutel leer.
Oder:
3. Die vollsten Beutel machen Weiber und Weinglas eitel.
 
4. Auf den Weinmonat folgt im Kalender der Wintermonat, also auf vieles und ungezähmtes Weinsaufen geht es gemeiniglich kühl her und schleicht die Armut ein, wie ein stummer Bettler.
 
5. Die Kandel und Andel bringen einen armen Wandel, deswegen sollte Bacchus von Rechtswegen in der einen Hand einen Regimentsstab, in der andern einen Bettelstab führen; nicht weniger auch Venus tut die Taschen leeren.
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Der Originaltext aus „Judas Der Ertz-Schelm“ von Abraham a Sancta Clara, Bd. 1. Salzburg, 1686, auf Seite 4 bis 5 lautet:
"Zu Dotrecht in Holland war nicht gar vor vielen Jahren ein Gesell, welcher fein sauber all das Seinige verschwendet durch stete Schlemmerei und Unsauberkeit, denn diese beide gemeiniglich verwandt sind und wenn Bacchus hinter dem Ofen sitzt, so heizt die Venus ein und sind diese so nahe beieinander, wie der Knopf bei der Hose. Auch zeigt es die öftere Erfahrung, dass Feuchtigkeit und nässe den Kalk anzündet, nicht weniger tut das Übermaß des Weintrinkens ungebührende Venusflammen in dem verwanden Leib erwecken, die Weiber aber und Weinbeere machen mehristen Teil alle Beutel eitel und gleichwie in dem Kalender auf den Weinmonat der Wintermonat folget, also auf vieles und ungezähmtes Weinsaufen geht es gemeiniglich kühl her und schleicht die Armut ein, wie ein stummer Bettler. Dessenthalben soll Bacchus von Rechts wegen in einer Hand ein Regimentsstab, in der anderen Hand ein Bettelstab führen. Nicht weniger auch Venus tut die Taschen leeren, bringen also die Kandl und Andl einen Menschen zu einem armen Wandel."
(Andere Ausgaben sind gleichlautend.)

Allein das „Sprichwörterohr“ von Wander erkannte diese „Sprichwörter“, unabhängig davon, das sie nicht als Sprichwörter im Umlauf waren. Alle Stellen, in denen diese als „Sprichwörter“ auftauchen, datieren nach 1838 und haben wohl aus Wanders Werk geschöpft. Aus der Zeit vorher gibt es keine auffindbare Quelle, in der einer dieser Sprüche außerhalb des Textes von Abraham a Sancta Clara zitiert, oder als Sprichwort bezeichnet wird. Das schließt nicht aus, das Sancta Clara an anderen Stellen auch Sprichwörter gebraucht hat. Die sind aber dann unabhängig von ihm auch bei anderen Autoren als Sprichwörter zu finden.
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Einträge im Deutschen Sprichwörter Lexikon von Wander:
   
1. Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich.
(Stichwort Kalk Nr. 13, angegebene Quelle: Parömiakon, 1.)

2. Weiber und Weinbeer machen alle Beutel leer.
(Stichwort Weib Nr. 1128, angegebene Quelle: Parömiakon, 2, Leipziger Tageblatt, Nr. 260 vom 16.9.1864, Seite 1 (Spruch von Abr. a Sancta Clara))
(Möglicherweise hat Wander diesen Spruch in Anlehnung an ein anderes Sprichwort bei Sailer, Seite 100 formuliert: „Drei W machen viel Beutel leer: Würfel, Weiber, Weinbeer'.“ Würfel oder Spiel in Verbindung mit Weib und Wein oder Weinbeere kommen auch in anderen Sprichwörtern und bei anderen Autoren öfters vor.)

3. Die vollsten Beutel machen Weiber und Weinglas eitel.
(Stichwort Beutel Nr. 24, im Sprichwörter Lexikon von Wander ohne Quellenangabe.)

4. Auf den Weinmonat folgt der Wintermonat.
(Stichwort Weinmonat Nr. 1, angegebene Quelle: Parömiakon, 4.)

5. Kandel und Andel bringen einen armen (bösen) Wandel.
(Stichwort Kandel Nr. 1, angegebene Quelle: Parömiakon, 5)
    Andel und Kandel machen einen bösen Wandel.
(Stichwort Andel (Diminutiv von Anna), angegebene Quelle: Parömiakon, 5)
Weitere von Wander angegebene Quellen, in denen aber ein etwas anderer Text für das Sprichwort steht. Wander bemängelt den anderen Text bei Karl Simrock als Druckfehler. Wahrscheinlich hat Braun 1840 von Wander (1838) abgeschrieben und den Text etwas verändert, alle anderen dann von ihm.:
    Kandel und Andel bringen einen warmen Mantel.
(Braun 1840, Nr. 1740; Marbach 1842, Seite 52; Simrock 1846, Nr. 5395; Wilhelm Körte zweite Auflage 1861, Nr. 4085 (sind ein warmer Mantel.) Nicht in Körtes 1. Auflage von 1837 enthalten)
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Von Wander angegebenen Quellen zu Sprichwörtern von Abraham a Sancta Clara stammen aus seinem eigenen Buch „Abrahamisches Parömakon“ von 1838, also von ihm selbst oder von anderen, die ihrerseits von ihm abgeschrieben haben. So kann man aus Texten vieler Autoren mit etwas Geschick und Sprichwörterohr Sprichwörter herausziehen und mit Wortumstellungen zu Sprichwörtern machen. Auf Seite 5 der Vorrede in Band 1 des Sprichwörter Lexikons zitiert Wander aus einem Gutachten der Gesellschaft für deutsche Sprache in Berlin „Weil es als Münze, unbesehen und unverändert umläuft, wird nicht jeder Denk- noch Sinnspruch zum Sprichwort." Leider richtet sich Wander nicht danach. Etliche seiner „Sprichwörter“ sind keine Sprichwörter, da sie nie als Sprichwörter unter den Menschen bekannt geworden sind oder umgehen. Sie bleiben, was sie vorher waren, Zitate aus Büchern anderer Autoren, auch wenn sie später bei Wander als „Sprichwörter“ abgeschrieben wurden. Nur wenn sie auch in anderen Quellen zu finden sind, sind es wahrscheinlich wirklich Sprichwörter.

Ein Beispiel für ein echtes Sprichwort durch ältere Quellen:
„Er schickt sich in alle Sättel.“ steht in „Abrahamisches Parömakon“ unter Nr. 2764. Bei A. a Sancta Clara steht im „Wohl angefüllter Weinkeller“ auf Seite 471: „Ein Schmeichler schickt sich in alle Sättel.“ Hier hat auch Sancta Clara ein Sprichwort zur Verdeutlichung seiner Gedanken verwendet. Ältere Quellen finden sich in der deutschen Ausgabe der Baierische Chronik von Johannes Aventin (1477 - 1534), herausgegeben 1566 (Auf alle Sachen und alle Sättel geschickt.), in „Florilegium Ethico-Politicum“ von Jan de Gruytere (1560 - 1627) aus dem Jahr 1612 und 1630 im Politischen Blumengarten von Christoph Lehmann (1568 - 1638), (bei beiden : „Zu schimpf und ernst auf alle Sättel gerecht.“).
   
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Aus einem Gutachten von Dr. Karl Rosenkranz, Rat 1. Klasse und ordentlicher Professor an der Königlichen Universität zu Königsberg zur Sprichwörtersammlung „Preussische Sprichwörter“ von H. Frischbier aus dem Jahr 1864 in der 2. Auflage 1865, Seite 320:

„Sprichwörter erfindet man nicht, sondern man findet sie.“

Leider hat Wander in seinem Deutschen Sprichwörter Lexikon zu viel erfunden. Auf dieser Website sind die Sprichwörter dagegen in den originalen Quellen gefunden worden.
   
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Kaffee und Leckerli, bringen den Bürger ums Äckerli.

Kaiser bringt das Geleit mit sich.


Kaiser Karls warmes Bad ist des einen Nutz, des andern Schad.

Kalbfleisch (ist) Halbfleisch.
(Leichtsinnige und unerfahrene junge Leute in Staatsämtern und Würden sind Kalbfleisch.)

Kalbfleisch hängt man nicht in den Rauch.

Kalbfleisch und Kuhfleisch kochen nicht zugleich.
Alt Kuhfleisch und Kalbfleisch sieden nimmer gleich.
(Dieses Sprichwort steht 1630 bei Christoph Lehmann unter der Überschrift: „Ob ein Junger Man ein alt Weib wegen Geld und Guts soll nehmen.“)

Kalte Hände, warme Liebe.
Kalte Hand, warmes Herz.

Kalt Eisen brennt nicht.

Käm ein Armer ins Schlaraffenland, so wär er doch arm.

Kampf ist Muthwille.

Käm's, ich nähm's.

Kandel und Andel bringen einen bösen Wandel.
(Kandel und Andel = Wein und Weiber. Das Sprichwort soll eine Warnung vor den bösen Folgen von zuviel Wein und Alkoholgenus und Ausschweifungen körperlicher Art sein. In der Sammlung von Karl Simrock steht unter Nr. 5395 durch einen Druckfehler falsch „warmer Mantel“)

Kann ich nicht mehr, so will ich doch sauer dreinsehen.

Kann man den Feind nicht schlagen, so muss man ihn schrecken.

Kannst du das Geld brauchen, so bist du sein Herr, wo nicht sein Knecht.


Kannst du fliehen, versteh mit Ehren, so fliehe.

Kannst du Karren schieben, kannst du Arbeit kriegen.

Kannst du nicht auf den Berg, so bleib doch nicht im Tal.

Kannst du nicht im Vorderzug sein, so zieh im Tross nach.

Kannst du nicht mit Wagen fahren, so fahre mit einem Karren.
Wer nicht kann mit einem Wagen fahren, der fahre mit einem Karren.

Kannst du nicht Pfaff werden, so bleibe (werde) Küster.

Kannst du nicht werden Magister, so bleib ein Küster.

Kannst du regnen, kann ich auf Holzschuhen gehen.

Kannst du regnen, so kann ich auf Stelzen gehen.

Kannst du's, so treib es; weißt du's, so üb es.

Kannst du was, dann bist du was. Bist du was, dann hast du was.


Kann unser Herrgott regnen, so können die Reichen auf Stelzen gehen.

Kappen, Kleider und Kalk verdecken manchen Schalk.
Kappen, Pfeffer und Kalk, verbergen manchen Schalk.
Pfeffer, Kappe und Kalk verdecken manchen Schalk.

Karges Weib geht oft zur Kiste.
Die karge Frau geht am meisten zur Kiste.

Karges Weib geht selten zur Kiste.
(Eigentlich widersprechen sich die beiden obigen Sprichwörter. Körte erklärt es so: „Selten, um etwas heraus zu nehmen; oft, um nachzusehen und sich daran zu weiden.“)

Kart aus der Hand, willst du gewinnen.
(Das bedeutet, wer spielt, wird auch verlieren. Nur, wer die Spielarten aus der Hand legt und nicht mehr spielt, kann am Ende gewinnen.)

Kartenspiel ist des Teufels Brevier.
Kartenspiel ist des Teufels Gebetbuch.

Kassenschlüssel schließen alle Schlösser.

Kastrat ist ein Kammerherr, dem man beide Knöpfe abgeschnitten und nur den Schlüssel gelassen hat.

Käs her, wir sind des Fleisches satt.

Käs ist morgens Gold, mittags Silber, abends Blei.

Kassenschlüssel schließen alle Schlösser.

Kastanienbäume zeugen keine Pomeranzen.

Käs und Brot, besser als der bittre Tod.

Käs und Brot macht Wangen rot.

(Bei diesem Sprichwort macht Wilhelm Körte 1837 die Einschränkung: „wenn dabei tüchtig gearbeitet wird.“)

Katz aus dem Haus, rührt sich die Maus.

Katze, die mausen will, wird nie miauen.

Katzen, die am Speck lecken, muss man nicht zum Gebratenen lassen.

Katzengebet dringt nicht in den Himmel (himmelt nicht).

Katzen haben alle Klauen.

Katzenkinder lernen wohl mausen.
Katzenkinder mausen gern.

Katzen sehen bei Tag und Nacht und sehen doch nicht allezeit eine Maus, die vorüber lauft.

Katzen, wie hoch sie fallen oder springen, so kommen sie auf die Beine.

Kauf auf borg, und verkauf um bar Geld.

Kauf bedarf hundert Augen, Verkauf hat an einem genug.
Der Käufer hat nur eines, der Verkäufer aber hundert Augen vonnöten.
Wer einkauft hat hundert Augen nötig, wer verkauft, nur eins.

Kauf bricht Miete.

Kaufe deines Nachbarn Rind und freie deines Nachbarn Kind.
(Da weiß man schon vorher, was man bekommt.)

Kaufen ist wohlfeiler denn bitten.

Kauf erfordert Kaufmannsgut und Kaufmannsglauben.

Kaufe, was du nicht brauchst, so wirst du bald verkaufen müssen, was du brauchst.
Wer kauft, was er nicht braucht, muss verkaufen, was er braucht.
Wer alles kauft, was er nicht braucht, muss bald verkaufen, was er braucht.
Wer da kauft, was er nicht kann, der muss wieder verkaufen, was ihn gereut.

Kauf in der Zeit, so hast du in der Not.

Kaufleute, geschwinde Leute.

Kaufmann, Glaubmann oder Laufmann.

Kaufmannschaft leidet keine Freundschaft.

Kaufmanns Gut ist Ebbe und Flut.

Kauf mit Gottespfennig darf nicht widersprochen werden.

Kauf und Backenstreich sind ungleich.

Kecker Mut, der beste Harnisch.

Kehr dich an nichts, ist auch ein Trost.

Kehr erst vor deiner Tür; dann hilf dem Nachbarn.

Kein Ackersmann so gut, er ziehe wohl krumme Furchen.


Kein Aff', er schwört, er habe die schönsten Kinder.

Kein Ämtchen so klein, es ist Henkens wert.

Kein ärgerer Feind auf Erden seind, denn wenn man Freunde macht zum Feind.

Kein Armer soll verachtet werden, denn Christus war auch arm auf Erden.

Kein Arzt ist besser denn (als) drei.

Kein Bericht, guter Bericht.

Kein besser Ding auf Erden ist, denn haben Fried zu aller Frist.

Kein besser Recht denn das Gegenrecht.

Kein Bettler erschrickt vor einem großen Stück.


Kein Bettler ist je hungers gestorben.


Kein Bettler schlägt ein Almosen aus, kein Hund eine Bratwurst, kein Krämer eine Lüge.

Kein braver Mann fällt (einen) von hinten an.

Kein Brot ist zu hart, aber kein Brot ist hart.


Kein Brot ohne Krusten, kein Wein ohne Hefen, kein Baum ohne Rinde, keine Jugend ohne Fehler.

Kein Ding ist so gering, es ist einer Bitte wert.

Kein Doppler verliert mehr als er zum Spiele bringt.
(Doppeln oder Würfeln waren schon früher beliebte Spiele, die auch um Geld gespielt wurden. Da das an vielen Orten auch früher schon verboten war, weil der Spieler ärger als der Dieb sei (der Dieb nimmt nur, der Spieler aber wünschte das Geld aber mit Freuden ab, wenn er es könnte), konnten auch Spielschulden nicht vor Gericht eingeklagt werden. Gewebsmäßige Spieler wurden deswegen in vielen Städten und Gemeinden des Landes verwiesen.)

Kein Dorf ist so klein, es hat jährlich seine Kirchweihe.
Kein Dorf so klein, es hat jährlich seine Kirmes.
Es ist kein Dörflein so klein: Es wird darin des Jahres einmal Kirchweih gehalten.

Keine Antwort ist auch eine Antwort.


Keine Bosheit und Untugend ist so falscher Gestalt, als der Neid, wer den erkennen will, muss scharfe Luxaugen haben.

Keine Elster heckt eine Taube.
(Das bedeutet, keine Elster oder anderer Raubvogel wird eine Taube ausbrüten oder großziehen, denn Tauben stehen auf deren Speisezettel. Das Gegenteil gilt aber auch, wie andere Sprichwörter sagen. Menschen sind nicht immer genauso klug.)

Keine festere Mauer denn Einigkeit.

Keine Frau mag ihrem Manne mehr verlieren als 18 Pfennige.

Keine Freud ohne Leid.

Keine Henne fliegt über die Mauer.

Kein Eheweib heißt Hure, außer ihr Mann beschuldigt sie.

Keine Hochzeit ohne Gesang, kein Begräbnis ohne Klang.

Keine Hut ist so gut, als die ein Weib sich selber tut.

Keine Kapelle so klein, des Jahres muss einmal Kirmes drin sein.
Keine Kapelle so klein, sie hat jährlich ihre Kirmes.

Keine Krone hilft vor Kopfweh.


Keine Kunst, eine gute Sache zu gewinnen, sondern eine böse.

Keine Lieb ohne Leid.

Keine Lust ohne Last.

Keine Lust ohne Unlust.

Keine Maus erstickt unter einem Fuder Heu.
Unter einem Fuder Heu erstickt keine Maus.

Keinem gefällt die Gerechtigkeit in seinem Hause.

Keinem gelüstet es, sein Haar zum Raufen herzugeben.

Keinem ist sein Liebchen ungestalt.

Keine Mönchskappe so heilig, der Teufel kann drein schlüpfen.
Es ist keine Mönchskappe so heilig, der Teufel kann drein schlüpfen.

Keinem Tauben soll man zwei Messen singen.

Keine Mutter trägt einen Bastard.

Keiner, der nicht nach Adam schmecke und der Eva Unterröcke.

Keine Regel ohne Ausnahme.

(Auch Sprichwort in Italien)

Keiner gibt gerne seine Kleider von sich, ehe er schlafen geht.

Keiner hat es so gut, der andre hab' es so übel.

Keiner hat Klage gegen wahre Rüge.

Keiner hat wohl je gefreit, der’s nicht manchmal schwer bereut.
Es hat noch keiner je gefreit, der's nicht manchmal schwer bereut.
Es hat noch niemand je gefreit, der's nicht manchmal schwer bereut.
(Die oberste Version steht original so in der Sammlung „Sprüchwörterbuch in sechs Sprachen“ von Georg von Gaal im Jahr 1830 unter Nr. 493. Wander nennt Gaal im Deutschen Sprichwörter Lexikon als Quelle, veränderte aber den Wortlaut 1867 zur mittleren Version (1. Band, Spalte 1148, Freien Nr. 15) . Horst und Aneliies Beyer belassen es nicht dabei und führen 1984 auf Seite 428 die untere Variation auf.)

Keiner ist alle Stunde weise.

Keiner ist blinder, als der selber nicht sehen will.

Keiner ist so alt, der nicht noch ein Jahr leben will; keiner so jung, der nicht heut noch sterben kann.
Keiner so alt, der nicht noch ein Jahr leben will, und keiner so jung, der nicht heute sterben kann.

Keiner ist so gut, er hat wohl zweierlei Mut.

Keiner ist so klug, dass er nicht ein wenig Narrheit übrig hätte.

Keiner ist zu klein, ein Meister zu sein.


Keiner kann aus seiner Haut heraus.
(Dieser Spruch wurde erstmalig im Deutschen Sprichwörter Lexikon 2. Band 1870 unter Haut Nr. 68 von Wander ohne jede Quellenangabe veröffentlicht. Eine Eigenschöpfung von Wander, da kein älterer Beleg auffindbar ist? Einige Jahre vorher erschien vergleichbar „Niemand kann aus seiner Haut heraus.“ Heute sind beide Versionen so verbreitet, das man sie als Sprichwort bezeichnen kann.)
Keine Rose so schön, dass sie nicht auch endlich welkte.
Keiner kann nichts und keiner kann alles.

Keiner mag Herr sein, er sei denn zuvor Knecht gewesen.

Keiner nimmt ein Weib um Gottes willen:
Jeder hat gern Fleisch mit guter Brühe.


Keine Rose ohne Dornen.

Keine Rose so schön, dass sie nicht auch endlich welkte.


Keiner weiß allein.

Keine schönere Konkordanz*21,
denn so Herz und Mund zusammenstimmen.


Keine Schuld hält die andere auf.
Keine Schuld hemmt die andere.

Keine Schule taugt ohne Schulmeister.

Keines Mannes Herr, keines Herren Mann!

Keine Sonne ohne Schatten.

Keine Stunden sind an einen Säckel gebunden.
(Dieses Sprichwort widerspricht dem Sprichwort: „Zeit ist Geld.“ Das Geld wurde erst wesentlich später nach Begin der Zeit erfunden. Erst mit Erfindung der Uhr, mit der jeder die Zeit selbst messen konnte, entstand dieser angebliche Zusammenhang, den es nicht gibt. Dieses wesentlich ältere Sprichwort sagt es deutlich.)

Keine Sünde, sie hat ihren Vormund.

Keine Taube heckt einen Sperber.
(Das bedeutet, keine Taube wird einen Sperber oder anderen Raubvogel ausbrüten oder großziehen, denn die fressen Tauben. Das Gegenteil gilt aber auch. Menschen sind nicht immer genauso klug.)

Keine teurere Henne als die geschenkte.

Keine Wirkung ohne Ursache.

Kein Feierabend ohne Fest.

Kein Fisch ohne Gräte, kein Mensch ohne Mängel.
Ohne Grät' kein Fisch man find, ohne Mangel die Leut' nicht sind.

Kein Flachs ohne Werck, kein Weib ohne Laster.

Kein Flüchtiger wird gekrönt.

Kein Gebiet ist so klein, dass sich darauf nicht Größe entfalten könnte.

Kein Gefängnis ist schön und keine Braut hässlich.

Kein Geld, kein Schweizer.

Kein Gewand kleidet schöner als Demut.


Kein gräulicher Aas denn von Menschen.

(Anfang der Erklärung zu diesem Sprichwort von Agricola in seiner Sprichwörtersammlung von 1530: „Es ist kein totes Tier, kein Schelm, kein als so gräulich als ein toter Mensch. Darum sagt Freidanck: So schön ist niemand noch so wert, der Tod macht, das sein niemand begehrt, wie lieb der Mensch lebendig sei, er ist noch Tod Bewohnung frei. Alsdann hat gesündigt, der Sünden ist der Tod gefolget, wie Sankt Paul sagt, drum müssen auch alle Adamskinder des Todes sterben. Den toten Leib müssen die Würmer fressen, er ist sein auch wohl wert,denn er ringet nach Unglück, dieweil wir leben. . .“)

Kein größerer Dieb ist als der Schlaf: Er raubt uns das halbe Leben.
Schlaf ist der größte Dieb, er raubt das halbe Leben.

Kein größer Kreuz als Hauskreuz.

Kein großer Mann begeht eine kleine Torheit.
Großer Mann begeht keine kleine Torheit.

Kein größer Zier den Kindern ist, den Eltern ehren zu aller Frist.

Kein Gut hilft für den Geiz.

Kein Haar, sagt der Kahlkopf.

Kein Harnisch schützt wider den Tod.

Kein Häslein, es findet sein Gräslein.

Kein Haus ohne Maus, keine Scheuer*31 ohne Korn, keine Ros ohne Dorn.
Kein Haus ohne Maus, kein Korn ohne Spreu, keine Ros' ohne Dorn.

Kein Hehler, kein Stehler.

Kein Herr soll erben seiner Eigenleute Eigen.

Kein hoffärtiger Tier, denn so eine Magd Frau wird.

Kein Honig ohne Gift.

Kein Huhn hält sich zum Kapaunen*18, sondern zum Göckelhahn.

Kein Huhn scharrt umsonst.

Kein Hund lässt sich ein Bein nehmen, er knurre denn.

Kein Kleid steht den Weibern (einer Frau) besser als Schweigen.
Kein Kleid, das einer Frau besser steht, als Schweigen.
(Ein Sprichwort aus der doch nicht so guten alten Zeit.)

Kein Koch oder Köchin leidet, dass einer den Deckel vom Hafen*15 tut und sieht, was er kocht.

Kein Korn ohne Spreu.

Kein Kram ist so gut, man find't auch böse Ware drin.


Kein Kranz schützt vor Kopfweh.


Kein Kreuzer, kein Schweizer.
(Laut Wander soll dieses Sprichwort zuerst in Frankreich entstanden sein. Ein Schweizer-Regiment hatte lange keinen Sold mehr erhalten. Eines Tages verweigerten sie einen Angriffsbefehl und riefen: Kein Geld, keine Schweizer. Daraufhin ließ der Feldherr sogleich den Sold bis auf den letzten Heller auszahlen, griff dann den Feind an und siegte.)

Kein Land ohne Deich und kein Deich ohne Land.
(Vergleichbar mit dem dem anderen Rechtssprichwort: Wer nicht kann deichen, der muss weichen.)

Kein Mädchen ohne Liebe, kein Jahrmarkt ohne Diebe; kein Bock ohne Bart, kein Weib ohn' Unart.

Kein Mahl taugt ohne Brot.

Kein Mai währt sieben Monate.
Es währt kein Mai sieben Monate.

Kein Mann ist schuldig, seine Gewähr zu räumen.

Kein Mann mag des andern Haus anzünden, ohne dass er Mordbrenner hieße.

Kein Mann ohne Wolfszahn, kein Ross ohne Tücke, kein Weib ohne Teufel.

Kein Meister (ist) so gut, der nicht noch zu lernen (zuzulernen) hätte.


Kein Mensch kann sich böser Gedanken erwehren, sie fallen ins Herz, wie die Raben auf ein Aas.

Kein Mensch muss müssen.

Kein Misswachs so groß, die Pfaffen haben doch Wein und die Elstern Nüsse.

Kein Mist düngt besser, als den der Herr mit den Füßen auf den Acker trägt.
Kein Mist düngt den Acker besser, als den der Herr mit seinen Füßen dahinträgt.
Kein Mist düngt so wohl, als der Kot, den des Herrn Fuß auf den Acker bringt.

Kein Müller hat Wasser und kein Schäfer Weide genug.

Kein Nachteil, er hat seinen Vorteil.
Kein Nachteil ohne Vorteil.

Kein Narr umsonst.

Kein Narr war je so dumm, er fand einen, der ihn für klug hielt.
(Sprichwort in Italien: Ein Dummkopf findet immer einen anderen Dummkopf, der ihn bewundert.)


Kein Nutzen ohne Schaden.

Kein Ochse, er sei denn ein Kalb gewesen.

Kein Opfer ohne Salz.

Kein Ort ohn' Ohr, kein Winkel ohne Aug, keine Nacht ohne Licht, kein Wald ohne Zeugen.

Kein Panzer hilft wider den Galgen.

Kein Pfaff gibt ein Opfer wieder.


Kein Pfaffenrock so heilig, der Teufel schlüpft hinein.

Kein Priesterrock ist so heilig, der Teufel kann hineinschlüpfen.

Kein Rat ist gut, man folge ihm denn.

Kein Rauch ohne Feuer.

Kein Rauch ohne Feuer, ohne Mäuse keine Scheuer*31.
Ohne Rauch kein Feuer, ohne Mäuse keine Scheuer*31.
Keine Flamme ohne Rauch, keine Tugend ohne Neid.
Kein Feuer ohne Rauch, keine Tugend ohne Neid.
(Eine Ausrede dafür, dass bei Gerüchten oder übler Nachrede auch bei bewiesener Unwahrheit, von einigen Menschen trotzdem falsche Behauptungen geglaubt und weitererzählt werden. Das Sprichwort soll andeuten, alles hat seine Ursache, jedes Gerücht hat einen Grund, also ist etwas dran. Der Grund muss aber nicht Gegenstand des Gerüchtes sein, der Urheber kann damit etwas bezwecken und selbst der Grund sein! Absichtliche Verleumdungen und Falschmeldungen können absichtlich verbreitet werden, um jemanden oder etwas zu Schaden zuzufügen. In weiteren Sprichwörtern sind neben Rauch (Gerüchten) auch böse Weiber, Wanzen und anderes als die Ursache aufgeführt, die aber keine Wärme, das heißt, keinen Nutzen bringen. Ei anderes Sprichwort sagt: Viel Rauch, wenig Feuer, das heißt: viel Gerede und nichts dahinter. Trotzdem fallen immer wieder viele Menschen auf Gerüchte und Falschmeldungen herein, besonders bei Großprojekten (A7-Ausbau in Hamburg und Schleswig-Holstein) oder in der Öffentlichkeit stehende Personen (Bundespräsidenten), die sich später als haltlos erweisen. Manchmal sind auch nur Missverständnisse schuld an der großen Aufregung. Schon im Deutschen Sprichwörter-Lexikon von 1867 bis 1880 herausgegeben von Karl Friedrich Wilhelm Wander, wird mangelnde Bildung der Menschen und unangemessene Gesetzgebung verantwortlich gemacht.)

Kein Sack ist so schlecht, er ist ein gutes Wort wert.

Kein Schaf soll den Wölfen vertraut werden.

Kein Schalk ist so verlogen, er wird wohl selbst betrogen.

Kein Schermesser schärfer schert, als wenn der Bauer ein Herr wird.

(Wenn ein von seinen Vorgesetzten oft ungerecht oder lieblos behandelter Mensch selbst über andere zu bestimmen hat, ist es nicht verwunderlich, wenn er genauso handelt.)


Kein Schlag zu viel, als der daneben fällt.

Es ist kein Schlag zu viel als der, der nebenbei geht.

Kein schlimmerer Gaul, denn groß und faul.

Kein Schneider so schlecht, er merkt, welcher Ärmel an den Rock gehört.

Kein so guter Meister, der nicht einmal fehlt.

Kein so gut Lied, man wird sein müd.

Kein Spiel, so nicht seinen Vorteil hätte.

Kein Tag gleicht dem anderen.

Kein Tanz, der Teufel hat dabei den Schwanz.

Kein teurer Fleisch als Ross- und Weiberfleisch.


Kein Tier lässt sich so ungern binden als Katzen, die haben ihre Freiheit sehr lieb und sind doch schwach.

Kein Übel ohne Trost.

Kein Übermut entläuft der Rut.

Kein Unglück ist so groß, es hat ein Glück im Schoß.
Kein Unglück so groß, es ist ein Glück dabei.
Bei jedem Unglück ist noch immer ein Glück.

Kein Vater kann seinen Sohn schelten.

Kein Vieh verbüßt Gewette.
(Das Gewette = im Mittelalter eine Geldstrafe, die ein Rechtsbrecher zusätzlich zur eigentlichen Strafe an den Richter oder eine andere zuständige öffentl. Gewalt bezahlen musste. Die Höhe richtete sich nach der an den Geschädigten zu zahlende Buße, schwere des Vergehens oder der Stellung des Richters. Ausnahmen gab es nur bei peinlichen Strafen, das heißt bei Leibes- und Todesstrafen.)

Kein Vogel fliegt so hoch, er kommt wieder auf die Erde.
Es flog kein Vogel je so hoch, er setzte sich wiederum auf die Erde.

Kein Vogel ist so schnell in Lüften als die Gedanken.

Kein Vorteil ohne seinen Nachteil.
Kein Vorzug, ohne Nachzug.

Kein Warum ohne ein Darum.

Kein Wässerchen so klar, es trübt sich einmal.

Kein Weg ist lang mit einem guten Freund als Begleiter.


Kein weiser Mann ward je genannt, bei dem sich keine Torheit fand.


Kein Wirt ist so arm, er kann dem Gast eine Mahlzeit borgen.

Kein Wirt steckt den Reif aus eines Gastes wegen.
Es steckt kein Wirt den Reif aus von eines Gastes wegen.

Kein Wucher kann jemals bestehen, es muss dem Nachbar stets abgehen.

Kein Wurm so klein, er krümmt sich, wenn er getreten wird.
Auch der Wurm krümmt sich, wenn man ihn tritt.
Wenn man den Wurm tritt, so krümmt er sich.

Kennst du einen, so kennst du alle.

Kennte jedes Kind seinen Vater, wo wolltest du deinen finden?

Kerker quält, aber zahlt nicht.

Kerze, die vorgeht, leuchtet schön.

Keusche Jugend, Lebensbalsam des Alters.

Kinder besudeln sich mit Brunz und Dreck, sitzen und essen im wüst, sind doch den Eltern lieb und putzen sie.

Kinder findet man nicht auf dem Mist.

Kinder haben Lachen und Weinen in einem Sack.
Er (Sie) hat Lachen und Weinen in einem Sack.
Lachen und Weinen in einem Sack haben.
Lachen und Weinen sind in einem Sack.
(Das bedeutet, man lacht und weint einfach so, ohne Grund, um anderen etwas vorzumachen und etwas zu erreichen. Wilhelm Körte nannte es 1837: „Lachen oder Weinen, das nicht aus dem Herzen kommt“)

Kinderhände sind leicht gefüllt.
Kindeshand ist bald gefüllt, Kindeszorn ist bald gestillt.
Kindes Hand ist bald gefüllt, Kindes Zorn ist bald gestillt.
(Ein Sprichwort, aber verschieden geschrieben. Kindes Hand und Kindes Zorn stehen so 1837 bei Wilhelm Körte (Nr. 3378) und wird auch so 1840 von Braun abgeschrieben (Nr. 1837). Karl Simrock schreibt 1846 teilweise von beiden ab, macht aber Kindeshand und Kindeszorn daraus. Wander nimmt gleich beide in sein Deutsches Sprichwörter Lexikon auf: Kindes Hand unter Kind Nr. 617 und Kindeshand unter Kinderhand Nr. 6. Zusätzlich sind bei ihm auch mehrere Einträge in Mundart mit nur der 1. Hälfte enthalten.

Kinder hat man, Kinder kriegt man.

Kinder haut man mit der Rute und rettet ihre Seele von der Hölle.
(Dieses 500 Jahre alte Sprichwort zeigt, das man früher andere Ansichten von Kindererziehung als heute hatte. Besser wurden die Kinder auch damals nicht und ob durch falsche Erziehung Eltern selbst in die Hölle kommen, sollte man die Kinder fragen.)

Kinder lässt man nicht Brot schneiden, sie würden sich mit dem Messer nur Schaden tun.

Kinder leckt man nicht aus dem Schnee.

Kindermaß und Kälbermaß, das müssen alte Leute wissen.

Kindermund tut oft die Wahrheit kund.
Kindermund tut Wahrheit kund.
(Im 21. Jahrhundert wird wohl jeder die untere Version als Sprichwort kennen. Die obere Version ist erstmalig 1880 im 5. Band von Wanders Deutschem Sprichwörter Lexikon als Nachtrag unter Kindermund Nr. 2, leider ohne Quellenangabe, zu finden. Erst 1897 ist die heute übliche Form im Roman Stechlin, im zweiundzwanzigsten Kapitel, von Theodor Fontane zu finden. Das legt den Schluss nahe, das auch dieses ein von Wander produzierter Spruch ist, der sich erst Jahrzehnte später etwas verändert zum heutigen Sprichwort entwickelt hat.)

Kindern ziemen kindische Gebärden.

Kinder schöpft man nicht aus dem Brunnen.

Kinder sind einem nicht am Schienbein gewachsen.

Kinder sind lieb, denn sie werden sauer.

Kinder soll man ziehen, dass der Apfel bei der Rute liege.

Kinder und Bienenstöcke nehmen bald ab, bald zu.

Kinder und junge Hunde denken lange.
(Das bedeutet, sie erinnern sich lange an Ereignisse aus der Jugend.)

Kinder und Narren sagen die Wahrheit.

Kinder unter meinen Zeichen geboren müssen andrer Leute Narren sein.

Kinder wachsen keinem an den Fersen.

Kinder Weinen macht Frauen singen.
Der Kinder Weinen macht die Frauen singen.

Kinderzeugen ist keine Zwangsarbeit.

Kinderzucht ist die Quell alles Glücks und Unglücks in Landen und Städten.
(Kinderzucht = Kindererziehung.)

Kindeshand bebt leicht.

Kind macht der Mutter immer Mühe.

Kindstaufe bricht Ehestiftung.

Kirchenbuße*19 ist kein Staubbesen.

Kirchengehen macht nicht selig, aber Nichtgehen macht verdammt.

Kirchengehen säumet nicht.

Kirchengut hat Adlersfedern (-klauen).

Kirchengut hat eiserne Zähne.

Kirchengut kommt nicht auf den dritten Erben.

Kirschen essen ist herrlich, aber auf den Baum steigen ist gefährlich.

Klage ist des Händlers Gruß.


Klagen füllt nicht den Magen.


Klag ich dem Nachbarn mein Leid, wird es noch einmal so breit.


Klag niemand dein Leid, so wird es nicht breit.
(Dieses Sprichwort steht so 1837 bei Körte, 1840 bei Braun , 1846 bei Simrock und 1873 im Sprichwörter Lexikon von Wander mit Quellenangabe unter Leid (Subst.) Nr. 28. Zusätzlich steht es 1870 bei Wander auch noch unter dem Stichwort Klagen Nr. 10, ohne Quellenangabe. Der Zusatz von Körte „Klag's dem Steine, behalt's alleine.“ werden in etwas anderem Wortlaut und ohne Quellenangabe 1873 unter den Nr. 7 und 43 unter dem Stichwort Leid (Subst.) zwei neue Sprichwörter. So werden aus einem Sprichwort bei Wander gleich vier.)

Klang gab Rang.

Klang überwindet den Rang.
(Zur Entstehung dieses Sprichworts steht in Wanders Sprichwörter Lexikon die Erklärung: „Am 3. Sept. 1367 lieferte der Herzog Magnus mit dem Beinamen: der Herzog mit der silbernen Kette, dem Bischof Gerhard zu Hildesheim eine Schlacht; und der Bischof Albrecht zu Halberstadt wurde von dem Sieger, dem Bischof zu Hildesheim, gefangen. Der gefangene Bischof galt allgemein für einen Mann, der sich durch seinen Scharfsinn auszeichnete und für einen sehr gewandten Dialektiker; der Bischof von Hildesheim aber für einen vorzüglichen Redner. Daher sagte man damals und besonders in Sachsen: „Klang überwand Rang.“ Die Logik ist von der Rhetorik überwunden worden. . . Es verdiente aber in einem Zeitalter aus der Vergessenheit gezogen zu werden, in dem zwar Logik und Rhetorik nicht in so auffallenden Konflikt kommen, Klang aber immer noch den Rang überwindet, nämlich das Geld dort den Sieg davonträgt, wo es nach einer richtigen Logik den Kürzern ziehen müsste.“ Dazu kann man nur das Sprichwort: Geld regiert die Welt“ zitieren.)

Klappern gehört zum Handwerk.

Klatschweiber hecheln alles durch.


Kleider fressen die Motten und Sorgen das Herz.
Kleider fressen die Motten, Herzen die Sorge, den Neidhart der Neid.

Kleider machen Leute, Lumpen machen Läuse.
(Sprichwort in Polen: Wie man dich sieht, so beschreibt man dich. Meist wird heute nur der 1. Teil als Sprichwort verwendet, obwohl 1846 bei Simrock noch das vollständige steht.)

Kleider müssen getragen sein, es kommen sonst die Schaben drein.
Kleider wollen getragen sein, sonst kommen die Motten hinein.
Rock, der will getragen sein, es kommen sonst die Motten drein.
Ein Kleid will getragen sein, es kommen sonst die Motten drein.

Kleider und die Leute gehen zugleich ins Alter.

Kleider verdammen nicht, machen auch nicht selig.

Kleine Bächlein geben auch Fische.
Kleine Diebe hängt man an den Galgen, die großen an goldene Ketten.
Kleine Birne, langer Stiel.

Kleine Brunnen sind leicht erschöpft.

Kleine Diebe hängt man an den Galgen, die großen an goldene Ketten.

Kleine Diebe hängt man (auf), die großen lässt man laufen.


Kleine Diebe hängt man ins Feld, die großen ins Geld.

Kleine Diebe hängt man um den Hals, große um den Beutel.

Kleine Diebe hängt man, vor großen zieht man den Hut ab.

Kleine Diebe henkt man, gegen die großen neigt man sich.

Kleine Diebe henkt man, große Diebe verschenkt man.

Kleine Diebe liegen im Stock*32 gefangen, die großen gehen in Gold und Seiden prangen.
(Etliche alte Sprichwörter über kleine und große Diebe, heute noch so aktuell wie früher! Ein Beispiel der Dieselskandal mit Betrugssoftware in den Autos. Milliardengewinne bleiben in den Taschen der Reichen Aktionäre und den kleinen und armen Autokäufern wird verboten zu fahren, sie drangsaliert, eingeschränkt und haben die Kosten. Es wird gesagt (von der Bundesregierung), die Autokonzerne (VW) müssten genügend Geld behalten, um die zukünftigen besseren und saubereren Autos entwickeln und bauen zu können. Tatsächlich werden aber nur die Gewinne (über 10 Milliarden 2017) der Aktionäre (und die eigenen von Niedersachsen) staatlich geschützt. Entwickelt auf Kosten von Kunden und Umwelt wurde nur Betrugssoftware.)

Kleine Diebe tragen eiserne Ketten am Hals, wenn sie tot sind, große Diebe tragen golden Ketten, wenn sie leben.

Kleine Diebe tut man an Galgen bringen, die großen Diebe hindurchbringen.
(Laut dem Sprichwörterbuch von Wilhelm Köte (1837, Seite436), war früher im alten China eine andere Sitte üblich: „Hat z. B. ein Unterer die Wachsamkeit seiner Oberen getäuscht oder eingeschläfert, so erhält, wenn dem Unteren 20 Bambus Hiebe zuerkannt wurden, der Vorgesetzte deren 40, und so, bis zum höchsten Sünder fort; der Minister, wenn er ebenfalls in der Schuld, wird durch die höchste Zahl von Hieben ausgezeichnet.“ Möglicherweise würden bei einer gleichen Regelung auch heute in Deutschland manche Dinge zum Besseren stehen.)

Kleine Feinde und kleine Wunden verachtet kein Weiser (sind nicht zu verachten).


Kleine Fische machen den großen den Markt (gut).

Kleine Flamme kann kein großes Licht machen.

Kleine Freuden sind Blumen im Teppich des Lebens.

Kleine Füchse haben auch lange Schwänze.
(In einigen Veröffentlichungen des 17. Jahrhunderts wurde diesem Sprichwort ein anderes vorangestellt: „Es liegt nicht allweg an der Größe,“ denn die kleinen Füchse . . .)

Kleine Geige ist oft mit einem Fidelbogen nicht zufrieden.

Kleine Glöckchen klingen auch.

Kleine Glocken klingen am hellsten.

Kleine Glocken neiden die großen nicht, wenn sie dieselb läuten hören.

Kleine Häfen*15 haben auch Ohren.
Kleine Kessel haben Ohren.
Kleine Töpfe haben auch Ohren.
(Kleine Kessel (auch Krüge, Töpfe oder anderes) haben oft verhältnismäßig große, ohrenförmige Griffe. Damit sind die Ohren der Kinder gemeint, die oft nebenbei Dinge hören, die Kinder nicht hören sollten. Man glaubt ost fälschlich, die Kinder bekommen es nicht mit, oder sie verstehen es noch nicht. Das Sprichwort soll erwachsene Menschen davor warnen, in der Nähe von Kindern etwas zu sagen, was sie nicht hören sollen, aber doch mitbekommen. Sie geben unwissentlich Geheimnisse weiter, oder lernen bevorzugt Schimpfworte, die sie in der Öffentlichkeit weiterbenutzen. Vergleichbare andere Sprichwörter gibt es mehr, ebenso in anderen Ländern. Beispiel in England: „Little pitchers have great ears.“ Wörtlich übersetzt: Kleine Krüge (Kinder) haben große Ohren.)

Kleine Häfen*15 laufen bald über.

Kleine Hände müssen sich nicht mit großen messen.

Kleine Heilige tun auch Zeichen.


Kleine Hund finden und stöbern das Wildbret, die großen fangen's.

Kleine Kinder, kleine Sorgen - große Kinder, große Sorgen.
Kleine Kinder machen Kopf-, große Kinder Herzens-Weh.

Kleine Kinder spielen gern, große noch viel lieber.

Kleine Küche macht großes Haus.

Kleine Laster machens Regiment voll Verderbens.

Kleine Leute müssen bei den Großen über sich sehen und die Großen unter sich.

Kleine Leute müssen sich mit dem Maul wehren.

Kleine Leutlein sind bald im Harnisch.

Kleine Liebe, großes Weh.
Kleine Liebe macht oft großes Weh.

Kleine Löchlein machen das Schiff voll Wasser.
Kleine Löchlein im Schiff machens voll Wasser.

Kleine Mäuse haben auch Ohren.

Kleine Mäuse haben auch Schwänze.

Kleinen Leuten liegt der Dreck nahe beim Herzen.

Kleinen Mönchen gehören kleine, großen Mönchen große Kappen.
(Ein Sprichwort, aber bei Wander im Deutschen Sprichwörter Lexikon zwei Mal (ganz: Mönch Nr. 156; nur 2. Hälfte: Mönch Nr. 150) in einer Spalte enthalten, da es fast wortgleich auch in seiner Quelle (Florilegium Politicum. Politischer Blumengarten, 1630 von Christoph Lehmann) doppelt vorkommt und beide Male dieselbe Quelle bei Winckler Nr. 900/22.)

Kleinen Schaden muss man achten, großer achtet sich selber.

Kleine Ofen fangen zuerst Hitze.

Kleine Pferde, kleine Tagreise.
Klein Pferd, kleine Tagereise.

Kleiner Baum trägt auch Äpfel.

Kleiner Gewinn hält den großen Hauptstuhl beisammen.
Kleiner Gewinn hält den Haufen beisammen.

Kleiner Gewinn macht große Diebe.

Kleiner Leute halber ging nie eine Schlacht verloren.

Kleiner Mann, großes Herz.

Kleiner Ofen braucht wenig Holz.

Kleiner Rauch beißt mich nicht.
(Das bedeutet, kleine Übel kann man ertragen, ohne sich von kleinen Ärgernissen aus der Fassung bringen zu lassen.)

Kleiner Regen schlägt großen Staub nieder.

Kleiner Reichtum ist groß, so man's zusammenhält.

Kleiner Schnee, große Wasser; großer Schnee, kleine Wasser.

Kleiner Verdruss bringt oft großen Genuss.

Kleiner Vorteil macht großen Schalk.


Kleiner Zank, großer Stank.


Kleine Schiffe müssen sich ans Ufer halten.


Kleine Schüsseln, kleine Suppen.

Kleine Späne stecken das Feuer an, große Scheite unterhalten es.

Kleines Pferd, kleine Last.

Kleine Tierlein haben auch Galle.

Kleine Töpfe kochen leicht über.

Kleine Vöglein, kleine Nestlein.

Kleine Wasser machen niemand reich, große Fisch find man im großen Teich.

Klein Feuer gibt süß Malz dem Bräuer.

Klein Geld, kleine Arbeit.

Klein Gemach, groß Gemach (Gemächlichkeit).

Klein Gepäck ist groß Gemach.

Klein Glück das beste.

Klein, hurtig und keck stößt den Großen in Dreck.

Klein ist lieblich.

Kleinkinderdr– ist der beste Kitt für Weibertreue.

Kleinodien*20 sind zur kleinen Not.

Klein und dick gibt auch ein Stück.

Klein und rein.

Klein und unnütz, groß und faul.

Klein und wacker baut den Acker.

Kleinvieh macht auch Mist.
(Ein Sprichwort, das auch heute noch oft und gern gebraucht wird, meist bei Steuererleichterungen oder Preissenkungen im Centbereich. Auch beim Vermögensaufbau und Werbung ist es anzutreffen. Beispiel: Hartz-IV-Empfänger bekammen ab Januar 2013 im Monat 8 Euro mehr, das macht in 125 Monate (10,417 Jahre) 1000 Euro, die dann wahrscheinlich nicht einmal für 1 Monat Senioren- oder Pflegeheim reichen. Private Altersvorsorge wird mit kleinen Beträgen staatlich gefördert, aber leider müssen die Versicherungen Provisionen, Bearbeitungsgebühren, Risikozuschläge, Verwaltungskosten und Gewinne davon abziehen. Wenn dann ein Rentenempfänger im Alter von 90 bis 100 Jahren die Auszahlungen erhält, hat er Glück, wenn die eingezahlten Beträge wieder ausgezahlt werden und er trotz Inflation noch das Gleiche dafür bekommt, wie heute. Wahrscheinlich sterben die Empfänger schon vorher, da laut staatlicher Statistik die Ärmeren, für die es empfohlen wird, eine bis zu 10 Jahre geringere Lebenserwartung haben, als die Reicheren. Ein Nebeneffekt: Weil die eingezahlten Beiträge steuerfrei sind, sinken die Rentenbeiträge und die zu erwartende Altersrente ebenfalls; wo bleibt da der Nutzen? Die staatliche Förderung für die private Rente ist ein Konjunkturprogramm und Hilfe für die Versicherungen. Das Sprichwort wörtlich genommen: Die Beihilfen sind Kleinvieh, heraus kommt wörtlich Mist.)

Klingende Beweise überführen am besten.

Klingt es nicht, so klappert's doch.

Klopf an den Topf, so kennst du ihn, doch nicht so hart, er gewinnt sonst eine Scharte.

Klopf auf den Busch, so fliegen die Vögel heraus.

Klopft die Not an, so tut die Liebe die Tür auf.

Kluge Kinder leben nicht lange.

Kluge Leute fehlen auch.


Kluge Männer suchen wirtliche Frauen.

Kluge Narren sind verdrießliche schädliche Narren.

Kluger Dieb hält sein Nest rein.

Klugheit ist das rechte graue Haar.

Klugheit ist schwer.

Klugheit macht Sorgen.

Klugheit ohne Einfalt ist lauter Bosheit, Einfalt ohne Klugheit ist lauter Torheit.
(So wie oben steht das Sprichwort schon 1605 bei Friedrich Peters (Petri) und 1616 bei Georg Henisch. Wander schreibt es einmal im Ganzen unter Klugheit Nr. 23 in sein Sprichwörter Lexikon und die zweite Hälfte als weiteres Sprichwort mit gleicher Quellenangabe unter Einfalt Nr. 7)

Klugheit ohne Nutz ist doppelte Torheit.

Klug reden kostet kein Geld.

Klug werden an eines andern Leid ist keine Torheit.

Klug wird man nur aus Erfahrung.

Knab, iss Käs, die Butter ist teuer.

Knapp daneben ist auch vorbei.
Knapp vorbei ist auch daneben.

Knappen- und Pfaffenehen werden im Mai gemacht.

Knapp Zehrgeld lehrt knapp zehren.

Knarrende Wagen können schwer tragen.

Knechtschaft ist ein hartes Joch.

Knecht und Magd können des Teufels Sprache so wohl, als wären sie bei ihm in die Schule gegangen.

Kocht man's wohl, so schmeckt man's wohl.

Köhlers Glauben ist der beste.

Kolben sind dem Narren und dem Nussbaum die beste Salbe.
Den Nussbäumen und Narren sind Kolben die besten Salben.

Köln ist nicht an einem Tag gebaut.

Kometen, böse Propheten.

Komm' die Ostern, wann sie will, so kommt sie doch im April.

Kommen Fürsten in Kriegsgefahr und müssen Not leiden, so gehts den geringeren an den Bindriemen.

Komm her und tu mir nichts.

Komm ich heut nicht, komm ich morgen, übermorgen ganz bestimmt.

Komm ich über den Hund, so komm ich auch über den Schwanz.
Kommt man über den Hund, kommt man auch über den Schwanz.
Wer über den Hund kommt, der kommt auch wohl über den Schwanz.

Kommst du ans Kreuz, so tränkt man dich mit Essig und Gallen.

Kommst du heute nicht, so kommst du morgen.

Kommst du mir so, so komm ich dir so.

Kommst du nicht auf den Berg, so bleib doch nicht in der Ebene.

Kommst du nicht, so hol ich dich.

Kommt das Schiff wohl zu Land, so war der Steuermann gut.

Kommt das Weib an des Mannes Bett, so hat es die Hälfte ohne alle Aufgabe.
(Dieses Rechtssprichwort bedeutet, wenn früher eine Frau einen Mann heiratet und beide zum ersten Mal ins Bett gehen, gab sie damit auch alle Rechte an ihrem Eigentum auf. Es gab nur noch ein gemeinsames Vermögen über das der Mann ganzheitlich entscheiden und verfügen konnte. Die Frau brauchte in der Ehe die Erlaubnis des Mannes, um über ihr früheres eigenes Gut zu verfügen.)

Kommt der Bettler auf den Gaul, so wird er stolz wie König Saul.

Kommt der Dieb zum Eide und der Wolf zur Heide, gewonnen Spiel für beide.

Kommt der Ruhm, so schwindet das Gedächtnis.

Kommt der Zorn, geht der Verstand.


Kommt die Hur ins Herz, so kommt sie auch in den Säckel.

Kommt ein alter Gaul in Gang, so ist er nicht zu halten.

Kommt einer dem Pöbel in die Zähne, so wird er zernagt und zerbissen.

Kommt einmal Glück, so kommen fünf Sturmwinde darnach.

Kommt es zur Exekution, so sucht man Dilation*.
(*Aufschub, Aufschubfrist)

Kommt Feuer und Stroh zusammen, so gibt es gerne Flammen.

Kommt man bis dahin, so kommt man auch weiter.


Kommt Präzedenzstreit auf die Bahn, so sitzt der Teufel obenan.

Kommt's doch nicht aus der Freundschaft.

Kommt's nicht gleich, das Wahr, so kommt es übers Jahr.

Kommt's, so kommt's; kommt's aber nicht, so komm' uns ein gut Jahr nach dem andern.

Kommt Zeit, kommt Rat.

Könige haben lange Arme (Hände).

Könige regieren über die Welt, die Weisen über die Könige.

König ohne Verstand, ist wie ein Bild an der Wand.

Königshäuser haben helle Fenster.

Können wir nicht alle dichten, so können (wollen) wir doch alle richten.
(Das Sprichwort meint nicht nur Dichter, sondern alle, die eine bestimmte Kunst nicht verstehen, die Weisen und die Unweisen, den Simpel und Narr. Bis heute meinen selbst ernannte Kritiker und Kunstkenner, sie verstehen etwas von Kunst. Sie kritisieren vieles, verreisen oder loben etwas, von dem viele von ihnen nichts verstehen. Warum sind sonst so manche Kunstwerke in ihrer Entstehungszeit als schlecht oder unbedeutend abgetan worden, die später als große Meisterwerke gefeiert wurden?)

Können zweie sich vertragen, hat der dritte nichts zu sagen.

Könnte der Narr schweigen, so wär er weis.


Könnte ein Reis das andere ertragen, so wären sie stark.

Könnte man jedes Ding zweimal machen, so stünd` es besser um alle Sachen.

Könnte man mit Leugnen davonkommen, so würd niemand gehangen.

Konstanz das größte, Basel das lustigste, Straßburg das edelste, Speyer das andächtigste, Worms das ärmste, Mainz das würdigste, Trier das älteste, Köln das reichste Hochstift.

Kopf ab ist eine tödliche Wunde.

Kopfarbeit ist schwere Arbeit.

Köpfe wollen wir, Köpfe.

Korn um Salz.

Kostete jede Lüge ein Pfund, man löge nicht zu aller Stund.

Kostgeld schreit vor aller Welt.

Köstliche Kleider bedecken oftmals hungrige Bäuche.

Köstliche Kleider erfordern viel Geldes und tragen nichts ein.

Köstliche Mahle heißen Giselmahle.
(Gisel = Geisel. Wenn früher ein Schuldner seinem Gläubiger die Schuld zum vereinbarten Zeitpunkt nicht zurückzahlen konnte, war der Gläubiger berechtigt, die Zahlung durch Einquartierung zu erzwingen. Der Schuldner musste alle Kosten tragen und den Gläubiger prächtigst und köstlichste bewirten, bis er seine Schuld bezahlte. So wurde der Schuldner als Geisel (Gisel) für die Schuld genommen.)

Kraft, die nicht wirkt, erschlafft.

Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist.


Kräht die Henne und piept der Hahn, muss es im Hause übel stahn.
In welchem Haus die Henne kräht und der Hahn schweiget, da geht es liederlich zu.
Wo die Henne kräht und der Hahn schweigt, da geht's liederlich zu.

Krämer, die wenig Waren haben, machen groß Gesperr, dass sie den großen gleich sehen.

Krämer lügen gern.

Krankes Fleisch, kranker Geist.

Krank Fleisch, krank Geist.

Krankheit ist die Arznei wider die Sünden.

Krankheit kommt libratim und geht hinweg unciatim.
(Lateinisch: libratim - pfundsweise; unciatim - unzenweise)

Krankheit kommt mit Extrapost und schleicht hinweg wie die Schnecken.

Kratz die Sau, dass sie sich legt und stich ihr die Gurgel ab.
Kraue die Sau, bis sie liegt, dann gib ihr den Stich.
(Das obere Sprichwort steht so 1630 bei Lehmann auf Seite 382 unter Nr. 11. Eiselein macht 1840 daraus die untere Version, die 1846 von Simrock und 1870 von Wander ungeprüft abgeschrieben wird.)

Kratzen tut wohl, Kratzen tut weh.

Kraue mich, so juck (krau') ich dich.

Krauses Haar, krausen Sinn.

Kräuter, Stein und Wort hab'n an Kräften großen Hort.

Kraut und Rüben haben mich vertrieben: Hätt' meine Mutter Fleisch gekocht, so wär' ich bei ihr blieben.

Krebse machen sich nicht an Walfische.

Krebse man isst, wenn kein R im Monat ist.
Krebse man nicht wohl isst, wenn ein R im Monat ist.

Kredit ist besser denn bar Geld.

Kreistage, Kreuztage.

Kreuz ist des Glaubens Probe.

Kreuz ist nicht bös, wer's nur fassen und tragen kann.

Krieg blüht schön und bringt böse Frucht.

Krieger ist einer gesinnt wie der andere, sie haben gleichen Sinn und ungleiche Stimm'.

Krieg frisst Gold und scheißt Kieselsteine.
(Das Jahr 2022 zeigt die Wahrheit von diesem Sprichwort, selbst wenn der Krieg woanders tobt.)

Krieg hat viel Gaukelei.

Krieg ist ein golden Netz, wer damit fängt, hat mehr Schaden als Nutzen.

Krieg ist kein Kinderspiel.

Krieg ist leichter angefangen als beendet.

Krieg ist süß - den Unerfahrenen

Krieg lässt einen langen Schwanz hinter sich.

Krieg lohnet seinem Herrn wie der Teufel seinem Knecht.

Krieg sät Krieg.

Kriegsfehler sind unheilbar.

Kriegsleute haben kein Hirn; denn um Geldes willen dient der Soldat dem Teufel wider Gott, dem Feinde wider den Freund.
(Entsprechend diesem über 500 Jahre alten Sprichwort, haben die, welche den Armeen die Befehle zum Angriff auf Nachbarländer zwecks deren Eroberung geben, andersdenkende bestrafen und Terrorangriffe gegen Zivilisten führen, ebenso kein Gehirn und dienen dem Teufel. In Europa ab dem Jahr 2022 trifft das im Besonderen nur auf einen zu.)

Kriegsrecht ist Räuber Recht.

Kriegsschaden und Brand segnet Gott mit milder Hand.

Krieg verzehrt, was Friede beschert.

Krieg zeuget Diebe, Friede henket sie.

Krippel will immer voran tanzen.
(Krippel = schlimmes, unartiges, vorlautes Kind. Ausdruck aus dem österreichischem Deutsch und angrenzender Bundesländer.)

Kröche der Schalk in einen Zobelbalg, so bleibt er doch darin ein Schalk.
(Auch wenn man sich verstellt oder vorgibt, etwas oder jemand anderes zu sein, man bleibt doch immer das und der gleiche wie vorher.)


Krümchen sind auch Brot.

Krumme Bäume tragen so viel Obst als die geraden.

Krummes Holz brennt so gut wie (als) gerades.
Ein krummes Holz gibt so gut Hitze als ein grades.

Krummes Holz gibt auch gerades Feuer.

Krummes Holz gibt ebenso gut Kohlen als grades.

Krummes Holz wächst nimmer gerade.

Krumm Holz hat viel Glut.

Krummstab schließt niemand aus.

Krummstabs Regiment, der Faulheit Element.

Krüppel will immer vorantanzen.

Küchenfleisch ist besser als Hahnenfleisch.

Küchenhunde sind schlechte Jagdhunde.

Kühe machen Mühe.

Kühe und Schafe gehen miteinander, aber der Adler fliegt allein.

Kuhfleisch in gelber Brüh, ein Ritter ohne Müh, an diesen beiden ist verloren der Safran und die goldnen Sporen.

Kühner Mut der beste Harnisch.

Kümmre dich nicht um ungelegte Eier.

Kumpanei ist Lumperei.

Kundschaft ist kein Erbe (Erbgut).

Kundschaft macht Freundschaft, Freundschaft macht Küssen und Küssen macht Kinder.

Kundschaft tut wohl und wehe.

Kundschaft verderbt manchen Mann.

Kunst in den folgenden Sprichwörtern:
Kunst war früher nicht das, was man heute darunter versteht. Früher übte jeder Handwerker seine Kunst aus und war Künstler seines Fachs. Heute nennt man sie meist Meister. Kunst kommt von Können und die Meister mussten ihr Handwerk können, sonst fanden sie keine Aufnahme in den Gilden und hätten damit praktisch fast überall Berufsverbot gehabt. Erst seit Industrialisierung der Produktion und Fabriken mit Arbeitern wandelte sich der Begriff zum heutigen Verständnis von Kunst. In den Sprichwörtern von früher ist eher das alte Verständnis gefragt.
Leider vermisst man bei einigen Künstlern oder Kunstwerken heutiger Zeit das Können, ebenso wie bei einigen Handwerkern, wenn man doch mal einen bekommt. Ebenso wie die Qualität etlicher Waren aus Fabriken und Massenproduktion nicht vom Können der Entwickler und Produzenten zeugen kann. Können ist eben immer noch eine Kunst, die nicht überall zu finden ist.

Kunst bedarf Glück und Glück bedarf der Kunst.

Kunst bricht man nicht vom Baume.
Kunst bricht man nicht vom Zaune.

Kunst bringt Gunst.
Kunst hat Gunst.
Kunst bring oder hat Ehr und Gunst.
Kunst macht Gunst.

Kunst fischt nirgend umsonst.

Kunst geht nach Brot.
Kunst geht nach Brot und findet's.
(Dieses Sprichwort ist mit über 500 Jahren schon sehr alt. An verschiedenen Stellen wird fälschlich behauptet, es sei ein Zitat aus Lessing Trauerspiel „Emilia Galotti“ aus dem Jahr 1772 (1. Akt, 2. Auftritt: „DER PRINZ. Guten Morgen, Conti. Wie leben Sie? Was macht die Kunst?, HOFMALER CONTI: Prinz, die Kunst geht nach Brot.“). Lessing erfand es nicht, er benutzte ein ihm altbekanntes Sprichwort. Tatsächlich zitierte schon Luther (1483 - 1546) dieses Sprichwort über 200 Jahre vorher und in Michael Neanders (1525-1595) Sprichwörtersammlung, Ausgabe 1586, ist es ebenfalls vorhanden. Bei Simrock und anderen Sammlungen im 19. Jahrhundert steht die unter längere Fassung. Bei Neander und Luther findet sich die obere kürzere Version. Zitiert wird es aber auch mit anderen Zusätzen.
Heute wird das Sprichwort oft danach ausgelegt, dass Künstler und Kunstschaffende sich nach der jeweiligen Mode und nach den Wünschen des Publikums richten müssen, um Geld und Brot zum Leben zu verdienen. Künstler können sich also künstlerisch nicht frei entfalten. Kunst folgt dann der Aussicht auf Geld, verkaufen und Broterwerb und nicht einer künstlerischen Absicht. Früher bedeutete Kunst Können. Man hatte sein Handwerk gelernt und konnte es, oder sollte es wenigstens. Nach Lehr- und Gesellenjahren wurde man Meister seines Fachs und beherrschte seine Kunst und Handwerk. Künstler nicht ausgenommen, die ihr Handwerk ebenfalls beherrschen sollten. Bei etlichen Dingen, die schon nach kurzer Zeit defekt werden besteht heute berechtigter Zweifel an der Kunst und dem Können der Produzenten, Handwerker und Künstler nicht ausgenommen. Redensarten wie brotlose Künste treiben, nach allen Regeln der Kunst, mit der Kunst am Ende sein, Kunstgriffe kennen oder bei etwas Kunstfertig sein, ohne Künstler zu sein, zeigen die alte Bedeutung ebenfalls.)

Kunst geht niemals betteln.

Kunst geht über Geld.

Kunst geht vor Gespunst.
(Das bedeutet, man soll die Kunst eines Berufes oder Handwerks erst lernen, bevor man sich nach einer Ehefrau umsieht.)

Kunst hält fest, wenn alles verlässt.
Kunst hält bei einem fest, wenn alles ihn verlässt.
(Mit der Kunst im Sprichwort ist das Können eines Handwerks gemeint, das man gelernt hat. Dieses Können behält man, auch wenn man seinen Arbeitsplatz verliert oder in der Fremde eine neue Existenz aufbauen muss.)

Kunst hat Gunst.

Kunst hat keinen Feind, denn der's nicht kann.
(Zusatz bei Körte 1837: „Die Kunst kein'n größeren Feind pflegt zu han, dann denselbigen, der sie nicht kann.“)

Kunst ist des Alters Zehrpfennig.

Kunst ist ein guter Zehrpfennig, man trägt nicht schwer daran.
Handwerck ist ein guter Zehrpfennig, man trägt nicht schwer daran.
Ein Handwerk ist ein guter Reisepfennig, man trägt sich niemals müde daran.
(Das bedeutet, wenn man ein Handwerk gelernt hat und die Kunst, das heißt, das Können beherrscht, kann man überall sein Auskommen finden. Wenn man arbeiten kann, kann man sich überall seinen Lebensunterhalt verdienen und das Können und Wissen trägt man im Kopf immer ohne Mühe bei sich, anders die schweren Vorräte, die man tragen muss.)

Kunst ist gut über Feld zu tragen.

Kunst ist im Glück eine Zier, im Unglück eine eiserne Tür.

Kunst kann Hühner ausbrüten.

Kunst kann man nicht kaufen.

Kunst lehrt Hühner ausbrüten, aber nicht Kinder zeugen.

Künstler sind die Ersten im Narrenschiff.

Kunst macht Narren.

Kunstreiche Hand bringt viel zustand.

Kunstreiche Hand geht durch alle Land.

Kunst steckt nicht in dem Kleide.
Kunst steckt nicht in den Kleidern, sonst wär' sie bei den Schneidern.

Kunst über alle Künste, seine Kunst verbergen.

Kunst und gelehrt sein ist bei Armen Silber, bei Reichen Gold, bei Fürsten und Herrn Edelgestein.

Kunst und Geschicklichkeit geht oft nach Brot oder geht im Bettelrock.

Kunst will Geräte haben, sagte jener, da kämmt' er sich mit der Mistgabel.

Kupfernes Gold, hölzerne Messe.
Kupfern Geld, hölzerne (kupfern) Seelmess.
(Dies Sprichwort stammt aus der Zeit, in der man seinen Sünden durch Zahlungen loskaufen konnte. Je nach dem Wert der Spende an die Kirche oder Ablassverkäufer wurden große oder kleine Sünden mit sogenannten Ablassbriefen vergeben.)

Kürschner und Bettler sind Betrüger; jene wenden das Schöne heraus, diese hinein und das hässliche vor.

Kurz abschlagen ist Freundschaft.
Kurz abschlagen ist eine Freundschaft.

Kurze Abendmahlzeit macht lange Lebenszeit.

Kurze Besuche verlängern die Freundschaft.

Kurze Briefe, viel Glaubens; lange Briefe, wenig Glaubens.
(Das bedeutet, die Wahrheit braucht nicht viele Worte, die Lüge braucht viele, um alle Zweifel oder Bedenken zu zerstreuen und die Wahrheit unter zu vielen Worten zuzudecken und verschwinden zu lassen.)

Kurze Freud und lange Sorgen, tut einem die Liebe zum Borgen.

Kurze Lust, lange Reue.
(Damit ist die Wollust*35 gemeint. Auf heute übertragen: Eine Vergewaltigung oder sexuelle Belästigung ist nach kurzer Tat vorbei, ebenso die Befriedigung der Täter danach, das Opfer trägt an den Folgen meist ein Leben lang.)

Kurze Mess ist bald gesungen.

Kürzen kannst du dein Leben, verlängern kann es Gott allein.

Kurze Predigt, lange Bratwürste.

Kurze Rechnung, lange Freundschaft.

Kurze Rede, gute Rede.

Kurzer Flachs gibt auch langen Faden.

Kurzer Rat, guter Rat.

Kurze Sage, gute Sage.

Kurzes Haar ist bald gebürstet.

Kurzes Holz ist des Bauern Stolz.

Kurzes Lied ist bald gesungen.

Kurze Torheit die beste.

Kurze Torheit und kleine Hafen*15 sind die besten.

Kurze Worte haben Ende.

Kurz Gebet, lange Mettwurst (Bratwurst).

Kurz Gebet, tiefe Andacht.

Kurz gefreut, lang gereut.

Kurz und dick hat kein Geschick.

Kurz und gut ist angenehm.

Kurzweil will verstanden sein.

Küsse mich auf die lateinische Kunst!

Küss' mich, wo ich schön bin.

Küsters Kuh darf auf dem Kirchhof grasen.