Über 25.000 Deutsche Sprichwörter

Sprichwörter in deutschen Mundarten

Sprichwörter in deutschen Mundarten


Sprichwörter in norddeutschen Mundarten


Neben den über 25.000 deutschen Sprichwörtern in deutscher Standardsprache (auch Hochdeutsch genannt) stehen hier fast 1000 Sprichwörter in verschiedenen regionalen Mundarten und Dialekten mit der Übersetzung in die deutsche Standardsprache.

Eine Mundart oder Dialekt innerhalb einer größeren Sprachgemeinschaft ist auf ein begrenztes Gebiet beschränkte. Die Mundart weicht von der Standardsprache in verschiedener Hinsicht ab. Für die deutschen Mundarten ist die übergeordnete Standardsprache das Standarddeutsch. Auf dieser Seite gibt es die Sprichwörter in norddeutschen Mundarten.

Das Standarddeutsch wird oft mit dem Begriff Hochdeutsch verwechselt. Hochdeutsch ist vielmehr eine regionale Sprachvarietät in den höher gelegenen Gebieten des deutschen Sprachraums, in dem wiederum verschiedene hochdeutsche Dialekte gesprochen werden. Im Norden Deutschlands gibt es dagegen die verschiedensten niederdeutschen Dialekte, auch allgemein Plattdeutsch genannt. Dazwischen liegt ein Gebiet mit mitteldeutschen Mundarten.

Bis Ende des 2. Weltkriegs wurden etliche deutsche  Dialekte in großen Teilen Zentral- und Osteuropas gesprochen. Schon  während des Zweiten Weltkrieges wurden viele Streusiedlungen aufgelöst.  Durch Vertreibung nach Kriegsende verlor die angestammte  deutschsprachige Bevölkerung in vielen Gebieten ihre sprachliche Heimat. So ist die Bevölkerung aus dem ehemaligen Ostpreußen und Danzig vertrieben und verstreut in Deutschland. Diese regionalen Sprachen und Mundarten sind nur noch in alten Büchern oder in entsprechenden Vereinen zu finden.

Die Mundarten stehen heute aus verschiedenen Gründen unter mehr oder weniger starkem Druck und sind auf dem Rückzug. Überall besteht der Einfluss überregionaler Medien und der Mobilität der Menschen (damit der Vermischung der einzelnen Varianten) und fördert den Rückzug der Dialekte. So wurden 13 deutsche Regionalsprachen, darunter auch Kölsch und Bairisch, von der Weltbildungsorganisation als vom Aussterben bedroht gemeldet. Darüber hinaus gibt es außerhalb Deutschlands in Österreich, der Schweiz, den Beneluxstaaten, Italien, Rumänien und Brasilien, Paraguay und Namibia Deutsch sprechende Menschen mit ihrer eigenen Sprache und Mundart.


Quellen:

  https://de.wikipedia.org/wiki/Standarddeutsch
  https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Dialekte
  https://de.wikipedia.org/wiki/Niederdeutsche_Sprache
  https://de.wikipedia.org/wiki/Mitteldeutsche_Dialekte
  https://de.wikipedia.org/wiki/Hochdeutsche_Dialekte


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Sprichwörter Amrumer und Föhrer Mundart


A Bekkar kêft ni an Stuuten.
(Ein Bäcker kauft nie einen Stuten (Kuchen).

A Büük as fol iar a Uugen.

(Der Bauch ist eher voll als die Augen. Das Sprichwort bedeutet, das man sich mehr zutraut oder vornimmt, als man schaffen kann. Das Sprichwort gibt es in verschiedenen formen: Man füllt leichter den Bauch als die Augen. Die Augen hungern noch, wenn auch der Bauch platzt. Die Augen sind größer als der Bauch. und andere.)

Aldidj krank, an nimmer duad.
(Allzeit krank und nimmer tot.)

Arkan hual sin ânj, do waardt ham eg bidrânj.
(Jeder behalte sein eigenes, dann wird er nicht betrogen.)

Bödder waard eg beegen un a aan.
(Butter wird nicht gebacken in einem Backofen.)

Burrag maget Surrag.

(Borgen macht Sorgen.)

Diar a dik am liagsten es, diar ridj a hüünjer henaauer.
(Wo der Deich am niedrigsten ist, da reiten die Hunde hinüber. Gemeint wird damit die Flut, die zuerst über die niedrigsten Stellen des Deiches überläuft.)

Di föl ênt, di föl skênt.

(Der viel endet, der viel schändet. Das bedeutet, wer viel macht, macht auch öfter Fehler.)

Dü könst ham eg muar nem üüs't skan.
(Du kannst ihm nichts mehr nehmen als das Fell.)

Efter an gratten Erwerwer komt an iargen arger Ferderwer.

(Auf einen guten Erwerber folgt ein arger Verderber.)

En engel üüb a struat, en düüwel uun a kaat.
(Ein Engel auf der Straße, ein Teufel in der Kate.)

Grat Thaenken an nanthang beaft.
(Gross denken und nichts dahinter. Das bedeutet, man tut wichtig, es ist aber nichts dahinter.)

Ham kaan eg jin a Bâgaaw jibbe. (harn jibb-ens jin an glammem aansmüüs.)

(Man kann nicht gegen den Backofen gaffen. (Man gaffe einmal gegen das glimmende Backofenloch.) Das bedeutet, man sollte nur dahin sehen, wohin zu sehen sich lohnt.)

Ham skal a Buumer büüg wiltzers letj san.
(Man soll die Bäume biegen, während sie klein sind. In Deutschland das gleiche Sprichwort: Den Baum muss man biegen, weil er jung ist.)

Harn as-t lâgt üütjblest.

(Ihm ist das Licht ausgeblasen.)
Hi as bi nuurden amgingen.
(Er ist nach Norden umgegangen.)
Hi as tu-t haal slebbet.
(Er ist zum Loche geschleppt.)
Hi he a skâi apstedt.
(Er hat den Löffel aufgesteckt.)
Hi he sin âier leid.
(Er hat seine Eier gelegt.)
Hi he üütjworpen (üütjferkäft).
(Er hat ausgeworfen (ausverkauft).) Alles Ausdrücke dafür, das jemand gestorben oder dem Tode nahe ist. Anderswo gibt es noch weitere Ausdrücke mit gleicher Bedeutung.)

Hi as (man) hualav beegen, an egh naach grastert.
(Er ist (nur) halb gebacken und nicht genug geröstet. Das Sprichwort bedeutet, das jemand dumm und sehr einfältig ist.)

Hi as me a eers uun a böddertan iinfêlen (Hi as warm tu satten kimmen).

(Er ist mit dem Arsch in eine Buttertonne gefallen (Er ist warm zu sitzen gekommen).)

Hi as so tharstag üüs an smas.

(Er ist so durstig wie ein Schmied.)

Hi kluppat egh för hjü Dör, thiar hi in wal.
(Er klopft nicht vor der Tür, wo er hineinwill. (Das bedeutet, er geht nicht gerade, sondern auf Umwegen zu Werke, um seine wahren Absichten zu verschleiern, er ist falsch.)

Hi mut altidj me 't bâst Bian vörtu.
(Er muss allzeit mit dem besten Bein voran.)

Hi sjogt üütj üüs wan 'r eg tu tiinj tel küüd.

(Er sieht aus als wenn er nicht bis zehn zählen könnte.)

Hi slugh taau Fleegen unnar ian Klap.
(Er schlug zwei Fliegen unter einer Klappe. Vergleichbares Sprichwort auch in Hochdeutsch.)

Injriad an Mârenriad kem eg altidj aauer ians.
(Abendroth und Morgenroth kommen nicht immer überein.)

Nei beesmer fâge rianst.
(Neue Besen fegen am reinsten. Im übrigen Deutschland: Neue Besen kehren gut. Neue Besen kehren auch in vielen anderen Ländern gut, deswegen gibt es dieses Sprichwort so oder ähnlich in vielen Ländern.)

Ring aagin as beeder üüs gud gungen.
(Schlecht gefahren ist besser als gut gegangen.)

Sok Oal, sok Jong.
(Solche Alte, solche Junge. Deutsches Sprichwort: Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen.)

Wan't Biarn san Wal hê, de skrialt' t eg.
(Wenn das Kind seinen Willen hat, dann schreit es nicht)

Wat wêl an Lüüs muar nem üüs't Lewant.
(Was willst du einer Laus mehr nehmen als das Leben.)

Wat wêl muar fân an oks ferlang üüs an stak flêsk.
(Was willst du mehr von einem Ochsen verlangen als ein Stück Fleisch.)

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Sprichwörter der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden

Die Herzogtümer Bremen und Verden entstanden nach dem Dreißigjährigem Krieg mit dem Westfälischen Frieden von 1648. Das ehemalige Erzstift Bremen wurde mit dem ebenso säkularisierten ehemaligen Hochstift Verden vereinigt und fiel an Schweden. Im so neu geschaffenen Herzogtum wurde Stade zum Hauptort erklärt. In der Rechtsprechung führte der Instanzenweg zum 1653 gebildeten Wismarer Tribunal als Oberappellationsgericht für die schwedischen Lehen im Heiligen Römischen Reich. Das Herzogtum Bremen und das Fürstentum Verden waren staatsrechtlich eigenständige, deutsche Fürstentümer. Der schwedische Monarch wurde zwar Landesherr, aber nicht als König von Schweden, sondern als deutscher Reichsfürst.
Nach einer kurzen Zeit unter dänischer Herrschaft fiel Bremen-Verden 1715 durch Kauf an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. 1823 ging das Territorium in der Landdrostei Stade des Königreichs Hannover, dem späteren Regierungsbezirk Stade auf. 1866 wurde das Königreich Hannover von Preußen annektiert und Bremen und Verden wurden preußisch. Nach 1945 gehörte das Gebiet zum Regierungsbezirks Stade zunächst zum Land Hannover und später zum Bundesland Niedersachsen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bremen-Verden
Wappen der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden
Dat Geld hett korte Haare.
(Das Geld hat kurze Haare. Das bedeutet, es lässt sich schwer festhalten.)

Dat Geld, watt stumm is, mak’t liek, watt krumm is.
(Das Geld, was stumm ist, macht leicht, was krumm ist.)

Dat is ’ne slechte Husfro, de mit ’n Karkenkleed in de Köke geiht.
(Das ist eine schlechte Hausfrau, die mit dem Kirchenkleid in die Küche geht.)

De Botter is alle Jahr dreemal dull; eenmal, wenn se to week is, ’t tweetemal, wenn se to hart is, un’t drüttemal, wenn man se nich hett.
(Die Butter ist alle Jahre drei Mal toll; einmal, wenn sie zu weich ist, zum zweiten Mal, wenn sie zu hart ist, und zum dritten Mal, wenn man sie nicht hat.)

De Fro kann mehr to’n Finster nut langen, as de Mann in de Schündöhr inföhrt.
(Die Frau kann mehr zum Fenster hinauslangen, als der Mann in das Scheunentor einfährt.)

De is so klook, as Kösters Koh, de dree Dage vor’n Regen to Hus güng un kreeg doch’n natten Steert.
(Der ist so klug, als Küsters Kuh, der drei Tage vorm Regen nach Hause geht und kriegt doch einen nassen Schwanz (nasses Hinterteil).

De Leev fallt so good upp’n Kohklack as upp’n Rosenblatt.
(Die Liebe fällt so gut auf einen Kuhfladen als auf ein Rosenblatt.)

De Mus, de öber datt Mehl löpt, hungert nich.
(Die Maus, die über das Mehl läuft, hungert nicht.)

Den Boom, de mie Schatten gift, mutt ich nich verachten.
(Den Baum, der mir Schatten gibt, muss ich nicht verachten.)

De nich in’t Water löpt, krigt ok de Föte nich natt.
(Der nicht ins Wasser läuft, kriegt auch die Füße nicht nass.)

De nich spinnt, de nich winnt.
(Der nicht spinnt, der nicht gewinnt.)

Denn de Koh hört, de fat se bie ’n Steert.
(Dem die Kuh gehört, der fast sie beim Schwanz.)

Denn Eenen sien Dood, is denn Annern sien Brod.
(Dem einen sein Tod ist dem andern sein Brot.)

De sick anbütt, dessen Lohn is nich groot.
(Der sich anbietet, dessen Lohn ist nicht groß.)

De sick will ehrlick ernähren, de mott väl flicken un wenig vertären.
(Der sich will ehrlich ernähren, der muss viel flicken und wenig verzehren.)

De sien Geld nich weet to vermall’n, de köpe Pötte un lat se fall’n.
(Der sein Geld nicht weiß zu verschwenden, der kauft Töpfe und lässt sie fallen.)

De to’n Penning slagen is, will sien Läv keen Daler weeren.
(Der zum Pfennig geschlagen ist, wird sein Leben kein Taler werden.)

De Vagels fangen will, mutt nich mit Knüppels darnah smieten.
(Der Vögel fangen will, muss nicht mit Knüppel darnach schmeißen.)

De watt Lewes hett, de geiht dernah, de wat Wehes hett, de klait dernah.
(Der was Liebes hat, der geht darnach, der was Wehes hat, der schreit darnach.)

Eene grote Bohne is bäter, as dree Mund vull Brod.
(Eine große Bohne ist besser als drei Mund voll Brot.)

’n Hals is man’n kleen Lock, man et geiht’n Schipp mit dree Masten derdör.
(Ein Hals ist man ein kleines Loch, man es geht ein Schiff mit drei Masten dadurch.)

’n Minsk in Docters Hannen un Vagels in Kinner Hannen sünd bald old nog wurren.
(Ein Mensch in Doktors Händen und Vögel in Kinderhänden sind bald alt genug geworden.)

’n Woord is keen Beenbruch.
(Ein Wort ist kein Beinbruch.)

Et gift tweerlei Froens; de eene hört to dat Göseun de (andere) annere to dat Höhnergeslecht; denn de eene hal’t tohope, un de annere kratzt uten anner.
(Es gibt zweierlei Frauen; die eine gehört zu den Gänsen, die andere zu dem Hühnergeschlecht; denn die eine hält zusammen, und die andere kratzt auseinander.)

Et hört väl derto, eenen koolen Aben warm to maken.
(Es gehört viel dazu, einen kalten Abend warm zu machen.)

Fliedige Müdder gift fuhle Döchter.
(Fleißige Mütter haben faule Töchter.)

Froens Arbeit is behänne, nümmt aber nimmer ’n Enne.
(Frauenarbeit ist behände, nimmt aber nimmer ein Ende.)

He hett ok noch nich de leßte Nachtmützen upp.
(Er hat auch noch nicht die letzte Nachtmütze auf.)

Henn un her is lieke wiet.
(Hin und her ist gleich weit.)

He wahrt datt Ei un lett dat Hohn flegen.
(Er bewahrt das Ei und lässt das Huhn fliegen.)

In ’n goen Brunnen brukt man keen Water do drägen.
(In einen guten Brunnen braucht man kein Wasser tragen.)

Jede Pracher löwt siene Kiepen.
(Jeder Bettler liebt seine Kappe.)

Kruse Haare, krusen Sinn, da sitt de Dübel dreemal in.
(Krauses Haar, krauser Sinn, da sitzt der Teufel dreimal drin.)

Lütjet un woll is bäter, as groot un weh
(Klein und wohl ist besser, als groß und weh.)

Man mutt köpen, wenn ’t Mark is.
(Man muss kaufen, wenn es Markt ist.)

Mit ’n Globen kann man woll in ’n Himmel kamen, man nich vör’n Amte bestahn.
(Mit dem Glauben kann man wohl in den Himmel kommen, aber nicht vor einem Amt bestehen.)

Narren kopt Bück, de brukt se nich to melken.
(Narren kaufen Böcke, die brauchen sie nicht zu melken.)

Riek weern is keene Kunst, aber riek blieben.
(Reich werden ist keine Kunst, aber reich bleiben.)

Spare bie ’n fullen Fate; bie ’n leddigen is ’t to late.
(Spare bei einem vollen Fass; bei einem leeren ist es zu spät.)

Spinnen is ’n kleen Gewinnen; wer ’t aber nich deiht, de bald natt geiht.
(Spinnen ist ein kleiner Gewinn; wer es aber nicht tut, der bald nackt geht.)

Watt bäter is, as ’n Lus, datt nümm mit na Hus.
(Was besser ist, als eine Laus, das nimm mit nach Haus.)

Wenn de Himmel instörrt, so ligge wie alle drünner.
(Wenn der Himmel einstürzt, so liegen wir alle drunter. Leider vergessen das viele Menschen, das sie auch von der Klimakatastrophe betroffen sind und wie alle anderen darunter leiden werden. Erste Folgen: Auf manchen Wochenmärkten Hamburgs gibt in Juli 2020 keine einheimischen Äpfel mehr, obwohl das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Deutschlands, das Alte Land, direkt nebenan liegt.)

Wenn ok de Foot mutt Frost lien, so kann doch de Hals keen Dost lien.
(Wenn auch der Fuß muss Frost leiden, so kann doch der Hals keinen Durst leiden.)

Wer sick in Hofdeensten dodt arbei’t, kümmt nich in ’n Himmel.
(Wer sich in Hofdiensten tot arbeitet, kommt nicht in den Himmel.)

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Sprichwörter aus der Gegend zwischen Einbeck und dem Solling


De Buër ackert seck woll gries, awer nich wies.
(Der Bauer ackert sich wohl grau, aber nicht weise.)

De Fruë hört in 't Huus, de Besse hinder de Döör un de Hund upp'n How.
(De Frau gehört in das Haus, der Besen hinter die Tür und der Hund auf den Hof.)

De Katte un de Maged, dei ätet, wenn 't 'n behaget, awer de Knecht un de Hund möttet täuwen bet wat kummt
(Die Katze und die Magd, die essen, wenn es ihnen behagt, aber der Knecht und der Hund müssen warten, bis was kommt.)

De Liewe fällt s' gaut upp'n Kauflack asse upp'n Rosenlad.
(Die Liebe fällt so gut auf einen Kufladen als auf ein Rosenblatt.)

Köppken gladd un Fäurgen gladd, is de halwe Bruudschatt.
(Köpfchen glatt (hübsch) und Füßchen glatt, ist der halbe Brautschatz (Mitgift).

Räuwe un Talg, dat hört 'n Buër in'n Balg.
(Rüben und Talg, das gehört dem Bauern in den Balg.)

Wat better is asse n' Luus, dat nöme eck meë na Huus.
(Was besser ist als eine Laus, das nehme ich mit nach Haus.)

Wenn de Pracher niks hebben sall, s' fällt 'n 't Brood dor de Kiepen.
(Wenn der Bettler nichts haben soll, so fällt ihm das Brod durch die Kiepen (Tragekorb).

Wer Füër nödig hed, dei söcht t' in der Aschen.
(Wer Feuer nötig hat, der sucht es in der Asche.)

Wo 'n Brunhuus steit, kann kein Backhuus stahn.
(Wo ein Brunnenhaus steht, kann kein Backhaus stehen.Das bedeutet, ein starker Trinker kann nicht gleichzeitig ein starker Esser sein.)

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Sprichwörter aus den ehemaligen Fürstenzümer Göttingen und Grubenhagen

Wappen von Göttingen



Links:
Wappen von
Göttingen



Rechts:

Wappen von
 Braunschweig-Grubenhagen

Wappen aus Braunschweig-Grubenhagen



Bi frien un përköæepen mot man sek vorseien.
(Beim Freien (Heiraten) und Pferdekaufen muss man sich vorsehen. Das bedeutet, beides ist gleichermaßen riskant und muss vorher genau geprüft und überlegt sein.)

De bûer het man ein kind.
(Der Bauer hat man nur ein Kind. Das bedeutet, das nur der älteste Sohn des Bauern den Hof erbt, um den Besitz nicht zu klein zum Überleben des Hofes wird. Alle anderen Kinder gehen weitestgehend leer aus und müssen in der Fremde als Knechte oder Mägde ihr Auskommen finden.)

Dei vôgel, dei in'n bûer is, wil gëren rût; dei vôgel, dei bûten is, wil gëren rin.
(Der Vogel, der im Bauer ist, will gern heraus; der Vogel, der draußen ist, will gern hinein. Das bedeutet, mit der Ehe soll es sich bei vielen genauso verhalten.)

De katte, de hund un de hûsfrûe höoert int hûs; de knecht un de hëre höoert enût.
(Die Katze, der Hund und die Hausfrau gehören ins Haus; der Knecht und der Herr gehören hinaus.)
De katte, de ôr un de frûe, dei höoert int hûs; de knecht un de hund, dei höoert enût.
(Die Katze, die Uhr und die Frau gehören ins Haus; der Knecht und der Hund gehören hinaus.)

Den râwen upn dâke un den fos vor der dör is nich to trûen.
(Dem Raben auf dem Dache und dem Fuchs vor der Tür ist nicht zu trauen.)

Ein kind kein kind, twei kind spêlkind, drei kind recht (vêl) kind.
(Ein Kind kein Kind, zwei Kinder Spielkinder, drei Kinder (sind) rechte (viele) Kinder. Das bedeutet, bei der hohen Kindersterblichkeit in früheren Zeiten, war es besser mehrere Kinder zu haben.)

En âld hund is nich lichte bellsch to mâken.
(Ein alter Hund ist nicht leicht bellisch zu machen.)

En blöæe hund werd sellen fett.
(Ein blöder Hund wird selten fett. Das bedeutet, man sollte nicht zu bescheiden sein, weil man sonst zu nichts kommt und immer den kürzeren zieht.)

En gaud wôrd finnt en'n gauen ôrd.
(Ein gutes Wort findet einen guten Ort.)

En man, de nâ kindern verlanget, is dum.
(Ein Mann, der nach Kindern verlangt, ist dumm. Das bedeutet, man sollte es sich genau überlegen, ob man Kinder haben will. Es könnte sein, dass gute Eltern schlechte Kinder oder schlechte Eltern gute Kinder bekommen.)

En schelm gift mër as he het
(Ein Schelm gibt mehr als er hat.)

Erst 'ne næse, un denn 'ne brille.
(Erst die Nase, und dann eine Brille. Das bedeutet, wer in der Jugend über die stränge schlägt, wird im Alter besonders fromm.)

Et is kein hûs, wô nich de râk dôrgeit.
(Es ist kein Haus, wodurch nicht der Rauch geht. Das bedeutet, in allen Häusern und allen Ehen wird auch gestritten.)

Frie nâwers kind, köæp nâwers rind, sau weist de, wat de hest.
(Freie (Heirate) Nachbars Kind, kauf Nachbars Rind, so weißt du, was du hast. Das bedeutet, Nachbarn kennt man besser als Fremde und man weiß schon vorher ohne eingehende Prüfung, was man bekommt.)

Hei het sek dat sël ümme de hören smiten lâten.
(Er hat sich das Seil um die Hörner werfen lassen. Das bedeutet, ein unverheiratetes Mädchen hat einen Mann so beeindruckt und sprichwörtlich eingefangen, das dieser ihr einen Heiratsantrag gemacht hat.)

Jêder fâte an sine næse, denn finnt he fleisch.
(Jeder fasse an seine Nase, dann findet er Fleisch.)

Jê lenger man geit, jê lenger daut en'n de têne wei.
(Je länger man geht, je länger tun einem die Zähne weh. Länger gehen heißt hier, länger leben. Das bedeutet, je länger man lebt, desto länger muss man die Gebrechen und die Not des Alters ertragen.)

Jê mër man de katte stricket, destô höcher hilt se den swanz.
(Je mehr man die Katze streichelt, desto höher hält sie den Schwanz. Das bedeutet, je mehr man den Stolzen und Hochfahrenden schmeichelt oder lobt, desto dünkelhafter und eingebildeter werden sie.)

Jê ölder de bock, jê stiwer de hören.
(Je älter der Bock, je steifer die Hörner.)

Jûgend het kene tûgend, un dat older den koller.
(Jugend hat keine Tugend, und das Alter die Torheit.)

Jung efriet het niemâls gerüet.
(Jung gefreit hat niemals gereut. Das bedeutet, besser jung heiraten als warten, bis man alt ist.)

Kümt man ût der nâd, sau kümt de leiwe dâd.
(Kommt man aus der Not, so kommt der liebe Tod.)

Man süt glik, ob et wickenfutter is, ôdcr reine frucht.
(Man sieht gleich, ob es Wickenfutter ist, oder reine Frucht. Mit Wickenfutter ist ein Gemenge von Wicken, Erbsen, Bohnen und Hafer, als nur minderwertiges gemeint, reine Frucht dagegen ist reines Getreide wie Weizen. Das bedeutet, wenn das Kind reines Getreide ist, sieht es dem Vater ähnlich und der hat Gewissheit, dass das Kind von ihm ist. Wenn das Kind dem Vater nicht sehr ähnlich sieht, ist es wie Wickenfutter und er weiß nicht, ob es sich nicht doch von jemand anderem ist.)

'Ne gaue hûsfrûe kennt man an der vôrrâtskâmer.
(Eine gute Hausfrau erkennt man an der Vorratskammer.)

Older sleit de lue dâd.
(Alter schlägt die Leute tot.)

Sau as eck glöæbe; sau geschût mek.
(So wie ich glaube, so geschieht mir.)

Sau as man den bâm in der jûgend tut, sau blift he in'n older.
(So wie man den Baum in der Jugend zieht, so bleibt er im Alter.)

Tǝu gaud is half alwern.
(Zu gut ist halb albern. Das bedeutet, man sollte es mit der Tugend oder Freigibigkeit nicht übertreiben, da es sonst als Schwäche erscheinen könnte.)

Trûe den nich, dei met dek up enen küssen slöpt.
(Traue dem nicht, der mit dir auf einem Kissen schläft.)

Ulen bringet ûlen ût.
(Eulen bringen Eulen aus. Das bedeutet, die Kinder werden in ihrem Wesen und Charakter wahrscheinlich ähnlich wie ihre Eltern.)

Vêle swine mâket den drank dünne.
(Viele Schweine machen den Trank dünn. Das bedeutet, bei vielen Kindern wird das spätere Erbteil recht klein ausfallen.)

Wër einen en'n tûsch anbüt, dei het bedrôgen, ôer wil bedreigen.
(Wer einem einen Tausch anbietet, der hat betrogen oder will betrügen.)

Wër kann gêgen ein foier mes anstinken.
(Wer kann gegen ein Fuder Mist anstinken. Kommentar dazu von Georg Schambach in seinem Buch „Die Plattdeutschen Sprichwörter der Fürstenthümer Göttingen und Grubenhagen“ aus dem Jahr 1851 auf Seite 40: „Und wenn auch jener Bauer, der von dem Herrn Assessor schnöde angefahren und mit der größten Grobheit behandelt war, sich diese Behandlung ruhig gefallen ließ, still dazu schwieg und nachher sein Schweigen mit den Worten (dem Sprichwort) zu rechtfertigen versuchte, womit er sein Unvermögen eine gleiche Grobheit zu entwickeln ausdrücken wollte, so ist darin doch keineswegs die allgemeine Ansicht unseres Volkes ausgesprochen. Dieses nimmt vielmehr an, dass ein jeder genommen werde, wofür er sich gibt und nehmen lässt, und so behandelt werde, wie er es sich will gefallen lassen.“ Im Hochdeutschen oft verwendete Version: Gegen ein Fuder Mist kann man nicht anstinken.)

Wër nâ twei hâsen löpt, dei doit wîer nits, as wenn he slöpt
(Wer nach zwei Hasen läuft, tut weiter nichts, als wenn er schläft.)

Wër nêgen-neunzig jâre deint het det hundertste kein brâd.
(Wer neunundneunzig Jahre dient, hat im hundertsten kein Brot. Das bedeutet, wer lange dient oder für andere arbeitet, wird im Alter nicht viel haben oder in Armut leben Auch heute bei der steigenden Zahl von armen Rentnerinnen und Rentner, die auf Sozialhilfe angewiesen sind.)

Wër sek vor swtnekæse updrâgen let, dei werd dervôr aneseien.
(Wer sich für Schweinekäse auftragen lässt, der wird dafür angesehen.)

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Hamburger Sprichwörter

Die Freie und Hansestadt Hamburg ist heute ein Stadtstaat und ein Land der Bundesrepublik Deutschland. Hamburg ist mit fast 2 Mill. Einwohnern nach Berlin die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die größte Stadt in der Europäischen Union, die keine Hauptstadt ist. Das Stadtgebiet besteht aus sieben Bezirke mit 104 Stadtteilen. Zu Hamburg gehören auch die Nordseeinseln Neuwerk, Scharhörn und Nigehörn sowie der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer.

Die ältesten festen Behausungen gab es im 4. Jahrhundert v. Chr. Die älteste urkundliche Erwähnung Hamburgs stammt aus dem 7. Jahrhundert. Im 8. Jahrhundert entstand die Hammaburg, in der Karl der Große im Jahr 810 eine Taufkirche errichten ließ. Durch das von Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1189 verliehene Hafenrecht und die Handelsprivilegien für die ganze Unterelbe an Hamburg entwickelte sich die Stadt im Mittelalter zu einem florierenden Handelszentrum. Durch seinen Vertrag mit Lübeck im Jahr 1241 wurde Hamburg einer der Gründungsorte der Hanse und entwickelte sich im 14. Jahrhundert als eines ihrer ersten Mitglieder zum wichtigsten deutschen Umschlag- und Stapelplatz zwischen Nord- und Ostsee.
Das Hamburger Wappen.
Auch nach der Hanse und während der Aufklärung und der Industrialisierung blieb die Stadt das bedeutendste Wirtschaftszentrum Norddeutschlands. Vom Dreißigjährigen Krieg verschont konnte Hamburg seine Vormachtstellung im Handel auszubauen. Zur Reformationszeit wurde der Stadtstaat ohne Blutvergießen evangelisch. Ab 1510 galt Hamburg endgültig als Reichsstadt. 1558 wurde die Hamburger Börse als eine der Ersten Deutschlands eröffnet. Hamburg war Teil des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation und hat die Herrschaft der dänischen Königskrone nie anerkannt. Als Freie Stadt trat Hamburg 1815 dem Deutschen Bund bei. 1867 wurde es Mitglied des von Otto von Bismarck initiierten Norddeutschen Bundes und blieb 1871 Gliedstaat des nun in Deutsches Reich umbenannten Bundesstaates.
Heute ist Hamburg „das Tor zur Welt“ für den Außenhandel der Bundesrepublik  Deutschland. Hamburg ist mit 100 Konsulaten (2010) nach New York und Hongkong der drittgrößte Konsularstandort weltweit und wichtiges Zentrum von Industrie, Handel und Logistik.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hamburg

Alle Ding mit Maaten, dat schall man doon un laten.
(Alle Dinge mit Maßen, das soll man tun und lassen.)

Arbeit macht reich, säd' de Paster, is aberst nich wôer, sünst wiere wî Daglöners alltohop rik Lüd'.
(Arbeit macht reich, sagt der Pastor, ist aber nicht wahr, sonst wären alle Tagelöhner allzuhauf reiche Leute.)

Buten gley, un binnen o wey.
(Draußen glatt, und innen oh weh. Das bedeutet,: Außen hui, innen pfui. Außen schönes Kleid und schöner Kragen und darunter ein zerlumptes schmutziges Hemd.)

Dat is de ole Jakob met de nee Mütz'.
(Das ist der alte Jakob mit der neuen Mütze. Etwas neues wird angekündigt, ist aber nur das Alte ohne eine Verbesserung im neuen Gewand. Der Spruch hat seinen Ursprung von der alte Jakobskirche, die um das Jahr 1820 einen neuen Thurm erhielt, sonst aber die alte war.)

Dat is starck Beer
(Das ist starkes Bier. Erklärung dazu im Buch „Idioticon Hamburgense“ (Seite 11) von Michael Richey aus dem Jahr 1755 „sagt man, wann einer sich heftig oder pochend vernehmen lässt.“)

Darup is good töven, aver quaad fasten.
(Darauf ist gut warten, aber böse fasten. Das bedeute, darauf wird man lange warten müssen.)

Dat steit em an, as der Hore dat Spinnen.
(Das steht ihm an, als der Hure das Spinnen. Das bedeutet, man kann mit dem, was man gerade macht, nicht umgehen.)

De ên gift mi Geld un de andre betâlt mi.
(Der eine gibt mir Geld und der andere bezahlt mich.)

De runet, de lügt.
(Wer raunt (flüstert), der lügt.)

Énmâl – kênmâl, säd de Brût.
(Einmal ist keinmal, sagt die Braut.)

Er sieht aus, as wenn he de Höll anblaset hädde.
(Er sieht aus, als wenn er die Hölle angeblasen hätte.)

Et wahret nig lange, dat arme Lüde wat heft.
(Es währet nicht lange, das arme Leute was haben. Vergleichbaress hochdeutsches Sprichwort: Armer Leute Pracht währt kaum über Nacht.)

Hebben is hebben, kriegen is Kunst.
(Haben ist haben, kriegen ist Kunst.)

He hett et im Griff, as de Pracher de Luus.
(Er hat es im Griff, wie der Bettler die Laus.)

He hett' et im Munde, wie dat Eekerken im Schwanze.
(Er hat es im Munde, wie das Eichhörnchen im Schwanze.)

He lett sick nich hissen, nich locken.
(Er lässt sich nicht hetzen, nicht locken.)

Ik bün kên Kôrndräger, ik dên nig vört halve Geld.
(Ich bin kein Kornträger, ich dien nicht für halbes Geld. Kornträger trugen früher im Hamburger Hafen die Kornsäcke aus den Schiffen in die Lagerhallen. Trotz der schweren Arbeit wurden sie dafür unverhältnismäßig schlecht bezahlt.)

Im Düstern muuset de Katt' am besten.
(Im Dustern maust die Katze am besten. Damit sind die Diebe gemeint, die im Dunkeln auf Einbruchstour gehen.)

Is he von goodem Ledder, so kummet he wol wedder.
(Ist er von gutem Leder, so kommt er wohl wieder.)

Ledder um Ledder, sleist du mi, ick sla di wedder.
(Leder um Leder, schlägst du mich, ich schlag dich wieder.)

Man söcht keinen achter de Dör, edder man steit sülvest darvör.
(Man sucht keinen hinter der Tür, oder man steht selbst davor. Das bedeutet, wenn man andere beschuldigt, macht man sich selbst verdächtig.)

Man ward nig eher weten, ehe man is versleten.
(Man wird nicht eher wissend (klug), ehe man ist verschließen (verbraucht).)

Môder kann swemmen, säd' de Jung, dar wier se versâpen.
(Mutter kann schwimmen, sagt der Junge, da war sie versunken.)

Oost, West; Huus best.
(Bei Simrock steht vergleichbar auf Hochdeutsch: "Ost und West, daheim das Best." Unter diesem Spruch steht bei Körte (1837): „Der Reim gilt jedem Philister von seinem Geburtsorte, böt' er sonst auch jedem andern noch so wenig Lust, für immer dort zu leben; also sagen z. B. die Bremer: Ost, West, Bremen best!“)

Seht, wat dat Beer deit!
(Seht, was das Bier tut. Erklärung dazu von Körte 1837: „spöttelt der Hamburger, von einem der sich heftig gebärdet.“)

Sie sütt ut, as wenn se vum Pesthofe weglopen weer.
(Sie sieht aus, als wenn sie vom Pesthof weggelaufen wäre. Das Sprichwort bezeichnet elend und schlecht gekleidete, ähnlich der Pestkranken aus der Zeit, in der die Pest in Hamburg wütete.)

Sla dick 'nen Knutten in de Näse.
(Schlag dir einen Knoten in die Nase. Das bedeutet, wenn man sich an etwas erinnern und keineswegs vergessen will, macht man sich einen Knoten ins Taschentuch.)

Swynsfeddern de stövet nig.
(Schweinefeddern, die stören nicht. Das bedeutet, es hat nichts auf sich und stört nicht.)

Up Wyn de Melk, is nig vör elk.
(Auf Wein die Milch, ist nicht für jeden (zuträglich, heilsam)).

Utan de bewysinge affgeyt, so ghan de eede tho.
(Wo der Beweis abgeht, da gehen die Eide zu.)

Vörbescheed makt achter keen Kreet.
(Vorbescheid macht achtern (nachher) keinen Zank.)

Wann kummt, kummt op'n mal, säd' de Snîder, un dar krêg he twê Pôr Strümp to flicken un dat op'n Wînachtabend.
(Wenn es kommt, kommt es auf einem Mal, sagt der Schneider und dakriegt er zwei Paar Strümpfe zu flicken und das am Weihnachtsabend.)

Wo'r Lüde sind, da spreket Lüde.
(Wo Leute sind, da sprechen Leute. Vergleichbares Sprichwort auf hochdeutsch: Lass die Leute reden und die Hunde bellen. Das bedeutet, wo Leute sind, wird auch geredet, man sollte sich nicht drum kümmern, es sei denn, es ist die Wahrheit.)

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Sprichwörter aus Hildesheim

Dei Quarkpott hett en Snute as en Rattenfänger.
(Der Quarktopf (Das Kind) hat eine Schnute (Mundwerk) wie ein Rattenfänger. Das bedeutet, das Kind ist nicht auf den Mund gefallen und weiß sich zu wehren.)

Hei leit nicks liggen, as gluh Köhle un Möhlensteine.
(Er lässt nichts liegen als glühende Kohlen und Mühlsteine. Fast genauso in Hochdeutsch: Er lässt nichts liegen als Mühlsteine und heiß Eisen.)

Hei löppt as en bliern Vögel.
(Er läuft wie ein bleierner Vogel. Das bedeutet, er geht besonders langsam und schwerfällig.)

Man weit woll, wat en hölten Bock for Talg hett.
(Man weiß wohl, was ein hölzern Bock für Talg hat. Das bedeutet, man weiß, das einer über seine Verhältnisse lebt, da er nicht die Einnahmen hat, um seine Ausgaben zu bezahlen.)

Sei süht uut, as wenn sei Wiehwater-Suppen gegetten hedde.
(Sie sieht aus, als wenn sie Weihwassersuppe gegessen hätte. Das bedeutet, sie tut besonders fromm, was wahrscheinlich nur vorgetäuscht wird.)

Wer lank hett, lett lank hengen.
(Wer lang hat, lässt lang hängen. Das bedeutet, wer reich ist, der zeigt es auch und treibt erheblichen Aufwand mit allem.)

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Spreckwörder ut Holstein
              (Sprichwörter aus Hostein)
Das Herzogtum Holstein entstand 1474 aus der norddeutschen Grafschaft Holstein-Rendsburg und bestand bis 1867 als eigenständiges Herzogtum. Der dänische König Christian I. war damals in Personalunion auch Herzog von Schleswig und Graf von Holstein-Rendsburg und erreichte bei Kaiser Friedrich III., dass Holstein-Rendsburg zum unmittelbaren Reichslehen Holstein erhoben wurde.
Das Herzogtum war deutschsprachig, gehörte bis 1806 zum Heiligen Römischen Reich und wurde 1815 ein Gliedstaat des Deutschen Bundes. Zusätzlich war sein Herzog dauerhaft der dänische König, und gehörte damit zum sogenannten Dänischen Gesamtstaat. Von 1848 bis 1851 kämpften deutschen Revolutionäre erfolglos gegen Dänemark und dessen Bestrebungen das Herzogtum staatsrechtlich enger an die dänische Krone zu binden.
Nach einer dänischen Verfassungsänderung wurde Holstein 1864 von Truppen des Deutschen Bundes besetzt. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg kam Holstein mit Schleswig und Lauenburg in ein Österreichisch-Preußisches Kondominium. Nach dem Deutschen Krieg wurde Holstein Teil der neuen preußischen Provinz Schleswig-Holstein. Einen eigenen Herzog hatte es danach nicht mehr.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Herzogtum_Holstein
Wappen aus Holstein
Aap, wat hest du wackere Kinner!
(Affe, was hast du wackere Kinder!)

Achternah kümmt dünne Beer.
(Hinternach kommt dünnes Bier. Das bedeutet, nach einem Ereignis erwartet man nichts Gutes, was noch kommen könnte.)

Alles mit Maaßen! ſeed de Buur, un ſoop en Maat Brannwien ut.
(Alles mit Maßen! sagte der Bauer und soff ein Maß Branntwein aus.)

Better en Aap, denn en Schaap.
(Besser ein Affe, denn ein Schaf.)

Better en krupern Modder, as en flegenden Vader.
(Besser eine kriechende Mutter, als einen fliegenden Vater. Das bedeutet, eine sparsame und ordentliche Mutter ist besser als ein Vater , der überall herumfliegt und sich herumtreibt.)

Better en riecken Vader verleeren, as en krupern Modder.
(Besser einen reichen Vater verlieren, als eine kriechende Mutter.)

Da het Aalk by'n Putt seeten.
(Da hat Aalk (Adelheid) beim Topf gesessen. Adelheid ist in diesem Sprichwort eine böse Hexe, die bei einem Spiel danebengesessen hat und dem Spieler Unglück gebracht hat, da er das Spiel verlor.)

Dat is so wiß, as et Amen in der Kerken is.
(Das ist so gewiss, als das Amen in der Kirche.)

Dat sind olle Kamellen, de ruuken nig mehr.
(Das sind alte Kamellen, die zucken nicht mehr.)

Dat Woort is herrut, un de Esel is drinnen!
(Das Wort ist heraus und der Esel ist drinnen! Das bedeutet, es schwatz einer unbesonnen.)

De good in 't Holt röpt, kriegt en goode Antword.
(Der gut in das Holz (Wald) ruft, kriegt eine gute Antwort.)

Der Mann kann nig so veel in de groote Dör inföhren, as de Fro ut de lütje Dör uttragen kann.
(Der Mann kann nicht so viel in die große Tür einfahren, als die Frau aus der kleinen Tür austragen kann.)

De wull wol, dat et alle Dag Sundag, un Eten und Drinken en Handwerk wäre.
(Der will wohl, das alle Tage Sonntag und Essen und Trinken ein Handwerk wäre.)

Du begehrest de Kindelin, alse nimm di en Fruelin.
(Du begehrst ein Kindlein, also nimm dir ein Fräulein.)

Du weest nig, wat Aalk im Putt het.
(Du weist nicht, was Aalk (Adelheid)im Topf hat. Adelheid ist in diesem Sprichwort eine gute Hexe, von der man noch so einiges zu erwarten hat, da man nicht weiß, was für gut Gaben sie noch in ihrem Topf hat.)

En smuck Woort, wenn et wuschen is.
(Ein schmuck Wort, wenn es gewaschen ist. Das wird von einer verdächtigen Rede gesagt.)

Et kummt eem an, as dem Buuern dat Aderlaten.
(Es kommt ihn an, als dem Bauern das Aderlassen. Das bedeutet, jemand kommt plötzlich auf eine ganz abwegige Idee.)

Et waart nig lange, dat arme Lüde wat heft.
(Es währt (dauert) nicht lange, das arme Leute was haben.)

He is eegen, as Johann Fink, de wull nig an Kaak ſtahn.
(Er ist eigen wie Johann Fink, der will nicht am Pranger stehen.)

He is so krank as en Hoon, mag gern äten un niks doon.
(Er ist so krank als ein Huhn, mag gern essen und nichts tun.)

Help holen! ſeed Gretj, un har een Luus in'n Tögel.
(Hilf halten! sagt Grete, und hat eine Laus im Zügel. Das bedeutet, jemand macht wegen nichts einen fürchterlichen Aufstand. Gleiche Bedeutung wie: Viel Geschrei und nichts dahinter.)

He snackt, as en Mettwurſt, de an beiden Ennen apen is.
(Er schnackt (spricht), wie eine Mettwurst, die an beiden Enden offen ist.)

Je mehr et schrieet, je eh'r et fryet.
(Je mehr er schreit, je eher er freit. Das bedeutet, je mehr ein Witwer um seine verstorbene Frau trauert, umso eher sucht er eine neue Braut, um die er freien kann.)

Je povrer de Pracher, je fetter de Lus.
(Je schlimmer der Bettler, je fetter die Laus. Ähnlich auch in anderen Mundarten.)

Mit 'nem Esel kann man wohl hacken, aber nig snacken.
(Mit einem Esel kann man wohl hacken, aber nicht schnacken(reden))

„To veel is to veel!“ seed jener Mann, un har sine Fro dodslan.
(„Zu viel ist zu viel!“ sagt jener Mann und hat seine Frau tod geschlagen.)

Van Snacken, kam't Klacken.
(Vom Schnacken (viel reden, schwatzen), kommen KLacken (Flecken, Schandflecken). Das bedeutet, ein Schwätzer verursacht oft bleibende Schandflecken bei anderen und einem selbst.)

Wenn de Boom is groot, is de Planter doot.
(Wenn der Baum ist groß, ist der Pflanzer tot.)

Wenn de Dag fangt an to längen, fangt de Winter an to strengen.
(Wenn die Tage anfangen zu längen, fängt der Winter an zu strengen.)

Wenn de Pracher wat hett, so hett he keenen Napp.
(Wenn der Bettler was hat, so hat er keinen Napf. Ähnlich auch in anderen Mundarten.)

Wenn en Unglück syn sall, so kannst du op den Rüggen fallen un bräken de Näs' af.
(Wenn ein Unglück sein soll, so kannst du auf den Rücken fallen und brichst die Nase ab.)

Wenn’t Glück regnet, heff ick mine Schötteln to Huus.
(Wenn's Glück regnet, hab ich meine Schüsseln zu Haus.)

Wer sick graw benimmt, ward ök graw behandelt.
(Wer sich grob benimmt, wird auch grob behandelt.)

Wer sick will ehrlich un redlich neeren, de mott veel flicken un wenig verteeren.
(Wer sich will ehrlich und redlich nähren, der muss viel flicken und wenig verzehren.)

Wo de Moltsack steit, kann de Roggensack nig stahn.
(Wo der Malzsack steht, kann der Roggensack nicht stehen.)

Wo en Keerl fällt, da kann en Keerl upstahn.
(Wo ein Kerl fällt, da kann ein Kerl aufstehen.)

Wo'r der Hund den Pott apen findt, da'r ſleit he de Snut’in.
(Wo der Hund den Topf offen findet, da steckt er seine Schnute (Schnauze) rein.)

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Sprichwörter aus dem Jeverland

Das Jeverland ist der nördliche Teil des Landkreises Friesland mit der Stadt Jever. Das Jeverland geht auf die seit dem 16. Jahrhundert bestehende friesische Herrschaft Jever zurück, die aus dem Rüstringer Banter Viertel, Teilen von Östringen und dem Wangerland hervorgegangen war. Auf dem Gebiet des Jeverlandes wird das Jeverländer Platt gesprochen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Jeverland

Das'n wahr Mallöör sä de Jung, do fullt he in d' Jiergrüpp.
(Das ist ein Unglück (Missgeschick), sagte der Junge, da fiel er in die Jauchegrube.)

Dat is so: de Tied geit hen, de Dood kummt hȧr.
(Das ist so: die Zeit geht hin, der Tod kommt her.)

Der hinkt Nüms an sien Naber sien' fuul Been.
(Es hinkt keiner an seines Nachbarn faulen (kranken) Bein.)

He bigriptter so väl van, as d' oll' Mutt van't Gannaatstrieken.
(Er begreift so viel davon, als die alte Sau vom Garnelenfangen.)

He kikt ni' wieder, as ſien' Noſ' lank is.
(Er guckt nicht weiter, als seine Nase lang ist.)

He muß' good Koorn wassen laten.
(Er muss gutes Korn wachsen lassen. Das bedeutet, er muss gute Miene zum bösen Spiel machen.)

He's so nümig, as harr he d' Wiesheit mit Läpels fräten.
(Er ist so klug, als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen.)

He sütt uut, as wenn he Een' up harr, un d' Anner sguller 'nin.
(Er sieht aus, als wenn er einen aufgefressen hätte, und der andere sollte da hinein.)

He will wieder springen, as sien Pattstock reckt.
(Er will weiter springen als sein Springstock reicht. Mit einm Springstock springt man über Gräben, ähnlich wie ein Stabhochspringer.)

'T gift meer bunt' Hunn' as een.
(Es gibt mehr bunte Hunde als einen.)

Wel 't Glück an'n Finger lickt, de sgall üm d' Hand henhollen.
(Wem das Glück an den Finger leckt, der soll ihm die Hand hinhalten.)

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Spreckwörder ut Neddersassen
              (Sprichwörter aus Niedersachsen)


Allto fromm is Nawers Spott.
(Allzu fromm ist Nachbars Spott.)

Dat Muul bringt den Deef an `n Galgen.
(Das Maul bringt den Dieb an den Galgen.)

De den Hund tarrt, de mutt mit Bieten reken.
(Wer den Hund reizt, der muss mit Bissen rechnen.)

De Koh het faken vergeten, dat se `n Kalv wän is.
(Die Kuh hat oft vergessen, das sie ein Kalb gewesen ist.)

De langsam geiht, geiht seker.
(Wer langsam geht, geht sicher.)

De sik mit `n Nawer will good verstahn, de mutt em ut de Sünne gahn.
(Wer sich mit dem Nachbarn will gut verstehen, der muss ihm aus der Sonne gehen.)

De to `n Swienetroge tohauen is, ward keene Vigeline.
(Wer beim Schweinetrog zu Hause ist, wird keine Violine.)

De Verleumder het jümmer den Düwel up de Tungen.
(Der Verleumder hat immer den Teufel auf der Zunge.)

Een` gooden Fründ mutt `n nich to faken kamen.
(Einem guten Freund musst du nicht zu oft kommen.)

Jedeen mut siene eegene Huut to Marke drägen.
(Jeder muss seine eigene Haut zu Markte tragen.)

Je höger de Boom, je deeper de Fall.
(Je höher der Baum, je tiefer der Fall.)

Klook sünd alle Lüe, awer plietsch mutt `n wän.
(Klug sind alle Leute, aber schlau muss man sein.)

Vör een` Deef kann ik de Dör afschluten, awer vör een` Lögner nich.
(Vor einem Dieb kann ich die Tür abschließen, aber vor einem Lügner nicht.)

Man mutt sik keene neegen Fiende up `n Hals laden.
(Man muss sich keine neuen Feinde auf den Hals laden.)

Wat hängen schall, dat versuupt nich.
(Was hängen soll, das ersäuft nicht.)

Wenn et ümsünst it, smeckt et an `n besten.
(Wenn es umsonst ist schmeckt es einem am besten.)

Wenn `t Brie regent, hebbt de Dummen keenen Lepel.
(Wenn es Brei regnet, haben die Dummen keinen Löffel.)

Wer de Neese to hoch holt, stött licht an.
(Wer die Nase zu hoch hält, stößt leicht an.)

Wer mit den Düwel speelt, mutt Füer in `t Muul hebben.
(Wer mit dem Teufel spielt, muss Feuer im Maul haben.)

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Nordfriesische Sprichwörter

An gratten Mantel, do kan'm thi oal Knecht san Stört egh sä.
(Ein großer Mantel, so kann man des alten Knechts Schwanz nicht sehen. Mit dem alten Knecht ist der Teufel gemeint.)

A Wiard komt altidj för ferslöden Dörren.
(Die Wahrheit kommt allezeit vor verschlossene Türen.)

God skeart alla Bumer, iar's tu Hemmel wachs.
(Gott schneidet alle Bäume, ehe sie zum Himmel wachsen.)

Ham feit egh lacht an Stak Fleask sanner Knaak.
(Man bekommt nicht leicht ein Stück Fleisch ohne Knochen.)

Nurdoasten Winj an oal Wüffen's Kiwin healt thri Da'r un.
(Nordostwind und alter Weiber Keifen hält drei Tage an.)

Podden bred nian Sjongfögler ütj.
(Kröten brüten keine Singvögel aus.)

Rikman's Krankhaid an Armman's Pankuken stirmi fiir.
(Des reichen Mannes Krankheit und des armen Mannes Pfannkuchen riechen weit.)

Thiar alla Panen an Potten bislakki wal, thi feit at leetsten Splinjen un a Tong.
(Wer alle Pfannen und Töpfe belecken will, der bekommt zuletzt Split ter in die Zunge.)

Thiar ham hei leat tu stelen, skal ham thwing leat tu hinghin.
(Wer sich locken lässt zu stehlen, soll sich zwingen lassen zu hängen.)

Wan a Krab lethag as, do bitj a Hingster arköther.
(Wenn die Krippe leer ist, so beißen die Pferde einander.)

Wan a Wulw an a Hörd auerian san, God treast tho arm Schep.
(Wenn ein Wolf und ein Hirt einig sind, Gott tröste die armen Schafe.)

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Sprichwörter Nordmarscher Mundart


Masgonnen bruad ward ok eeden.
(Missgönntes Brot wird auch gegessen.)

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Sprichwörter aus dem Oldenburgischen


Alles mit Maaten, sä de Snieder un slog sien Wyf mit de Ähle.
(Alles mit Maßen, sagte der Schneider und schlug seine Frau mit der Elle. Das vergleichbare Sprichwort auf Hochdeutsch geht noch etwas weiter: Alles mit Maß, sagte der Schneider, da schlug er seine Frau mit der Elle tot.)

Arme Lüe Pankooken un rieke Lüe Krankheiten rukt wiet.
(Armer Leute Pfannkuchen und reicher Leute Krankheiten riechen weit.)

Bäter 'n Luus in 'n Kohl, as gar kien Fleesch.
(Besser eine Laus im Kohl, als gar kein Fleisch.)

Den de Schoo passt, de treckt em an.
(Wem der Schuh passt, der zieht ihn an.)

De väl fragt, ward väl wies.
(Der viel fragt, wird viel gewahr.)

Du snackst mit as Jan Bremer, de harr 'n Ohrfiege krägen.
(Du sprichst wie Jan Bremer, der hat eine Ohrfeige gekriegt.)

Good is good, man alltogood is allermanns Narr.
(Gut ist gut, aber allzugut ist jedermanns Narr.)

He hett Infälle as 'n ohld Huus.
(Er hat Einfälle, wie ein altes Haus.)

He maakt 'n Gesicht as de Buur, den't in't Heu regnet hett.
(Er macht ein Gesicht, wie der Bauer, dem es ins Heu geregnet hat.)

He stappt as'n Pogg in'n Maanenschien.
(Er stapft (geht) wie ein Frosch im Mondschein.)

Kort un frägel is bäter, as lang un 'n Flägel.
(Kurz und vergnügt ist besser, als lang und ein Flegel (Lümmel).)

Moder, wat is de Welt doch groot, sa de Jung, do keem he achter'n Kohlhoff.
(Mutter, was ist die Welt doch groß, sagte der Junge, da kam er von hinter dem Kohlhof.)

Nin Kind ward grot sunner Bulen.
(Kein Kind wird groß ohne Beulen.)

'n Nodschlag kin Dodschlag.
(Ein Notschlag, kein Totschlag. Das alte Rechtssprichwort bedeutet, eine Tötung aus Notwehr ist kein Totschlag oder Mord.)

Vor Geld kann man 'n Düvel danssen sehn.
(Für Geld kann man den Teufel tanzen sehen.)

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Ostfresesche Spreckworden
              (Ostfriesische Sprichwörter)


Bur is'n Bur, blifft'n Schelm van Natur.
(Bauer ist ein Bauer, bleibt ein Schelm von Natur. Das bedeutet, wenn ein Bauer Beispielsweise Geld hergeben soll, tut er unverständig und versteckt sich hinter dem Schelm.)

De Aanten dragen hör Recht up de Puckel.
(Die Enten tragen ihr Recht auf dem Buckel. Das bedeutet, sie haben nichts als ihren Balg, man kann schlecht mit ihnen streiten.)

De 'n andern jagen will, moot sülfst mitlopen.
(Der einen andern jagen will, muss selbst mitlaufen.)

De sück aver annermanns Unglück freit, de sien egens steit vör de Dör un bleit.
(Der sich über anderer Leute Unglück freut, dessen sein eigenes steht vor der Tür und blüht.)

Gode Derens un gode Gosen kamen bitieds to Hus.
(Gute Mädchen und gute Gänse kommen beizeiten nach Haus. Wenn sie gut sind, sind sie zu Haus, wenn sie nicht zu Hause sind, sind es keine guten, jedenfalls war das früher die weit verbreitete Meinung.)

He hett geen Beseff of Benüll.
(Er hat kein Verstand noch Bewusstsein.)

He is so taj' as'n Katt.
(Er ist so zäh, als eine Katze. Katzen galten früher als zäh und es wurden ihnen 9 Leben zugestanden, das heißt, sie können achtmal scheinbar tod sein und werden wieder lebendig.)

Je mehr man de Katt straakt, desto hoger börrt se de Stert.
(Je mehr man die Katze streichelt, desto höher hebt sie den Schwanz.)

Nêe Besems fegen schôn.
(Neue Besen fegen schön. Im übrigen Deutschland: Neue Besen kehren gut. Neue Besen kehren auch in vielen anderen Ländern gut, deswegen gibt es dieses Sprichwort so oder ähnlich in vielen Ländern.)

Nimm de Düfel up de Nack, denn kummt he di neet in de Möt.
(Nimm den Teufel auf den Nacken, dann kommt er dir nicht entgegen.)

Proten is goodkoop, man Dohn is'n Ding.
(Sprechen ist wohlfeil, man tun ist ein Ding.)

Proten is nix, man verproten.
(Sprechen ist nichts, aber versprechen.)

Snoopske Katten brannen de Beck.
(Naschhaften Katzen brennt der Mund. Das bedeutet, womit man sündigt, damit wird man bestraft.)

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Sprichwörter aus der Umgebung von Ovelgönne

De all' Lie' den Snuten stoppen will, is väl Mehls vandoont.
(Der allen Leuten die Schnuten (Maul, Mund) stopfen will, ist viel Mehl vonnöten.)

Deder sacht geit, kumt ook mit.
(Der da sachte geht, kommt auch mit.)

De in't Reit sitt, het good Piepen snien.
(Der im Riet (Schilf) sitzt, hat gut Pfeifen schneiden.)

De't all' Lie' recht maken will, de meet fro upstaan.
(Der es allen Leuten recht machen will, der muss früh aufstehen.)

Em sgall nien Spinnewupp aver'n Mund wassen.
(Ihm sollen keine Spinnweben über den Mund wachsen.)

He is all wedder up'n Steert träen.
(Er ist allen wieder auf den Schwanz getreten.)

He sgud 't af, as Pudel den Regen.
(Er schüttelt es ab, als ein Pudel den Regen.)

He weet nich, wo he sik teeren sgall.
(Er weiß nicht, wie er sich anstellen soll.)

Ik muß in den suuren Appel bieten, ik mug willen oder ni'.
(Ich muss in den sauren Apfel beißen, ich mag wollen oder nicht.)

'T Gluck is 'n Vagel: de'n fangt, de'n het.
(Das Glück ist ein Vogel, der ihn fängt, der es hat.)

'T Hemd liggt een' naer as de Rock.
(Das Hemd liegt einem näher als der Rock (Jacke).

Van 'n good Woord weert de Tänen ni' stump.
(Von einem guten Wort werden die Zähne nicht stumpf.)

Wenn de Pott vull is, lopt he over.
(Wenn der Topf voll ist, läuft er über.)

Woor de Hagen am siedsten is, daar springt 'n toeerst aver.
(Wo der Hagen (Hecke) am niedrigsten ist, da springt man zuerst drüber.)

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Plattdüütsche Spreckwörder
              (Plattdeutsche Sprichwörter)


Plattdeutsch oder Niederdeutsch wird in Norddeutschland und im Osten der Niederlande gesprochen und unterteilt sich in eine Vielzahl unterschiedlicher Dialektformen. Das Plattdeutsch ist eine westgermanische Sprache mit einer Vielzahl unterschiedlicher Dialektformen, die sich aus dem Altsächsischen entwickelt hat. In der älteren Sprachwissenschaft wurden auch die niederländischen Dialekte zum Niederdeutschen gerechnet. Die niederdeutschen Dialekte weisen noch heute Ähnlichkeiten mit dem Englischen und dem Friesischen auf, die auf einer gemeinsamen Herkunft dieser Sprachen beruhen. „Plattdeutsch“ ist nicht gleich „Platt“. „Platt“ bezieht sich nicht ausschließlich auf das Niederdeutsche, sondern wird auch in manchen mitteldeutschen Regionen und in den Niederlanden gebraucht und meint schlicht „Dialekt“.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Niederdeutsche_Sprache

Als de Buuk vull is, so is dat Hövet frölik.
(Wenn der Bauch voll ist, so ist das Haupt fröhlich.)

Als de oolen Koye danzen, so klappern eenen de Klauen.
(Als die alten Kühe tanzen, so klappern ihnen die Klauen.)

Annere Heerens settet annere Suulen.
(Andere Herren setzen andere Säulen.)

Better is Vögel fangen, denn heel stille sitten.
(Besser Vögel fangen, denn ganz still sitzen.)

Bieter 'n schluuten Wiif äs 'n kiiwen Wiif.
(Besser ein eingezogenes(stilles) Weib,als ein keifendes (zänkisches) Weib.)

Buwen und kyff, köste und schön Wyff, nemen Penning unde Lyff.
(Bauen und alte Häuser, feiern und schönes Weib, nehmen Pfennig und Leben.)

Dansen brinkt unkûscheit, hoverdye unde schaden.
(Tanzen bringt Unkeuschheit, Hoffart und Schaden. Eine alte überholte Ansicht in Sprichwortform, die heute nur noch von einigen religiösen Fanatikern geteilt wird.)

Dâr water is gewest, dar kumt water wedder.
(Wo Wasser ist gewesen, da kommt Wasser wieder.)

Dat beste Speel werdt ook wol to veel.
(Das beste Spiel wird auch wohl zu viel.)

Dat bose vordervet dat gude.
(Das Böse verdirbt das Gute.)

Dat een Unglück kann dat anner nich aftöven.
(Das eine Unglück kann das nächste nicht abwarten. = Ein Unglück kommt selten allein.)
Dat Goot mot gan van dar et gekommen is.
(Das Gut muss gehen, von wo es gekommen ist.)

Dat men vêr halet, dat is dat sotest.
(Was man von fern holt, das ist das Süßeste.)

Dat Schipp steit wael, dar ein erfahren Schipper inne is.
(Das Schiff steht wohl, wo ein erfahrener Schiffer drinen ist.)

De Achterport laat open stahn, un'n Doctor syner Wege gahn.
(Die Hintertür lass offen stehn, und den Doktor seiner Wege gehen.)

De beste Koh geit nig to Markte.
(Die beste Kuh geht nicht zum Markt. Das beste behält man für sich und verkauft es nicht auf dem Markt.)

De dat Glück man hett, geiht mit de Bruut to Bett.
(Wer das Glück nur hat, geht mit der Braut ins Bett. Ein unverdientes Glück.)

De Giezknüppel kriggt den Hals nich ehr vull, as bet he em vull Eer hett.
(Der Geizhals kriegt den Hals nicht eher voll, als bis er ihn voll Erde hat. = aus Armenien: Nur die Erde kann das Auge des Geizigen sättigen.)
De Gös gahn allerweg barft.
(Die Gänse gehen allerwärts (immer, überall) barfuß. Ebenso auf Hochdeutsch verbreitet.)

De Hund, de bött, de liecht vergött, aberscht de, de ward gebeten, ferr dem öß schwär to vergeten.
(Der Hund, der biss, der leicht vergisst, aber der, der wurd gebissen, fällt dem das schwer zu vergessen.)

De Lögenbuck mutt `n goot Gedächtnis hebben.
(Der Lügenbock muss ein gutes Gedächtnis haben. = Ein Lügner muss ein gutes Gedächtnis haben.)
De loie bove is quât to leren.
(Der faule Bube ist schlecht zu lehren.)

Dem alle tyt dunket to vro, de kumt ôk vake to late.
(Dem alle Zeit dünkt zu früh, der kommt auch oft zu spät.)

De Mann mott wol alles eten, aber nig alles weten.
(Der Mann muss wohl alles essen, aber nicht alles wissen.)

Dem drystigen unde schalke gif gelyke stucke.
(Dem Dreisten und dem Schalke gib gleiche Stücke.)

De mit Goeden umgeit, de wird gern gebessert.
(Der mit Guten umgeht, der wird gern gebessert.)

Den een gifft Gott Botter, den annern Schiet.
(Dem einen gibt Gott Butter, den anderen Dreck. Die Welt ist ungerecht.)
Der eene heft Glück, der ander säet dar up.
(Der eine hat Glück, der andere sieht darauf.)

De stekelinge venkt, de venkt ôk vische.
(Wer Stichlinge fängt, der fängt auch Fische.)

De swicht, de volget.
(Wer schweigt, der folgt (stimmt zu))

De veele Kleeder hefft, de tuht veele an.
(Der viele Kleider hat, der zieht viele an.)

De vor vlüt, dat is de schuldige.
(Der vorher flieht, das ist der Schuldige.)

Do dat geschach, do brannt de Bach, do leschte de Buure met Strüh.
(Durch das Geschacher, da brennt der Bach, da löscht der Bauer mit Stroh.)

Dogede unde undogede mogen nicht tosamen.
(Tugend und Untugend mögen nicht zusammen. Sprichwort auch im Hochdeutschen 1605 bei Petri verzeichnet.)

Drunkenschap vordervet alle gude sede.
(Trunkenheit verdirbt alle gute Sitte.)

Dúer getoft is nig verkoft.
(Teuer geschätzt ist nicht verkauft. Sprichwort ebenso auf Hochdeutsch.)

Een jungk Engelken, wert wael ein olt Düvel.
(Ein junges Engelchen wird wohl ein alter Teufel.)

Een Pracher*26 kann den andern nich gunnen, dat he vor de Döre steit.
(Ein Bettler kann dem anderen nicht gönnen, das er vor der Türe steht.)

Een Prunker upr Straten, en Pracher*26 inr Kathen.
(Ein Angeber (Prunker = einer, der sich besonders prunkvoll kleidet um aufzufallen und angeben und etwas besonderes sein will) auf den Straßen, ein Bettler in Raten.)

Ein dach vorlent wol dat ein hel jar weigert.
(Ein Tag verleiht wohl, was ein ganzes Jahr weigert.)

Eine quade tunge sprikt nummande gut.
(Eine böse Zunge spricht von niemandem gut.)

Ellernholz un rodes Haar. sind up goden Grunde rar.
(Erlenholz und rotes Haar sind auf gutem Grunde rar (selten).

En half Ey is better, denn de leddige Dop.
(Ein halbes Ei ist besser, denn die leere Schale.)

En hässlich Wyf is en guder Tuun um den Garden.
(Ein hässliches Weib ist ein guter Zaun um den Garten.)

Es is beter, bi 'n oolen Mann to schulen As bi en jungen to huulen.
(Es ist besser bei einem alten Mann zu schulen, als bei einem jungen zu heulen.)

Freyheit geit vor Gold, sägt de Wachtel, un flog in't Holt.
(Freiheit geht vor Gold, sagt die Wachtel und flog in das Holz.)

Fruenslüde Rat un Rovesaat gerät all sieben Jahr.
(Frauenleute Rat und Rübensaat gerät alle sieben Jahre.)

Geld, dat stumm is, maakt grad wat krumm is.
(Geld, das stumm ist, macht grad was krumm ist.)

Gelt holt de victorie boven al.
(Geld holt den Sieg über alles.)

Grübken im Kinn, het Schelmken im Sinn.
(Grübchen im Kinn, hat Schelmerei im Sinn.)

He gifft, as de Pracher*26, de Lus um 'n Daler.
(Er gibt, wie der Bettler, die Laus um den Taler.)

He griset, eh er wiset.
(Er vergreist, ehe er weise wird.)

He hett sik bekêhrt van Dûwel tô'n Satan.
(Er hat sich bekehrt vom Teufel zum Satan.)

He is nicht vry, de dem duvel eigen is.
(Der ist nicht frei, der dem Teufel eigen ist.)

He is to sêr nęsewys, de alleine in synen sak is.
(Der ist zu sehr ein Naseweis, der allein in seinem Sack ist.)

He mach sachte slapen, de neine sorge heft.
(Der kann sanft schlafen, der keine Sorge hat. Das Sprichwort stammt aus der ältesten Sammlung plattdeutscher Sprichwörter von Anton Tunnicius (um 1470 - nach 1544) aus dem Jahr 1514. Die Sammlung wurde 1870 von Hoffmann v. Fallersleben ins Hochdeutsche übertragen und Sprichwörter daraus von Wander ins Deutsche Sprichwörter Lexikon übernommen.)

It is all eins, wo he sitt, wer et wohl kann.
(Es ist alles eins, wo er sitzt, wer es wohl kann.)

Jeder hett sine Greetge leif, un is se ook beschnudelt.
(Jeder hat seine Grete lieb und ist sie auch beschmudelt (verschmutzt).

Je höger de Aap stiggt, je mehr wiest he den Moors.
(Je höher der Affe steigt, je mehr zeigt er den Hintern. = aus Afrika: Je höher der Affe klettert, um so besser sieht man seinen Hintern.)
Je schlimmer Pracher*26, je dikker Lus.
(Je schlimmer (der) Bettler, je dicker (die) Laus.

Klein underwin holt grôt gewin.
(Kleine Anstrengung holt großen Gewinn.)

Kost möt dick vör die Bate gahn.
(Kosten müssen dicht vor dem Gewinn (oder Erwerb) gehen.)

Krankheit kummet to Peere un gaht to Foote weg.
(Krankheit kommt zu Pferd und geht zu Fuß weg. Ähnliche Sprichwörter auch auf Hochdeutsch.)

Kregget de Henne und schwigt de Haan, dann is't Huus 'r üüwel an.
(Kräht die Henne und schweigt der Hahn, dann ist das Haus übel dran.)

Krup ünner, Krup ünner, die Welt is di gramm. Du kannst nich mêr wandern, du musst’r nu ran
(Kriech unter, kriech unter, die Erde ist dir gram. Du kannst nicht mehr wandern, du musst'r nu ran.
Dieses Sprichwort soll laut alten Sagen früher von Zigeunern und Heiden gebraucht worden sein. Wenn auf ihren Wanderungen alte Familienmitglieder nicht mehr weiterlaufen konnten, gruben die anderen ein Erdloch, in das die Alten geworfen wurden. Danach wurden unter Sprechen des Sprichworts die Alten mit der ausgehobenen Erde zugeschüttet und lebendig begraben. „Aus alter Zeit“  von Wilhelm Busch, 1910)

Latt de Katte loopen, de Kater kriegt se doch.
(Lass die Katze laufen, der Kater kriegt sie doch.)

Man mott dem Düvel ook mal en Kertz upsetten.
(Man muss dem Teufel auch mal eine Kerze aufsetzen. Vor den Heiligenbildern in Kirchen wurden früher zu ihrer Verehrung Kerzen aufgestellt. Lau Wilhelm Körte soll der zum Christentum bekehrte polnische König Wladislaus 1375 das Bild des Teufels in einer Kirche sah, soll er gesagt haben: „Ei, so stecket dem alsobald zwei Kerzen auf, damit er uns ungeschoren lasse.“)

Man mot de Morgensuppe nig to grot maken, dat man Abends ook wat het.
(Man muss die Morgensuppe nicht zu groß machen, dass man abends auch was hat.)

Man mot sinem Liwe kene Stêfmoime sein.
(Man muss seinem Leibe keine Stiefmutter sein.)

Man röpt ſo lange Fastelafend, dat de Faſte kumpt.
(Man ruft so lange Fastelabend*10, bis die Faste kommt. Bei Wilhelm Körte 1837 steht das Sprichwort auf Plattdeutsch, bei Karl Simrock ist 1846 es auf Hochdeutsch enthalten.)

Man werd so oold wie 'ne Kau, un mott alle Dage leeren tau.
(Man wird so alt wie eine Kuh, und muss alle Tage lernen dazu.)

Melk makt dat Herte welk.
(Milch macht das Herz welk. Das bedeutet, die Milch wurde früher nicht gut angesehen, weil sie verweichlichen sollte. Man aß lieber Speck und anderes Fleisch mit Fett um Kraft zu bekommen.)

Muorgenrout dat füllt den Pout; Owendrout dat drönget den Pout.
(Morgenrot, das füllt den Pott; Abendrot das drückt den Pott.)

„Nix umsünst!“ seggt de Hahn, un sät up de Henne.
(„Nichts umsonst!“ sagt der Hahn und sitzt auf der Henne.)

'N Wiif, dat met 'n Koppe will buawen uut, dat doot viel Schaaden un richt't nicks uut.
(Ein Weib, das mit dem Kopf will oben aus, das tut viel Schaden und richt`nichts aus.)

O du dulle Welt, wat krabbelst du im Düstern.
(O du tolle Welt, was was krbbelst du im Dunkeln.)

Paafgoot, Rafgot, Düvel, halt den Sack op!
(Pfaffgut, Raffgut, Teufel, halt den Sack auf!)

Runde Hölter un viereckige Knoken hebben schon mannigen Büdel gebroken.
(Runde Hölzer und viereckige Knochen haben schon manchen Beutel gebrochen. Runde Hölzer sind Kugeln zum Kegeln, viereckige Knochen sind Würfel und gebrochene Beutel sind die Geldbörsen, deren Inhalt und mehr verspielt wurde. Dazu meint Wilhelm Körte 1837: „Es tut's nicht bloß das Spiel und etwa das Verlieren, sondern das Müßigsein, das Wirtshausleben und was sonst damit zusammenhängt.“)

Schaape blöken veel.
(Schafe blöken viel.)

Schreib a X fer a U, su kimmste der Rechnung zu.
(Schreib ein X für ein U, so kommst (du mit) der Rechnung zu. Vergleichbare Sprichwörter auch im Hochdeutschen.)

Spar wat, hett wat; fritt up, hett nischt.
(Spare was, haste was; friss auf, haste nichts.)

Stiefmutter, Stiefätti Mett daß der Tüfel hätti.
Stiefmueter oder Stiefätti, as si der Tüfel hätti.
(Sprichwort auch in Mundart in der Schweiz. Stiefmutter Stiefvater dass sie der Teufel hätte.)

Tanzen mag: nit allein, es muss no öppert bei mir sein.
(Tanzen mag nicht allein, es muss noch jemand bei mir sein.)

't is beter half Ei, as leddige Dopp.
(Es ist besser ein halbes Ei, als leere Schalen. Ebenso mehrere hochdeutsche Varianten.)

Ungeropen sal men nicht gân in der heren kameren.
(Ungerufen soll man nicht gehen in der Herren Kammern.)

Up den Kaarten stahet Krüüße.
(Auf den Karten steht Kreuz.)

Vexation lehrt verstohn.
(Ärger lehrt verstehen.)

Von Kleyen wassen de Schwyne, averst se werden nig fett.
(Von Kleien wachsen die Schweine, aber sie werden nicht fett.)

Waffen, Fruuen un Boeken mot men alltäglik versoeken.
(Waffen, Frauen und Bücher muss man alltäglich versuchen.)

Wahre dik vor de Sliekers, de Röpers deit dik niks.
(Wahre dich dem Schleicher, die Raufer tun dir nichts.)

Wat bettres as 'ne Luus, nimm mit na Huus.
(Was bessres als eine Laus, nimm mit nach Haus.)

Wat de Buur nig kennt, dat fritt he nig.
(Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht. Das Sprichwort ist auch in seiner hochdeutschen Form verbreitet.)

Wat de minsche anfenget, da kümt he ak mee ant enne.
(Was der Mensch anfängt, damit kommt er auch mit ans Ende.)

Wat der Paster nig will, dat nimmt der Kanter gerne.
(Was der Pastor nicht will, das nimmt der Kantor (Küster) gerne. Bei Körte steht dieses Sprichwort 1837 auf Platt, bei Simrock 1846 auf Hochdeutsch.)

Wat man schrifft, dat blifft.
(Was man schreibt, das bleibt.)

Waz touc der slegel ane stil, da man blöcher spalten wil?
(Was taugt der Schlägel ohne Stiel, wenn man Blöcke spalten will?)

Wecker en gläsern Dack hät, müt Annern nich mit Steen'n schmieten.
(Altmärkisches Plattdeutsch. Wer ein gläsernes Dach hat, muss andere nicht mit Steinen scheißen. Sprichwort in Hochdeutsch: Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen schmeißen.)
 
Wen en schelden de wyve nicht?
(Wen schelten die Weiber nicht?)

Wenn dat Kind verdrunken is, so decket man den Putte to late.
(Wenn das Kind ertrunken ist, dann deckt man den Brunnen zu spät. Vergleichbare Speichwörter auch in Hochdeutsch.)

Wenn de Bur wat hat, hat he keen Fatt.
(Wenn der Bauer was hat, hat er kein Fett.)
Wenn de Esel wyt löpt, is he detwegen nich gelehrt.
(Wenn der Esel weit läuft, ist er deswegen nicht gelehrt.)

Wenn de Hahn kreihet op dem Nest, so bliv dat Wiär äs et eß.
(Wenn der Hahn kräht auf dem Nest, so bleibt das Wetter, wie es ist.)

Wenn de Luus ut dem Schorpe kummt, bitt se.
(Wenn die Laus aus dem Schorf kommt, beißt sie.)

Wenn et all gegeten is, sind de Schötteln ledig.
(Wenn es alles gegessen ist, sind die Schüsseln leer.)

Wenn et nich regent, sau drüppelt et doch.
(Wenn es nicht regnet, so tröpfelt es doch. Das bedeutet, wenn das erhoffte Große nicht erreicht wird, bekommt man doch noch einige Kleinigkeiten.)

Wenn ick dot bin, is de ganze Welt mit mi dot.
(Wenn ich tot bin, ist die ganze Welt mit mir tot.)

Wer lange släpt, un dralle löpt, kümmt ook to Markte.
(Wer lange schläft und schnell läuft kommt auch zum Markt.)

Wes de Koh is, der neem se mit dem Stertz.
(Wessen die Kuh ist (Wem die Kuh gehört), der nehme sie mit dem Schwanz.)

Wyn up Melk is vör elk; Melk up Wyn is Venin!
(Wein auf Milch ist für jeden; Milch auf Wein ist Gift.)

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Westfriesische Sprichwörter

Hy slacht Sint Egbert, der de aeyen opiet in joech de doppen om Gods wille.
(Er gleicht Sankt Egbert, der die Eier aufaß und die Schalen um Gotteswillen gab.)

It is ien quea paed, daer me naet meer as ienders gean ken.
(Es ist ein böser Pfad, den man nicht mehr als einmal gehen kann.)

It quea wird seil me nin andert jaen.
(Dem bösen Wort soll man keine Antwort geben.)

Koärle wirden, in dy faest, dy sluwte baest.
(Kurze Worte, und die festen, die schließen am besten.)

Lytse poällen rinne gou oer.
(Kleine Töpfe laufen schnell über. Das bedeutet, kleine Menschen fahren leicht aus der Haut um ihre kleinere Größe gegenüber anderen zu kompensieren.)

Mei goe folk is't goe dwaen, sei de koster, in teach uws Ljeawe Frou de roak uwt.
(Mit guten Leuten ist gut verkehren, sagte der Küster, und zog unserer Lieben Frau den Rock aus.)

Meitse dei in wei allike lang.
(Mache Tag und Weg gleich lang)

Me ken ien loes net meer nimme as 't libben.
(Man kann einer Laus nicht mehr nehmen als das Leben.)

Me mat de diwel wo to frjeun halde, dat er jin nin quea docht.
(Man muss den Teufel wohl zum Freunde halten, dass er einem nichts Böses tue.)

Ont lytse lju naet leas binne in greate naet loai, so binne se naet folmekke.
(Wenn kleine Leute nicht schlau sind und große nicht faul, so sind sie nicht vollkommen.)

Quea hinnen, der de aeyen uwtlidze in thuws to iten geane.
(Böse Hennen, welche die Eier draußen legen und nach Hause gehen, um zu essen.)

Wier er saun foet onder de ierde, hy wier net fier uwt de wei.
(Wäre er sieben Fuß unter der Erde, er wäre nicht weit aus dem Wege.)


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