Über 25.000 Deutsche Sprichwörter

Deutsche Sprichwörter mit D

Deutsche Sprichwörter mit D


Über 25.000 deutsche Sprichwörter

Deutsche Sprichwörter oder

Sprichwörter aus Deutschland ?


Schon vor  Jahrhunderten wurden deutsche Sprichwörter oder der Deutschen gesammelt  und veröffentlicht, von Agricola und Sebastian Franck im 16., Lehmann,  Eyering, Petri, Gruter und Winckler im 17., Bücking, Siebenkees und  Sutor im 18. bis Braun, Eiselein, Körte, Simrock und Wander im 19.  Jahrhundert. Einige mundartliche Sammlungen kamen aus begrenzten  Sprachgebieten, aber keine war „aus“ dem Land Deutschland. Bis 1806 gab  es auch kein Deutschland, sondern nur seit dem 10. Jahrhundert das  „Heiliges Römisches Reich“, ab dem 15. Jahrhundert mit dem Zusatz  „deutscher Nation“.

Danach gab es mehrere regionale Herrschaftsgebiete,  und seit 1871 das Deutsche Reich und das Kaiserreich Österreich-Ungarn.  Hochdeutsch war ein Dialekt von mehreren, der z. B. in Prag bis zur  Mitte des 19. Jahrhunderts die Mehrheitssprache war und bis in die  1930er Jahren von über 42.000 Menschen als Muttersprache gesprochen  wurde. Früher und heute wird Hochdeutsch außer in Deutschland auch in  Österreich, in Teilen der Schweiz und den Grenzregionen in allen anderen Nachbarländern und teilweise in Afrika in den ehemaligen deutschen  Kolonien gesprochen.

Im Deutschen Sprichwörter Lexikon hat auch Wander ohne jeden Unterschied jedes noch so entfernte deutschsprachige Werk aus  anderen Ländern mit herangezogen. Der schweizerische Autor Kirchhofer  schreibt im Vorbericht der Sammlung schweizerischer Sprichwörter  „Wahrheit und Dichtung“ auf Seite 6 von einer Sammlung schweizerischer  Sprichwörter, die nach München gegangen ist und nicht wiederkam. Sie  wird wahrscheinlich eine andere deutsche Sammlung bereichert haben.  Einigen „deutschen“ Sprichwörtern ist ihre schweizerische oder  österreichische Herkunft auch anzumerken. Deswegen gibt es auch hier nur „Deutsche Sprichwörter“ und keine mit der Herkunftsbezeichnung „aus  Deutschland“, da die meisten überall im deutschen Sprachraum entstanden  und verbreitet sein können.


Auf dieser Seite befinden sich deutsche Sprichwörter mit D, von Die K bis Die S und auf weiteren alle anderen. Sprichwörter aus Deutschland sind die meisten, neben einigen aus deutschsprachigen Gebieten außerhalb. Wenn hier noch besondere, wichtige, neue oder häufige Sprichwörter aus Deutschland fehlen sollten, bitte eine Nachricht mit Quellenangabe/Fundort an die E-Mail Adresse auf der Seite Kontakt.


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Deutsche Sprichwörter von Die K bis Die S

  

Die Kanzlei im Menschen ist im Kopf, das Zeughaus in der Brust, die Kuchen oder Keller im Bauch.

Die Kanzlei ist eines Fürsten Herz.


Die Kapaunen*18 werden doch keine Hahnen mehr, darum muss man ihnen das Krähen mit dem Bratspieß vertreiben.

Die Kappe deckt manchen Schalk.

Die Kappe macht keinen zum Mönch.
Die Kapuze macht den Mönch nicht.
Kappen machen keine Mönche.
(Ähnlich Sprichwörter gibt es auch mit Kutte oder Kleid. Wahrscheinlich haben alle ähnlichen Sprichwörter den gleichen Ursprung oder Anlass und sind nur zeitlich oder vom Ort unterschiedlich. Das Sprichwort bedeutet, oft wird etwas nur vorgetäuscht und der äußere Anschein trügt.)

Die Karte gibt's nicht.

Die Kart' und die Kanne macht manchen zum armen Manne.

Die Katze fängt die Mäuse nicht in Handschuhen.

Die Katze frisst gern Fische, sie will aber nicht ins Wasser.
Die Katze mag wohl Fisch fressen, sie will aber nicht ins Wasser.
Die Katze möchte der Fische wohl, sie mag aber die Füße nicht nass machen.
(Das bedeutet, man will etwas, einen Vorteil, etwas Gutes, aber man will nichts dafür tun, asich nicht bemühen, keine Anstrengungen unternehmen oder sich möglichen Gefahren aussetzen, um in den Genuss des Ersehnten zu kommen.)

Die Katze hat bald vergessen, dass sie das Licht halten muss.
Die Katze lässt doch das Licht fallen und läuft der Maus nach.
(Das bedeutet, egal wie gut man eine Katze dressiert hat, sobald ihr Jagdinstinkt geweckt wird, vergisst sie alles und jagt hinter Mäusen her.)

Die Katze hats gerne, wenn man sie streichelt
Die Katze ist am liebsten da, wo man sie streichelt.
Die Katze ist gerne, wo man sie streichelt.
Wo man die Katze streichelt, da ist sie gern.
(Das Streicheln verursacht eine angenehme Empfindung (meinen die Menschen) und sie sind verständlicherweise gerne dort, wo sie sich wohlfühlen und ihnen Gutes getan wird (Futter, Wärme, Schlafplatz). Übertragen wird das auch von Menschen angenommen.)

Die Katze ist hungrig, wenn sie ans Brot geht.

Die Katze kann die Maus nicht fressen, sie muss sie erst weisen und miauen.

Die Katze lässt das Mausen nicht.

Die Katze liest in der Bibel.

Die Katze mag so begierig sein, als sie will, so macht sie sich doch an keine heißen Suppen.

Die Katze nach dem Specke schicken.

Die Katzen wünschten, das alle Mäuse Narren sein (wären).

Die Katze sieht den Bischof an, ist doch ein geweihter Mann!
Sieht doch die Katze einen Bischof an.
(In einem anderen Sprichwort sieht die Katze den Kaiser an: „Darf doch die Katze den Kaiser ansehen.“ Beide meinen wohl dasselbe, entstanden aber wahrscheinlich an unterschiedlichen Orten.)

Die Katze spielt mit den Mäusen, wenn sie satt ist.

Die Katz spielt so lang mit der Maus, bis sie ihr macht den Garaus.

Die Katze will auch Bratwürste.

Die keiner Ehr achten, wollen gleichwohl ungeschändet sein.

Die Kerze, die vorgeht, leuchtet schön.

Die Kerze ist auf den Nagel gebrannt.

Die Kette fürchtet sich nicht vorm Rauch.

Die Kinder der Finsternis sind klüger denn die Kinder des Lichts.

Die Kinder müssen der Eltern Schuld bezahlen.

Die Kinder muss man in sauberen Wasser baden, nicht in Mistlachen.
Man soll die Kinder in sauberem Wasser baden, nicht in Mistlachen.

Die Kinder muss man ziehen hart, sonst ein verlorener Haufe ward.
(Dieses Sprichwort steht so 1605 in „Der Teutschen Weissheit“ von Friedrich Peters (Petri). Wander meint 1870 im 2. Band seines Deutschen Sprichwörter Lexikons, das dieser Spruch aus dem Werk „Froschmeuseler“ von Georg Rollenhagen stammt. Trotzdem macht er daraus einen eigenen Spruch und gibt ihn unter Kind Nr. 403 fälschlich als Sprichwort aus: „Kinder brauchen strenge Zucht.“ Dieser selbstproduzierte Spruch ist folglich ohne Quellenangabe. Er passt zwar zur allgemeinen Ansicht der damaligen Zeit, ist aber sonst wörtlich nirgends als Sprichwort zu finden.)

Die Kinder sind der Mutter Arzt.

Die Kinder werden zumal ungleich erzogen.

Die Kirche hat in allen Dingen den Vorrang.

Die Kirche wird nicht in Anschlag gebracht.

Die Kirch ist kein Hase.

Die Kirchmess ist einmal oben das andere Mal unten im Dorf.
(Kirchmess = Kirmes)

Die Kitzlein heißen alle wie ihre Mutter, Geiß.
Die Zicklein heißen alle wie ihre Mutter Geiß.

Die Kläffer bringen heimlich Leiden.

Die kleinen Bächlein laufen in die großen.

Die kleinen Diebe hängt man an Galgen, die großen in Beutel oder zieht den Hut gegen ihnen ab.
Die kleinen Diebe hängt man, die großen lässt man laufen.

Die kleinen Diebe müssen die großen fromm machen.

Die kleinen Fische können nicht die großen fressen.

Die kleinen Krebse und Fische am besten sind, so man die großen nicht haben kann.
Die kleinen Krebse und Fische sind die besten, wenn man große nicht haben kann.
Kleine Krebse und Fische sind die besten, wenn man die großen nicht haben kann.

Die kleinen Leute hat Gott erschaffen, und die großen Bengel wachsen im Wald.

Die kleinsten Kinder sind die liebsten.

Die kleinsten Räder tragen die größten Lasten.

Die klingende Meinung, die Beste.
Klingende Meinung ist die beste.

Die Klöster sind des Papstes bester Vogelherd.
(Ein Vogelherd ist ein extra hergerichteter Fangplatz für Vögel. Vogelherde waren meist erhöhte Plätze, auf dem der Vogelsteller mit Garnen oder Netzen die Vögel fing. Bis ins 19. Jahrhundert wurden in Deutschland Singvögel für den menschlichen verzehr gefangen. Heute verboten werden in einigen Mittelmeerländer heute noch illegal Vögel mit Netzen gefangen, auch Zugvögel aus Deutschland. Das Sprichwort bedeutet, das in den Klöstern vergleichbar mit einem Vogelherd die Menschen zum Nutzen der katholischen Kirche eingefangen wurden.)

Die knarrenden Wagen gehen am lang.

Die Knechte sollen mit aller Furcht untertan sein den Herrn, nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch den wunderlichen.

Die Königin gelt regiert die Welt.

Die Konkurrenz schläft nicht.

Die köstlichsten Schiffe sind die nächsten am Hafen.

Die Krähe lässt ihr Hüpfen nicht.

Die Krähen rufen bei den Teichen, ein jeder halt sich zu seinesgleichen.

Die Krähe will's mit dem Adler wagen.

Die Kranken klagen den Gesunden ihr leid.

Die Krankheiten kommen zu Pferd und mit Extrapost, und gehen zu Fuß mit Schneckenschritten wieder weg.
Die Krankheit kommt zu Pferde und geht zu Fuß wieder weg.
Krankheit kommt zu Pferde und geht zu Fuße weg.

Die Krankheit kommt zentnerweis und geht quentleinweis hinweg.

Die Krieg ohne Not anfangen, werden geschlagen.

Die Krippe läuft dem Ochsen nicht nach, der Ochs muss die Krippe suchen.

Die Krume der Muhme, die Rinde dem Kinde.
(Muhme = aus dem Altdeutschen bedeutet, die Schwester der Mutter = Tante des Kindes.)

Die krumme Hand kennt man zu Hofe.

Die Kugel läuft, es kann noch Kegel geben.
Die Kugel läuft noch, es darf noch wohl mehr Kegel geben.

Die Kühe, die am meisten brüllen, geben am wenigsten Milch.
Kühe, die am lautesten brüllen, geben am wenigsten Milch.

Die Kühe melkt man durch den Hals.

Die Kühe sind unsere Milchträger, Butterträger und Käseträger.

Die Kuh ist ein heimlicher Dieb.

Die Kuh leckt kein fremdes Kalb.

Die Kuh milcht durchs Maul.

Die Kuh mit dem Kalb bekommen.
Die Kuh mit dem Kalbe nehmen.
(Das bedeutet, man bekommt, nimmt oder heiratet eine Frau mit einem Kind von einem anderen Mann hat oder sie ist schwanger von einem anderen.)

Die Kuh muss mit dem Kalbe gehen.
(Als Hinweis zur Bedeutung steht 1840 bei Eiselein unter dem Sprichwort: „Das Weib mit dem Manne, die Mutter mit der Tochter.“)

Die Kuh stirbt auf dem Wege, ehe man sie in den Stall bringt.

Die Kuh stößt den Kübel um.

Die Kuh will auf Stelzen gehen.

Die Kundschaft verdient den Braten.

Die künftigen Herren machen die vorigen fromm.
(Druckfehler in der Sammlung von Karl Simrock. Unter Nr. 4636 steht bei ihm falsch: . die vorigen „Frauen“.)

Die Kunst bedarf des Glücks, und das Glück bedarf der Kunst.

Die kurze Qual ist die beste.

Die kürzeste Torheit ist die beste.

Die Kutte macht den Mönch nicht aus.
(In etlichen Ländern, wie z. B. Frankreich Italien, Spanien oder anderen tragen auch Leute eine Kutte, ohne damit Mönche zu sein. Oft wird etwas nur vorgetäuscht und der äußere Anschein trügt.)

Die Lacher hat Gott lieb.

Die Ladung bringt das Geleit mit sich.

Die Lahmen und die Blinden sind allezeit dahinten.
Krüppel und die Blinden, bleiben überall dahinten.

Die lange Haar am Hals hat, bekommt einen reichen Mann.

Die Länge hat die Fährde.
(Fährde, Fährnis = aus dem Althochdeutschen; kann Gefahr, Gefährdung, Risiko, Unsicherheit, drohendes Unheil, Unsicherheit oder Arglist bedeuten.)

Die lange laufen müssen lang schlafen.

Die langen Nächte geben die magern Hühner.

Die lange Seuche ist der gewisse Tod.
(Dies Sprichwort meint nicht die Seuche, sondern langes Siechtum, lange Krankheit. Wer früher lange krank war, konnte mit großer Gewissheit am Ende mit dem Tode rechnen. Der Tod traf nicht immer ein, auch früher bestätigte die Ausnahme die Regel.)

Die Langeweile ist die Not derer, die keine Not kennen.

Die lang leben und fern wandern, die sehen und hören viel fremde Sachen.

Die langsamen Turniere werden gern gut.

Die Laster gehen mit aller Macht, Frömmigkeit und Tugend ist veracht.

Die Laster stehlen der Tugend die Kleidung.

Die Lästerzunge ist ein Schwert, das mit einem Streich drei zugleich tötet: Sich selbst, den Beleidigten und den Zuhörer.

Die lateinische Küche ist die kostbarste.
(Wilhelm Körte gab 1837 sein Buch „Die Sprichwörter der Deutschen“ heraus, in dem dieses Sprichwort die Nr. 3584 hatte. Als Zusatz schrieb er in der Zeile darunter; „die Apotheke nämlich.“ . J. M. Braun veröffentlichte 1840 seine Sammlung unter dem Titel „Sechs Tausend deutsche Sprichwörter“mit demselben Sprichwort unter der Nr. 2042, nur mit dem Wort „Apotheke“ verlängert (möglicherweise von Körte abgeschrieben). 1846 ignorierte Karl Simrock Zusätze und Kommentare gänzlich und nahm es nur in der obigen Version unter Nr. 6001 an. Wander übernahm es 1870 in den 2. Band seines Deutschen Sprichwörter Lexikons unter Küche Nr. 13 mit allen dreien als Quelle und fügte noch „teuerste in Klammern gesetzt an, ebenso wie Apotheke in Klammern in die Mitte rutschte: „Die lateinische Küche (Apotheke) ist die kostbarste (teuerste).“ Ob er die zusätzlichen Wörter als Erklärung oder als auswechselbar mit den ursprünglichen Wörtern gemeint hat, bleibt jedem selbst überlassen. Richtig ist das Sprichwort ohne Zusätze wie bei Körte und Simrock. Die Erklärung, um dieses Sprichwort zu verstehen, liefert Herman Schrader auf Seite 27 in seinem Buch „Der Bilderschmuck der deutschen Sprache“ aus dem Jahr 1894: „Wenn unser Volk gern von der lateinischen Küche redet, so ist die Apotheke gemeint, auch die in ihr zubereiteten Arzneien, weil die Ärzte die Rezepte gewöhnlich in lateinischer Sprache schreiben. Darum sagt man auch: Die lateinische Küche ist die kostbarste. ″Wenn etwas zu teuer erscheint, spricht man noch heute von Apothekenpreisen, die scheinbar auch früher als teuer angesehen wurden.‶)

Die Laterne leuchtet andern, sich selber nicht.

Die Laus, die erst in den Pelz kommt, ist schlimmer, als die darin gewachsen ist.
Die Laus, die in den Grind (Pelz) kommt, ist stolzer, als die schon drin sitzt.

Die Laus läuft ihm über die Leber.

Die Laus weidet im Grinde sich fett und geht im alten Pelz auf Stelzen.

Die leibliche Übung ist wenig nutz: Aber die Gottseligkeit ist zu allen Dingen gut.

Die Lerche singt am besten, wenn sie bei andern Lerchen ist.

Die letzten essen auch was.

Die letzten Frauen sind der ersten Kinder Diebinnen.
Die zweiten Frauen, die ersten Kinder Diebinnen.

Die letzten Gedanken sind die besten.
(Zu diesem Sprichwort gibt es auch ein gegenteiliges: „Die ersten Gedanken sind die besten.“, jeder kann sich das passende heraussuchen.)

Die Letzten werden die Ersten sein.
(Sprichwort aus der Bibel, aus dem Evangelium nach Matthäus 19,30.)

Die Leute der Wohltat bald vergessen und Gutes mit untreu wider messen.

Die Leute führen das Recht in der Tasche.

Die Leute geben der Tugend die Hände, aber nicht das Herz.

Die Leute haben den Brauch, wenn ihnen ein Zahn wehe tut und nicht will nachlassen, so lassen sie ihn ausbrechen.

Die Leute halten in Nöten nicht.

Die Leute können Arzneien, von Gott kommt das gedeihen.

Die Leute können nirgend mit dem besten zu.

Die Leute lachen und beißen, so bös ist kein Hund.

Die Leute lassen's ihnen sauer werden, dass sie zum Teufel fahren oder die Hölle verdienen.

Die Leute leben eines Gottes, aber nicht eines Kopfes.

Die Leute mögen sagen, was sie wollen, sie haben dennoch nicht, was sie wollen.

Die Leute nicht ohne Gebrechen sind, wie man keinen Fisch ohne Gräten find.

Die Leute sagen immer: die Zeiten werden schlimmer; die Zeiten bleiben immer, die Leute werden schlimmer.
Die Menschen denken immer, die Zeiten würden schlimmer; die Zeiten bleiben immer, die Menschen werden schlimmer.
Die Menschen klagen immer, die Zeiten würden schlimmer. Doch nein! die Zeiten bleiben immer; die Menschen werden schlimmer.
Die Zeiten bleiben immer, die Leute (Menschen) werden schlimmer.
(Ein Sprichwort, das seit dem 18. Jahrhundert in etlichen Veröffentlichungen dokumentiert ist. Trotzdem wurde es in den letzten 20 Jahren mehrfach fälschlich Joachim Ringelnatz untergeschoben. Das es kein Zitat von Joachim Ringelnatz ist, beweist schon seine Lebenszeit von 1883 bis 1934. Im Deutschen Sprichwörter Lexikon von Wander stehen schon 10 Jahre vor der Geburt von Ringelnatz 1873 zwei Versionen des Sprichwortes unter Leute Nr. 450 in Spalte 67 und unter Mensch Nr. 282 in Spalte 603. Im Internet Nachzulesen:
https://upload.wikimedia.org/ . . /Wander_DSL_3_0068.jpg
https://upload.wikimedia.org/ . . /Wander_DSL_3_0604.jpg
Ebenso schon am 20. August 1807 in Bildungsblätter oder Zeitung für die Jugend, Spalte 794:
https://books.google.de/ . . Menschen%20werden%20schlimmer%22&f=false)

Die Leute sagen viel und lügen auch viel.

Die Leute sagten wohl, dass in der Elbe kein Wasser wär.
(Da ich schon mein ganzes Leben in Hamburg an der Elbe wohne, kann ich zu diesem mehrere Hundert Jahre alten Sprichwort versichern, es war immer Wasser in der Elbe und wird es auch zukünftig sein.)

Die Leute schänden und schmähen, tut oder leidet kein Biedermann.

Die Leute wechseln mit den Kleidern ab, aber nicht mit der Gestalt noch mit dem Sinn oder Gebrechen.
Was unter „Die Liebe“ nicht gefunden wird, könnte auch unter „Liebe“ stehen. In alter Schreibweise steht oft nur Lieb, hier meist in heutiger Form Liebe.

Die Liebe befindet sich so vergnügt unter der Wolle als unter der Seide.

Die Liebe bestehet selten lang.

Die Liebe bringt stets heimlich wehe.

Die Liebe deckt auch der Sünden Menge.

Die Liebe der Nächsten erkaltet wo Neid im Herzen altet.

Die Liebe fängt von sich selbst an.

Die Liebe gar oft verlischt, wo man sie nicht erfrischt.

Die Liebe geht über alle Ding; das lügst du, sprach der Pfennig, denn wo ich Pfennig nicht bin, da kommst du Liebe selten hin.

Die Liebe geht unter sich, nicht über sich.
(Das bedeutet, sie geht mehr zu den Kindern als zu den Eltern.)

Die Liebe Gottes geht über alles.

Die Liebe hat die Angel eingeschluckt,

Die Liebe hat immer ein heimlich leiden.

Die Liebe hat Sonnen-Art; sie fällt auf Kuhdreck und Rosen zart.
Die Liebe hat der Sonnen-Art; fällt so bald auf ein Kuhdreck als auf ein Rosenblatt.
Die Liebe hat Sonnen-Art; fällt sowohl auf 'nen Kuhdreck, als auf 'n Rosenblatt.

Die Liebe ist Angst und Sorgen voll.

Die Liebe ist blind, sie fällt so bald auf Kuhmist als auf ein Rosenblatt, so bald auf Ungestalt als auf Wohlgestalt.

Die Liebe ist blind, sie geht, da man sie nicht send.

Die Liebe ist blind und macht blind.
(Dieses Sprichwort ist in seiner kürzesten Form und mit verschiedenen Zusätzen oder Verlängerungen verbreitet. Es gilt aber auch für scheinbar gewinnbringende Versprechen, Werbung, Sonderangebote und Wahlversprechen. Je mehr ein möglicher Gewinn versprochen wird, je blinder werden die Menschen für offensichtliche Risiken. Nicht umsonst ist der Internetbetrug mit Fake Shops so weit verbreitet. Selbst das Blaue vom Himmel kann man so leicht verkaufen und viele haben sich schon heillos verschuldet, wenn dieses Blaue nur golden genug angemalt wird.)

Die Liebe ist blind und toll.

Die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung.

Die Liebe ist ein Anfang vielen Ungemachs.

Die Liebe ist ein bitter Kraut.

Die Liebe ist eine Meisterin von allen Künsten.

Die Liebe ist eine süße Bitterkeit.

Die Liebe ist ein groß Herzenswehe mit kleinen Freuden.
(Was Liebe wirklich ist, darüber streiten viele noch heute. Aus der Erklärung zu diesem Sprichwort 1873 in Wanders Deutschem Sprichwörter Lexikon im 3. Band: „Nach den verschiedenen Auffassungspunkten ist die Liebe auch verschieden erklärt worden. . . . H. Heine (Reisebilder, III, 287) sagt:͵Was Prügel sind, das weiß man schon, was aber Liebe ist, das hat noch keiner herausgebracht.ʹ“)

Die Liebe ist gar kalt, Eigennutz regiert mit Gewalt.

Die Liebe ist Meister.

Die Liebe ist nichts denn bitter leiden, vermischt mit gar kleinen Freuden.

Die Liebe ist voll Hitze.

Die Liebe ist wie der Tau, sie fällt auf Rosen und Kuhfladen.

Die Liebe kann nicht zu Berge fließen.

Die Liebe lässt sich an einem schlechten Faden fangen, aber nicht mit Prügeln vertreiben.

Die Liebe lässt sich nicht erzwingen.

Die Liebe macht Lappen.
(Lappen vom mittelhochdeutschen lappe. = schlaff. Herabhängendes, verw. mit schlafen, schlaff werden.)

Die Liebe oft achtbar hält, was andern sehr missfällt.

Die Liebe taucht die Jungen und ersäuft die Alten.

Die Liebe treibt die Furcht aus.

Die Liebe trinkt nicht Rotwein.

Die Liebe tut jedermann Gutes.

Die Liebe überwind manch freundlich Kind.

Die Liebe und Ehe ist voll Honig und wehe.

Die Liebe verblendet die Herzen der Menschen, auch der Weisen.
Die Liebe verblendet auch der Weisen Herz.

Die Liebe vertreiben ist dumm getan, man schnallt ihr nur die Sporen an.
Wer die Liebe verbietet, gürtet ihr Sporen an.
Wer die Liebe verbietet, legt ihr die Sporen an.

Die Liebe von seinem eigenen Hause verschlingt die Liebe zu Gottes Haus.

Die Liebe will was zu zanken haben.

Die Lieb ist süß, bis ihr wachsen Hand und Füß.

Die Lieb ist übel angelegt, die keine Lieb herwider trägt.

Die Lieb ist wie der Schwalbenkat, verblendet, wen sie getroffen hat.

Die liebsten Gäste kommen von selbst.

Die linke Hand geht von Herzen.


Die linke Hand ist der rechten nicht so nötig als Einigkeit den Lehrern in reiner Lehr.

Die Löwen, Bären, wilde Schweine, drei böse Tier zusammen sein.

Die Luft bläht die Sackpfeifen auf und Hoffart den Narren.

Die Luft macht frei.
Stadtluft macht frei.
(Dazu im Buch „Deutsche Rechtssprichwörter“ von Julius Hubert Hillebrand aus dem Jahr 1858 „Dieses antiquierte Sprichwort bezieht sich auf einen wichtigen Grundsatz des mittelalterlichen Städterechts, demzufolge ein Unfreier (Leibeigener), welcher Jahr und Tag (ein Jahr, sechs Wochen und drei Tage) unangefochten in einer Stadt gewohnt hatte, von niemand mehr als Höriger in Anspruch genommen werden kann. Eine Abwandlung des Sprichwortes wurde von den Nationalsozialisten im 3. Reich für ihre Konzentrationslager missbraucht: Arbeit macht frei. Diese Abwandlung verhöhnte die Opfer und hat nichts mit dem Sprichwort und dessen Bedeutung zu tun.)

Die Luft macht leibeigen.
(Im Mittelalter war das Land unter den Herrschenden und Adligen aufgeteilt. Wer kein eigenes freies Land besaß, war ein Leibeigener des Landbesitzers. Nur in den Städten war man frei davon, daher auch der Spruch: Stadtluft macht frei. Selbst, wenn ein freier Mann eine leibeigene Frau heiratete, wurde der Mann dadurch ebenfalls zum Leibeigenen.)

Die Lüge bedarf gelehrter, die Wahrheit einfältiger Leute.
Die Lüge bedarf gelehrter Leute, die Wahrheit einfältiger.
Lügen bedarf gelehrter, Wahrheit einfältiger Leute.

Die Lüge besteht wie ein Schatten an der Wand.

Die Lüge hängt zusammen wie Sand, man kann ihn nicht ballen.

Die Lüge hat kurze Füße und kurze Flügel, kann sich nicht hoch aufschwingen, ihre Federn schmelzen wie Wachs von der Wahrheit Strahlen.

Die Lüge ist allzeit gedreht.

Die Lüge ist das Schild des Feigen.

Die Lüge ist die beste, die erst aus der Schmiede kommt.

Die Lüge ist wie ein Schneeball; je länger man ihn wälzt, je größer er wird und je heftiger die Sonne scheint, je ehe er zerschmelzt.
Eine Lüge ist wie ein Schneeball, je mehr man den wälzt, je größer er wird.
Lüge ist ein Schneeball, wird desto größer, je länger man sie fortwälzt.

Die Lüge krümmt sich, wie eine Schlange, sie gehe oder stehe, so ist sie nimmer gerad.

Die Lüge mag so geschwinde sein als sie will, so kommt ihr doch die Wahrheit stets voran.

Die Lüge steht auf ihr selbst, die Wahrheit auf Gott und ist sicher.

Die Lust baut das Land.

Die lustigsten Studenten geben die besten Pfarrer.

Die Lust kostet viel, der Hunger nicht viel.

Die Lust verschwand und bleibt die Schand aus Sünden Tand.

Die Mädchen beten gern vor dem Spiegel.

Die Mägdchen (Mägde) sind von dem gleichen Zeug, daraus Knechtgen (Knechte) gemacht werden.

Die Mägdlein lassen sich nicht umsonst lieb haben.

Die Mägdlein sollen nicht viel trinken, sondern fern denken; sie sollen nicht viel essen, auch dazu wenig sprechen.
(Mägdlein = Mädchen, junge Frauen. Dieses und einige andere Sprichwörter lassen erahnen, wer sie gemacht und verbreitet hat. Manche Männer würden es auch heute noch gerne sehen, wenn sich die weiblichen Menschen auch heute so folgsam wie vor Jahrhunderten an die männlichen Vorschriften halten würden.)

Die magern Ziegen geben die meiste Milch.

Die Männer beim Schmause, die Weiber zu Hause.

Die Männer sollen kriegen und reden, die Weiber daheim bleiben und Haushalten.

Die Marterwoch lass still vergehn, dein Heiland wird schon auferstehn.

Die Maß wills einem wohl sagen.
(Maß, Ṃass - Einheit, mit der die Größe oder Menge von etwas gemessen wird. Die Maß ist in Bayern und Österreich ein gebräuchliches Flüssigkeitsmaß, im Besonderen die Maß Bier. Ursprünglich entsprach die Maß 1,069 Liter, heute entspricht die Maß genau einem Liter.)

Die Mauern machen das Kloster nicht.

Die Maus bereut es zu langsam, wenn sie schon zwischen der Katze Klauen ist.

Die Mäuse und Würmer im Balken hören auch.

Die Maus hat das Pech, der Vogel den Leim versucht.

Die Maus ist gern in ihrem Loch.

Die Maus soll das Loch suchen, nicht das Loch die Maus.

Die Maus verrät sich zuletzt selbst.

Die Maus weiß ihren Gang und Lauf, sonst wird sie bald gefangen auf.

Die Maus weiß viel, die Katze noch mehr.
Die Ratte weiß viel, die Katze noch mehr.

Die Meile*23 hat der Fuchs gemessen und den Schwanz dreingegeben (zugegeben).

Die Meinung tut viel in allen Dingen.

Die Meinung von heute ist nicht immer die Meinung von gestern.

Die meisten Stimmen beschließen.
Die meisten Stimmen gelten.

Die Melancholie ist das Element eines guten Verstandes und die Mutter der Weisheit.

Die Menschen Gedenkens wohl, aber Gott schickt's, wie es sein soll.

Die Menschen hält man beim Rocke, Gott bei seinem Worte.

Die Menschen sind des Herrgotts Spielkarten.
Die Menschen sind unsres Herrgotts Kartenspiel.
Die Welt ist unseres Herrgotts Spielkarte (Kartenspiel).

Die Menschen sind ihrer Natur nach wie ein falscher Bogen, damit man keinen rechten und geraden Schuss tun kann.

Die Menschen wenden größere Mühe an in die Hölle, als in den Himmel zu kommen.

Die Metzger sagen, es ist nichts mehr mit den Bauern zu machen, seit sie in der Bibel lesen und die Kinder selbst machen.

Die Milch balgt wohl, aber sie talgt nicht.
(Das bedeutet, wer viel Milch trinkt, bekommt wohl einen dicken Balg (Bauch), aber er bekommt keinen Talg (Fett, in der Milch immer unter 4%), kein Fett und keine Kraft. Man bekommt als keine Muskeln und Kraft vom Milchtrinken, man wird nur dick.)

Die milde Hand verlässt Gott nicht.

Die Minne verkehrt die Sinne.

Die mit Eitelkeit schwanger sind, gebären meist ein Lügenkind.

Die Mittelstraß', der beste Pass.

Die Mittelstraß' ist die sicherst und die Beste.

Die mit Unglück schwanger sind, gebären mühe.

Die Mönche fahren allzeit mit paaren zum Teufel.

Die Mönche teilen sich in Stadt und Land.

Die Mönche verneigen sich nicht vor dem Abt, sondern vor seinen Schüsseln.

Die Morgenröt und stille Zeit, Luft, Hülf und Lieb zum Lernen gibt.

Die Morgensonne hat mehr Anbeter als die Abendsonne.

Die Morgenstunde hat die Arbeit im Munde.

Die Mücke fliegt so lang ums Licht, bis sie sich versengt.

Die Mücken fliegen in kein Feuer.
(Erklärung dazu 1630 von Christoph Lehmann in seinem Buch „Florilegium politicum. Politischer Blumengarten“, die 1873 auch Wander ins Sprichwörter Lexikon übernommen hat: „Etliche halten eine feurige Werkstatt von Arbeit und Andacht für ein Rezept wider böse Gedanken, und sagen: Die Mücken fliegen in kein Feuer.“)

Die Mücken haben die Gerechtigkeit von Alters hergebracht, da sie auf Pferden und Ochsen sitzen und sich an ihrem Blut sättigen.

Die Mücken sehn all einander gleich.
Die Mücken sehen einander alle gleich.

Die Mücken sitzen auf einem lauen Hafen*15, aber nicht auf einem siedenden.

Die Mutter alles dem Kind anhängt, ob sie gleich Dreck zu Lohn empfängt.

Die Mutter behält das Kind und das unreine Bad mit dem Dreck schüttet sie weg.

Die Mutter eine Hexe, die Tochter auch eine Hexe.

Die (Deine) Mutter ein Hur, der Vater ein Dieb, hast du Geld, so bist du lieb.

Die Mutter gibt so guten Kauf als die Tochter.

Die Mutter gibt's teuer und die Tochter nicht wohlfeil.

Die Mutter sagt's, der Vater glaubt's, und ein Narr zweifelt daran.
(Dies Sprichwort ist die Erwiederung auf Geschwätz über die Vaterschaft eines Kindes.)
Die Nachbarn sind ihm fern; er muss sich selbst loben.

Die nächsten Freunde, die ärgsten Feinde.

Die nächste Niftel erbt die Gerade.

Die Nächsten treten einem die Schuhe aus.

Die Nacht beschützt ihre Kinder.

Die Nachtigall kann nicht allweg singen.

Die Nacht ist keines Menschen Freund.

Die Nacht ist niemals Freund.


Die Narbe bleibt, wenn auch die Wunde heilt.

Die Narren bedürfen keiner Schelle: Min' und Gebärde verraten sie.
Die Narren brauchen keine Schellem, man kennt siean den Gebärden und Kleidern.
Narren bedürfen der Schellen nicht, man kennt sie an ihren Sitten.
Narren bedürfen keiner Schellen, man kennt's an ihren Sitten.
Narren haben keine Schellen vonnöten, sie lassen sich von selber wohl hören.

Die Narren haben Gastereien, die Weisen essen sich satt.

Die Narren haben mehr Glück als Recht.

Die Narrenhaut hält zwar Stich, lässt sich aber nicht flicken.

Die Narren meinen.
(Sie meinen, aber wissen es nicht und später reden sie sich heraus. Für Unglück und Missgeschick sind nachher immer die anderen verantwortlich, nicht die wirklich Schuldigen, die haben ja nur gemeint und nichts gesagt.)

Die Narrenschellen klingen laut, tun aber den Ohren weh.

Die Narrenschellen klingen vielen besser als Kirchenglocken.

Die Narrheit geht um den Erdkreis wie die Sonne.

Die Natur bringt gutes Geld, die Kunst macht falsches.
Die Natur bringt gut gerecht Gold, die Kunst das falsche.
Natur bringt gutes Gold, die Kunst macht falsches.

Die Natur hängt jedem eine Schelle an.

Die Natur ist die beste Lehrmeisterin.

Die Natur ist Meister.

Die Natur ist mit wenigem zufrieden.

Die Natur lässt sich biegen, aber nicht brechen.

Die Natur lässt sich leicht sättigen, das Auge nimmer.

Die Natur muss den ersten Stein legen.

Die Natur streitet zu rechter Zeit wider alle Krankheit, wer derselben nicht mit Arznei zu Hilfe kommt, der verkürzt sich selbst.
(Scheinbar legen es viele Menschen darauf an, mit Trinken, Rauchen, Rauschgift, riskantes Autofahren, gefährlichen Tätigkeiten und klimafeindliche Industrien die Krankheiten beim Verkürzen der natürlichen Lebenszeit tatkräftig zu unterstützen.)

Die Natur wandelt in Vögeln und Tieren ihre Federn, Haar und die Stimme darnach die Zeit ist. Der ist witzig, welcher ihr folgt und der Zeit sich bequemt.

Die Natur weiß ihre Ware wohl zu verkaufen.

Die Natur will geübt sein, sonst wird sie schimmlig.

Die neidisch wie die Hunde sein, verzehren selbst ihr Mark und Bein.

Die Neige ist für die Frommen.

Diener sind wie Rechenpfennige: wie sie der Herr legt, so gelten sie.

Die neuen Schuhe drücken am meisten.

Die Neuigkeit blüht wohl schön, sie trägt aber böse Früchte.

Diene und folge der Zeit.

Die nicht helfen wollen, hindern gern.
(Früher wie heute das Gleiche, heute teilweise noch schlimmer: Bei Unfällen und Katastrophen schon zigmal passiert, Neugierige und Sensationslüsterne behindern die Rettungskräfte. Auf Autobahnen werden keine Rettungsgassen für Einsatz und Rettungsfahrzeuge gebildet, sind sie ausnahmsweise vorhanden, gibt es immer jemanden, der sie missbräuchlich nutzt und so behindert. Auf den Gegenfahrbahnen entstehen durch Neugierige extra Staus und Unfälle. Das Unglück anderer wird mit Smartphones gefilmt, und sofort als Sensation überall veröffentlicht, ohne Rücksicht auf die Privatsphäre der Opfer. Nach Bekanntwerden von Unglücken gibt es teilweise Katastrophentourismus von einzelnen oder Gruppenreisen, um sich am Unglück anderer zu ergötzen. Polizei, Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge werden behindert und teilweise angegriffen. Wahrscheinlich meinen jene, selbst nie in eine Notlage zu kommen, wenn doch, wird weitergeschimpft.)

Die nicht hoch genug sind, muss man höher oder kürzer machen.

Die nicht will eine Hure sein, sollt' auch nicht führen Huren-Schein.

Die niedrigen Stauden weichen dem Wind, das er darüber hingeht; die starken Bäume widerstehen und werden umgeworfen.

Die Nonne deckt sich gern mit einer fremden Kutte.

Die Nonnen fasten, dass ihnen die Bäuche schwellen.

Die Nordsee ist eine Mordsee.
(Ein Sprichwort, das verkürzt „Nordsee ist Mordsee“ 1976 auch der Titel eines Films des Regisseurs Hark Bohm war. Das Sprichwort war schon im 19. Jahrhundert in gebrauch. Es entstand wahrscheinlich nach den großen Sturmfluten der vorangegangenen Jahrhunderte, den sogenannten Mandränken (auch Mandrenke, Grote Mandränke „Großes Ertrinken“). Dazu gehören die erste Marcellusflut vom 16. Januar 1219, die zweite Marcellusflut (Erste Mandränke) vom 15. bis 17. Januar 1362 und die Burchardiflut (Zweite Mandränke) in der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober 1634, bei welchen jeweils bis zu 50.000 Menschen in der Nordsee ertrunken sein sollen. Jedes Mal gingen große Landstriche an die Nordsee verloren. 1219 entstand dadurch die Zuiderzee (‚südliche See‘), das heute künstlich von der Nordsee getrennte IJsselmeer. 1362 ging das sagenumwobene Rungholt unter. 1634 Zertrennung der Insel Strand in mehrere kleinere Inseln. Liste der Sturmfluten an der Nordsee)

Die Not dient dem Menschen und bricht das Gesetz.

Die Notschlang ist über alles Geschütz.
(Die Notschlange gehört als Geschütz zu den Feldschlangen-Typen. Die Namen richteten sich nach Kaliber- und Geschossmaßen. Die Ganze Feldschlange hatte ein Geschossgewicht von ca. 18 Pfund, die Notschlange war ein16-Pfünder. Weiter Typen gingen herunter bis unter 1 Pfund.)

Die Not treibt die Ochsen in den Brunnen.

Die Not zankt gern.

Dienstjahre sind keine Herrenjahre.

Dienst um Dienst ist keine Kuppelei.

Dienst um Geld ist Welt.

Dienst wird um Dienst zu Hause geladen.

Die nüchternen Räte sind die besten.

Die Nürnberger hängen den Dieb nicht eher bis sie ihn haben.
Die Nürnberger henken keinen, sie hätten ihn denn.
Nach dem Nürnberger Recht hängt man den Dieb nicht eher, als man ihn hat.

Die Obrigkeit, so Freiheit, Gesetz und Ordnung gibt, das solche nicht drum geben, das man sie damit fesseln und binden soll, sondern ist und bleibt derselben allweg ihr vorbehalten.

Die Ohren, Augen, haben auch ihre Zungen.
(Bei Wander zwei Mal, einmal unter Auge und einmal unter Ohr.)

Die Orgel pfeift, so man ihr einbläst.

Die Pfaffen haben zwei Hände, eine zum Nehmen und eine zum Behalten.

Die Pfaffen und die Hunde Verdienen ihr Brot mit dem Munde.

Die Pfanne ist so schwarz wie der Hafen*15.

Die Pfarrer bauen den Acker Gottes und die Ärzte den Gottesacker.

Die Pferde belaufen die Einkünfte und die Esel genießen sie.

Die Pferde, die das Futter verdienen, bekommen's am wenigsten.

Die Pferde, die den Hafer bauen, fressen ihn nicht.
Die Pferde, die den Hafer bauen, füttert man mit Gras und Heu.
(bauen = anbauen.)

Die Pferde, die man den Winter über füttert, will man den Sommer gern treiben.

Die Pferde stallen gern, wo es zuvor nass ist.
Die Pferde stallen oftmals ins Wasser.
(Erklärung dazu 1630 bei Christoph Lehmann: „wer zuvor hat, dem wird geben, wer dem gutes tut, der es nicht bedürftig, der schütt seine Wohltat ins Wasser.“)

Die Pferde verstehen die Füße im Stall.

Die Poesie lacht selten süßer, als wenn sie von der Liebe redet.

Die Raben müssen einen Geier haben.
Die Raben wollen einen Geier haben.

Die Rache ist süß, aber man verdirbt sich leicht den Magen daran.
Die Rache ist süß, man verdirbt sich aber oft den Magen daran.
(Der 2. Teil wurde wahrscheinlich von Wander produziert und dem 1. Teil angefügt und gehört nicht zum Sprichwort. In seinem Deutschen Sprichwörter Lexikon schreibt er beide Teile als einen Spruch ohne Quellenangabe unter Rache Nr. 6 und unter Rache Nr. 7 einen Spruch mit anderem Ende, ebenfalls ohne Quellenangabe. Als Beispiel nennt er nur etwas von den Arabern und ein lateinisches Zitat von Juvenal. Zitiert werden meist nur die drei Worte: „Rache ist süß.“ Das diese drei Worte schon lange bekannt sind, erkennt man an alten Büchern. Im Jahr 1877 wurde das Buch „Zirkelcorrespondenz unter den Johannis-Logenmeistern“ herausgegeben, in dem auf Seite 257 das Sprichwort „Rache ist süss, verzeihen süsser.“ steht. Schon vorher, 1805 schrieb Johann Anton Wilhelm Gessner in seinem Buch „Die neue Stoa“ auf Seite 362 „Was die Rache in hohem Grade vermehrt, was vorzüglich dazu beiträgt, sie über ihre natürlichen Grenzen hinauszutreiben, und der Rachsucht zur stärksten Stütze und reichlichsten Nahrung dient, das ist die unbeschreibliche giftvolle Süßigkeit, welche darin liegt, Verletzungen zu erwidern. Die Rache ist süß, das ist deshalb zum Sprichwort geworden.“

Die Rache wird nimmer zur Hure.

Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.


Die Raubvögel, Habicht und Falken, fressen die kleinen Vögelein.

Die rauschend Wasser sind nicht grausam.

Die Reben erfordern einen Herrn.

Die rechten Toten muss man nicht in den Gräbern suchen.
(Sailer meint dazu 1810 in seinem Buch „Die Weisheit auf der Gasse“: „Denn der Tod des Geistes ist der rechte Tod.“ Somit hielt er viele seiner Zeitgenossen wohl für geistig tot, also für dumm und beschränkt. In heutiger Zeit würde er sich mit Sicherheit in seiner Meinung bestärkt und bestätigt finden.)

Die Rechte sind links und rechts, wie man sie dreht.

Die Rechtlichkeit und der Palmesel kommen jährlich nur einmal ans Licht.

Die Rede ist des Gemüts Bote.

Die Rede ist des Mannes Bildnis.

Die Rede verrät das Herz.

Die Reichen haben den Glauben in der Kiste.
Der Reiche hat seinen Gott im Kasten.

Die Reichen sind insgemein von außen von Golde, von innen von Eisen.

Die Reichen wissen nicht, wie dem Armen zumut ist.

Die Religion hat den Reichtum geboren, aber das Kind hat die Mutter verschlungen.

Die Ringe tragen, sind Gecken oder Prälaten.

Die Rose, die man lang in den Händen trägt und daran riecht, bleibt nicht.

Die Rose weiß nicht, in welchen Händen sie sticht, noch das Feuer, wessen Kappe brennt.
(Aus diesem einen Sprichwort von Winckler (1685) werden im Sprichwörter Lexikon bei Wander zwei gemacht: Die erste Hälfte steht unter Rose Nr. 14 im 3. Band und die zweite Hälfte steht im 1. Band unter Feuer Nr. 26.)

Die Rosse, die den Hafer bauen, fressen am wenigsten davon.

Die Rosse fressen den Hafer, die ihn nicht verdienen.

Die Rute bricht den Kindern kein Bein, macht auch keine Beulen.
Die Rute bricht kein Bein entzwei.

Die Rute ist neben dem Brot den Kindern so nötig als den Pferden die Sporen neben dem Futter


Die Rute Macht aus bösen Kindern gute.
Die Rute macht böse Kinder gut.
(Die) Rute macht die Kinder gut.
(Kommentare von früher: Hans Sachs (1494-1576): „Der ruten schmertz treibt Thorheit auss des Kindes Hertz.“ Johann Georg Wachter, Gelehrter (1663-1757): „Die bircke rut zeucht die lieb des kinds.“)

Die Rute macht fromme Kinder.

Die Rute macht gut.

Die Rute macht keine Beulen.

Die Rute trifft nur, es ist aber der Arm, der die Schläge gibt.

Die Saat bringt mit der Zeit Frucht, junge gerümpfte Bäume tragen über etliche Jahre Obst.
Die Saat bringt übers Jahr Frucht.

Die Sache geht den (ist auf dem) Holzweg
Er ist auf dem Holzweg.
Auf dem Holzweg sein.
(Wer auf dem Holzweg ist, geht meist auf einem Irr- oder Abweg. Das Sprichwort stammt aus der Forstwirtschaft. Wenn im Wald Bäume geschlagen wurden, mussten sie von Orten abtransportiert werden, an denen kein regulärer Weg vorhanden war. Die Wagen hinterliessen im Wald und unwegsamen Gelände tiefe Spuren, die am Ort der gefällten Bäume endeten. Wer diesen Spuren als vermeintliche Wege, den sogenannten Holzwegen folgte, landete an deren Enden orientierungslos im Nirgendwo, Er ging in die Irre und kam nie an sein Ziel.)

Die Sau findet eher einen Dreck als ein Goldstück.

Die Sau gibt nicht Wolle wie ein Schaf.

Die Sau legt sich nach der Schwemme wieder in den Kot.

Die Sau muss die Trauben bezahlen.

Die Sau muss Haar lassen.

Die Sau singt nicht wie ein Zeislein.

Die Sau sticht den König.

Die Sau weiß nicht, wovon sie fett wird.

Die Schafe fürchten sich, wenn die Wölfe kommen.

Die Schafe können die Wölfe nicht henken.

Die Schafe und Ochsen sind noch nicht geboren, die man auf deiner Hochzeit essen soll.

Die Scham ist in den Augen.

Die Schaufel macht keinen Bauer, noch die Lanze einen Ritter.

Die Scheide fürchtet keinen Degen.
Die Scheid fürchtet sich vor keinem Schwert (Degen).

Die Schemel wollen auf die Bänke steigen.

Die Schenkel empfinden's wohl, wenn man reitet.

Die Scherben zeigen's an, wenn der Hafen*15 zerbrochen.

Die Schildkröte trägt ihr Haus zu Wasser und zu Land mit sich, weil sie niemand traut.

Die Schlafsüchtigen sind ihres Lebens eigene Totengräber.

Die schlagenden Kühe geben auch Milch.

Die schlechten Nachrichten haben Flügel.

Die Schlüssel hängen nicht alle an einem Gürtel.

Die Schmeichler und Gleisner*11 sind die ärgsten Schelme.

Die Schnecke trägt ihr Haus bei sich, weil sie den Nachbarn nicht traut.
(Vergleichbares Sprichwort auch in Dänemark.)

Die schönen Falken und Papageien haben krumme Schnäbel, wenn sie reden, so kann man sie doch nicht deutlich vernehmen.

Die Schönheit ist ein guter Empfehlungsbrief.

Die Schönheit, so keine Annehmlichkeiten mit sich führet, ist wie das Luder, so auf dem Wasser schwebt, nicht das es etwas fange, sondern, dass es gefangen werde.

Die Schreibfeder will Kaiserin bleiben.

Die Schulden liegen und faulen nicht.

Die Schulden sind der nächste Erbe.
Schulden sind der nächste Erbe.
Schulden sind die wahren Erben.
(Das bedeutet, von einem Erbe müssen erst alle Schulden des Erblassers bezahlt werden, bevor ein witerer Erbe etwas bekommen kann.)

Die Schuld kommt mit dem Tag, eh denn das Brot, ins Haus.

Die Schwaben und bös Geld führt der Teufel in alle Welt.

Die Schwaben werden erst im vierzigsten Jahre gescheit.
Die Schwaben werden vor dem vierzigsten Jahre nicht gescheit.

Die Schwalben fliegen nur dem Sommer, die Tauben insgemein den weißen Dächern und die Freunde dem Glücke nach.

Die schwarzen Füchse sind die listigsten und schädlichsten.

Die schwarzen Trauben sind so süß, als die weißen.

Die Schwarzwälder bringen fremde Gelder.

Die schwerste Kunst, sich selber kennen.

Die Schwieger(mutter) liebt nie die Schnur (Schwiegertochter).

Die Schwieger(mutter) weiß nicht, dass sie Schnur (Schwiegertochter) gewesen.

Die Seegroppen sterben nicht, sie ertrinken.
(Sprichwort auch in der deutschsprachigen Schweiz. Seegroppen sind eine Fischfamilie, die zu den Steinfischen gehört und in vielen Binnengewässern vorkommen. Das Sprichwort meint aber die Bewohner an den Ufern der Seen, die vom Fischfang leben und deren Leben auch sonst mit den Gewässern zu tun hat. Da diese Menschen viel auf dem Wasser sind, verunglücken etliche von ihnen und ertrinken. Das Sprichwort meint, das die meisten nicht an Land sterben, sondern im Wasser.)

Die Seele hat sich in ihm verirrt, sie weiss nicht, wo sie heraus soll.

Die Seele ist ihm um einen Batzen*2 feil.

Dieselbe Glocke läutet zu Gewitter und Hochzeit.

Diesem kommt der Honig zu teuer an, der ihn von den Dornen lecken muss.

Dieser jagt das Wild, jener isst den Braten.

Dieser Welt Weisheit ist Torheit bei Gott.

Diese sind zum öfteren die größten Toren, die darauf besoldet werden, dass sie weise sein sollen.

Dieses ist das Hochzeitrecht: Du musst künftig sein der Knecht.

Dieses ist der elendste Mensch, den niemand einer Missgunst würdigt.

Dieses ist die schändlichste Dienstbarkeit, wenn einer sein eigener Sklave ist.

Dieses ist ein schlechter Fischer, der das kalte Wasser scheut.

Dieses ist gemeiniglich der Unterschied zwischen den Weisen und Narren, dass dieser zuletzt, was jener zuerst tut.

Dieses ist kein großer Fürst, der nicht aus einem kleinen Mann einen großen und aus einem großen einen kleinen Mann machen kann.

Dieses Jahr wächst wenig Wein – auf dem Schwarzwald.

Dieses sind die besten Pferde, die den Hafer von ihrem eignen Bauern fressen.

Dieses sind gottlose Weiber, welche sich mehr vor dem Spiegel kreuzigen, als an dem Gekreuzigten spiegeln.

Dieses Tor ist gesegnet, da eine tote Tochter ausgetragen wird.

Diese Suppe ist ihm zu fett.

Die Seuche will ihre Zeit haben, ehe sie wieder ablässt.

Die sich aufs Küssen legt, legt sich auch wohl aufs Kissen.
Die sich legt auf's Küssen, legt sich auch wohl auf's Kissen.
Mit Weibern, die das Küssen erlauben, ist man bald auf dem Bette.
(Ein männliches Vorurteil über Frauen, dass die gleich alles erlauben, wenn sie die Männer nicht gleich von Anfang an auf Abstand halten und ablehnen. Wahrscheinlich auch eine Geringschätzung des anderen Geschlechts und Grund für Übergriffe.)

Die sich der Ehre wehren, woll'n sich der Ehre nähren.

Die sich des Tages zanken, lecken sich des Nachts.

Die sich gar gemein macht, verliert ihren Kredit.
(In dem über 500 Jahre alten Sprichwort ist eine Jungfrau gemeint.)

Die sich großer Streiche rühmen, sind selten gute Fechter.

Die sich lassen sagen, denen mag man raten.

Die sich leichtfertig kleidet, die trägt ihr Gesäß feil.

Die sich oft der Ehre wehren, wollen sich der Ehre näh`ren.

Die sich warten am besten, sind oft der Krankheit am nächsten.

Die Siechen und Gesunden haben ungleiche Stunden.

Die sind die ärgsten Diebe, die man im Haus hat.

Die sind mit einem Stempel geschlagen (geprägt).
(Gemeint ist der Stempel, mit dem früher die Münzen geschlagen wurden. Das bedeutet, alle, die mit dem gleichen Stempel (oder über einen Leisten) geschlagen sind, sind in ihrem Charakter oder Verhalten gleich.)

Die Sitten des Gerechten lassen allezeit einen guten Geruch zurück.

Die Söhne sind adeliger denn die Väter, denn sie haben ein Glied mehr.

Die Soldaten bringen nichts.

Die Sonne bringt es an den Tag.
(Sprichwort in Anlehnung an ein Märchen der Gebrüder Grimm von 1812/15: Die klare Sonne bringt's an den Tag. Ein Jude wird ermordet, der vor seinem Tod diesen Satz ausspricht. Jahre später wird der Mörder durch seine Frau im Zusammenhang mit dem Sonnenschein enttarnt und für sein Verbrechen bestraft. Etliche andere schrieben danach ebenfalls ähnliche Geschichten und Adelbert von Chamisso schrieb 1827 seine Ballade mit dem Titel: Die Sonne bringt es an den Tag.)

Die Sonne geht alle Tag gegen Abend.

Die Sonne geht auf über Böse und Gute.

Die Sonne hat noch keinen Bauern zum Lande hinausgeschienen.
Die Sonne hat noch keinen Bauer aus seinem Hofe hinausgeschienen, aber 's Wasser schon manchen herausgeschwemmt.


Die Sonne ist dem Blinden so Schwartz als die Nacht.

Die Sonne ist hell, wenngleich sie ein Blinder nicht sieht.

​​

Die Sonnenuhr zählt nur die heiteren Stunden.

Die Sonne scheint allen Menschen und Tieren, Gott hilft frommen und bösen.

Die Sonne scheint auch in unreine Orte und bleibt gleichwohl rein.
Die Sonne scheint in ein Schmeißhaus und wird doch nicht besudelt.
Es kommt nur der Sonne zu, ihre Strahlen auf Kot zu werfen, sonder (ohne) befleckt zu werden.
(Schmeißhaus = Abort)

Die Sonne scheint den Armen wie den Reichen.

Die Sonne scheint den Teufel an und scheidet doch rein von ihm.

Die Sonne scheint heller dann (als) der Mond.


Die Sonne scheint immerdar, ob sie wohl der Blinde nicht sieht.

Die Sonne scheint keinen Hunger ins Land.

Die Sonne scheint sich selber nicht.

Die Sonne scheint über Gerechte und Ungerechte.

Die Sonne schnäuzen und ein alt Weib bessern sind zwei vergebne Dinge.
Die Sonne schnäuzen und eine alte Frau bessern sind zwei vergebliche Dinge.
(Die Sonne ist unerreichbar, genauso unmöglich soll es sein, alte Frauen zu bessern, von denen man(n) von vorn herein annahm, das sie schlecht oder böse sind. Manche Frauen sind tatsächlich halsstarrig und unverbesserlich, unabhängig vom Alter. Aber auch genauso viele Männer! Das Sprichwort bedeutet, es wurde vor Jahrhunderten von Männern mit Vorurteilen gemacht, die wohl selbst unverbesserlich waren. Das Obere steht bei Simrock (1846), wie unten würde es von heutigen Männern mit den gleichen Vorurteilen gemacht.)

Die Sonne vertreibt die Wolken.

Die Sonne wenig darnach fragt, was der Blinde von ihrem Schein sagt.

Die Sonne wird oft mit einer trüben Wolke bedeckt, aber nicht versehrt.
(Mit der Sonne wird im Sprichwort die Wahrheit gemeint, die man zwar mit trüben Lügen zeitweise verdecken kann, die Wahrheit wird dadurch aber nicht verändert oder geschädigt. Wie die Sonne kommt die Wahrheit wieder hinter den Wolken der Lügen hervor. Dieses Sprichwort steht deswegen schon im Sprichwörterbuch von Christoph Lehmann 1630 unter der Überschrift „Wahrheit“ und nicht unter Sonne.)

Die Sonne zwingt den Menschen mehr als der stärkste Wind.

Die Sorgen sind dreierlei: Regimentssorgen, Amtssorgen und Haussorgen.

Die Sorgen sind wie Gespenster; wer sich nicht vor ihnen fürchtet, dem können sie nichts anhaben.

Die Sperlinge singen's auf dem Dach.
Die Sperlinge singen's auf den Dächern.
Die Sperlinge singen's von den Dächern.
Das pfeifen die Spatzen von den Dächern
Die Spatzen pfeifen's von den Dächern.
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern.
(Verschiedene alte und neuere Versionen desselben Sprichworts. Es bedeutet, es ist kein Geheimnis mehr, es ist allgemein bekannt in aller Mund, alle wissen es. Der Spatz ist die Koseform von Sperling. Der Ursprung des Sprichworts findet sich in der Bibel; Der Prediger Salomo, 10, 20: „Fluche dem König nicht in deinem Herzen und fluche dem Reichen nicht in deiner Schlafkammer; denn die Vögel des Himmels führen die Stimme fort, und die Fittiche haben, sagen's weiter.“ Das Sprichwort ist seit Anfang des 19. Jahrhunderts belegt. (bei Sailer 1810, Seite 57: „Die Sperlinge singen's auf dem Dach.“) Die Vögel aus der Bibel sind zu Sperlingen geworden, der damals noch zu den häufigsten Vögeln gehörte. Heute ist aus dem Sperling der Spatz geworden (Der Spatz ist ebenso der Kosenamen für kleine Mädchen oder Geliebte.) und es wird auch nicht mehr gesungen, sondern gepfiffen. Beides möglicherweise eine Folge von Wanders eigenen Sprichwortschöpfungen, da beides erstmals bei ihm in seinem Deutschen Sprichwörter Lexikon erschien: 1867 Band 1, Spalte 1086, Stichwort Flüstern: „Man flüstert oft einem ins Ohr, was die Spatzen auf den Dächern zwitschern.“ und 1876 Band 4, Spalte 671, Stichwort Spatz Nr. *38: „Die Spatzen pfeifen's auf den Dächern.“ Beide Male ohne eine deutsche Quellenangabe. Das Original von 1840 bei Eiselein (Seite 573) und Braun (Nr. 4172): „Die Sperlinge singen's auf den Dächern.“ steht bei Wander als dritter Eintrag des Sprichwortes im 4. Band, Spalte 690, Stichwort Sperling, Nr. *53.)

Die Spindeln fallen in die Asche.
(Ein Vorhaben oder Plan ist fehlgeschlagen.)

Die Spinne saugt Gift, die Biene Honig aus allen Blumen.

Die Spritzen kommen, wenn das Haus abgebrannt ist.

Die Stärke wächst im Geduldgarten.
Der Starke wächst im Geduldgarten.
Stärke wächst im Geduldgarten am besten.

Die Steine auf der Gasse reden davon.

Die Sterben für Gewinn achten, sind schwer zu besiegen.

Die Stiege hinauffallen kostet die Elle drei Batzen.

Die Stimme ist größer als der Mann.

Die Störche fliegen hoch und tragen im Schnabel Kröten und Schlangen.

Die studierte Tugend kann der natürlichen nicht das Wasser reichen; die Natur gibt Gold, die Kunst Betrug.

Die Sünde büßt sich selbst.

Die Sünde der ganzen Gemeinde spricht keinen fromm allein.

Die Sünde geht süß ein, aber bitter wieder aus.

Die Sünde ist die Pestilenz, die manch junges Blut das Herz abstößt.

Die Sünde ist von Natur ein Gift der Seele, eine Angel des Todes und ein Brandschein des Zorn Gottes.

Die Sünde lohnt mit Feuer und Schwefel.

Die Sünden gehen mit Lachen ein, mit Weinen wieder aus.

Die Sünde stößt dem Fass den Boden gar aus.

Die Sünde und die Welt lohnt dem Menschen wie der Henker seinem Knechte.

Die Sünde uns angeerbt, an Leib und Seel verderbt.

Die Suppe, die man sich einbrockt, muss man auch auslöffeln.
Man muss die Suppe auslöffeln, die man sich eingebrockt hat.
Wer die Suppe eingebrockt (hat), muss sie auch ausessen.
(Nicht nur in die Suppe wird etwas eingebrockt, sondern überall wird es versucht. Meist wird versucht, die Suppe andere auslöffeln zu lassen, aber seit mehreren Jahrhunderten ist man sich in fast allen Sprichwörtersammlungen in etlichen Varianten einig, wer etwas einbrockt, soll es selbst auslöffeln.→ „ Hast du es eingebrockt, so musst du es auch ausessen.“ Das bedeutet, negative Folgen und Verantwortung für Handlungen und Entscheidungen soll jeder selbst tragen, mit allen resultierenden Folgen. Gleiches gilt auch für den Brei, den man selbst gekocht hat. Die Wirklichkeit sieht teilweise anders aus, wie der Dieselskandal zeigt, bei dem die Dieselfahrzeugkäufer die Suppe auslöffeln sollen, die die Autoindustrie mit der Schummelsoftware eingebrockt hat.)

Die Suppe in eines andern Schüssel ist allezeit feister.
(feister = besser)

Die Suppe ist versalzen, du bist verliebt.

Die süßesten Trauben hängen am höchsten.


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