Deutsche Sprichwörter mit D
Agricola von Issleben 1530, Sebastian Franck 1541, Andream Gartner 1574, M. Fridericum Petri 1605, Jan Gruter 1610, Georg Henisch 1616, Christoph Lehmann 1630, Andreas Sutor 1716, Joachim Christian Blum 1780, Samuel Christoph Wagener 1813, Georg von Gaal, 1830, Wilhelm Körte 1837, Karl Simrock 1846, Otto Freiherr von Reinsberg, Freifrau von Reinsberg-Düringsfeld mehrere Bücher von 1863 bis 1872, Otto Sutermeister 1869, und das Deutsche Sprichwörterlexikon in 5 Bänden von Karl Friedrich Wilhelm Wander, veröffentlicht zwischen 1866 und 1880 und andere. Im 20. Jahrhundert haben weitere Autoren Sprichwörter meist aus älteren Sammlungen ausgewählt und anders zusammengestellt oder mit neueren angereichert veröffentlicht.
Bis heute ist die Sprichwörtersammlung von Simrock die verbreitetste und das Sprichwörter Lexikon von Wander die Umfangreichste, keine ist vollständig. Wenn man die Vorworte und Einleitungen der alten Bücher liest, haben sich etliche der Autoren gegenseitig kritisiert. Einige wegen zu vieler, andere wegen zu weniger Erklärungen, in anderen fehlte jede Erklärung, Quellen fehlen oder wurden angezweifelt. Andere wären angeblich gar keine Sprichwörter und Wander wurde vorgeworfen, Sprichwörter zu erfinden (siehe die Seite Keine deutschen Sprichworte). Alle beanstandeten die Reihenfolge, Sortierung und Auswahl der anderen oder sprachen ihnen den Wert ab.
Auch diese Sammlung ist nicht perfekt. Da hier alles nach dem Alphabet sortiert ist, (auch Ä, Ö, Ü, ß sind gleichwertig unter die Buchstaben A, O, U und S einsortiert) sind Sprichwörter mit vergleichbaren Inhalten teilweise getrennt. So ist jedes nur einmal vorhanden, manches hätte sonst unter verschiedenen Stichworten sortiert werden können. Alle sind weitestgehend in neuer Rechtschreibung, was in den bisherigen Sammlungen nicht der Fall ist. Ausnahmen sind die Fälle mit Reimen, alten Wörtern, Kunstwörtern oder für bestimmte Sprichwörter typischen Ausdrücken. Auch die Grammatik wurde nicht verändert, die in Sprichwörtern vielfach nicht ganz den Regeln entspricht.
Von etlichen Sprichwörtern gibt es nach Jahrhunderten oft mehrere verschiedene Variationen mit einem anderen Wort (in Klammern eingefügt), oder ganzen Satzstellungen. In etlichen alten Sammlungen finden sich die gleichen Sprichwörter, nur in anderer Wortreihenfolge. Viele sind hier enthalten, alle zusammen meist unter dem Anfangsbuchstaben, welcher als Erster im Alphabet steht. Gleichlautende, fast gleiche und doppelte (bei Simrock über 100) stehen hier nur ein Mal. Sprichwörter aus dem Sprichwörter Lexikon von Wander stehen hier nicht, nur die in seinen Quellen auffindbaren im Wortlaut der Quelle, nicht in Wanders oft veränderter Form.
Es sind hier fast alle Sprichwörter von Simrock, Körte und einigen anderen enthalten und viele aus etlichen anderen alten Sammlungen. Bei vielen veralteten oder heute unbekannten Ausdrücken steht eine Erklärung zur Bedeutung. Ebenso ist bei vielen Sprichwörtern die Bedeutung oder Herkunft erklärt, da sie wegen ihres Alters meist vergessen sind.
Deutsche Sprichwörter mit D, am Anfang mit Die W bis Dz, und insgesamt über 29.000 Sprichwörter aus Deutschland, etliche in mehreren Varianten sind auf dieser Website zu finden. Es kommen bis heute immer wieder einige hinzu. Wenn hier trotzdem noch ein besonderes, wichtiges, häufiges oder neues Sprichwort aus Deutschland fehlen sollte, bitte eine Nachricht mit Quellenangabe/Fundort an die E-Mail Adresse auf der Seite Kontakt.
Deutsche Sprichwörter von Die W bis Dz
Die Wahrheit gibt wohl gute Gewissen, aber wenig gute Bissen.
Die Welt ist blind, lässt sich regieren wie ein Kind.
Auf der italienischen Seite von Wikipedia liest es sich aber etwas anders: https://it.wikipedia.org/wiki/Tutto_il_mondo_è_paese
Zwei weitere Internetseiten dazu, wenn die Welt wirklich ein Dorf wäre:
Die Zeit bringt alles an den Tag.
Die Zuschauer sind oft ärger als der Tänzer.
Die zu sehr eilen, haben spät Feierabend.
Diez verlässt sich auf den Kiezen, Kiez verlässt sich auf den Diezen.
Disteln sind des Esels Salat.
Disteln tragen keine Trauben.
(Böse Gesinnungen können nie gute Handlungen erzeugen. Das Sprichwort hat seinen Ursprung in der Bibel, Das Evangelium nach Matthäus 7, 16: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln?“ Vergleichbares Sprichwort von derselben Bibelstelle: Von Dornen kann man keine Trauben lesen.)
Doppelt genäht hält gut (besser).
Wer bald gibt, der gibt doppelt.
Drei Dinge mehr denn Gift schädlich sind: böser Gesell, arg Weib und falscher Freund.
Ein böser Gesell, ein arg Weib und falscher Freund sind drei schädliche Dinge und böser als Gift.
Eine zornige Frau und eine löcherige Pfanne sind schädlich in einem (im) Hause.
Drei leben friedlich, wenn zwei nicht daheim sind.
Drei Weiber und drei Gänse machen einen Jahrmarkt.
Drei Weiber und so viel Gänse machen einen vollen Markt.
Drei Weiber machen einen ganzen Jahrmarkt.
(Erklärung zu diesem Sprichwort von Abraham a Sancta Clara in seinem Buch “Mala Gallina, Malum Ovum, Das ist: Wie die Alten sungen, so zwitzern die Jungen: Im Zweyten Centi-Folio Hundert Ausbündiger Närrinnen“, Ausgabe 1713 Seite 129/130: „dann, wann drei Weiber miteinander in das Gespräch kommen, schlagen sie gleich ein Schwätz- oder Plauder-Markt auf. Wo die Weiber und Gänse sich finden, da ist kein Mangel an Worten und Geschnatter, dann ihre Zungen wissen von keinem Feiertag, nur von Geschwitz, Geschwätz, Lachern, Plaudern und Waschen, dass oft daraus viel Feindseligkeiten, Zank und Hader entstehen.“)
Dreimal umgezogen ist einmal abgebrannt.
Dreimal umziehen ist so gut als einmal abbrennen.
Drei Veränderungen eines Wohnortes sind so gut, als eine Feuersbrunst.
Drei R gehören Gott allein: rühmen, rächen, richten.
Drei Schlösser auf einem Berg, drei Kirchen auf einem Kirchhof, drei Städt in einem Tal hat ganz Elsass überall.
Drei S gehören Gott dem Herrn zu: Sorgen, Segen und Seligmachen.
Drei sind, die alle Bürden tragen: ein Weibshaupt, ein Eselsrücken, ein Mönchsgewissen.
Drei sind Unüberwindliche: Wahrheit, Not, Gewissen.
Dreitägiger Fisch taugt auf keinem Tisch.
Dreitägiger Gast ist eine Last, den vierten stinkt er fast.
Dreitägiger Gast ist jedermann zur Last.
Drei Viel und drei Wenig sind schädlich:
Viel reden und wenig wissen,
viel vertun und wenig haben,
viel sich dünken und wenig denken.
Drohungen sind Waffen des Bedrohten.
Druck erzeugt Gegendruck.
Du arme Gerechtigkeit, liegst im Bett und hast kein Kleid!
Du bist aus dem Schlaraffenland.
Du bist ein Armer zu Nacht, kommst erst am Morgen.
Du bist ein Narr und kannst nicht geigen, du hast ein Maul, das kann nicht schweigen.
Du bist mein Herzblatt, wenn ich dich sehe, bin ich dich satt.
Du bist mir so lieb wie dem Müller der Dieb.
Du bist so albern wie der Klosterschreiberin Hühner.
Du brauchst dich nur mit dem kurzen Stock zu wehren.
Duck dich, lass vorübergahn, das Wetter will seinen Willen han.
Duck dich, Seele, es kommt ein Platzregen!
(Im Buch „Teutsch-juristischer Sprichwörterschatz“ von Georgius Tobias Pistorius aus dem Jahr 1716 steht auf Seite 635 unter Nr. LXII als Erklärung dazu: „Ich rufe darum so laut, damit ich meine Seele warnen, und sie vor dem starken Trunk sich vorsehen und in einen heimlichen Ort in dem Leib sich verbergen, einfolglich sie durch den starken Suff nicht ersäuft werden möge.“)
Du darfst nur sagen: Tischchen deck dich!
Du fehltest der Tür.
Du findest an einem jeden den Narren nicht, den du suchst.
Du gäbst einen bösen Zigeuner, du kannst nicht wahrsagen.
Ein Lügner gibt einen bösen Zigeuner oder Propheten, er kann nicht wahrsagen.
Er gäb einen schlechten Zigeuner, er kann nicht wahrsagen.
Er taugt nicht zum Zigeuner.
Lügner sind schlechte Zigeuner (weil sie nicht wahrsagen können).
Lügner geben keine Zigeuner.
(Das Sprichwort wurde früher im Bezug auf Lügner gesagt, weil Lügner eben nicht wahr sagen und Zigeuner oft als Wahrsager umherzogen.)
(Zigeuner = frühere Bezeichnung für Angehörige einer über viele Länder verstreut lebenden, früher meist nicht sesshaften Volksgruppe. Die Bezeichnung Zigeuner wird vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma als diskriminierend abgelehnt. Die korrekte Bezeichnung gesamte Volksgruppe wird Sinti und Roma genannt.
Die Zusammensetzungen mit Zigeuner als Bestimmungswort ist dagegen noch weitgehend üblich und ausdrücklich nicht diskriminierend zu verstehende, Beispiel: Zigeunersprache für die gesamte Sprachfamilie, ebenso existieren für Zigeunerschnitzel oder Zigeunersauce keine Ausweichform. Ebenso ist in Sprichwörtern die Bezeichnung nicht diskriminierend, sondern nur Historisch, genauso wie viele andere heute nicht mehr gebräuchliche Ausdrücke, die hier vielfach bei Bedarf erklärt werden. Wirklich schon zu ihrer Entstehungszeit diskriminierend gemeinten Sprichwörter gegenüber verschiedenen Volksgruppen sind in dieser Sammlung bewusst weggelassen.)
Du gäbst einen guten Pfaffen, aber einen bösen Propheten.
Er gäb' einen guten Pfaffen, aber einen schlechten Propheten.
Du hast dem Kind die Beine noch nicht gesehen.
Du hast den Genuss, so hab auch den Verdruss.
Willst du den Genuss, so nimm auch den Verdruss.
Wer will haben den Genuss, der muss auch haben den Verdruss.
Du hast mich geladen, nun musst du mich fahren.
Du hast mir ein Knie gesehen, du darfst nun keine Nonne mehr werden.
Du hast noch kein Erbe mit ihnen geteilt.
Du hast recht, du kommst neben die Mutter Maria in den Himmel.
Du hast viel zu regieren in andrer Leute Häusern.
Du heiliger St. Martin! Sie opfern dir einen Pfennig und stehlen dir ein Pferd!
Du hörst übel, ich muss dich einmal zum Bade führen.
Du kannst abkommen ohne Musikanten.
(Das bedeutet, man wird nicht vermisst, wenn man nicht da ist oder auf Veranstaltungen nicht kommt.)
Du kannst es nur in den Schornstein schreiben.
(Das bedeutet, die Forderungen oder Hoffnungen, die einer hat, werden sich wahrscheinlich nicht erfüllen. Man wird Versprochenes nicht erhalten.)
Du kannst Gott keinen blauen Dunst vor die Augen machen.
Du kannst gut reimen und renken, es wär' dir gut ein Taler*34 schenken.
Du kannst mir keinen Fischteich in Brand stecken.
Du kannst nach dem Tode nicht besser sein, als du im Leben geworden bist.
Dukaten werden beschnitten, Pfennige nicht.
Du kommst hintennach wie die alte Fastnacht*10.
Dulden, Schweigen, Lachen hilft viel bösen Sachen.
(Dieses Sprichwort bewahrheitet sich heute immer deutlicher. Weil die Meisten, die schweigende Mehrheit, nichts gegen unrechte oder böse Dinge sagt oder unternimmt, breiten sich das Böse und das Unrecht immer weiter aus. Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus sind seit der Wiedervereinigung Deutschlands überall verbreitet und ungezählte Straftaten wurden verübt. Vermehrte Flüchtlinge sind seit 2015 ein größeres Ziel für fremdenfeindliche Angriffe geworden, aber nicht die Ursache! Weil die schweigende Mehrheit nichts sagt oder tut, entsteht ein falscher Eindruck und alternative Fakten und Lügen werden immer mehr verbreitet. Einmal wird es zu spät sein und wie zwischen 1933 und 1945 in Deutschland oder jetzt in der Türkei oder einigen anderen Ländern wird berechtigte Kritik und selbst eine andere Meinung als Straftat verfolgt.)
Dulden und Hoffen ist der Christen Losung.
Du liebe Rut, wie tust du mir so gut.
Du magst nicht mit einer Tochter zwei Eidame*9 machen.
Du willst dir mit einer Tochter zwei Eidame*9 machen.
Mit Einer Tochter zwei Eidame*9 überkommen.
Er will mit einer Tochter zwei Eidame*9 beraten.
(Das bedeutet, man will etwas Unmögliches.)
Dummheit ist immer Natur, Klugheit ein Kunstprodukt.
Dummheit und Stolz, wachsen auf einem Holz.
Torheit und Stolz wachsen auf einem Holz.
Du musst dem Teufel die Herberge aufkündigen, wenn Gott bei dir einkehren soll.
Du musst die Schämelschuh zertreten, willst du etwas haben.
(Mit Schämelschuh ist ein schüchternes, zurückhaltendes Wesen gemeint, das beim kleinsten Widerstand zurückweicht und meint, etwas falsch gemacht zu haben und sich schämt. Das bedeutet, man sollte seine eigene Meinung vertreten, auch gegen Widerspruch und bereit sein, auch einmal zu stolpern oder in ein Fettnäpfchen zu treten. Nur wer etwas wagt, gewinnt etwas. Aber nur in Maßen, wer übers Ziel hinausschießt, verliert möglicherweise alles.)
Du musst lange sehen, bis du mir etwas absiehst.
Du musst lange spotten, bis du mir ein Ohr abspottest.
Du musst lange zürnen, ehe du einem ein Bein abzürnst.
Du musst Recht finden und nicht Recht bringen.
Dünkel geht auf Stelzen.
Dünken steht auf ungewissem Grund, Wissen auf gewissen Grund.
Dünn geschlagen ist bald geschliffen.
Durch Bauen verarmt man lustig.
Durch Besinnen kann man's ersinnen.
Durch bös Gesinde, wenns gleich was trägt, wird mehr verloren denn hingelegt.
Durch den Trichter gießt der Wirt in sein Fass, was er will.
Durch Fallen lernt man gehen.
Durch Faulheit sinken die Balken im Haus.
Durch Fragen wird man klug, aber unwert.
Durch Fraß kommen mehr um, denn durchs Schwert.
(Auch früher schon war bekannt, das man durch zu vieles essen übergewichtig und krank werden konnte und oft frühzeitig starb. Eine Erkenntnis, die heute weitestgehend in Vergessenheit geraten ist.)
Durch fremden Schaden wird man klug.
Durch Gedränge zum Gepränge.
Durch Geld, Furcht, Hass und Lieb können auch wohl fromme Leute zu Fall kommen.
Durch Geld und Geiz fällt man dem Teufel in sein Garn.
Durch Gerechtigkeit wird der Thron bestätigt.
(Ursprung des Sprichworts ist in der Bibel, Die Sprüche Salomos 16, 12: „Den Königen ist Unrecht tun ein Greuel; denn durch Gerechtigkeit wird der Thron befestigt.“)
Durch Geschwätz verrät die Elster ihr Nest.
Durch Glückes Rühmen kam Unglück ins Haus.
Durch heuchlerische Worte werden weise Narren betrogen.
Durch Reden schon mancher ist umgekommen, durch Schweigen noch niemand hat Schaden genommen.
Durch Reden ist schon mancher umgekommen, durch Schweigen hat niemand noch Schaden genommen.
(Das obere Sprichwort steht so 1837 bei Wilhelm Körte, das untere bei Wander 1873 im Deutschen Sprichwörter Lexikon, etwas verändert und ohne Quellenangabe.)
Durch Sagen und Wiedersagen wird ein Geheimnis durch die Stadt getragen.
Durch Schaden wird man klug, ist aber teures Lehrgeld.
Durch Schaden wird man klug.
(Vergleichbares Sprichwort aus Russland: Aus Fehlern lernt man.)
Durch Schaden wird man selten klug.
(Eigentlich müsste das obige Sprichwort immer stimmen, aber leider ist dieses zu oft richtig.)
Durch Schweigen verdirbt viel Freundschaft.
Durchs Geld lernt man die Leute kennen.
(Das bedeutet, mit oder wegen des Geldes zeigen viele Menschen erst ihr wahres Gesicht und Charakter. Wegen erhofften, aber unwahrscheinlichem Gewinn habe ich die eigentlichen und wirklichen Leute kennengelernt, die ich jahrzehntelang für anständige Menschen, Verwandte oder Nachbarn gehalten hatte.)
Durch Tiefen zu fahren, muss der Knecht voran.
(Das bedeutet, wo es ein Risiko gibt oder gefährlich ist, wird meist der Knecht oder Untergebene vorangeschickt. „Sonsten“, meint Wilhelm Körte: „wo alles wohl steht, fährt der Herr voran.“)
Durch Vernünfteln wird Poesie vertrieben, aber sie mag das Vernünftige lieben.
Durch Vorkauf und Auskauf, böser Münze freien Lauf wird der Arme gefressen auf.
Durch Weisheit wirt ein Haus gebaut und durch Verstand erhalten.
(Ursprung des Sprichworts ist in der Bibel, Die Sprüche Salomos 24, 3)
Durch zu hartes Proben wird der Topf zerkloben.
Durch zweier Zeugen Mund wird allerwärts die Wahrheit kund.
(Nicht nur einer, auch 10 Zeugen können falsch aussagen. Durch wiederholte Experimente und Tests ist bewiesen worden, dass Zeugen nur selektiv beobachten und nur Einzelteile von komplexen Vorgängen beobachten oder wiedergeben können, und teilweise nicht einmal das. Bei der Vorgabe, bestimmte Aktionen einer von zwei gleichzeitig agierenden Gruppen sehr weniger und gut unterscheidbaren Menschen zu beobachten und hinterher wiederzugeben, zeigten sich die Mängel der Zeugen. Keiner der vorbereiteten Beobachter bemerkte in dem nur 2 Minuten langen Test, dass von der anderen Gruppe am Ende Personen fehlten. Ebenso hat keiner bemerkt, dass ein Mensch in Affenkostüm langsam durch beide Gruppen ging und den Beobachtern zuwinkte. Erst ein Videobeweis überzeugte hinterher auch die, die es vorher kategorisch ausschlossen. Wie sollen denn Zeugen im Alltag unvorbereitet Dinge Aussagen können, die vor einem Unfall oder anderen Ereignis passierten oder Menschen beschreiben, wenn es selbst mit Vorbereitung und Hinweisen, sich auch Nebensachen zu merken, keinem gelingt?)
Dürr Holz unten im Feuer frisst das grüne oben auf.
Wenn dürr Holz unten im Feuer liegt, so frisst es das grüne.
(Dieses Sprichwort steht 1630 bei Christoph Lehmann unter der Überschrift: „Ob ein Junger Man ein alt Weib wegen Geld und Guts soll nehmen.“)
Dürr und gesund läuft hindurch wie ein Jägerhund.
Durst ist der beste Kellner.
Durst kommt von Dürre.
Durst macht aus Wasser Wein.
Du siehst den Splitter in deines Bruder Auge, aber den Balken in deinem Auge siehst du nicht.
Ehe du des Nachbars Splitter rügst, betrachte deinen Balken.
Mancher hat einen Balken in seinem Auge und will einem andern ein Splitterlein ausziehen.
Man sieht den Splitter im fremden Auge, im eigenen den Balken nicht.
Splitterrichter vergessen ihren Balken und ärgern sich über den Splitter in des Nächsten Auge.
Torheit ist's, den Splitter in der andern Auge bemerken, aber den eignen Balken nicht fühlen.
Warum siehst du den Splitter in deines Bruders Auge und siehst den Balken in deinem eigenen Auge nicht?
Wer den Splitter richten will in eines andern Aug, der sehe zuvor auf den Balken in seinem eignen Aug.
Werd erst an deinem Balken Ritter, danach zieh aus des Nächsten Splitter.
Wer selbst einen Balken im Auge hat (und behält), der will aller Welt den Splitter herausziehen.
Zieh als Erstes den Balken aus deinem Auge.
(Hier sind über 10 Variationen eines Sprichwortes aus den letzten 500 Jahren bis heute, dessen Ursprung in der Bibel zu finden ist: Evangelium nach Matthäus 7.4-5. Unter 7, 5 steht: „Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruder Auge ziehst.“ Das Sprichwort bedeutet, kleine Fehler sieht man und kritisiert sie sofort bei anderen, die eigenen größeren werden aber übersehen.)
Du sollst allen Geistern nicht glauben.
Du sollst auch noch Schuhe für deine Füße finden.
Du sollst die Füße nicht unter eines andern Tisch stellen.
Du streichst mir Honig um das Maul und streichst mir Dreck drein.
Er streicht ihm Honig ums Maul und gibt ihm 'nen Dreck drein.
Einem Honig um den Mund schmieren und Dreck hinein.
Er schmiert ihm das Maul und gibt ihm einen Dreck drein.
(Die verschiedenen Varianten des Sprichworts meinen alle dasselbe: Man schmeichelt jemandem mit positiven Aussagen, um ihn günstig zu stimmen. Später bekommt er aber nichts oder nur Wertloses oder hat den Schaden. Schon Agricola erklärte 1529 das Sprichwort so: „Das ist, er betrügt ihn, er sagt es ihm gut für, und meint es nicht. . . Das andere ist, das nach diesen hohen zusagen nichts folget.“)
Du suchst den Bären und stehst vor ihm.
Er sucht den Bären und steht vor ihm.
(Das bedeutet laut Georg Henisch 1616: „Er sucht Ausflucht aus Furcht und lässt das gegenwärtige Geschäft fahren.“)
Du suchst den fünften Zipfel am Sack.
Du suchst den Gaul und reitest drauf.
Du urteilst wie der Blinde von der Farbe.
Du verklagst den Teufel bei seiner Mutter.
Du willst andern Katzen fangen, und kannst dir selber keine Maus fangen.
Du wirfst die Axt weit hinaus.
(Das bedeutet, man hat sehr ehrgeizige Ziele oder weit in die Zukunft gehende Pläne.)
Du wirst dir damit keinen grauen Rock verdienen.
Du wirst noch Hunde führen müssen.
Du wirst noch was von Umstoßen kosten, wenn du stehend stirbst.