Deutsche Sprichwörter mit B + C
Rechtssprichwörter
Thesaurus Paroemiarum Germanico-Juridicarum, Teutsch-juristischer Sprichwörterschatz von Georg Tobias Pistorius Leipzig 1716-25
Grundsätze der deutschen Rechte in Sprichwörtern, durch Anmerkungen erläutert von Johann Friedrich Eisenhart, mehrere Ausgaben zwischen 1759 und 1823
Rechtsregeln und Sprüche, herausgezogen aus des Wiguläus Xaver Alois Freiherrn von Kreittmayr Anmerkungen zu den bairischen Gesetzbüchern. München 1848.
Deutsche Rechtssprichwörter. Gesammelt und erläutert von Julius Hubert Hillebrand, Zürich 1858.
Deutsche Rechtssprichwörter, unter Mitwirkung von J.C. Bluntschli und K. Maurer gesammelt und erklärt von Eduard Graf und Mathias Dietherr. Nördlingen 1864.
Vorher gab es entsprechende Veröffentlichungen meist in Lateinischer Sprache, wie es auch heute wieder einige gibt:
Lateinische Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, zusammengestellt, übersetzt und erläutert von Detlef Liebs. Verlag C. H. Beck München, 1982, 2007, ISBN: 978-3-406-56294-5. Lateinische Rechtsregeln mit deutscher Übersetzung und entsprechenden heutigen Paragrafen.
Die Liste ist nicht vollständig. Einige alte Bücher sind im Internet verfügbar oder als Nachdrucke wieder zu bekommen. Dazu gilt, die Rechtssprichwörter sind alt, manchmal mehrere Jahrhunderte, sie sind selbst nie Recht gewesen. Sie geben nur geltendes oder vermeintliches Recht früherer Zeiten volksnah als Sprichwort wieder. Manches kann heute noch seine Gültigkeit haben, kann aber auch ganz anders sein. Einige Rechtsnormen haben sich im Vergleich zur noch nicht lange vergangenen Vergangenheit stark geändert: Die Todesstrafe ist abgeschafft; früher wurde man für Diebstahl im wert ab 5 Gulden (heute 5 €uro?) am Galgen gehängt. Ebenso hatten Frauen bis nach dem 2. Weltkrieg fast keine Rechte gegenüber den Männern (in vielen Sprichwörtern belegt und von manchen Männern zurückgewünscht). Bevor man sich auf plausible, logische und vermeintlich bekannte Rechtsauffassungen in Sprichwörtern verlässt, sollte man sich beim aktuell gültigen Recht erkundigen.
Neben den Rechtssprichwörtern sind zu allen Themen deutsche Sprichwörter mit B und insgesamt über 29.000 Sprichwörter aus Deutschland, etliche in mehreren Varianten sind auf dieser Website zu finden. Es kommen bis heute immer wieder einige hinzu. Wenn hier trotzdem noch ein besonderes, wichtiges, häufiges oder neues Sprichwort aus Deutschland fehlen sollte, bitte eine Nachricht mit Quellenangabe/Fundort an die E-Mail Adresse auf der Seite Kontakt.
Deutsche Sprichwörter von Beule bis C
Beutelschneiderei ist die beste Kunst.
Bevor die Mädchen flügge, sind sie voller Tücke.
Bevor du weißt, was Leben heißt, ist die Hälfte zumeist weg.
Eh' man weiß, was Leben sei, ist das Leben schon halb vorbei.
Bewahr deine Ehr, dir wird nicht mehr von all deiner Hab, denn nur ein Tuch zum Grab.
Bewahre deine Ehr, hüt dich vor Schand, Ehr ist fürwahr dein höchstes Pfand.
Bewahre dich vor der Gelegenheit, so wird dich Gott vor der Sünde bewahren.
Bewährter Freund, versuchtes Schwert, die sind in Nöten Goldes wert.
Gewisser Freund. erprobtes Schwert, die sind in Nöten Goldes wert.
Beweisen macht wahr.
(Das bedeutet, wenn etwas bewiesen wird, ist es es durch Beweis wahr.)
Beweist der Kläger nicht, so ist der Beklagte frei.
Bezahlen wir die Musik, so wollen wir auch tanzen.
(Biedermann = allgemein ein ehrenwerter und rechtschaffener Mann. Das Sprichwort meint, wer ehrlich, aufrichtig und fleißig ist, ist sich selbst und anderen zu nutzen und überall willkommen. Manche gestrigen Menschen mit niedrigem Horizont sind trotzdem gegen alle Fremden und Fremdartigen und übersehen zum eigenen Schaden den möglichen Nutzen, den zusätzliche Impulse bringen können. Stillstand ist hier meist Rückschritt.
Von manchen wird der Biedermann auch als Spießbürger oder Spießer bezeichnet, die eine Abneigung gegen Veränderungen des gewohnten Lebens haben, andere nennen es konservativ. Spießbürger gibt es seit dem Mittelalter. Es waren Bürger, die ihre Heimatstädte mit Spießen als städtischen Fußtruppen verteidigen konnten. Ein Spieß oder Picke war einfach herzustellen und gleichzeitig eine effiziente Waffe, auch gegen berittene Soldaten. Deswegen wurden „Spießbürger“ früher positiv gesehen, da sie entscheidend zur Verteidigung der Heimatstadt beitrugen. Warum wird Verlässlichkeit, Rechtschaffenheit oder Bewahrung von guten Werten heute immer mehr als schlecht und unwert bekämpft und zu hohe neue unbekannte Risiken den Vorzug gegeben? Bankenkrise, Wirtschaftschaos und Kriegsgefahr sind nur einige Folgen.)
Bienen haben ihren König, Fliegen und Mücken schweben umher ohne Herrn.
Bienen haben kurze Schnäbel und scharfe Säbel, und machen kleine Wunden, die schmerzen etliche Stunden.
Bier auf Wein, das lass sein; Wein auf Bier, das rat ich dir.
Bier auf Wein lass sein; Wein auf Bier, rat' ich dir.
Wein auf Bier, rat ich dir; Bier auf Wein, das lass sein!
Bierchen, das schlägt ans Nierchen.
Biere die viel gären haben viel Hefe.
Bier und Brot macht Backen rot.
Bier und Brot macht Wangen rot.
Bier und Brot macht manchen Schalk groß.
Bier und Wein folgt dem Zapfen.
Bieten und Widerbieten macht den Kauf.
Bilder sind der Laien Schrift und Bücher.
Bildstock*3 weist andern den Weg und geht ihn selbst nicht.
Er ist ein schöner Bildstock*3 an der Straße, weist andern den Weg, und geht ihn selbst nicht.
Bileams Esel sah mehr und schärfer als sein Herr.
(Bileams Esel wie Esel überhaupt kommen in der Bibel mehrfach im positiven Zusammenhang vor. Bileam (auch Balaam), der Sohn des Beor, war ein biblischer Prophet. Trotz Gottes Missfallen wollte er die Israeliten auf Anweisung von Balak, dem König der Moabiter, für Geld in Gottes Namen verfluchen. Der Fluch sollte den Vormarsch Israels aus Ägypten stoppen. Auf dem Weg mit seinem Esel stellte sich ihnen ein Engel mit Schwert in den Weg. Bileam konnte ihn nicht sehen, der Esel jedoch sah ihn und wollte ihm ausweichen, was mehrmals misslang. Darauf schlug Bileam den Esel aus Ärger mit einem Stock. Darauf ließ Jehova den Esel sprechen, er fragt: „Was hab ich dir denn getan, dass du mich schlägst?“ Darauf sah auch Bileam den Engel mit dem Schwert, der sagt: „Ich habe dir den Weg versperrt, damit du Israel nichts Schlechtes wünschst. Wenn dein Esel nicht ausgewichen wäre, hätte ich dich getötet“ Die bösen Wünsche wandelte Jehova drei Mal in einen Segen um. (4. Buch Mose) Bileam ist die einzige prophetische Person in der Bibel, die durch archäologische Funde belegt ist (Bileaminschrift von Tell Dēr) Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bileam)
Billigkeit ist größer als das Recht.
Billigkeit muss das Recht meistern.
Es muss allezeit die Billigkeit aller Rechte Meisterin sein.
Billig und gut sind selten beisammen.
Gut und billig sind selten beisammen.
(Laut Wander stammt dieser Spruch im 5. Band seines Deutschen Sprichwörter Lexikons, veröffentlicht im Jahr 1880, aus einer Handschriftliche Sammlung von Sprichwörtern aus Köthens und Umgegend. Das ist heute nicht mehr nachprüfbar. Da aber in der Bienen-Zeitung des Vereins der deutschen und österreichischen Bienenwirthe, Band 28 schon 1872 derselbe Spruch als Sprichwort veröffentlicht wurde, ebenso 1871 in der Wochenschrift für Landwirtschaft, Industrie und Handel, Nr. 24 vom 13. Juni auf der 1. Seite, muss es dafür gelten. Heute steht er mal mit Gut und billig oder mit Billig und gut in einigen Büchern, gefolgt von sind selten beisammen, ist selten beisammen, das geht nur selten zusammen oder Ähnlichem.)
Bims bringt selten Wasser.
Binde den Esel dahin, wo der Herr will und lass ihn hernach die Wölfe fressen.
Binden oder Bündnis machen ist leicht, aber halten ist schwer.
Bündnis machen ist leicht, aber halten ist so schwer das faule Hände die Last nicht in die Haar heben können.
„Bin die Erste nicht, bin die Letzte nicht,“ dies Trostwort jede Hure spricht.
Bin ich nicht berufen Schafe zu hüten, lass es Gänse sein.
(Ein Sprichwort, das schon 1685 bei Paul Winckler steht. 1716 schrieb Andreas Sutor es für sein Buch „Latinum Chaos“ falsch ab: „Bin ich berufen Schafe zu hüten, so lass' ich es Geissen sein.“, von dem Wander es ebenso falsch in sein Deutsches Sprichwörter Lexikon übernahm. Die obige Version von Winckler ergibt einen eindeutigen Sinn, die von Sutor und Wander dagegen nicht.)
Binz und Benz haben einander getroffen.
(Ähnliche Bedeutung wie die Sprichwörter Gleich und Gleich gesellt sich gern und vergleichbar.)
Bischof oder Bader*1.
Bischof oder Bader*1, General oder Corporal, Minister oder Küster.
Bis dahin läuft noch viel Wasser den Rhein hinunter.
Derweil fließt noch viel Wasser den Rhein hinab.
Es wird bis dahin noch viel Wasser den Rhein hinab fließen.
Bis ein deutscher Schuster sein Werkzeug beisammen hat, hat ein Welscher*35 ein Paar Schuhe gemacht.
Bis ein Fauler die Feder schneidet und das Papier bricht, hat ein rüstiger schon einen Brief gefertigt.
Bis sich ein Fauler besinnt, wie er die Arbeit angreife, hat es ein Schleuniger schon getan.
Bissige Hunde haben geschlitzte Ohren.
Listige Hunde haben zerbissene Ohren, böse Hunde zerbissen Fell.
(Variationen eines Sprichworts. Die beiden oberen Teile stammen aus Sammlungen des 17. Jahrhunderts. !810 stehen beide Teile als ein Sprichwort bei Sailer und 1846 in der Sammlung von Simrock unter Nr. 5027, nur bei ihm sind es nicht bissige Hunde, sondern wegen eines Druckfehlers listige Hunde.)
Bist du arm oder bist du reich, am jüngsten Tag gilt alles gleich.
Bist du bei St. Jacob, so denke nicht wieder heim.
Bist du besessen, so lasse dich bannen.
Bist du der Teufel, so bin ich seine Mutter.
Bist du ein Ackerochs, so begehr keines Sattels.
Bist du ein Geier, so warte aufs Aas.
Bist du ein Narr, so lass dir eine Kappe machen.
Bist du einsam, so besuche einen, der noch einsamer ist als du.
Bist du etwas, das wird wohl schein, lass einen andern auch was sein. Es kommt vielleicht einmal der Tag, das ein andrer auch was werden mag.
Bist du gescheit, so leid und meid.
(Das Übel muss man leiden und das Böse soll man meiden.)
Bist du gibig, so wird den Fischen das Wasser bald entlaufen.
Bist du in Gott, fürchte keine Not.
Bist du kahl, so bocke mit keinem Widder.
Bist du leer im Beutel, so ist alles eitel.
Bist du mit einem Narren besessen, so lass dich beschwören.
Bist du nicht hübsch, so tu hübsch.
Bist du reicher geworden, dein Schatten ist nicht desto größer.
Bist du schon besteckt, greif ans Rad, so geht der Karren.
Bist du schön und säuberlich, so sieh dich desto mehr vor.
Bist du schuldig, sei geduldig!
Bist du übel zu Fuß, mach dich zuerst auf den Weg.
Bist du übel zu Fuß, so brich zuerst auf.
Bist du voll, so leg dich nieder, nach dem Schlafen saufe wieder: So vertreibt ein Schwein das ander, spricht der König Alexander.
Bist du vom Lande, so geh nicht aufs Meer.
Bist du weis', so schweig mit Fleiß.
Bist gescheit, so leid, nicht schilt, das sein muss.
Bisweilen ist das Unglück eine Tochter von einer guten Mutter.
(Obiges Sprichwort steht unter Nr. 800/37 im Buch „Zwey Tausend Gutte Gedanken“ von dem Geübten (Pseudonym für Paul Winckler (1630 - 1686) in der Fruchtbringenden Gesellschaft). Wander übernimmt es in sein Sprichwörter Lexikon (Unglück Nr. 248) und ändert den Wortlaut in: „Unglück ist oft die Tochter einer guten Mutter.“ Damit ändert er „Bisweilen“ zu „oft“ und damit gänzlich die Aussage des Sprichworts, da bisweilen eben nur manchmal, aber keinesfalls oft ist. Ein Unglück ist nur, das Wander bei zu vielen Sprichwörtern Änderungen bis zur Unkenntlichkeit oder Sinnverfälschung vornahm und zu viele fremde fälschlich als deutsche Sprichwörter angesehen werden könnten.)
Bisweilen ist weichen gut, bisweilen nicht, denn gibt man eine Elle, so nimmt man vier.
Bisweilen zieht ein einziges Jungfernhaar stärker als hundert Ochsen.
Bitte die Braut, so schreit sie laut.
Bitt ein Weib, du verlierst nichts daran.
Bitte keinen um ein Ding, das du selbst nicht tätest.
Bitten hat den Ritten.
(ritten = das altdeutsche Wort für Fieber.)
Bitte nichts von dem, der etwas hat, sondern nur von dem, der dir wohl will.
Bitten ist lang, befehlen kurz.
Bitten ist unwert, aber es macht nicht arm.
Bittens und Wünschens geht viel in einen Sack.
Bittere Pillen vergoldet man.
Bitter im Mund, ist dem Herzen gesund.
Was dem Maul bitter, ist dem Herzen desto süßer.
Bitter im Mund, ist dem Magen gesund.
(Wilhelm Körte und Georg von Gaal bieten als Alternative zum Herzen auch den Magen an, alle anderen Autoren beschränken sich auf das Herz.)
Bittet man den Bauern, so schwillt ihm der Bauch.
Bittkauf, teurer Kauf.
Bitt', und nimm.
Blas dem Gottlosen nicht sein Feuer auf, das du nicht (auch) mit verbrennst.
Blasen und schlucken zumal ist schwer.
Blaue Augen, Himmelsaugen, braune Augen, Liebesaugen, schwarze Augen, Diebesaugen.
(Wer sich auf dieses Sprichwort verlässt, der ist meist von allen guten Geistern verlassen.)
Blaue Mal helfen für Unfall.
Blauem Montag und Genossen halte deine Tür verschlossen.
Blauer Montag, volle Kröpfe, leere Beutel, tolle Köpfe.
Blaue Tauben hecken blaue Jungen.
(Das bedeutet, so, wie die Eltern sind, sind auch die Kinder. Wenn es blaue Tauben geben würde, wären deren Kinder natürlich ebenfalls blau.)
Bleib bei den Leuten.
(Ein über 500 Jahre altes Sprichwort, was gleichbedeutend mit einem anderen bekannten Sprichwort ist: „Schuster bleib bei deinen Leisten.“ Sebastian Franck schrieb 1541 in seiner Sprichwörtersammlung (Andere Teil Seite 187b) dazu: „Zu viel Weisheit ist Narrheit. Aus zu viel großer Weisheit würde man auch zum Narren.“)
Bleib daheim bei deiner Kuh, willst du haben Fried und Ruh.
Wer will haben Ruh, der bleibe bei seiner Kuh.
Bleib daheim, damit dich der Habicht nicht wegtrage.
Bleib daheim und warte des deinen, so rupft man dich nicht.
Bleib ein armer Püffel und Maulesel bis dich Gott herausfordert.
(Püffel = Büffel. Als Büffel wurden grobe, ungehobelte Menschen oder Flegel bezeichnet.)
Bleib ein Esel und lastbar Tier, bis dir Gott selber hilft herfür.
Bleiben lassen, ist gut dafür.
Bleib gern allein so bleibt dein Herz rein.
Bleib im Gleise, so fährst (gehst) du nicht irre.
Bleib im Lande und nähre dich redlich.
(Der Ursprung dieses Sprichworts liegt in der Bibel, Altes Testament, Psalm 37, 3: „Hoffe auf den Herrn und tu Gutes, bleibe im Lande und nähre dich redlich.“)
Bleib in deinem Hüttlein und bei deinem Wesserlein und begehr nicht hoch zu fliegen.
Bleib in deiner Haut.
Bleib in der Straße, so die Natur zeigt.
Bleib in Geduld, so wird dir Gott und alle frommen Leute Huld.
Bleib standhaft in deinem Beruf.
Bleib treu, dem du treue schuldig bist.
Bleib treu in deinem Christentum, so hast vor allen Ehr und Ruhm.
Bleib treu, wenn dich der Hunger frisst.
Bleib treu, wenn dich der Zorn bewegt.
Bleib treu, wenn dich Hass überfällt.
Bleib treu, wenn dir's übel geht.
Bleib treu, wenn dir wohl ist.
Bleib treu, wenn man deinem Leben nachstellt.
Bleib treu, wenn sich ein Zank erregt.
Bleib, wer du bist, so lebst du zu aller Frist.
Bleib, wer du bist, was dir wohl ist.
Bleib, wo du bist und überwind, was in dir ist, so werden dir alle Orte recht und alle Menschen angenehm sein.
Blei und Eisen muss den Kupferschmied speisen.
Blick erst auf dich, dann richte mich.
Bliebe der Wolf im Walde, so würd' er nicht beschrien.
Bliebe der Wolf im Walde und der Mönch in der Klausur, so würden sie nicht beschrien.
Blinde Pferde straucheln.
Blinder Eifer schadet nur.
Blinder Gaul geht grade zu.
Blinder Mann, ein armer Mann, hätt` er auch Seid und Sammet an.
Blinder Mann, armer Mann, und hätt er seid'ne Kleider an.
Blinder Mann, ein armer Mann; doch ist das ein ärmrer Mann, der sein Weib nicht zwingen kann.
Blind sei das Weib, taub sei der Mann, wo Liebe in der Ehe soll lang bestahn.
(Die Zeiten ändern sich und damit auch Verständnis von Sprichwörtern und deren Lesart. Dieses Sprichwort steht 1616 im Buch „Teutsche Sprach und Weissheit“ von Georg Henisch (1549 - 1618) in Spalte 419, Zeile 67. Wander übernimmt es 1865 in den 1. Band seines Deutschen Sprichwörter Lexikons unter Blind Nr. 5. Dabei ändert er den 2. Teil in: „soll Lieb' und Ehe lang bestahn.“ Bei Henisch um 1600 war durch den Einfluss der Kirche eine Ehescheidung unmöglich und undenkbar. Die Frage im Sprichwort war nur, besteht die Ehe mit langer Liebe oder ohne, der Bestand der Ehe war unzweifelhaft. In der Zeit von Wander im 19. Jahrhundert war die Ehescheidung schon möglich, daher dehnte er die Frage auch auf den Fortbestand der Ehe aus, wodurch er aber das Sprichwort verfälschte. Der Schreibfehler im Wort „bestahn“ (eigentliche bestehen) ist dem Reim auf Mann geschuldet und daher im Sprichwort gewollt.)
Blöde Augen können die Sonne und Wahrheit nicht leiden.
Blöde Augen scheuen das Licht.
(Unter Blöde sind hier die bösen Augen gemeint, die das Sonnenlicht scheuen, welches die Wahrheit ans Licht bringt.)
Blödes Herz buhlt keine schöne Frau.
Blödigkeit ist dem Armen wenig nütz.
Blüht ein Bäumlein wohl, so bringt es Frucht, blüht es nicht, so hofft man vergebens auf Äpfel.
Blut fordert Blut.
(Der Ursprung des Sprichworts ist die Bibel, Altes Testament, 1. Buch Mose 9, 6: Luther-Bibel 1545, 1912: „Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht.“)
Blut ist dicker als Wasser.
Blut ist nicht Wasser.
Blut kriecht, worin es nicht gehen kann.
Blut rinnt zusammen, hat der Geißbock gesagt.
Borchhard ist Lehnhards Knecht.
Borgen macht (bringt) Sorgen.
(Zu diesem Sprichwort der Kommentar von Wilhelm Körte 1837: Borgen hat eine Stiefmutter, die heißt: „Verkauf dein Gut“; die hat eine Tochter, die heißt: „Gieb's wohlfeil“; die hat einen Bruder, der heißt: „Zum Tor hinaus“.)
Borgen macht Sorgen, wiedergeben macht Sauersehen.
Borgen tut nur einmal wohl.
Borgen und Jucken tut nur eine Weile wohl.
Böse Art verliert sich nicht.
Böse Augen sehen nichts Gutes.
Böse Augen und bös Gewissen können das Licht nicht leiden.
Böse (Schlimme) Botschaft bringt man bald.
Böse Buben haben weite Gewissen; man möchte junge Hunde hindurch beuteln.
Böse Buben wissen, was der Mund redet, das muss gemeiniglich der Hals bezahlen.
(Christoph Lehmann fügt 1630 als Erklärung noch „Darum lassen sie das Maul nicht reden, was sie mit dem Leben müssen büßen.“ an.)
Böse Eltern machen fromme Kinder.
Böse Exempel der Pfaffen ist ein Mord.
Böse Exempel verderben gute Sitten.
Böse Frauen machen die besten Käse.
Böse Gedanken klopfen nimmer an; tue zu, so gehen sie davon.
(Bei Christoph Lehmann steht dieses Sprichwort 1630 auf Seite 238 mit dem Wort „nimmer“, Wander hat es im Sprichwörter Lexikon 1867 in „immer“ geändert (Gedanke Nr. 7). Wander hat es fälschlich ins Gegenteil verkehrt, da böse Gedanken ebenso wie Unglück oder Krankheiten nie anklopfen, sie kommen unbemerkt von selbst. Man muss ihnen nicht die Tür öffnen, sondern mit Kraft vor der Nase zuschlagen. Es bedarf Stärke und Willens, sich ihnen zu erwehren und sie auszuschließen. Alle, die von Wander abgeschrieben haben, haben es genauso falsch wie Wander.)
Böse Geschwätze verderben gute Sitten.
(Sprichwort mit Ursprung in der Bibel, aus dem 1. Brief des Paulus an die Korinther 15,33 „Lasset euch nicht verführen! Böse Geschwätze verderben gute Sitten.“)
Böse Gesellen verleiten manchen zur Hölle.
Böse Gesellschaft bringt manchen an den Galgen.
Böse Gesellschaft verdirbt gute Sitten. Guter Umgang verbessert schlechte Sitten.
(Beide Hälften sind auch einzeln als selbstständiges Sprichwort verbreitet.)
Böse Gewohnheiten machen kein Recht.
Böse Hund bellen von sich selbst.
Böse Hunde bewahren das Haus.
Böse Hunde sind gute Wächter, sagte ein Bauer von seinem bösen Weibe.
Bös Ei, bös Küchlein.
Böse Kinder machen den Vater fromm.
Böse Leute, böse Werke.
Böse Leute, die sich eines Unglücks freuen, streuen einem Erbsen auf die Stiegen, dass einer von seiner Reputation herabfalle.
Bösem Aste scharfe Axt.
Bösem Ast gehört eine scharfe Axt.
Gegen einen bösen Ast gehört eine scharfe Axt.
Zu einem bösen Ast gehört ein böser Keil.
Bösem Hund gehört ein Knüppel.
Zu einem bösen Hunde gehört ein Knüppel.
Bösem Weibe kann niemand steuern.
Bösen Beinen und frommen Weibern dient am besten, zu Hause bleiben.
Bösen Exempeln kann man leicht nachtun, in gutem bleibt man dahinten.
Bösen Wein soll man loben, der bedarf's, der gute lobt sich selbst wohl.
Es ist ein böser Brunnen, darein man erst Wasser tragen muss.
Es ist ein schlechter Brunnen, in den man Wasser trägt.
Es sind böse Brunnen, da man das Wasser hintragen muss.
Böser Gesellschaft ist niemand gebessert.
Böser Gewinn fährt hin.
Böser Gewinn fährt bald hin.
Böser Gewinn fährt dahin.
Böser Gewinn fährt bald dahin.
(Bei diesem Sprichwort kann man die Entwicklung ablesen und wer von wem abschrieb. Im 17. Jahrhundert hieß es noch „fährt hin“ (Petri 1605, Gruter 1610, Henisch 1616), im 19. Jahrhundert wurde bei Körte (1837), Braun (1840) und Simrock (1846) daraus „fährt bald hin“. Daneben schrieb Thomas Mayer 1812 in seiner Bayrischen Sammlung auch „fährt dahin“, ebenso 1824 Karl Ferdinand Philippi in Sachsen. Ida von Düringsfeld kombinierte beides 1863 in ihrem Buch „Das Sprichwort als Philosoph“ zu „fährt bald dahin“. Ebenso übernahm Wander im „Deutschen Sprichwörter Lexikon“ alles, aber mit einer Klammer: „fährt (bald) dahin“. In einigen anderen Veröffentlichungen des 19. Jahrhunderts, die keine Sprichwörtersammlungen sind, findet man alle Versionen. Gleiches gilt heute, je nach benutzter Quelle.)
Böser Gewinn ist Schaden.
(Georg Henisch schrieb schon 1616 dazu: „unrechter böser Gewinn und Wucher ist nur für Schaden zu achten ist dem Schaden gleich.“)
Böser Heller*17, so (der) einen Gulden*13 schadet.
Böser Hund, zerrissen Fell.
Böser Leute Fahrt währt nicht lange, denn Gott ist nicht beim Fuhrwerk.
Böser Nam tötet den Mann.
Böse Schützen drücken zu früh oder zu langsam ab.
(Böse = schlechte)
(Zitat aus „Wallensteins Lager“, dem 1. ersten Teil von Friedrich von Schillers Wallenstein-Trilogie (Uraufführung 12.10.1798 in Weimar), im 10. Auftritt sagt es der Wachtmeister. In manchen Sprichwörtersammlungen ist dieses Zitat als Sprichwort verzeichnet, was es aber nicht ist.)
Man muss Böses mit Bösem, einen Rausch mit dem anderen vertreiben.
Buhlen gehört nicht in Schulen.
Buhlen hat einen süßen Anfang und sauer Ende.
Buhlen, Lügen und Stehlen hängen aneinander.
Buhlen und fressen Freunde sein und helfen zum Verderben fein.
Buhlen verderbt die Schulen.
Buhler bauen selten große (hohe) Häuser.
Buhlerbeutel ist mit Spinnweben zugeschnürt.
Buhlersäckel ist mit Lauchblättern zugebunden.
Der Buhler Säckel ist mit Lauchblättern zugeknöpft.
Der Buhler Säckel ist mit Lauchblättern zugeschnürt.
Buhlerbriefe sind mit Butter versiegelt.
Buhler geben schlechte Krieger.
Buhler gehen auf den Finkenstrich.
(Finkenstrich = früher ging eine Frau auf den Finkenstrich, wenn sie nach Männern Ausschau hielt. Heute wird die erste Silbe weggelassen.)
Buhlschaft ist leicht und unstete.
Buhlschaft und Wein bringt Zank und Pein.
Bundes- und Hundsketten reißen endlich mit bellen und beißen.
Bündnisse sind gemeinlich Kuppeln von faulen Stricken.
Bündnisse sind gut, aber wehe denen, die ihrer bedürfen.
Butter im Munde, Schwerter im Herzen.
(Das Sprichwort geht die Bibel, Altes Testament, Psalm 55, 22, zurück.)
Butter verderbt keine Kost, sie ist gelind und schmiert wohl.
(Kurze Version 1837 bei Körte und 1846 bei Simrock. Ursprüngliche längere Version 1605 bei Petri und 1616 bei Henisch. Kommentar dazu 1605 von Petri: „Das ist, Glimpf*12 verderbt keine Sach.“)
Bylbrief*7 geht vor Bodmereibrief*4.
Christen haben keine Nachbarn.
Christen haben keine Planeten, sondern Gott zum Propheten.
Christen sind dünn gesät.
Christen und Könige sollen wissen, was sie glauben.
Claus sagt, wer nicht heuchelt, der taug nichts.
Concilium hin, Concilium her, ist`s Menschenlehr, so gilt`s nicht mehr.