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Über 26.000 Deutsche Sprichwörter

Deutsche Sprichwörter mit K

Deutsche Sprichwörter mit K


Über 26.000 deutsche Sprichwörter


Wie macht / produziert man Sprichwörter?


Dafür muss man laut Wander: „das für diesen Zweck gebildete Sprachgefühl – ich (Wander) möchte es das Sprichwörterohr nennen – besitzen. . . und dann kann nichts als das rasch erkannte Gepräge, das dem Sammler eigene Sprachgefühl, der Sprichwörter-Instinkt, wenn ich so sagen darf, entscheiden.
Ich habe die Sprichwörter nach den obigen Ansichten aufgenommen, auch von keinem meiner geehrten Mitarbeiter einen tabellarischen Nachweis darüber verlangt, ob es ein wirkliches, normal entstandenes, durch Volksbeschluss als solches bestätigtes Sprichwort und nicht ein untergeschobener Wechselbalg sei; . . und mein Leben schien mir zu kurz, um bei jedem einzelnen Ausspruch, den ich bei einem Schriftsteller, in einer Zeitung angeführt fand, oder der mir von einem Sammler und Mitarbeiter geboten wurde, lange und unfruchtbare Erörterungen obiger Art anzustellen. Wenn ich ein Sprichwort einmal auf der Straße oder im Umgange hörte, wenn ich es einmal in einer Schrift angeführt fand, wenn es mir als Sprichwort zugesandt wurde, so nahm ich es in meine Sammlung auf. So ganz ohne Prüfung bin ich indes nicht verfahren; ich sah zunächst schon auf den sprichwörtlichen Charakter und suchte womöglich die Quelle anzugeben, aus der geschöpft war, das Land oder den Ort, wo es vernommen worden u. s. w.,“
(aus der Vorrede zum ersten Band des Deutschen Sprichwörter Lexikons Seite 13 - 14)

Aus den Text von Abraham a Sancta Clara hat Karl Friedrich Wilhelm Wander geschöpft und laut seinem Vorwort sämtliche Sprichwörter, Gleichnisreden, überhaupt alles, was sprichwörtliches Gepräge habe, sorgfältig gelesen und ausgezogen und 1838 in seinem Buch „Abrahamisches Parömakon“ veröffentlicht. Dass die Sprichwörter augenscheinlich nicht bekannt sind, soll der Ursache geschuldet sein, dass sie von Abraham a Sancta Clara so eigentümlich formuliert sind und wohl selten angewandt werden.

Die ersten 5 „Sprichwörter“ aus „Judas Der Ertz-Schelm“ von Abraham a Sancta Clara ausgezogen lauten in Wanders Buch „Abrahamisches Parömiakon“ von 1838, teilweise mit anderem Wortlaut als bei A. a Sancta Clara:
 
1. Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich. — Nicht weniger tut das Übermaß des Weintrinkens ungebührende Venusflammen in dem verwandten Leib erwecken.
 
2. Weiber und Weinbeeren machen alle Beutel leer.
Oder:
3. Die vollsten Beutel machen Weiber und Weinglas eitel.
 
4. Auf den Weinmonat folgt im Kalender der Wintermonat, also auf vieles und ungezähmtes Weinsaufen geht es gemeiniglich kühl her und schleicht die Armut ein, wie ein stummer Bettler.
 
5. Die Kandel und Andel bringen einen armen Wandel, deswegen sollte Bacchus von Rechtswegen in der einen Hand einen Regimentsstab, in der andern einen Bettelstab führen; nicht weniger auch Venus tut die Taschen leeren.
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Der Originaltext aus „Judas Der Ertz-Schelm“ von Abraham a Sancta Clara, Bd. 1. Salzburg, 1686, auf Seite 4 bis 5 lautet:
"Zu Dotrecht in Holland war nicht gar vor vielen Jahren ein Gesell, welcher fein sauber all das Seinige verschwendet durch stete Schlemmerei und Unsauberkeit, denn diese beide gemeiniglich verwandt sind und wenn Bacchus hinter dem Ofen sitzt, so heizt die Venus ein und sind diese so nahe beieinander, wie der Knopf bei der Hose. Auch zeigt es die öftere Erfahrung, dass Feuchtigkeit und nässe den Kalk anzündet, nicht weniger tut das Übermaß des Weintrinkens ungebührende Venusflammen in dem verwanden Leib erwecken, die Weiber aber und Weinbeere machen mehristen Teil alle Beutel eitel und gleichwie in dem Kalender auf den Weinmonat der Wintermonat folget, also auf vieles und ungezähmtes Weinsaufen geht es gemeiniglich kühl her und schleicht die Armut ein, wie ein stummer Bettler. Dessenthalben soll Bacchus von Rechts wegen in einer Hand ein Regimentsstab, in der anderen Hand ein Bettelstab führen. Nicht weniger auch Venus tut die Taschen leeren, bringen also die Kandl und Andl einen Menschen zu einem armen Wandel."
(Andere Ausgaben sind gleichlautend.)

Allein das „Sprichwörterohr“ von Wander erkannte diese „Sprichwörter“, unabhängig davon, das sie nicht als Sprichwörter im Umlauf waren. Alle Stellen, in denen diese als „Sprichwörter“ auftauchen, datieren nach 1838 und haben wohl aus Wanders Werk geschöpft. Aus der Zeit vorher gibt es keine auffindbare Quelle, in der einer dieser Sprüche außerhalb des Textes von Abraham a Sancta Clara zitiert, oder als Sprichwort bezeichnet wird. Das schließt nicht aus, das Sancta Clara an anderen Stellen auch Sprichwörter gebraucht hat. Die sind aber dann unabhängig von ihm auch bei anderen Autoren als Sprichwörter zu finden.
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 Einträge im Deutschen Sprichwörter Lexikon von Wander:
   
1. Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich.
(Stichwort Kalk Nr. 13, angegebene Quelle: Parömiakon, 1.)

2. Weiber und Weinbeer machen alle Beutel leer.
(Stichwort Weib Nr. 1128, angegebene Quelle: Parömiakon, 2, Leipziger Tageblatt, Nr. 260 vom 16.9.1864, Seite 1 (Spruch von Abr. a Sancta Clara))
(Möglicherweise hat Wander diesen Spruch in Anlehnung an ein anderes Sprichwort bei Sailer, Seite 100 formuliert: „Drei W machen viel Beutel leer: Würfel, Weiber, Weinbeer'.“ Würfel oder Spiel in Verbindung mit Weib und Wein oder Weinbeere kommen auch in anderen Sprichwörtern und bei anderen Autoren öfters vor.)

3. Die vollsten Beutel machen Weiber und Weinglas eitel.
(Stichwort Beutel Nr. 24, im Sprichwörter Lexikon von Wander ohne Quellenangabe.)

4. Auf den Weinmonat folgt der Wintermonat.
(Stichwort Weinmonat Nr. 1, angegebene Quelle: Parömiakon, 4.)

5. Kandel und Andel bringen einen armen (bösen) Wandel.
(Stichwort Kandel Nr. 1, angegebene Quelle: Parömiakon, 5)
    Andel und Kandel machen einen bösen Wandel.
(Stichwort Andel (Diminutiv von Anna), angegebene Quelle: Parömiakon, 5)
Weitere von Wander angegebene Quellen, in denen aber ein etwas anderer Text für das Sprichwort steht. Wander bemängelt den anderen Text bei Karl Simrock als Druckfehler. Wahrscheinlich hat Braun 1840 von Wander (1838) abgeschrieben und den Text etwas verändert, alle anderen dann von ihm.:
    Kandel und Andel bringen einen warmen Mantel.
(Braun 1840, Nr. 1740; Marbach 1842, Seite 52; Simrock 1846, Nr. 5395; Wilhelm Körte zweite Auflage 1861, Nr. 4085 (sind ein warmer Mantel.) Nicht in Körtes 1. Auflage von 1837 enthalten)
.............

Von Wander angegebenen Quellen zu Sprichwörtern von Abraham a Sancta Clara stammen aus seinem eigenen Buch „Abrahamisches Parömakon“ von 1838, also von ihm selbst oder von anderen, die ihrerseits von ihm abgeschrieben haben. So kann man aus Texten vieler Autoren mit etwas Geschick und Sprichwörterohr Sprichwörter herausziehen und mit Wortumstellungen zu Sprichwörtern machen. Auf Seite 5 der Vorrede in Band 1 des Sprichwörter Lexikons zitiert Wander aus einem Gutachten der Gesellschaft für deutsche Sprache in Berlin „Weil es als Münze, unbesehen und unverändert umläuft, wird nicht jeder Denk- noch Sinnspruch zum Sprichwort." Leider richtet sich Wander nicht danach. Etliche seiner „Sprichwörter“ sind keine Sprichwörter, da sie nie als Sprichwörter unter den Menschen bekannt geworden sind oder umgehen. Sie bleiben, was sie vorher waren, Zitate aus Büchern anderer Autoren, auch wenn sie später bei Wander als „Sprichwörter“ abgeschrieben wurden. Nur wenn sie auch in anderen Quellen zu finden sind, sind es wahrscheinlich wirklich Sprichwörter.

Ein Beispiel für ein echtes Sprichwort durch ältere Quellen:
„Er schickt sich in alle Sättel.“ steht in „Abrahamisches Parömakon“ unter Nr. 2764. Bei A. a Sancta Clara steht im „Wohl angefüllter Weinkeller“ auf Seite 471: „Ein Schmeichler schickt sich in alle Sättel.“ Hier hat auch Sancta Clara ein Sprichwort zur Verdeutlichung seiner Gedanken verwendet. Ältere Quellen finden sich in der deutschen Ausgabe der Baierische Chronik von Johannes Aventin (1477 - 1534), herausgegeben 1566 (Auf alle Sachen und alle Sättel geschickt.), in „Florilegium Ethico-Politicum“ von Jan de Gruytere (1560 - 1627) aus dem Jahr 1612 und 1630 im Politischen Blumengarten von Christoph Lehmann (1568 - 1638), (bei beiden : „Zu schimpf und ernst auf alle Sättel gerecht.“).
   
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Aus einem Gutachten von Dr. Karl Rosenkranz, Rat 1. Klasse und ordentlicher Professor an der Königlichen Universität zu Königsberg zur Sprichwörtersammlung „Preussische Sprichwörter“ von H. Frischbier aus dem Jahr 1864 in der 2. Auflage 1865, Seite 320:

„Sprichwörter erfindet man nicht, sondern man findet sie.“

Leider hat Wander in seinem Deutschen Sprichwörter Lexikon zu viele Sprüche selbst produziert und erfunden. Auf dieser Website sind deutsche Sprichwörter mit K dagegen in den originalen Quellen vorhanden, ebenso wie alle anderen Sprichwörter aus Deutschland von A bis Z. Wenn hier trotzdem besondere, wichtige, neue oder häufige Sprichwörter aus Deutschland fehlen sollten, bitte eine Nachricht mit Quellenangabe/Fundort an die E-Mail Adresse auf der Seite Kontakt.

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Deutsche Sprichwörter von Kl bis Kz

  

Klage ist des Händlers Gruß.

Klagen füllt nicht den Magen.


Klag ich dem Nachbarn mein Leid, wird es noch einmal so breit.


Klag niemand dein Leid, so wird es nicht breit.
(Dieses Sprichwort steht so 1837 bei Körte, 1840 bei Braun , 1846 bei Simrock und 1873 im Sprichwörter Lexikon von Wander mit Quellenangabe unter Leid (Subst.) Nr. 28. Zusätzlich steht es 1870 bei Wander auch noch unter dem Stichwort Klagen Nr. 10, ohne Quellenangabe. Der Zusatz von Körte „Klag's dem Steine, behalt's alleine.“ werden in etwas anderem Wortlaut und ohne Quellenangabe 1873 unter den Nr. 7 und 43 unter dem Stichwort Leid (Subst.) zwei neue Sprichwörter. So werden aus einem Sprichwort bei Wander gleich vier.)

Klang gab Rang.

Klang überwindet den Rang.
(Zur Entstehung dieses Sprichworts steht in Wanders Sprichwörter Lexikon die Erklärung: „Am 3. Sept. 1367 lieferte der Herzog Magnus mit dem Beinamen: der Herzog mit der silbernen Kette, dem Bischof Gerhard zu Hildesheim eine Schlacht; und der Bischof Albrecht zu Halberstadt wurde von dem Sieger, dem Bischof zu Hildesheim, gefangen. Der gefangene Bischof galt allgemein für einen Mann, der sich durch seinen Scharfsinn auszeichnete und für einen sehr gewandten Dialektiker; der Bischof von Hildesheim aber für einen vorzüglichen Redner. Daher sagte man damals und besonders in Sachsen: „Klang überwand Rang.“ Die Logik ist von der Rhetorik überwunden worden. . . Es verdiente aber in einem Zeitalter aus der Vergessenheit gezogen zu werden, in dem zwar Logik und Rhetorik nicht in so auffallenden Konflikt kommen, Klang aber immer noch den Rang überwindet, nämlich das Geld dort den Sieg davonträgt, wo es nach einer richtigen Logik den Kürzern ziehen müsste.“ Dazu kann man nur das Sprichwort: Geld regiert die Welt“ zitieren.)

Klappern gehört zum Handwerk.

Klatschweiber hecheln alles durch.


Kleider fressen die Motten und Sorgen das Herz.
Kleider fressen die Motten, Herzen die Sorge, den Neidhart der Neid.
Kleider fressen die Schaben, Sorgen die Herzen.
Kleider fressen die Schaben, Sorgen die Herzen und den Neidhard sein eigener Neid.

Kleider machen Leute, Lumpen machen Läuse.

(Sprichwort in Polen: Wie man dich sieht, so beschreibt man dich. Meist wird heute nur der 1. Teil als Sprichwort verwendet, obwohl 1846 bei Simrock noch das vollständige steht.)

Kleider müssen getragen sein, es kommen sonst die Schaben drein.
Kleider wollen getragen sein, sonst kommen die Motten hinein.
Rock, der will getragen sein, es kommen sonst die Motten drein.
Ein Kleid will getragen sein, es kommen sonst die Motten drein.

Kleider und die Leute gehen zugleich ins Alter.

Kleider verdammen nicht, machen auch nicht selig.

Kleine Bächlein geben auch Fische.

Kleine Birne, langer Stiel.

Kleine Brunnen sind leicht erschöpft.
Kleine Brünnlein sind leicht ausgeschöpft.
Kleine Diebe hängt man an den Galgen, die großen an goldene Ketten.

Kleine Diebe hängt man (auf), die großen lässt man laufen.


Kleine Diebe hängt man ins Feld, die großen ins Geld.

Kleine Diebe hängt man um den Hals, große um den Beutel.

Kleine Diebe hängt man, vor großen zieht man den Hut ab.

Kleine Diebe henkt man, gegen die großen neigt man sich.

Kleine Diebe henkt man, große Diebe verschenkt man.
Kleine Diebe liegen im Stock*33 gefangen, die großen gehen in Gold und Seiden prangen.
(Etliche alte Sprichwörter über kleine und große Diebe, heute noch so aktuell wie früher! Ein Beispiel der Dieselskandal mit Betrugssoftware in den Autos. Milliardengewinne bleiben in den Taschen der Reichen Aktionäre und den kleinen und armen Autokäufern wird verboten zu fahren, sie drangsaliert, eingeschränkt und haben die Kosten. Es wird gesagt (von der Bundesregierung), die Autokonzerne (VW) müssten genügend Geld behalten, um die zukünftigen besseren und saubereren Autos entwickeln und bauen zu können. Tatsächlich werden aber nur die Gewinne (über 10 Milliarden 2017) der Aktionäre (und die eigenen von Niedersachsen) staatlich geschützt. Entwickelt auf Kosten von Kunden und Umwelt wurde nur Betrugssoftware.)

Kleine Diebe tragen eiserne Ketten am Hals, wenn sie tot sind, große Diebe tragen golden Ketten, wenn sie leben.

Kleine Diebe tut man an Galgen bringen, die großen Diebe hindurchbringen.
(Laut dem Sprichwörterbuch von Wilhelm Köte (1837, Seite436), war früher im alten China eine andere Sitte üblich: „Hat z. B. ein Unterer die Wachsamkeit seiner Oberen getäuscht oder eingeschläfert, so erhält, wenn dem Unteren 20 Bambus Hiebe zuerkannt wurden, der Vorgesetzte deren 40, und so, bis zum höchsten Sünder fort; der Minister, wenn er ebenfalls in der Schuld, wird durch die höchste Zahl von Hieben ausgezeichnet.“ Möglicherweise würden bei einer gleichen Regelung auch heute in Deutschland manche Dinge zum Besseren stehen.)

Kleine Feinde und kleine Wunden verachtet kein Weiser (sind nicht zu verachten).


Kleine Fische machen den großen den Markt (gut).

Kleine Flamme kann kein großes Licht machen.

Kleine Freuden sind Blumen im Teppich des Lebens.

Kleine Füchse haben auch lange Schwänze.
(In einigen Veröffentlichungen des 17. Jahrhunderts wurde diesem Sprichwort ein anderes vorangestellt: „Es liegt nicht allweg an der Größe,“ denn die kleinen Füchse . . .)


Kleine Funken machen ein großes Feuer.

Kleiner Funke, großes Feuer.


Kleine Geige ist oft mit einem Fidelbogen nicht zufrieden.

Kleine Glöckchen klingen auch.

Kleine Glocken klingen am hellsten.

Kleine Glocken neiden die großen nicht, wenn sie dieselb läuten hören.

Kleine Häfen*15 haben auch Ohren.
Kleine Kessel haben Ohren.
Kleine Töpfe haben auch Ohren.
(Kleine Kessel (auch Krüge, Töpfe oder anderes) haben oft verhältnismäßig große, ohrenförmige Griffe. Damit sind die Ohren der Kinder gemeint, die oft nebenbei Dinge hören, die Kinder nicht hören sollten. Man glaubt ost fälschlich, die Kinder bekommen es nicht mit, oder sie verstehen es noch nicht. Das Sprichwort soll erwachsene Menschen davor warnen, in der Nähe von Kindern etwas zu sagen, was sie nicht hören sollen, aber doch mitbekommen. Sie geben unwissentlich Geheimnisse weiter, oder lernen bevorzugt Schimpfworte, die sie in der Öffentlichkeit weiterbenutzen. Vergleichbare andere Sprichwörter gibt es mehr, ebenso in anderen Ländern. Beispiel in England: „Little pitchers have great ears.“ Wörtlich übersetzt: Kleine Krüge (Kinder) haben große Ohren.)

Kleine Häfen*15 laufen bald über.

Kleine Heilige tun auch Zeichen.


Kleine Hund finden und stöbern das Wildbret, die Großen fangen's.

Kleine Kinder, kleine Sorgen - große Kinder, große Sorgen.
Kleine Kinder machen Kopf-, große Kinder Herzens-Weh.

Kleine Kinder spielen gern, große noch viel lieber.

Kleine Küche macht großes Haus.

Kleine Laster machens Regiment voll Verderbens.

Kleine Leute müssen bei den Großen über sich sehen und die Großen unter sich.

Kleine Leute müssen sich mit dem Maul wehren.

Kleine Leutlein sind bald im Harnisch.

Kleine Liebe, großes Weh.
Kleine Liebe macht oft großes Weh.

Kleine Löchlein machen das Schiff voll Wasser.
Kleine Löchlein im Schiff machens voll Wasser.

Kleine Mäuse haben auch Ohren.

Kleine Mäuse haben auch Schwänze.

Kleinen Leuten liegt der Dreck nahe beim Herzen.

Kleinen Mönchen gehören kleine, großen Mönchen große Kappen.
(Ein Sprichwort, aber bei Wander im Deutschen Sprichwörter Lexikon zwei Mal (ganz: Mönch Nr. 156; nur 2. Hälfte: Mönch Nr. 150) in einer Spalte enthalten, da es fast wortgleich auch in seiner Quelle (Florilegium Politicum. Politischer Blumengarten, 1630 von Christoph Lehmann) doppelt vorkommt und beide Male dieselbe Quelle bei Winckler Nr. 900/22.)

Kleinen Schaden muss man achten, großer achtet sich selber.

Kleine Ofen fangen zuerst Hitze.

Kleine Pferde, kleine Tagreise.
Klein Pferd, kleine Tagereise.

Kleiner Baum trägt auch Äpfel.

Kleiner Gewinn hält den großen Hauptstuhl beisammen.
Kleiner Gewinn hält den Haufen beisammen.

Kleiner Gewinn macht große Diebe.

Kleiner Leute halber ging nie eine Schlacht verloren.

Kleiner Mann, kleiner Schatten.

Kleiner Mann, großes Herz.

Kleiner Mann macht oft großen Schatten.

Kleiner Ofen braucht wenig Holz.

Kleiner Rauch beißt mich nicht.
(Das bedeutet, kleine Übel kann man ertragen, ohne sich von kleinen Ärgernissen aus der Fassung bringen zu lassen.)

Kleiner Regen schlägt großen Staub nieder.

Kleiner Reichtum ist groß, so man's zusammenhält.

Kleiner Schnee, große Wasser; großer Schnee, kleine Wasser.

Kleiner Verdruss bringt oft großen Genuss.

Kleiner Vorteil macht großen Schalk.

Kleiner Zank, großer Stank.


Kleine Schiffe müssen sich ans Ufer halten.


Kleine Schüsseln, kleine Suppen.

Kleine Späne stecken das Feuer an, große Scheite unterhalten es.

Kleines Pferd, kleine Last.

Kleine Tierlein haben auch Galle.

Kleine Töpfe kochen leicht über.

Kleine Vöglein, kleine Nestlein.

Kleine Wasser machen niemand reich, große Fisch find man im großen Teich.

Kleine Zeche, große Freundschaft.

Klein Feuer gibt süß Malz dem Bräuer.

Klein gedacht, alt vollbracht.

Klein Geld, kleine Arbeit.


Klein Gemach, groß Gemach (Gemächlichkeit).

Klein Gepäck ist groß Gemach.

Klein Glück das beste.

Klein, hurtig und keck stößt den Großen in Dreck.

Klein ist lieblich.

Kleinkinderdr– ist der beste Kitt für Weibertreue.

Kleinodien*20 sind zur kleinen Not.

Klein und dick gibt auch ein Stück.

Klein und rein.

Klein und unnütz, groß und faul.

Klein und wacker baut den Acker.

Kleinvieh macht auch Mist.
(Ein Sprichwort, das auch heute noch oft und gern gebraucht wird, meist bei Steuererleichterungen oder Preissenkungen im Centbereich. Auch beim Vermögensaufbau und Werbung ist es anzutreffen. Beispiel: Hartz-IV-Empfänger bekammen ab Januar 2013 im Monat 8 Euro mehr, das macht in 125 Monate (10,417 Jahre) 1000 Euro, die dann wahrscheinlich nicht einmal für 1 Monat Senioren- oder Pflegeheim reichen. Private Altersvorsorge wird mit kleinen Beträgen staatlich gefördert, aber leider müssen die Versicherungen Provisionen, Bearbeitungsgebühren, Risikozuschläge, Verwaltungskosten und Gewinne davon abziehen. Wenn dann ein Rentenempfänger im Alter von 90 bis 100 Jahren die Auszahlungen erhält, hat er Glück, wenn die eingezahlten Beträge wieder ausgezahlt werden und er trotz Inflation noch das Gleiche dafür bekommt, wie heute. Wahrscheinlich sterben die Empfänger schon vorher, da laut staatlicher Statistik die Ärmeren, für die es empfohlen wird, eine bis zu 10 Jahre geringere Lebenserwartung haben, als die Reicheren. Ein Nebeneffekt: Weil die eingezahlten Beiträge steuerfrei sind, sinken die Rentenbeiträge und die zu erwartende Altersrente ebenfalls; wo bleibt da der Nutzen? Die staatliche Förderung für die private Rente ist ein Konjunkturprogramm und Hilfe für die Versicherungen. Das Sprichwort wörtlich genommen: Die Beihilfen sind Kleinvieh, heraus kommt wörtlich Mist.)

Klingende Beweise überführen am besten.

Klingt es nicht, so klappert's doch.

Klopf an den Topf, so kennst du ihn, doch nicht so hart, er gewinnt sonst eine Scharte.

Klopf auf den Busch, so fliegen die Vögel heraus.

Klopft die Not an, so tut die Liebe die Tür auf.

Kluge Kinder leben nicht lange.

Kluge Leute fehlen auch.


Kluge Männer suchen wirtliche Frauen.

Kluge Narren sind verdrießliche schädliche Narren.

Kluger Dieb hält sein Nest rein.

Klugheit ist das rechte graue Haar.

Klugheit ist schwer.

Klugheit macht Sorgen.

Klugheit ohne Einfalt ist lauter Bosheit, Einfalt ohne Klugheit ist lauter Torheit.
(So wie oben steht das Sprichwort schon 1605 bei Friedrich Peters (Petri) und 1616 bei Georg Henisch. Wander schreibt es einmal im Ganzen unter Klugheit Nr. 23 in sein Sprichwörter Lexikon und die zweite Hälfte als weiteres Sprichwort mit gleicher Quellenangabe unter Einfalt Nr. 7)

Klugheit ohne Nutz ist doppelte Torheit.

Klug reden kostet kein Geld.

Klug werden an eines andern Leid ist keine Torheit.

Klug wird man nur aus Erfahrung.

Knab, iss Käs, die Butter ist teuer.

Knapp daneben ist auch vorbei.
Knapp vorbei ist auch daneben.

Knappen- und Pfaffenehen werden im Mai gemacht.

Knapp Zehrgeld lehrt knapp zehren.

Knarrende Wagen können schwer tragen.

Knechtschaft ist ein hartes Joch.

Knecht und Magd können des Teufels Sprache so wohl, als wären sie bei ihm in die Schule gegangen.

Kocht man's wohl, so schmeckt man's wohl.

Köhlers Glauben ist der beste.

Kolben sind dem Narren und dem Nussbaum die beste Salbe.
Den Nussbäumen und Narren sind Kolben die besten Salben.

Köln ist nicht an einem Tag gebaut.

Kometen, böse Propheten.

Komm' die Ostern, wann sie will, so kommt sie doch im April.

Kommen Fürsten in Kriegsgefahr und müssen Not leiden, so gehts den geringeren an den Bindriemen.

Komm her und tu mir nichts.

Komm ich heut nicht, komm ich morgen, übermorgen ganz bestimmt.

Komm ich über den Hund, so komm ich auch über den Schwanz.
Kommt man über den Hund, kommt man auch über den Schwanz.
Wer über den Hund kommt, der kommt auch wohl über den Schwanz.

Kommst du ans Kreuz, so tränkt man dich mit Essig und Gallen.

Kommst du heute nicht, so kommst du morgen.
(Ein mehrere Jahrhundert altes deutsches Sprichwort, dem verschiedenen Autoren schon Zusätze angefügt haben:
Kommst du heute nicht, so kommst du morgen, und kommst du morgen nicht, so kommst du übermorgen.
Kommst du heut nicht, kommst du morgen, übermorgen ganz bestimmt.
Kommst du heute nicht, so kommst du morgen. Und vielleicht morgen auch noch nicht.


Kommst du mir so, so komm ich dir so.

Kommst du nicht auf den Berg, so bleib doch nicht in der Ebene.

Kommst du nicht, so hol ich dich.

Kommt das Schiff wohl zu Land, so war der Steuermann gut.

Kommt der Bettler auf den Gaul, so wird er stolz wie König Saul.

Kommt der Dieb zum Eide und der Wolf zur Heide, gewonnen Spiel für beide.

Kommt der Zorn, geht der Verstand.


Kommt die Hur ins Herz, so kommt sie auch in den Säckel.

Kommt ein alter Gaul in Gang, so ist er nicht zu halten.

Kommt einer dem Pöbel in die Zähne, so wird er zernagt und zerbissen.

Kommt einmal Glück, so kommen fünf Sturmwinde darnach.

Kommt es zur Exekution, so sucht man Dilation*.
(*Aufschub, Aufschubfrist)

Kommt Feuer und Stroh zusammen, so gibt es gerne Flammen.

Kommt man bis dahin, so kommt man auch weiter.


Kommt Präzedenzstreit auf die Bahn, so sitzt der Teufel obenan.

Kommt's doch nicht aus der Freundschaft.

Kommt's nicht gleich, das Wahr, so kommt es übers Jahr.

Kommt's, so kommt's; kommt's aber nicht, so komm' uns ein gut Jahr nach dem andern.

Kommt Zeit, kommt Rat.

Könige haben lange Arme (Hände).

Könige regieren über die Welt, die Weisen über die Könige.

König ohne Verstand, ist wie ein Bild an der Wand.

Königshäuser haben helle Fenster.

Können wir nicht alle dichten, so können (wollen) wir doch alle richten.
(Das Sprichwort meint nicht nur Dichter, sondern alle, die eine bestimmte Kunst nicht verstehen, die Weisen und die Unweisen, den Simpel und Narr. Bis heute meinen selbst ernannte Kritiker und Kunstkenner, sie verstehen etwas von Kunst. Sie kritisieren vieles, verreisen oder loben etwas, von dem viele von ihnen nichts verstehen. Warum sind sonst so manche Kunstwerke in ihrer Entstehungszeit als schlecht oder unbedeutend abgetan worden, die später als große Meisterwerke gefeiert wurden?)

Können zweie sich vertragen, hat der dritte nichts zu sagen.

Könnte der Narr schweigen, so wär er weis.


Könnte ein Reis das andere ertragen, so wären sie stark.

Könnte man jedes Ding zweimal machen, so stünd` es besser um alle Sachen.

Könnte man mit Leugnen davonkommen, so würd niemand gehangen.

Konstanz das größte, Basel das lustigste, Straßburg das edelste, Speyer das andächtigste, Worms das ärmste, Mainz das würdigste, Trier das älteste, Köln das reichste Hochstift.

Kopf ab ist eine tödliche Wunde.

Kopfarbeit ist schwere Arbeit.

Köpfe wollen wir, Köpfe.

Korn um Salz.

Kostete jede Lüge ein Pfund, man löge nicht zu aller Stund.

Kostgeld schreit vor aller Welt.

Köstliche Kleider bedecken oftmals hungrige Bäuche.

Köstliche Kleider erfordern viel Geldes und tragen nichts ein.

Köstliche Mahle heißen Giselmahle.
(Gisel = Geisel. Wenn früher ein Schuldner seinem Gläubiger die Schuld zum vereinbarten Zeitpunkt nicht zurückzahlen konnte, war der Gläubiger berechtigt, die Zahlung durch Einquartierung zu erzwingen. Der Schuldner musste alle Kosten tragen und den Gläubiger prächtigst und köstlichste bewirten, bis er seine Schuld bezahlte. So wurde der Schuldner als Geisel (Gisel) für die Schuld genommen.)

Kraft, die nicht wirkt, erschlafft.

Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist.


Kräht die Henne und piept der Hahn, muss es im Hause übel stahn.
In welchem Haus die Henne kräht und der Hahn schweiget, da geht es liederlich zu.
Wo die Henne kräht und der Hahn schweigt, da geht's liederlich zu.

Krämer, die wenig Waren haben, machen groß Gesperr, dass sie den großen gleich sehen.

Krämer lügen gern.

Krankes Fleisch, kranker Geist.

Krank Fleisch, krank Geist.

Krankheit ist die Arznei wider die Sünden.

Krankheit kommt libratim und geht hinweg unciatim.
(Lateinisch: libratim - pfundsweise; unciatim - unzenweise)

Krankheit kommt mit Extrapost und schleicht hinweg wie die Schnecken.

Kratz die Sau, dass sie sich legt und stich ihr die Gurgel ab.
Kraue die Sau, bis sie liegt, dann gib ihr den Stich.
(Das obere Sprichwort steht so 1630 bei Lehmann auf Seite 382 unter Nr. 11. Eiselein macht 1840 daraus die untere Version, die 1846 von Simrock und 1870 von Wander ungeprüft abgeschrieben wird.)

Kratzen tut wohl, Kratzen tut weh.

Kraue mich, so juck (krau') ich dich.

Krauses Haar, krausen Sinn.

Kräuter, Stein und Wort hab'n an Kräften großen Hort.

Kraut und Rüben haben mich vertrieben: Hätt' meine Mutter Fleisch gekocht, so wär' ich bei ihr blieben.

Krebse machen sich nicht an Walfische.

Krebse man isst, wenn kein R im Monat ist.
Krebse man nicht wohl isst, wenn ein R im Monat ist.

Kredit ist besser denn bar Geld.

Kreistage, Kreuztage.

Kreuz ist des Glaubens Probe.

Kreuz ist nicht bös, wer's nur fassen und tragen kann.

Kreuz ist schwer, ehe es gefast wird; aber wohl gefast, ist halb getragen.

Kreuz soll man nicht suchen, und wenns da ist, nicht fliehen.
(Das Kreuz der vorangegangenen Sprichwörter ist nicht wörtlich, sondern sinnbildlich zu verstehen. Diese Kreuze sind Lasten, Unglücke oder andere schwere Bürden, die jemand mit sich schleppt.)

Krieg blüht schön und bringt böse Frucht.

Krieger ist einer gesinnt wie der andere, sie haben gleichen Sinn und ungleiche Stimm'.

Krieg frisst Gold und scheißt Kieselsteine.
(Das Jahr 2022 zeigt die Wahrheit von diesem Sprichwort, selbst wenn der Krieg woanders tobt.)

Krieg hat viel Gaukelei.

Krieg ist ein golden Netz, wer damit fängt, hat mehr Schaden als Nutzen.

Krieg ist kein Kinderspiel.

Krieg ist leichter angefangen als beendet.

Krieg ist süß - den Unerfahrenen

Krieg lässt einen langen Schwanz hinter sich.

Krieg lohnet seinem Herrn wie der Teufel seinem Knecht.

Krieg sät Krieg.

Kriegsfehler sind unheilbar.

Kriegsleute haben kein Hirn; denn um Geldes willen dient der Soldat dem Teufel wider Gott, dem Feinde wider den Freund.
(Entsprechend diesem über 500 Jahre alten Sprichwort, haben die, welche den Armeen die Befehle zum Angriff auf Nachbarländer zwecks deren Eroberung geben, andersdenkende bestrafen und Terrorangriffe gegen Zivilisten führen, ebenso kein Gehirn und dienen dem Teufel. In Europa ab dem Jahr 2022 trifft das im Besonderen nur auf einen zu.)

Kriegsrecht ist Räuber Recht.

Kriegsschaden und Brand segnet Gott mit milder Hand.

Krieg verzehrt, was Friede beschert.

Krieg zeuget Diebe, Friede henket sie.

Krippel will immer voran tanzen.
(Krippel = schlimmes, unartiges, vorlautes Kind. Ausdruck aus dem österreichischem Deutsch und angrenzender Bundesländer.)

Kröche der Schalk in einen Zobelbalg, so bleibt er doch darin ein Schalk.
(Auch wenn man sich verstellt oder vorgibt, etwas oder jemand anderes zu sein, man bleibt doch immer das und der gleiche wie vorher.)

Krümchen sind auch Brot.

Krumme Bäume tragen so viel Obst als die geraden.

Krummes Holz brennt so gut wie (als) gerades.
Ein krummes Holz gibt so gut Hitze als ein grades.

Krummes Holz gibt auch gerades Feuer.

Krummes Holz gibt ebenso gut Kohlen als grades.

Krummes Holz wächst nimmer gerade.

Krumm Holz hat viel Glut.

Krummstab schließt niemand aus.

Krummstabs Regiment, der Faulheit Element.

Krüppel will immer vorantanzen.

Küchenfleisch ist besser als Hahnenfleisch.

Küchenhunde sind schlechte Jagdhunde.

Kühe machen Mühe.

Kühe und Schafe gehen miteinander, aber der Adler fliegt allein.

Kuhfleisch in gelber Brüh, ein Ritter ohne Müh, an diesen beiden ist verloren der Safran und die goldnen Sporen.

Kühner Mut der beste Harnisch.

Kümmre dich nicht um ungelegte Eier.

Kumpanei ist Lumperei.

Kundschaft ist kein Erbe (Erbgut).

Kundschaft macht Freundschaft, Freundschaft macht Küssen und Küssen macht Kinder.

Kundschaft tut wohl und wehe.

Kundschaft verderbt manchen Mann.

Kunst in den folgenden Sprichwörtern:
Kunst war früher nicht das, was man heute darunter versteht. Früher übte jeder Handwerker seine Kunst aus und war Künstler seines Fachs. Heute nennt man sie meist Meister. Kunst kommt von Können und die Meister mussten ihr Handwerk können, sonst fanden sie keine Aufnahme in den Gilden und hätten damit praktisch fast überall Berufsverbot gehabt. Erst seit Industrialisierung der Produktion und Fabriken mit Arbeitern wandelte sich der Begriff zum heutigen Verständnis von Kunst. In den Sprichwörtern von früher ist eher das alte Verständnis gefragt.
Leider vermisst man bei einigen Künstlern oder Kunstwerken heutiger Zeit das Können, ebenso wie bei einigen Handwerkern, wenn man doch mal einen bekommt. Ebenso wie die Qualität etlicher Waren aus Fabriken und Massenproduktion nicht vom Können der Entwickler und Produzenten zeugen kann. Können ist eben immer noch eine Kunst, die nicht überall zu finden ist.

Kunst bedarf Glück und Glück bedarf der Kunst.

Kunst bricht man nicht vom Baume.
Kunst bricht man nicht vom Zaune.

Kunst bringt Gunst.
Kunst hat Gunst.
Kunst bring oder hat Ehr und Gunst.
Kunst macht Gunst.

Kunst fischt nirgend umsonst.

Kunst geht nach Brot.
Kunst geht nach Brot und findet's.
(Dieses Sprichwort ist mit über 500 Jahren schon sehr alt. An verschiedenen Stellen wird fälschlich behauptet, es sei ein Zitat aus Lessing Trauerspiel „Emilia Galotti“ aus dem Jahr 1772 (1. Akt, 2. Auftritt: „DER PRINZ. Guten Morgen, Conti. Wie leben Sie? Was macht die Kunst?, HOFMALER CONTI: Prinz, die Kunst geht nach Brot.“). Lessing erfand es nicht, er benutzte ein ihm altbekanntes Sprichwort. Tatsächlich zitierte schon Luther (1483 - 1546) dieses Sprichwort über 200 Jahre vorher und in Michael Neanders (1525-1595) Sprichwörtersammlung, Ausgabe 1586, ist es ebenfalls vorhanden. Bei Simrock und anderen Sammlungen im 19. Jahrhundert steht die unter längere Fassung. Bei Neander und Luther findet sich die obere kürzere Version. Zitiert wird es aber auch mit anderen Zusätzen.
Heute wird das Sprichwort oft danach ausgelegt, dass Künstler und Kunstschaffende sich nach der jeweiligen Mode und nach den Wünschen des Publikums richten müssen, um Geld und Brot zum Leben zu verdienen. Künstler können sich also künstlerisch nicht frei entfalten. Kunst folgt dann der Aussicht auf Geld, verkaufen und Broterwerb und nicht einer künstlerischen Absicht. Früher bedeutete Kunst Können. Man hatte sein Handwerk gelernt und konnte es, oder sollte es wenigstens. Nach Lehr- und Gesellenjahren wurde man Meister seines Fachs und beherrschte seine Kunst und Handwerk. Künstler nicht ausgenommen, die ihr Handwerk ebenfalls beherrschen sollten. Bei etlichen Dingen, die schon nach kurzer Zeit defekt werden besteht heute berechtigter Zweifel an der Kunst und dem Können der Produzenten, Handwerker und Künstler nicht ausgenommen. Redensarten wie brotlose Künste treiben, nach allen Regeln der Kunst, mit der Kunst am Ende sein, Kunstgriffe kennen oder bei etwas Kunstfertig sein, ohne Künstler zu sein, zeigen die alte Bedeutung ebenfalls.)

Kunst geht niemals betteln.

Kunst geht über Geld.

Kunst geht vor Gespunst.
(Das bedeutet, man soll die Kunst eines Berufes oder Handwerks erst lernen, bevor man sich nach einer Ehefrau umsieht.)

Kunst hält fest, wenn alles verlässt.
Kunst hält bei einem fest, wenn alles ihn verlässt.
(Mit der Kunst im Sprichwort ist das Können eines Handwerks gemeint, das man gelernt hat. Dieses Können behält man, auch wenn man seinen Arbeitsplatz verliert oder in der Fremde eine neue Existenz aufbauen muss.)

Kunst hält man wert.

Kunst hat Gunst.


Kunst hat keinen Feind, denn der's nicht kann.
Kunst hat nur den zum Feind, der sie nicht kann.

(Zusatz bei Körte 1837: „Die Kunst kein'n größeren Feind pflegt zu han, dann denselbigen, der sie nicht kann.“)

Kunst ist des Alters Zehrpfennig.

Kunst ist ein guter Zehrpfennig, man trägt nicht schwer daran.
Handwerck ist ein guter Zehrpfennig, man trägt nicht schwer daran.
Ein Handwerk ist ein guter Reisepfennig, man trägt sich niemals müde daran.
(Das bedeutet, wenn man ein Handwerk gelernt hat und die Kunst, das heißt, das Können beherrscht, kann man überall sein Auskommen finden. Wenn man arbeiten kann, kann man sich überall seinen Lebensunterhalt verdienen und das Können und Wissen trägt man im Kopf immer ohne Mühe bei sich, anders die schweren Vorräte, die man tragen muss.)

Kunst ist gut über Feld zu tragen.

Kunst ist im Glück eine Zier, im Unglück eine eiserne Tür.

Kunst kann Hühner ausbrüten.

Kunst kann man nicht kaufen.

Kunst lehrt Hühner ausbrüten, aber nicht Kinder zeugen.

Künstler sind die Ersten im Narrenschiff.

Kunst macht Narren.

Kunstreiche Hand bringt viel zustand.

Kunstreiche Hand geht durch alle Land.

Kunst steckt nicht in dem Kleide.
Kunst steckt nicht in den Kleidern, sonst wär' sie bei den Schneidern.

Kunst über alle Künste, seine Kunst verbergen.

Kunst und gelehrt sein ist bei Armen Silber, bei Reichen Gold, bei Fürsten und Herrn Edelgestein.

Kunst und Geschicklichkeit geht oft nach Brot oder geht im Bettelrock.

Kunst will Geräte haben, sagte jener, da kämmt' er sich mit der Mistgabel.

Kupfernes Gold, hölzerne Messe.
Kupfern Geld, hölzerne (kupfern) Seelmess.
(Dies Sprichwort stammt aus der Zeit, in der man seinen Sünden durch Zahlungen loskaufen konnte. Je nach dem Wert der Spende an die Kirche oder Ablassverkäufer wurden große oder kleine Sünden mit sogenannten Ablassbriefen vergeben.)

Kürschner und Bettler sind Betrüger; jene wenden das Schöne heraus, diese hinein und das hässliche vor.

Kurz abschlagen ist Freundschaft.
Kurz abschlagen ist eine Freundschaft.

Kurze Abendmahlzeit macht lange Lebenszeit.

Kurze Besuche verlängern die Freundschaft.

Kurze Briefe, viel Glaubens; lange Briefe, wenig Glaubens.
(Das bedeutet, die Wahrheit braucht nicht viele Worte, die Lüge braucht viele, um alle Zweifel oder Bedenken zu zerstreuen und die Wahrheit unter zu vielen Worten zuzudecken und verschwinden zu lassen.)

Kurze Freud und lange Sorgen, tut einem die Liebe zum Borgen.


Kurze Haare sind bald zu bürsten.

Kurzes Haar ist bald gebürstet.


Kurze Lust, lange Reue.
(Damit ist die Wollust*36 gemeint. Auf heute übertragen: Eine Vergewaltigung oder sexuelle Belästigung ist nach kurzer Tat vorbei, ebenso die Befriedigung der Täter danach, das Opfer trägt an den Folgen meist ein Leben lang.)

Kurze Mess ist bald gesungen.

Kürzen kannst du dein Leben, verlängern kann es Gott allein.

Kurze Predigt, lange Bratwürste.

Kurze Rechnungen machen gute Freunde.
Kurze Rechnung, lange Freundschaft.

Kurze Rede, gute Rede.


Kurzer Flachs gibt auch langen Faden.

Kurzer Rat, guter Rat.

Kurze Sage, gute Sage.

Kurzes Holz ist des Bauern Stolz.

Kurzes Lied ist bald gesungen.

Kurze Torheit die beste.

Kurze Torheit und kleine Hafen*15 sind die besten.

Kurze Worte haben Ende.

Kurz Gebet, lange Mettwurst (Bratwurst).

Kurz Gebet, tiefe Andacht.

Kurz Gebet und lange Bratwürste haben die Bauern gern.

Kurz gefreut, lang gereut.

Kurz und dick hat kein Geschick.

Kurz und gut ist angenehm.

Kurzweil will verstanden sein.

Küsse mich auf die lateinische Kunst!

Küss' mich, wo ich schön bin.

Küsters Kuh darf auf dem Kirchhof grasen.


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