Über 25.000 Deutsche Sprichwörter

Deutsche Sprichwörter mit M

Deutsche Sprichwörter mit M


Über 25.000 deutsche Sprichwörter


Deutsche Sprichwörter mit derben oder diskriminierenden Ausdrücken ?

Schon vor Jahrhunderten haben einige Autoren in ihren veröffentlichten Sprichwörtersammlungen vermeintlich derbe, obszöne oder diskriminierende Sprichwörter oder Ausdrücke durch Selbstzensur weggelassen oder nur mit Punkten angedeutet. 1864 wurde sogar wegen „Erregung eines öffentlichen Ärgernisses durch Verletzung der Schamhaftigkeit“ Anklage gegen Hermann Frischbier (1823 - 1891) und sein Buch „Preußische Sprichwörter und volksthümliche Redensarten“ erhoben.

Ebenso fragt seit Kurzem die neuste Textverarbeitung mit der Rechtschreibprüfung des Duden bei einigen Worten: „Derben/diskriminierenden Ausdruck ersetzen?“ Dabei wurde wahrscheinlich vergessen, dass die Ausdrücke in Sprichwörtern und anderen normalen Veröffentlichungen (Bücher, Zeitungen, Zeitschriften) bei Weitem nicht an die heute üblichen  Ausdrücke, Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen und anderem in den angeblich „sozialen Netzwerken“ im Internet herankommen. Nach den  Kriterien, die mancherorts gefordert werden, müssten alle diese sogenannte „sozialen Netzwerke“ sofort verboten werden.

Das Verfahren gegen Herman Frischbier endete in 1. und 2. Instanz mit einem Freispruch. Im Vorwort seiner Sammlung schrieb Frischbier:
„Völlig bei Seite gelegt sind nur die absolut obszönen Sprichwörter und Redensarten. Wenn trotzdem die Sprache mehrfach eine ungemildert eindringliche und kräftige ist, so wolle man nicht vergessen, dass sie meist dem gemeinen Manne angehört, der selbst in Euphemismen derbe ist und Handschuhe außer im Winter nicht leiden mag. Auch hat man auf wissenschaftlichem Gebiete die Zimperlichkeit völlig abzulegen und darf sich nicht scheuen, jedes Ding mit seinem üblichen Namen zu nennen und nennen zu hören. Übrigens nehme ich Jakob Grimm's hierher gehöriges Wort auch für mich in Anspruch: „Wer an nackten Bildsäulen ein Ärgernis nimmt, oder an den nichts auslassenden Wachspräparaten der Anatomie, gehe auch in diesem Saal den missfälligen Wörtern vorüber."


Preußische Sprichwörter, 2. Ausgabe 1865, Seite 320, Aus dem Gutachten von Dr. Karl Rosenkranz, Rat 1. Klasse und ordentlicher Professor an der königlichen Universität zu Königsberg:
„Herr Lehrer H. Frischbier hat mir seine Sammlung „Preußischer Sprichwörter und volkstümlicher Redensarten", Königsberg 1864, mit der Anfrage vorgelegt, ob ich in derselben etwas Anstößiges fände?
Sprichwörter erfindet man nicht, sondern man findet sie. Der Sammler verhält sich zu gegebenen Tatsachen, welche für eine Provinz, für einen Stand, für ein Volk charakteristisch sind. Unter den Sprichwörtern aller Völker, wie man sich aus Eiseleins großer Sammlung, 1840, überzeugen kann, kommen auch viele zynische vor. Manchmal sind dieselben wirklich ekelhaft, oft aber sind sie auch komisch. Was soll nun der Sammler tun? Soll er sie ignorieren? Soll er sie unterdrücken? Hat er ein Recht dazu? Gewiss nicht, so wenig ein Philologe, der den Aristophanes oder Horaz oder Martial herausgeben will, ein Recht hätte, die kolossalen Zynismen derselben auszumerzen.“

Preußische Sprichwörter, 2. Ausgabe 1865, Seite 321: Aus dem Gutachten von Dr. Oskar Schade, ordentlicher Professor an der königlichen Universität zu Königsberg:
„Es ist eine bekannte Tatsache, dass das Volk in vielen seiner poetischen Erzeugnisse, ganz besonders in seinen Sprichwörtern, sich einer Auffassung und Sprache bedient, die von der der heutigen Gebildeten und als gebildet gelten wollenden Gesellschaft mannigfach abweicht, ja bisweilen die Grenze der guten Sitte überhaupt zu überschreiten scheint. Eine Sammlung aber solcher volkstümlichen Erzeugnisse, darf, wenn sie überhaupt einen Anspruch auf Wert machen soll, sich an solche vermeintliche oder wirkliche Anstöße nicht kehren, sonst würde sie das treue Bild des Volks, das sie aufzustellen sich bestreben soll, verändern, und an seine Stelle vielleicht ein reineres, freilich aber ein gefälschtes und für die wahre Erkenntnis unbrauchbareres setzen.“

Die vollständigen Gutachten zur Sprichwörtersammlung von Frischbier sind in der 2. Ausgabe von 1865 ab Seite 312 nachzulesen:

https://books.google.de/books . . =Frischbier,+Gutachten+ . . /



Gleiches gilt auch für die Sprichwörter dieser Website. Lediglich Sprichwörter mit böswilligen Verunglimpfungen, negativen Vorurteilen über Polen, gegen Juden und andere Völker sind hier nicht zu finden. Entsprechende Sprüche wurden erst durch die Sammlungen von Wilhelm Körte (1837), Eiselein (1840), Braun (1840), Simrock (1846) und andere verbreitet und bekannt gemacht und von Wander mit weiteren in sein Deutsches Sprichwörter Lexikon übernommen. Selbst im 20. und 21. Jahrhundert nähren sie unterschwellig Vorurteile gegen Nachbarvölker und Fremde allgemein und werden aus diesem Grund gern von fremdenfeindlichen Gruppen als scheinbare Rechtfertigung genutzt. Wollte man, wie in dem oben genannten Gutachten, dem heute oft gebrauchten Ausdrücken in den sogenannten sozialen Medien folgen, müssten die heute entstehenden Sprichwörter wesentlich derbere Ausdrücke enthalten, als die bisherigen hier aufgeführten.


Auf dieser Seite sind mehrere Hundert, die allermeisten ohne derbe oder diskriminierende Ausdrücke, deutsche Sprichwörter mit M, von Man n bis Mist am Anfang und auf weiteren 70 Seiten alle anderen von A bis Z, alte und neuere in heutiger Rechtschreibung vorhanden. Wenn hier noch besondere, wichtige, neue oder häufige Sprichwörter aus Deutschland fehlen sollten, bitte eine Nachricht mit Quellenangabe/Fundort an die E-Mail Adresse auf der Seite Kontakt.


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Deutsche Sprichwörter von Man n bis Mist

  

Man neigt dem Baum, der Nutzen bringt.

Männer sollen reden, Frauen schweigen.

Männer verschweigen fremde, Weiber eigene Geheimnisse.

Männer von der Zunft walten (oft) mit Unvernunft.

Männer wollen nicht die große Freiheit. Sie wollen viele kleine Freiheiten.

Manneslist ist behände, Frauenlist hat kein Ende. Wohl dem, der sich davor hüten kann.
Manneslist ist behände, Weiberlist hat kein Ende.
(Das obere Sprichwort steht so 1630 in der Sammlung von Lehmann. Bei Körte 1837 und Simrock 1846 ist die untere Version etwas kürzer.)

Mannes Mutter, Teufels Unterfutter.
Schwiegermutter, Teufels Unterfutter.
(Mannes Mutter, ist die Schwiegermutter, die als Teufels Unterfutter nur böses für ihre Schwiegertochter im Sinn hat. Bei Karl Simrock finden sich beide Versionen (Nr. 7230 und Nr. 9408) die Wander als zwei verschiedene Sprichwörter in sein Deutsches Sprichwörter Lexikon aufnimmt (Mann Nr. 419 und Schwiegermutter Nr. 13). Nicht nur Schwiegermütter, auch Stiefmütter werden in Sprichwörtern als Teufels Unterfutter bezeichnet.)

Man nimmt allzeit den Dotter für die Schale an.

Man nimmt den Mann beim Wort und den Hund beim Schwanz.

Männlein hat Mannesherz.

Mannlich wehrt sich unrechter Tat.

Mann, nimm deine Hau, ernähr deine Frau.

Mann ohne Weib, Haupt ohne Leib; Weib ohne Mann, Leib ohne Haupt daran.
Mann ohne Weib, ist Haupt ohne Leib; Weib ohne Mann, ist Leib und kein Haupt daran.

Mann und Frau sind die nächsten Verwandten, wenn sie zwei Paar Beine übereinander legen.

Mann und Weib haben kein gezweites Gut zu ihrem Leib.

Mann und Weib oft die Armut zwingt und sie zu List und Lügen bringt.

Mann und Weib sind ein Leib.
(Ursprung des Sprichworts ist die Bibel, Das Evangelium nach Matthäus 19, 6: „So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch, was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“ Ebenso das Evangelium nach Markus 10, 8: „und werden die zwei ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.“)

Man plätzt nicht neue Flecke auf alte Juppen.

Man redet viel, wenn der Tag lang ist.
Die Leute reden viel, wenn der Tag lang ist.
(Die obere Version steht seit 1846 in der Sprichwörter Sammlung von Simrock unter Nr. 8274. Älteste Fundstelle der unteren Version ist 1873 der 3. Band von Wanders Deutschem Sprichwörter Lexikon ohne Quellenangabe unter Leute Nr. 449. Unabhängig davon, ob er diesen Spruch selbst produziert oder nur die Quelle vergessen hat, ist er heute als Sprichwort weit verbreitet.)

Man reißt sich um ihn, wie um die Marterwoche.

Man reitet den Gaul erst, wenn man ihn hat.

Man ruft so lange Fastelabend*10, bis die Faste kommt.

Man ruft so lange Pasch! bis Ostern kommt.

Man sackt den groben Hopfen in großen Ballen und das edle Gewürz in kleinen Säcklein.

Man sagt, der Wolf hab jedermanns Esel vorm Jahr gefressen.

Man sägt nicht den Ast ab, auf dem man sitzt.
Säge nicht an dem Ast, auf dem du sitzt.

Man sagt nicht zu der Kuh Bläßle, wenn sie nicht wenigstens einen Stern hat.
(Simrock Nr. 6045)
Man heißt keine Kuh Blesslein, (Blümlein), sie habe denn ein Sternlein.
(Körte Nr. 3592)
Man sagt selten zur Kuh': du Bläßle, außer sie hat ein Sterele.
(in Schwaben, Wander = Kuh Nr. 276)
Man sagt selten zur Kuh': du Bläslin, außer sie hat ein Sterlin.
(an der Schweizer Grenze, Wander = Kuh Nr. 275)
Man sagt selten zur Kuh: du Blasl, außer sie hat ein Ster’l.
(in Bayern, Wander = Kuh Nr. 274)
(Ein Sprichwort in verschiedenen Mundarten. Um diese verschiedenen Variationen ein und desselben Sprichworts aufzuzeigen hat Johann Michael Sailer 1810 in seiner Sprichwörtersammlung „Die Weisheit auf der Gasse“ auf Seite 130 dieses Sprichwort in drei verschiedenen Mundarten aufgeführt. Der entsprechende Landesteil steht darunter. Das oberste Sprichwort steht so bei Simrock, das 2. bei Körte. Als Erklärung schreibt Sailer dazu: „Das deutsche Sprichwort hat in jeder deutschen Provinz seine eigne Mundart, die sein Gepräge vollendet, und seine Heimat kennbar macht: z. B. die Lehre, dass der gemeinen Sage immer etwas Wahres zu Grund liege.“
Dieses eine Sprichwort führt Wander als drei verschiedene in seinem Deutschen Sprichwörter Lexikon mit jeweilig eigener Nr. auf. Diese Nr. steht ebenfalls unter dem jeweiligen Sprichwort. Korrekt von Sailer abgeschrieben hat Wander auch nicht: aus Bayern wird aus Ster’l - „Ster'le“, von der Schweizer Grenze wird aus Sterlin - „Sternlin“ und aus Schwaben wird aus Sterele - „Sternle“.
Der Originalwortlaut von Simrock fehlt dagegen im Sprichwörter Lexikon. Dafür steht unter Kuh Nr. 259 die Version: „Man heysset kein ku blesslin (Flecklin, Blümlein), sie hab dann ein sternlin.“ mit Simrock und Körte als Quelle und 9 weitere Quellenangaben. Weiter sind noch mehr Variationen des Sprichworts mit und ohne Quellenangaben mit eigener Nr. im Sprichwörter Lexikon enthalten.)

Man sagt so lange von einem Dinge, bis es geschieht.

Man sagt viel von hier und dar, doch wenig nur ist davon wahr.

Man sagt viel von Rom, das wahr ist.

Man sagt wohl vom vielen Saufen (Trinken), aber nicht von großem Durst.
Man spricht wohl vom vielen Trinken, aber nicht vom großen Durst.

Man sät keine Saat oder Korn für Vögel, dennoch genießen sie es.

Man säubert das Getreide mit dem Winde, die Laster mit dem Henker.

Man schabt den Käse, weil man ihn nicht rupfen kann.
Man schabt den Käse; wenn er Federn hätte, rupfte man ihn.

Man schafft drum keine Galgen ab, wann schon Leute sind, die ihn nicht gern sehen.

Man schätzt den Vogel nach den Federn.

Man schenkt dem Wolf oder Fuchs eine Gans, dass er damit gefangen werde.

Man schickt Füchse aus, um Füchse zu fangen.

Man schießt auch wohl mit schlaffer Sehne.

Man schimpft den Gerber nicht, so man ihn (einen) schäbigen Kerl (Mann) nennt.

Man schläft sich nicht gelehrt.
(Das bedeutet, man muss schon etwas tun, um Wissen und Können zu erwerben. Wissen kommt nicht über Nacht, man muss es erlernen und erarbeiten.)

Man schlägt den Feind eher mit Rat, denn mit Tat.

Man schlägt manchen mit dem Bratspieß, der nicht einmal vom Braten gegessen hat.

Man schmeichelt dem Hunde wegen des Herren.
(Das bedeutet, man schmeichelt einem Günstling oder Untergebenen, um Vorteile und Gewinn von dessen Vorgesetzten oder Arbeitgeber zu erlangen. In der Politik und der Wirtschaft mehr oder weniger verbreitet, öffentlich aber verpönt und verboten. Der Hund steht hier als Synonym für den Untergebenen, der bestochen werden soll.)

Man schneidet die Riemen, nachdem die Haut ist.

Man schreibt lange an, aber rechnet zuletzt.

Man schüttelt die Weisheit nicht aus dem Ärmel heraus.

Man schwätzt oft einem von einem Kissen und setzt sich an seiner statt darauf.

Man sieht an den Leuten hin, aber nicht in die Leute hinein.

Man sieht die Flöhe besser auf einem weißen Tuche als auf einem schwarzen.

Man sieht einem an, was er hat getan.

Man sieht es an der Nase bald, ob Weiber warm sind oder kalt.

Man sieht es dir am Auge an.

Man sieht manchen lachen, der weinen sollte.

Man sieht manchen weinen, dem sonst die Augen nicht tränen.

Man sieht nicht in den Magen, wohl aber auf den Kragen.
Man sieht einem nicht in den Magen, aber wohl auf den Kragen.
(Das bedeutet, man sieht die Kleidung der Leute, aber nicht, dass sie aus Geldmangel lieber auf ausreichende Nahrung verzichten und hungern, um mehr für Garderobe und äußeres Erscheinungsbild ausgeben zu können.)

Man sieht nicht mit einem schmutzigen Maul zum Fenster hinaus, man habe denn einen reichen Witwer geheiratet.

Man sieht's am Ende wohl, wie man's loben soll.

Man sieht's am Schwanz, was es für ein Vogel ist.

Man sieht's an deiner Nase, dass du lügest.
Man sieht's ihm wohl an der Nase an.

Man sieht's an den Hosen, wo das Bein entzwei ist.

Man sieht's an der Asche noch, wo der Topf gestanden hat.

Man sieht's dem Kind an, was es für einen Vater hat.

Man sieht's einem an den Augen an, was er im Schilde führt.
Man siehts nicht im Gesicht, wenn einer ein böses Würmlein im Zahn hat.

Man sieht's wohl am Nest, was für Vögel darin sind.
Am Nest kann man sehen, was für'n Vogel drin wohnt.

Man sieht's wohl an den Hosen, wo's Bein gebrochen ist.

Man sieht wohl, wes Geistes Kind er (sie) ist.

Man sieht zeitig am Kamme, was ein Hahn werden will.

Man singt auch nicht alle Liedchen aus.

Man soll an keinem Kranken verzagen, dieweil er noch Atem holt.
Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.
(Wenn es am schönsten ist, kann es nur noch schlechter werden. Aus Spaß wird möglicherweise Ernst, beim Spiel folgt eine Pechsträhne und die besten Dinge zum Essen werden abstoßend, wenn sie zu viel genossen werden. Wenn man im schönsten Moment aufhört, wird man sich sehr lange freudig daran erinnern und den größten Nutzen haben.)

Man soll das Alte nicht ab-, das Neue nicht aufbringen.

Man soll das Brett bohren, wo es am dünnsten ist.
Man soll das eine tun und das andere nicht lassen.

Man soll das Fell des Bären nicht verkaufen, bevor man ihn erlegt hat.
Man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist.
Man soll die Bärenhaut nicht verkaufen, ehe der Bär gestochen ist.
Man muss die Bärenhaut nicht verkaufen, ehe der Bär gestochen ist.
Er verkauft des Bären Pelz, ehe der Bär gefangen ist.
Er verkauft die Bärnhaut, ehe der Bär geschossen ist.
Verkauf die Bärenhaut nicht eher, als bis du den Bären gefangen hast.

Man soll das Gewiss nicht um Hoffnung geben.

Man soll das Gute brauchen, das Böse verwerfen.

Man soll das Kind nicht mit dem Bade ausschütten.
Man muss das Kind nicht mit dem Bad ausschütten, sondern die Windeln waschen.

Man soll das Korn nicht essen, eh es gesäet ist.

Man soll den Acker nicht zu wohl düngen.

Man soll den Esel nicht übergürten.
Den Esel soll man nicht übergürten.

Man soll den Mantel kehren, als das Wetter geht.
Man soll den Mantel kehren nach dem Winde (wie das Wetter geht).
Den Mantel nach dem Winde hängen.
Du kannst wohl den Mantel nach dem Winde halten.
Er kann den Mantel nach dem Wind hängen.
(Ein Sprichwort, das viele befolgen, auch wenn sie es nicht alle kennen. Es bedeutet, charakterlos ohne feste Grundsätze handel, man macht immer das, wovon man den größten Nutzen für sich selbst erwartet. Man richtet sich nach der vermeintlichen Mehrheit und folgt ihr, ohne wirklich gleicher Meinung zu sein. Sobald der Wind aus einer anderen Richtung weht, schwenkt man um und vertritt ohne zu zögern möglicherweise gegenteilige Ansichten. Ein solcher Mensch ist ohne Charakter, ohne Verlass und ohne eigene Meinung oder Prinzipien.
Schon im 12. Jahrhundert sind Vorläufer des Sprichworts bekannt, die damals aber noch nicht die Negative Bedeutung hatten. Früher waren die Mäntel eigentlich mehr Kappen mit hinten herabhängenden mantelartigen Kragen, mit denen man sich wirklich vor Wind und Wetter schützen konnte. Erst ab dem 16. Jahrhundert änderte sich die Bedeutung zum heutigen Sinn.)

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Den guten Tag muss man erst am Abend loben.
Einen schönen Tag soll man auf den Abend loben.
Lobe den Tag nicht vor abends.

Man soll den Teufel nicht an die Wand malen.
Man muss den Teufel nicht an die Wand (über die Tür) malen.

Man soll der Herrn genießen, dass sie auch bei Brot bleiben.
Man soll der Herren genießen, sie aber bei Brote lassen.
(Das bedeutet, man kann wohl größere oder reichere Leute ausnutzen und in deren Einflussbereich manches für sich selbst nutzen. Man sollte dabei aber auch immer auf das Wohl der Größeren achten, da es einem nur dann gut geht, wenn es ihnen auch gut geht, jeder Schaden von ihnen ist auch ein eigener.)

Man soll der Zeit die Schand nicht antun, dass man das Mass verändert; kann man sich mit dem alten Mass behelfen, so leid man auch die alten Bräuche.
(1630 steht bei Lehman (Seite 315, Nr. 17) alles als ein Sprichwort. Wander macht in seinem Sprichwörter Lexikons zwei daraus: 1. Teil unter Zeit4 Nr. 24, 2. Teil unter Mass Nr. 38.)

Man soll die Ämter mit Leuten, nicht die Leute mit Ämtern versehen.

Man soll die Beute nicht vor dem Siege teilen.
Beute soll man nicht vor dem Siege teilen.
Man soll die Kuh melken und nicht schinden.

Man soll die Perlen nicht vor die Säue werfen.
(Man soll Edles und Wertvolles nicht denen geben, die es nicht verdienen oder zu würdigen wissen. Ursprung des Sprichworts ist die Bibel, Das Evangelium nach Matthäus 7, 6: „Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, auf dass sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füßen und sich wenden und euch zerreißen.“)
Weitere Varianten desselben Sprichworts:
Eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen.
Man muss der Sau keine Perlen anhängen.
Man soll nicht Perlen vor die Schweine werfen.
Perlen soll man nicht vor die Säue werfen.
Perlen vor die Säue werfen.
Wer Perlen vor die Säue schüttet, dem sind die Sinne wohl zerrüttet.
(Das Letzte steht 1873 bei W.H.D. Suringar in seinem Buch „Erasmus over Nederlandsche Spreekwoorden“ und soll laut ihm von Simrock stammen, das aber nicht bei Simrock vorkommt. Bei Wander stehen natürlich etliche Varianten als verschiedene Sprichwörter.)
Man soll die Rechnung mit seinem Beutel machen.

Man soll die Rechnung nicht ohne den Wirt machen.
Man soll die Zeche nicht ohne den Wirt machen.

Man soll die Schafe scheren, aber nicht rupfen.

Man soll die Suppe nicht versalzen, wenn man gleich Salz genug hätte.

Man soll einem Menschen die Ehre neunmal verdecken.

Man soll einem versöhnten Feind keine Heimlichkeit offenbaren.

Man soll einen Degen sechzig Jahre lang tragen um einer einzigen bösen Stunde willen.

Man soll einengeringen Feind nicht verachten, denn es kann auch ein Floh dem stärksten Mann im Ohr groß Beschwernis machen.

Man soll einen nicht halten, wie man ihn ansieht.

Man soll ein gut Schwert nicht in alle Scheiden probieren.
Man soll es bei den alten Löchern lassen.

Man soll Fuß bei Mahl halten.

Man soll herbsten, solang Herbstzeit ist.

Man soll Hund um Eberköpfe geben.

Man soll ihn nach grünen Heringen schicken.
Man wird ihn nach grünen Heringen schicken.
(Das bedeutet, man will ihn ersäufen.)

Man soll ihr ein Mahlschloss vors Maul legen.
(Mahlschloss = alter Name für früher in Handarbeit hergestellten Zahlenschlössern.)

Man soll jagen ohne armer Leute Schaden.

Man soll keine Faust im Sacke machen.
Man soll keine Lügen um eines Worts willen verschnitzeln oder verderben.

Man soll keinen Kranken aufdecken, wenn er schwitzt, noch einem Freund seine Fehler vorhalten, wenn er selber darüber bekümmert ist.

Man soll keinen Nachbar oder Landsassen zu hoch lassen steigen.

Man soll keinen vor seinem Tode glücklich preisen.

Man soll keine Tür aufmachen, die man nicht wieder zuschließen kann.

Man soll kein gutes Land wegen eines bösen Herrn verlassen.

Man soll mit unserm Herrgott vorlieb nehmen.

Man soll nehmen, wo ist, und geben, wo brist.

Man soll nicht alle Geschenke annehmen, auch nicht zu allen Zeiten und an allen Orten noch von allen Leuten.

Man soll nicht alles an einen Nagel hängen.
Henke nicht alles an einen Nagel!

Man soll nicht alles sagen, was man denkt, und nicht alles glauben, was man sagt.

Man soll nicht alle über einen Kamm scheren.
(Dazu die Erklärung von Christoph Lehmann 1630 im „Florilegium Politicum - Politischer Blumengarten“ im Kapitel Strafen: „Wegen weniger frommer Personen soll man auch die Bösen verschonen.“ Das bedeutet, man kann nicht pauschal alle strafen, wenn nur einer es verdient, aber keinem eine Tat eindeutig nachgewiesen werden kann.)
Alles über einen Kamm scheren.
Er schirt alle über einen Kamm!
Sie sind über einen Kamm geschoren.
(Erklärung aus dem Sprichwörter Lexikon, Band 2, Spalte 1123: „Aus der Barbierstube entlehnt, wo man den Kamm nach der Person, die sich das Haar schneiden ließ, oder nach dem Masse der Haare, das verlangt wurde, wählte. . . es heißt auch: alle ohne Rücksicht gleich behandeln, wie ein Bader, der für alle Kunden denselben Kamm nahm.“)

Man soll nicht aus der Schule schwatzen.

Man soll nicht das Leder stehlen und die Schuh um Gottes willen geben.

Man soll nicht dem Peter nehmen und dem Paul geben.

Man soll nicht eher fliegen wollen, als bis man Federn hat.

Man soll nicht einen Altar entblößen, um den anderen zu decken.
Man soll nicht feilschen, was man nicht kaufen will.

Man soll nicht Hopsa (Hopp) schreien, ehe man über den Bach (Graben) ist.

Man soll nicht mehr Teufel rufen, als man bannen kann.
Rufe nicht mehr Teufel, als du bannen kannst.

Man soll nicht nach des Landes Sitten und Gewohnheit sündigen.

Man soll nicht rufen: holt Fische, eh man sie hat.

Man soll nichts in zerspalten Geschirr schütten.

Man soll nicht um des Kaisers Bart streiten.
Man soll nicht wider die Sonne reden.
(Das bedeutet, man soll nicht wider oder gegen etwas reden, was offen und für alle sichtbar und erkennbar ist. Im Prinzip stimmt das, aber heute schaffen es immer wieder einige das mit PR, Propaganda und Werbung die Bevölkerung gegen alle Tatsachen vom Gegenteil und Lügen zu beeinflussen und zu überzeugen. Beispiele sind die Leugnung des Klimawandels, die Werbung der Tabakindustrie, die Ächtung von Fett durch die Zuckerindustrie oder die Begründung für die Notwendigkeit des 2. Weltkrieges durch die Nazis und heute Putins Rechtfertigung für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine.)

Man soll niemand mit zwei Ruten streichen.

Man soll niemand seine erste Bitte abschlagen.

Man soll sein Licht nicht untern Scheffel*29 stellen.
Man muss sein Licht nicht untern Scheffel*29 stellen.
Man zündet kein Licht an, dass man unter einen Scheffel*29 oder Bank setze.
(Das Sprichwort hat seinen Ursprung in der Bibel, Das Evangelium nach Matthäus 5, 15: „Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter;“. Ebenso im Evangelium nach Markus 4, 21: “ Zündet man auch sein Licht an, dass man's unter den Scheffel oder unter die setze? Mitnichten, sondern dass man's auf den Leuchter setze.“)

Man soll sein nicht spotten, allein mit Worten.
(Erklärung dazu 1530 von Agricola in seiner Sprichwörtersammlung: „Spotten geschieht allein mit Worten. Derhalben was der erste Teil dieses Spruchs verbietet, das lässt der andere Teil wieder zu und ist höhnisch geredet.“)

Man soll sich an einen schönen Galgen henken, wenn man sich henken will.
Wer sich je hängen will, der soll sich an einen schönen Galgen hängen.
An schöne Galgen soll man sich hängen.
(Johann Michael Sailer meint in seiner Sammlung „Die Weisheit auf der Gasse“ 1810 dazu: „Gibt es denn einen schönen Galgen? Ist doch kein Tod schön, als den du für Religion, Tugend, Vaterland stirbst, . . Dies Sprichwort straft übrigens die Wollüstigen, die sich an hässliche Dirnen hängen, und in der kurzen Lust den frühen Tod finden. – Dieser Tod ist eine Art Selbstmord, und aller Selbstmord, im Auge der Vernunft, Wahn- oder Unsinn.“ Es galten früher noch etwas andere Ansichten über den Tod als heute, und wie ist die Lage bei schönen Dirnen?)

Man soll sich in kein Wasser wagen, wo man Grund man nicht sieht.
Man soll sich in kein Wasser wagen, da man nicht den Grund sehen kann.

Man soll sich nicht ausziehen, eh man schlafen geht.

Man soll's melken, wenn's Zeit ist.

Man sollte sich nicht zu früh freuen.

Man sollt' ihm die Röhre ins Maul richten.

Man sorgt sich eher alt als reich.

Man spinnt nicht allweg Seide.

Man spricht, dem sei ein Glück beschert, dem was Gefälliges widerfährt.

Man spricht, es wird böser oder besser; weil aber das Glück rund ist und das Beste selten nachkommt, so begibt es sich eher, dass es böser als besser wird.

Man spricht so lange von der Kirmes, bis sie kommt.

Man spricht so lange von einem Dinge, bis es geschieht.

Man steckt der Katze keinen Speck ins Maul.

Man steckt oft in eine hässliche wüste zerbrochene Scheide ein silbern oder vergoldetes Messer.
Man steckt oft in eine zerrissene Scheide ein vergoldet Messer oder Rapier.

Man straft gern am Gesind, was verbrochen hat das Kind.

Man straft keinen mit doppelter Rute.

Man streitet mehr um Schalen, Hülsen und Kleien als um Kern und Frucht.

Man sucht keinen hinter der Tür, man habe denn selbst dahinter gesteckt.
Man sucht keinen hinterm Ofen, man habe denn selbst dahinter gesteckt.

Man sucht von Weibern und von Fischen das Mittelstück zu erwischen.

Man tanzt nicht nach jeder Pfeife.

Man treibt die Katz zu spät vom Speck, wann er gefressen ist.

Man trinkt wohl aus einem Fass, aber nicht all aus einer Kanne.

Man tritt auch wohl 'nen Frosch so lange, dass er quakt.
Man tritt den Frosch so lange, dass er pfeift.

Man tritt zurück, wenn man will einen guten Sprung tun.

Man tut den Stall zu, wenn das Pferd fortgelaufen ist.

Man tut geschwind, was lange reut (gereut).

Man überredet einen, dass er tanzt, wo er weinen möchte.
Man überredet oft einen, dass er tanzt, der lieber weinte.

Man verändert sich oft, und (aber) verbessert sich selten.

Man vergisst nichts sobald als Wohltaten.
Man vergisst viel Leid in vierundzwanzig Stunden.

Man verklagt keine Sau, die einen besudelt.
Man verschläft viel Ungemach.

Man verschnappt sich nicht mehr als mit dem Maul.

Man verspielt auch mit guten Karten.

Man verspricht oft einen Freund zu erhöhen und zieht ihm doch unvermittelt die Leiter unter den Füßen weg.
(Dieses alte Sprichwort steht 1685 unter Nr. 800/22 in der Sammlung von Paul Winckler. Wander verändert es im Deutschen Sprichwörter Lexikon zu: „Man will oft einen Freund erhöhen und zieht ihm die Leiter unter den Füssen weg.“ Es ergibt eine andere Bedeutung, wenn man dem anderen etwas verspricht und es für ihn unvorbereitet wieder versagt, als wenn man etwas will und beim Versuch es zu tun einem anderen möglicherweise unbeabsichtigt Schaden zufügt. So wird durch Wanders Veränderungen nicht nur oft der Wortlaut der Sprichwörter verändert, sondern ebenso der Sinn und die Bedeutung.)

Man weiß nicht, was man an der Heimat hat, bis man in die Ferne kommt.
Man weiß nicht, wen der Herr schickt.

Man weiß nicht, wer Koch oder Kellner ist.
(Das bedeutet, die Ordnung fehlt.)

Man weiß wohl, was man hat, aber nicht, was man wiederkriegt (bekommt).

Man weiß wohl, wie man ausreist (weggeht), aber nicht, wie man zurückkehrt (wiederkehrt).
Man weiß wohl, wer weggeht, aber nicht, wer wiederkehrt.

Man wird alt wie eine Kuh und lernt immer noch was dazu.
Wird man so alt gleich als 'ne Kuh, so lernt man doch noch immer zu.
(Das obere Sprichwort ist die heute allgemein verwendete Version des Sprichworts. Die untere Version ist von J.J.H. Bücking aus dem Jahr 1797.)

Man wird bald müde, wenn man ungleiche Bürde trägt.

Man wird eher von einem Mistkarren überfahren, als von einem Wagen.

Man wird ihm eine Pfründe geben, wenn er nicht mehr essen mag.

Man wirft kein Ei nach Spatzen.
Man wirft nicht mit Eiern nach Sperlingen.

Man witzigt einen nur einmal.

Man zerreißt den Strick, wo er am dünnsten ist.
Man zieht aus einem Raben keinen Falk.
Markstein ausgraben ist ein Bubenstück.

Markt lehrt kramen.

Marsch in dein Winterquartier, sprach der Wachtmeister zu der Laus, als er sie vom Bart unter die Hemdkrause setzte.

Märzengrün, Jungfrau kühn.
März grün, Jungfrau kühn.

Mäßige Arbeit stärkt den Leib.

Mäßigen Zwanges bedürften die Heiligen auf dem Altar.

Mäßig gut erfreut am besten.

Mäßigkeit beschützt Frauen Ehr.

Mäßigkeit erhält den Leib.
Mäßigkeit erhält den Leib, Sanftmut das Weib; Mannheit wehrt, Weisheit lehret.
Mäßigkeit erhält, Gerechtigkeit nährt, Mannheit wehrt, Weisheit regiert.

Mäßigkeit ist die beste Arznei.

Mäßigkeit ist eine Zierde aller Tugend.

Mäßig leben trägt frommen ins Haus.

Mäßig wird alt, zu viel stirbt bald.
Mäßigkeit wird alt, zu viel stirbt bald.

Maß im Essen halt, willst du werden alt.
Maß im Essen und Trinken halt, willst du anders werden alt.

Maß ist schwerlich zu halten.

Maß ist zu allen Dingen gut.

Maß trägt aller Tugend Krone.

Maß und Gewicht kommt einst vor Gericht.

Maß und Ziel ist das beste Spiel.

Mauermanns Schwamm brennt nicht.

Mauermanns Schweiß kostet der Tropfen einen Taler*33.
Ein Tropfen Maurerschweiß kostet einen Taler*33.

Maulchristen, Romanisten und Religiosen sind eines Tuchs drei Hosen.
(Erklärung dazu bei Wander: „Maulchrist = ein Christ, der es nur dem Maule, d.i. dem wörtlichen Bekenntnis nach, nicht aber in Tat und Wahrheit ist.“ Fehlen noch die Romanisten = veralteter Begriff für Anhänger der römisch-katholischen Kirche und die Religiosen = die klösterlich Lebenden, dem geistlichen Stand angehörend, im kath. Kirchenrecht Mitglied religiöser Genossenschaften.)

Maulgebet kommt nicht gen Himmel.

Maul, richt dich nach der Tasche.

Maulwurf wühlt viel, verdirbt viel, meint's aber nicht böse.

Maus, bleib im Loch, willst du der Katzen nicht zu Teil werden.
Maus bleib im Loch, willst du nicht der Katze werden.

Mäusejahr und Hageljahr sind gute Jahr und bringen keine Teuerung.
Meerrettich ist dem Magen ein Pflaster, den Augen ein Laster.

Mehr Mut als Gut.

Mehr sein als scheinen.

Mehr sind verdorben, als vom Schwert gestorben.

Meiden bringt Leiden.

Meid', hilft's nicht, so leid'.

Mein Buhl die schönste.

Meinen ist nicht wissen, wer's nicht glaubt (merkt), wird besch – (trogen).

Meiner Mutter Kuh Bruder war ein Ochs.

Meines Feindes Mund lobt mich zu keiner Stund.

Meines Freundes Feind ist oft mein bester Freund.

Meines Nachbarn Kuh gibt allezeit mehr Milch denn meine.
Ander Leut Kühe geben immer mehr Milch als unsere.

Mein Holz kann mir niemand verbrennen.
(Können tut man's schon, aber dürfen tut man's nicht. Das Sprichwort bedeutet, dass niemand auf eines andern Gut Holz schlagen, noch Futter und Getreide abmähen darf. Es ist verboten, sich an dem Eigentum anderer zu vergreifen oder dessen Nutzungsrechte zu missachten.)

Mein kleiner Finger hat es mir gesagt.

Mein Mann ist auch etwas im Kartenspiel, spricht die Frau, wenn er Ratsherr ist.

Mein Pfeffer ist so gut wie dein Safran (Sirup).

Mein Pfennig ist deines Pfennigs Bruder.

Mein Schwert, mein Pferd und auch mein Weib halt ich für mein selbst eigen Leib.

Mein Schwert schneidet auch.

Mein und Dein bringt alles Unglück herein.

Mein und Dein, Ich und Du, machen alle Händel*14 in der Welt.

Mein und Dein ist alles Zankes Ursprung.
Mein und Dein macht allen Streit.

Mein Vater hat mich nicht gelehrt, aus einem leeren Glase trinken.

Mein Vater ist der Höchste in Konstanz, sprach die Tochter des Turmwarts.

Meißner, Gleisner*11.

Meister Gutdünkel ist aller Ketzerei Großvater (Wurzel).

Meister Hämmerlein pocht an.
(Erklärung zu Meister Hämmerlein nach Jacob und Wilhelm Grimm in ihrem Deutschen Wörterbuch: Hämmerlein ist an das Attribut des Donnergottes angelehnt und personifiziert ihn. Die Bezeichnung wurde auch auf den Teufel, oder auf den Henker übertragen, später auf Gaukler. Das vorgesetzte Wort Meister deutet auf obersten der bösen Geister hin.)

Meister Klügel ist der schändlich schädliche Mann, der alles besser kann und ist doch nicht der Mann.

Meisterns und Klügelns ist jetzt weder Maß noch End.

Meisterssohn bringt das Recht mit sich.

Meist frisst Katz' und Hund, was man spart für den Mund.
Was man spart für den Mund, frisst Katz und (oder) Hund.

Melancholischer Kopf ist des Teufels Topf, darin er übel (viel böses; viel Mucken) kocht.

Menschenantlitz, Löwenantlitz.

Menschen Blut ist für Gott teure Ware.

Menschengedanken und Anschläge fehlen.

Menschen Gesetz schaden und verdunkeln allzeit Gottes Gesetz.
(Heute könnte man sagen: Die Menschen achten nicht die Naturgesetze und erhalten die Quittung mit Klimawandel, Naturkatastrophen und Pandemien dafür.)

Menschengunst ist Erdendunst.

Menschengunst macht Dunst.

Menschenhände werden müde.

Menschen Herz feiert nicht wie eine Mühle, schüttet man nicht was Gutes drauf, so mehlet es sich selbst oder es quellen lauter böse Gedanken heraus.

Menschen leben ein arm Leben.
(In Wanders Quelle „Der Teutschen Weissheit“ von Petri aus dem Jahr 1605 wird „Menschen leben“ in zwei Worten geschrieben, was Wander ignoriert und ein Wort daraus macht und damit die Bedeutung verändert. Unter allen 250.000 Sprüchen im Deutschen Sprichwörter Lexikon gibt es nur ein einziges nachprüfbares Sprichwort mit dem Wort „Menschenleben“: Es ist das Sprichwort „Menschensinn ist Menschenleben.“, das bei Karl Simrock unter der Nr. 6978 steht.)

Menschen sind nicht aus einem Stein gesprungen.

Menschensinn ist Menschenleben.

Menschen und Gläser erkennt man am Klange.

Menschen und Wind ändern geschwind.

Menschen Weisheit ist für Gott Torheit.
(Das Sprichwort hat seinen Ursprung in der Bibel, er erste Brief des Paulus an die Korinther 3, 19: „Denn dieser Welt Weisheit ist Torheit bei Gott.“)

Menschen Weisheit und Anschläge wollen in keinen Handel weniger eintreffen, denn im Kriege.

Menschliche Wohltat ist ein dreifältige Übeltat gegen Gottes Wohltat gerechnet.

Mergel macht den Vater reich und den Sohn arm.
(Dazu der Kommentar von Körte 1837: „wenn nämlich der Vater den Acker übermergelt oder ausmergelt.“ Mergeln bedeutet düngen, die Fruchtbarkeit des Ackers erhalten. Im Augenblick passiert gerade das, durch zu viel Dünger wird fast alles Land überdüngt, die immer höher werdenden Nitratwerte im Grundwasser fast überall belegen es. Mit der immer mehr werdenden Massentierhaltung und Gülleeinfuhren aus den Niederlanden auf die Felder verdienen die Väter gerade Geld, in Zukunft werden die Söhne mit ungenießbarem Grundwasser, überdüngten Böden und Missernten zurechtkommen müssen.)

Merk alle Historien alt und neu, zuletzt hat Bosheit Galgen Reu.

Merk auf, Held, gute Tage kosten Geld, willst du nicht meiden, so musst du im Alter Kummer leiden.

Merk auf, siehe was, wer, wie, wo, wann, so betrügt dich nicht leicht jedermann.

Merk und Melde wachsen beid im Felde: Pflücke Merk, lass Melde stehn, so magst mit allen Leuten gehn.
(Auch bei diesem Sprichwort sind nicht die Pflanzen (Melde = Atriplex, Pflanzengattung innerhalb der Familie der Fuchsschwanzgewächse mit ca. 300 Arten. Name vom „bemehlten“ Aussehen der behaarten Pflanzen abgeleitet: https://de.wikipedia.org/wiki/Melden) gemeint. Bei Körte die Erklärung: „für: melde nicht alles, was du merkst! – Der Melde (Atriplex L.) gibt es übrigens gar viele Arten: Gemeine Melde, Rosenmelde, Gartenmelde, Waldmelde, Meermelde, Hundsmelde, Stinkmelde u.s.w. So gibt's denn auch gar viele Arten zu melden, als: klatschen, anzeigen, petzen, zuraunen u.s.w.“)

Metzen loben viel und halten ein Teil, bis sie einen bringen ans Narrenseil.
(Metze = Bezeichnung aus dem Spätmittelalter für Prostituierte. Ursprünglich ein Mädchen von geringem Stand. Andere Bedeutung kann auch eine Koseform vom Vornamen Mechthild, Mathilde sein.)

Metzen sollen nicht viel schwätzen.


Metzger, Gerber und Schinder sind Geschwisterkinder.

„Mich dünkt, ich wähn', ich acht'“ hat manchen in groß Leid gebracht.

Mich dünkt, ich wähn, ich acht (ich mein), ich halt, tut oft der Wahrheit groß Gewalt.

Mich dünkt, ich wähn, ich mein, ich halt, tun oft der Wahrheit und Recht große Gewalt.
Mich dünkt, ich halt, ich mein, ich äehn, ich acht, hat manchen guten Gesellen ins Verderben bracht.

Michelswein, süßer Wein.

Milch, Fisch und Schweinefleisch dient nicht zusammen.

Milder Hand hat niemals gemangelt.

Milder Hand nie zerrannt.

Milde sein, stehet fein, gefällt Gott, hat sein Lob bei jedermann, wers tun kann.

Mir genügt, wie's Gott fügt.

Mir graut, rief Reupel, da fand er ein fremd Unterkleid an seinem Bettstollen hängen.

Mir ist die Zunge so trocken, als wenn die Sonne die Hundstage drauf geschienen hätte.

Mischt der Zufall die Karten, verliert der Verstand das Spiel.

Missbrauch hebt den Brauch nicht auf.

Missbrauch ist alles guten Brauches Rost.
Missbrauch ist des guten Brauchs Rost der sich immer anhängt, des wahren Glaubens Rost ist der Aberglaube.

Missbrauch ist keine Gewohnheit.

Missbrauch lehrt den rechten Brauch.

Miss dein Glück nicht nach fremder Elle.

Missgunst frisst ihr eignes Herz, aber kein fremdes.
Missbrauch frisst ihr eignes Herz, kein fremdes.
(In mehreren alten Sprichwörtersammlungen steht dieses Sprichwort mit „Missgunst“, nur allein bei Simrock wurde es durch „Missbrauch“ ausgetauscht. Daher ist anzunehmen, dass es bei Simrock ein Schreibfehler und falsch ist, da es mit Missgunst auch eher nachvollziehbar ist.)

Missgünstige und Ehrgeizige hören gern von anderen übel reden.

Missgunst ist ein Mausenest voller Sünden.

Missrechnen ist keine Zahlung.

Misstrauen bringt weiter als Zutrauen (Vertrauen).

Misstrauen ist die Mutter guter Absicht.

Misstrauen kann nichts Gutes erbauen.

Misstrauen macht fleißig schauen.

Misstrauen sucht genau und macht ein verworren Spiel.

Misstrauen und Feindschaft sind Nachbarn.

Misstrauen und Neidhart geben böse Räte.

Misstrauen zertrennt Herzen und Hände.

Misstun von Armut wegen soll man willig vergeben.

Miste deinen Stall.
Miste vorher deinen Stall.

Mist geht über List.
(Das bedeutet, wenn man den Mist der Tiere auf die Felder bringt, werden sie fruchtbarer und bringen mehr Ertrag als durch List oder Tricks. Durch den organischen Dünger werden die Felder  gedüngt, aber nicht überdüngt, wie heutzutage mit zu viel Kunstdünger,  der sich ungenutzt als Nitrat im Grundwasser anreichert. Leider  geschieht es jetzt auch mit Mist und Gülle aus der Massentierhaltung,  der für Geld auf den Äckern als angeblicher Dünger entsorgt wird.)


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. . und noch 70 weitere Seiten Sprichwörter aus Deutschland.