Deutsche Sprichwörter mit D
Agricola von Issleben 1530, Sebastian Franck 1541, Andream Gartner 1574, M. Fridericum Petri 1605, Jan Gruter 1610, Georg Henisch 1616, Christoph Lehmann 1630, Andreas Sutor 1716, Joachim Christian Blum 1780, Samuel Christoph Wagener 1813, Georg von Gaal, 1830, Wilhelm Körte 1837, Karl Simrock 1846, Otto Freiherr von Reinsberg, Freifrau von Reinsberg-Düringsfeld mehrere Bücher von 1863 bis 1872, Otto Sutermeister 1869, und das Deutsche Sprichwörterlexikon in 5 Bänden von Karl Friedrich Wilhelm Wander, veröffentlicht zwischen 1866 und 1880 und andere. Im 20. Jahrhundert haben weitere Autoren Sprichwörter meist aus älteren Sammlungen ausgewählt und anders zusammengestellt oder mit neueren angereichert veröffentlicht.
Bis heute ist die Sprichwörtersammlung von Simrock die verbreitetste und das Sprichwörter Lexikon von Wander die Umfangreichste, keine ist vollständig. Wenn man die Vorworte und Einleitungen der alten Bücher liest, haben sich etliche der Autoren gegenseitig kritisiert. Einige wegen zu vieler, andere wegen zu weniger Erklärungen, in anderen fehlte jede Erklärung, Quellen fehlen oder wurden angezweifelt. Andere wären angeblich gar keine Sprichwörter und Wander wurde vorgeworfen, Sprichwörter zu erfinden (siehe die Seite Keine deutschen Sprichworte). Alle beanstandeten die Reihenfolge, Sortierung und Auswahl der anderen oder sprachen ihnen den Wert ab.
Auch diese Sammlung ist nicht perfekt. Da hier alles nach dem Alphabet sortiert ist, (auch Ä, Ö, Ü, ß sind gleichwertig unter die Buchstaben A, O, U und S einsortiert) sind Sprichwörter mit vergleichbaren Inhalten teilweise getrennt. So ist jedes nur einmal vorhanden, manches hätte sonst unter verschiedenen Stichworten sortiert werden können. Alle sind weitestgehend in neuer Rechtschreibung, was in den bisherigen Sammlungen nicht der Fall ist. Ausnahmen sind die Fälle mit Reimen, alten Wörtern, Kunstwörtern oder für bestimmte Sprichwörter typischen Ausdrücken. Auch die Grammatik wurde nicht verändert, die in Sprichwörtern vielfach nicht ganz den Regeln entspricht.
Von etlichen Sprichwörtern gibt es nach Jahrhunderten oft mehrere verschiedene Variationen mit einem anderen Wort (in Klammern eingefügt), oder ganzen Satzstellungen. In etlichen alten Sammlungen finden sich die gleichen Sprichwörter, nur in anderer Wortreihenfolge. Viele sind hier enthalten, alle zusammen meist unter dem Anfangsbuchstaben, welcher als Erster im Alphabet steht. Gleichlautende, fast gleiche und doppelte (bei Simrock über 100) stehen hier nur ein Mal. Sprichwörter aus dem Sprichwörter Lexikon von Wander stehen hier nicht, nur die in seinen Quellen auffindbaren im Wortlaut der Quelle, nicht in Wanders oft veränderter Form.
Es sind hier fast alle Sprichwörter von Simrock, Körte und einigen anderen enthalten und viele aus etlichen anderen alten Sammlungen. Bei vielen veralteten oder heute unbekannten Ausdrücken steht eine Erklärung zur Bedeutung. Ebenso ist bei vielen Sprichwörtern die Bedeutung oder Herkunft erklärt, da sie wegen ihres Alters meist vergessen sind.
Deutsche Sprichwörter mit D, am Anfang mit Die M bis Die V, und insgesamt über 29.000 Sprichwörter aus Deutschland, etliche in mehreren Varianten sind auf dieser Website zu finden. Es kommen bis heute immer wieder einige hinzu. Wenn hier trotzdem noch ein besonderes, wichtiges, häufiges oder neues Sprichwort aus Deutschland fehlen sollte, bitte eine Nachricht mit Quellenangabe/Fundort an die E-Mail Adresse auf der Seite Kontakt.
Deutsche Sprichwörter von Die M bis Die V
Die Mädchen beten gern vor dem Spiegel.
Die Mägdchen (Mägde) sind von dem gleichen Zeug, daraus Knechtgen (Knechte) gemacht werden.
Die Mägdlein lassen sich nicht umsonst lieb haben.
Die Mägdlein sollen nicht viel trinken, sondern fern denken; sie sollen nicht viel essen, auch dazu wenig sprechen.
(Mägdlein = Mädchen, junge Frauen. Dieses und einige andere Sprichwörter lassen erahnen, wer sie gemacht und verbreitet hat. Manche Männer würden es auch heute noch gerne sehen, wenn sich die weiblichen Menschen auch heute so folgsam wie vor Jahrhunderten an die männlichen Vorschriften halten würden.)
Die magern Ziegen geben die meiste Milch.
Die Männer beim Schmause, die Weiber zu Hause.
Die Männer sollen kriegen und reden, die Weiber daheim bleiben und Haushalten.
Die Marterwoch lass still vergehn, dein Heiland wird schon auferstehn.
Die Maß wills einem wohl sagen.
(Maß, Ṃass - Einheit, mit der die Größe oder Menge von etwas gemessen wird. Die Maß ist in Bayern und Österreich ein gebräuchliches Flüssigkeitsmaß, im Besonderen die Maß Bier. Ursprünglich entsprach die Maß 1,069 Liter, heute entspricht die Maß genau einem Liter.)
Die Mauern machen das Kloster nicht.
Die Maus bereut es zu langsam, wenn sie schon zwischen der Katze Klauen ist.
Die Mäuse und Würmer im Balken hören auch.
Die Maus hat das Pech, der Vogel den Leim versucht.
Die Maus ist gern in ihrem Loch.
Die Maus kommt wohl in die Falle, aber schwerlich heraus.
Die Maus soll das Loch suchen, nicht das Loch die Maus.
Die Maus verrät sich zuletzt selbst.
Die Maus weiß ihren Gang und Lauf, sonst wird sie bald gefangen auf.
Die Maus weiß viel, die Katze noch mehr.
Die Ratte weiß viel, die Katze noch mehr.
Die Meile*23 hat der Fuchs gemessen und den Schwanz dreingegeben (zugegeben).
Die Meinung tut viel in allen Dingen.
Die Meinung von heute ist nicht immer die Meinung von gestern.
Die meisten Stimmen beschließen.
Die meisten Stimmen gelten.
Die Melancholie ist das Element eines guten Verstandes und die Mutter der Weisheit.
Die Menschen Gedenkens wohl, aber Gott schickt's, wie es sein soll.
Die Menschen hält man beim Rocke, Gott bei seinem Worte.
Die Menschen sind des Herrgotts Spielkarten.
Die Menschen sind unsres Herrgotts Kartenspiel.
Die Menschen wenden größere Mühe an in die Hölle, als in den Himmel zu kommen.
Die Metzger sagen, es ist nichts mehr mit den Bauern zu machen, seit sie in der Bibel lesen und die Kinder selbst machen.
Die Milch balgt wohl, aber sie talgt nicht.
(Das bedeutet, wer viel Milch trinkt, bekommt wohl einen dicken Balg (Bauch), aber er bekommt keinen Talg (Fett, in der Milch immer unter 4%), kein Fett und keine Kraft. Man bekommt als keine Muskeln und Kraft vom Milchtrinken, man wird nur dick.)
Die milde Hand verlässt Gott nicht.
Die Minne verkehrt die Sinne.
Die Mispeln sind nicht zu genießen, sie sind denn alt.
(Das bedeutet, die Früchte sind erst nach längerer Lagerung für den Menschen genießbar.)
Die mit Eitelkeit schwanger sind, gebären meist ein Lügenkind.
Die Mittelstraß', der beste Pass.
Die Mittelstraß' halten ist nicht alle Zeit die Beste.
Die Mittelstraß' ist die sicherst und die Beste.
Die Mittelstraße, die sicherste.
Die mit Unglück schwanger sind, gebären mühe.
Die Mönche fahren allzeit mit paaren zum Teufel.
Die Mönche teilen sich in Stadt und Land.
Die Mönche verneigen sich nicht vor dem Abt, sondern vor seinen Schüsseln.
Die Morgenröt und stille Zeit, Luft, Hülf und Lieb zum Lernen gibt.
Die Morgenstunde hat die Arbeit im Munde.
Die Mücke fliegt so lang ums Licht, bis sie sich versengt.
Die Mücken fliegen so lang ums Licht, bis sie versengt sind.
Die Mücken fliegen in kein Feuer.
(Erklärung dazu 1630 von Christoph Lehmann in seinem Buch „Florilegium politicum. Politischer Blumengarten“, die 1873 auch Wander ins Sprichwörter Lexikon übernommen hat: „Etliche halten eine feurige Werkstatt von Arbeit und Andacht für ein Rezept wider böse Gedanken, und sagen: Die Mücken fliegen in kein Feuer.“)
Die Mücken haben die Gerechtigkeit von Alters hergebracht, da sie auf Pferden und Ochsen sitzen und sich an ihrem Blut sättigen.
Die Mücken sehn all einander gleich.
Die Mücken sehen einander alle gleich.
Die Mücken setzen sich gemeiniglich auf die mageren Pferde.
Die Mücken sitzen auf einem lauen Hafen*15, aber nicht auf einem siedenden.
Die Münze gilt nicht an allen Orten gleich.
Die Mutter alles dem Kind anhängt, ob sie gleich Dreck zu Lohn empfängt.
Die Mutter behält das Kind und das unreine Bad mit dem Dreck schüttet sie weg.
Die Mutter eine Hexe, die Tochter auch eine Hexe.
Die (Deine) Mutter ein Hur, der Vater ein Dieb, hast du Geld, so bist du lieb.
Die Mutter gibt so guten Kauf als die Tochter.
Die Mutter gibt's teuer und die Tochter nicht wohlfeil.
Die Mutter sagt's, der Vater glaubt's, und ein Narr zweifelt daran.
(Dies Sprichwort ist die Erwiederung auf Geschwätz über die Vaterschaft eines Kindes.)
Die Nachbarn sind ihm fern; er muss sich selbst loben.
Die nächsten Freunde, die ärgsten Feinde.
Die nächste Niftel erbt die Gerade.
Die Nächsten treten einem die Schuhe aus.
Die Nacht beschützt ihre Kinder.
Die Nacht hat sowohl ihr Freud als der Tag.
Die Nachtigall kann nicht allweg singen.
Die Nacht ist keines Menschen Freund.
Die Nacht ist niemals Freund.
Die Narbe bleibt, wenn auch die Wunde heilt.
Die Narren bedürfen keiner Schelle: Min' und Gebärde verraten sie.
Die Narren brauchen keine Schellem, man kennt siean den Gebärden und Kleidern.
Narren bedürfen der Schellen nicht, man kennt sie an ihren Sitten.
Narren bedürfen keiner Schellen, man kennt's an ihren Sitten.
Narren haben keine Schellen vonnöten, sie lassen sich von selber wohl hören.
Die Narren haben Gastereien, die Weisen essen sich satt.
Die Narren haben mehr Glück als Recht.
Die Narrenhaut hält zwar Stich, lässt sich aber nicht flicken.
Die Narren meinen.
(Sie meinen, aber wissen es nicht und später reden sie sich heraus. Für Unglück und Missgeschick sind nachher immer die anderen verantwortlich, nicht die wirklich Schuldigen, die haben ja nur gemeint und nichts gesagt.)
Die Narrenschellen klingen laut, tun aber den Ohren weh.
Die Narrenschellen klingen vielen besser als Kirchenglocken.
Die Narrheit geht um den Erdkreis wie die Sonne.
Die Natur bringt gutes Geld, die Kunst macht falsches.
Die Natur bringt gut gerecht Gold, die Kunst das falsche.
Natur bringt gutes Gold, die Kunst macht falsches.
Die Natur hängt jedem eine Schelle an.
Die Natur ist die beste Lehrmeisterin.
Die Natur ist Meister.
Die Natur ist mit wenigem zufrieden.
Die Natur lässt sich biegen, aber nicht brechen.
Die Natur lässt sich leicht sättigen, das Auge nimmer.
Die Natur lässt sich lenken, nicht brechen, wie Löwen und Bären lassen sich zahm machen, aber ihre wilde Art nicht ausziehen.
Die Natur muss den ersten Stein legen.
Die Natur streitet zu rechter Zeit wider alle Krankheit, wer derselben nicht mit Arznei zu Hilfe kommt, der verkürzt sich selbst.
(Scheinbar legen es viele Menschen darauf an, mit Trinken, Rauchen, Rauschgift, riskantes Autofahren, gefährlichen Tätigkeiten und klimafeindliche Industrien die Krankheiten beim Verkürzen der natürlichen Lebenszeit tatkräftig zu unterstützen.)
Die Natur wandelt in Vögeln und Tieren ihre Federn, Haar und die Stimme darnach die Zeit ist. Der ist witzig, welcher ihr folgt und der Zeit sich bequemt.
Die Natur weiß ihre Ware wohl zu verkaufen.
Die Natur will geübt sein, sonst wird sie schimmlig.
Die neidisch wie die Hunde sein, verzehren selbst ihr Mark und Bein.
Die Neige ist für die Frommen.
Diener sind wie Rechenpfennige: wie sie der Herr legt, so gelten sie.
Die neuen Schuhe drücken am meisten.
Die Neuigkeit blüht wohl schön, sie trägt aber böse Früchte.
Diene und folge der Zeit.
Die nicht helfen wollen, hindern gern.
(Früher wie heute das Gleiche, heute teilweise noch schlimmer: Bei Unfällen und Katastrophen schon zigmal passiert, Neugierige und Sensationslüsterne behindern die Rettungskräfte. Auf Autobahnen werden keine Rettungsgassen für Einsatz und Rettungsfahrzeuge gebildet, sind sie ausnahmsweise vorhanden, gibt es immer jemanden, der sie missbräuchlich nutzt und so behindert. Auf den Gegenfahrbahnen entstehen durch Neugierige extra Staus und Unfälle. Das Unglück anderer wird mit Smartphones gefilmt, und sofort als Sensation überall veröffentlicht, ohne Rücksicht auf die Privatsphäre der Opfer. Nach Bekanntwerden von Unglücken gibt es teilweise Katastrophentourismus von einzelnen oder Gruppenreisen, um sich am Unglück anderer zu ergötzen. Polizei, Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge werden behindert und teilweise angegriffen. Wahrscheinlich meinen jene, selbst nie in eine Notlage zu kommen, wenn doch, wird weitergeschimpft.)
Die nicht hoch genug sind, muss man höher oder kürzer machen.
Die nicht will eine Hure sein, sollt' auch nicht führen Huren-Schein.
Die niedrigen Stauden weichen dem Wind, dass er darüber hingeht; die starken Bäume widerstehen und werden umgeworfen.
Die Nonne deckt sich gern mit einer fremden Kutte.
Die Nonnen fasten, dass ihnen die Bäuche schwellen.
Die Nordsee ist eine Mordsee.
(Ein Sprichwort, das verkürzt „Nordsee ist Mordsee“ 1976 auch der Titel eines Films des Regisseurs Hark Bohm war. Das Sprichwort war schon im 19. Jahrhundert in gebrauch. Es entstand wahrscheinlich nach den großen Sturmfluten der vorangegangenen Jahrhunderte, den sogenannten Mandränken (auch Mandrenke, Grote Mandränke „Großes Ertrinken“). Dazu gehören die erste Marcellusflut vom 16. Januar 1219, die zweite Marcellusflut (Erste Mandränke) vom 15. bis 17. Januar 1362 und die Burchardiflut (Zweite Mandränke) in der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober 1634, bei welchen jeweils bis zu 50.000 Menschen in der Nordsee ertrunken sein sollen. Jedes Mal gingen große Landstriche an die Nordsee verloren. 1219 entstand dadurch die Zuiderzee (‚südliche See‘), das heute künstlich von der Nordsee getrennte IJsselmeer. 1362 ging das sagenumwobene Rungholt unter. 1634 Zertrennung der Insel Strand in mehrere kleinere Inseln. Liste der Sturmfluten an der Nordsee)
Die Not dient dem Menschen und bricht das Gesetz.
Die Notschlang ist über alles Geschütz.
(Die Notschlange gehört als Geschütz zu den Feldschlangen-Typen. Die Namen richteten sich nach Kaliber- und Geschossmaßen. Die Ganze Feldschlange hatte ein Geschossgewicht von ca. 18 Pfund, die Notschlange war ein16-Pfünder. Weiter Typen gingen herunter bis unter 1 Pfund.)
Die Not treibt die Ochsen in den Brunnen.
Die Not zankt gern.
Dienstjahre sind keine Herrenjahre.
Dienst um Dienst ist keine Kuppelei.
Dienst um Geld ist Welt.
Dienst wird um Dienst zu Hause geladen.
Die nüchternen Räte sind die besten.
Die Nürnberger hängen den Dieb nicht eher bis sie ihn haben.
Die Nürnberger hängen keinen, wenn sie ihn nicht haben.
Die Nürnberger henken keinen, sie hätten ihn denn.
Nach dem Nürnberger Recht hängt man den Dieb nicht eher, als man ihn hat.
Die Obrigkeit, so Freiheit, Gesetz und Ordnung gibt, das solche nicht drum geben, das man sie damit fesseln und binden soll, sondern ist und bleibt derselben allweg ihr vorbehalten.
Die Ochsen tragen Hörner auf'm Kopf, die Menschen tragen sie im Hirn und tun damit viel mehr schaden als die Ochsen.
Die Ohren, Augen, haben auch ihre Zungen.
(Bei Wander zwei Mal, einmal unter Auge und einmal unter Ohr.)
Die Orgel pfeift, so man ihr einbläst.
Die Pfaffen haben zwei Hände, eine zum Nehmen und eine zum Behalten.
Die Pfaffen und die Hunde Verdienen ihr Brot mit dem Munde.
Die Pfanne ist so schwarz wie der Hafen*15.
Die Pfarrer bauen den Acker Gottes und die Ärzte den Gottesacker.
Die Pferde belaufen die Einkünfte und die Esel genießen sie.
Die Pferde, die das Futter verdienen, bekommen's am wenigsten.
Die Pferde, die den Hafer bauen, fressen ihn nicht.
Die Pferde, die den Hafer bauen, füttert man mit Gras und Heu.
(bauen = anbauen.)
Die Pferde, die man den Winter über füttert, will man den Sommer gern treiben.
Die Pferde stallen gern, wo es zuvor nass ist.
Die Pferde stallen oftmals ins Wasser.
(Erklärung dazu 1630 bei Christoph Lehmann: „wer zuvor hat, dem wird geben, wer dem gutes tut, der es nicht bedürftig, der schütt seine Wohltat ins Wasser.“)
Die Pferde verstehen die Füße im Stall.
Die Poesie lacht selten süßer, als wenn sie von der Liebe redet.
Die Politischen sind gegen jedermann freundlich und mit Worten willig und tätig, meinen doch keinen treulich.
Die Raben müssen einen Geier haben.
Die Raben wollen einen Geier haben.
Die Rache ist süß, aber man verdirbt sich leicht den Magen daran.
Die Rache ist süß, man verdirbt sich aber oft den Magen daran.
(Der 2. Teil wurde wahrscheinlich von Wander produziert und dem 1. Teil angefügt und gehört nicht zum Sprichwort. In seinem Deutschen Sprichwörter Lexikon schreibt er beide Teile als einen Spruch ohne Quellenangabe unter Rache Nr. 6 und unter Rache Nr. 7 einen Spruch mit anderem Ende, ebenfalls ohne Quellenangabe. Als Beispiel nennt er nur etwas von den Arabern und ein lateinisches Zitat von Juvenal. Zitiert werden meist nur die drei Worte: „Rache ist süß.“ Das diese drei Worte schon lange bekannt sind, erkennt man an alten Büchern. Im Jahr 1877 wurde das Buch „Zirkelcorrespondenz unter den Johannis-Logenmeistern“ herausgegeben, in dem auf Seite 257 das Sprichwort „Rache ist süss, verzeihen süsser.“ steht. Schon vorher, 1805 schrieb Johann Anton Wilhelm Gessner in seinem Buch „Die neue Stoa“ auf Seite 362 „Was die Rache in hohem Grade vermehrt, was vorzüglich dazu beiträgt, sie über ihre natürlichen Grenzen hinauszutreiben, und der Rachsucht zur stärksten Stütze und reichlichsten Nahrung dient, das ist die unbeschreibliche giftvolle Süßigkeit, welche darin liegt, Verletzungen zu erwidern. Die Rache ist süß, das ist deshalb zum Sprichwort geworden.“)
Die Rache wird nimmer zur Hure.
Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.
Die Raubvögel, Habicht und Falken, fressen die kleinen Vögelein.
Die rauschend Wasser sind nicht grausam.
Die Reben erfordern einen Herrn.
Die rechten Toten muss man nicht in den Gräbern suchen.
(Sailer meint dazu 1810 in seinem Buch „Die Weisheit auf der Gasse“: „Denn der Tod des Geistes ist der rechte Tod.“ Somit hielt er viele seiner Zeitgenossen wohl für geistig tot, also für dumm und beschränkt. In heutiger Zeit würde er sich mit Sicherheit in seiner Meinung bestärkt und bestätigt finden.)
Die Rechte sind links und rechts, wie man sie dreht.
Die Rechtlichkeit und der Palmesel kommen jährlich nur einmal ans Licht.
Die Rede ist des Gemüts Bote.
Die Rede ist des Mannes Bildnis.
Die Rede verrät das Herz.
Die Reichen haben den Glauben in der Kiste.
Der Reiche hat seinen Gott im Kasten.
Die Reichen sind insgemein von außen von Golde, von innen von Eisen.
Die Reichen wissen nicht, wie dem Armen zumut ist.
Die Religion hat den Reichtum geboren, aber das Kind hat die Mutter verschlungen.
Die Ringe tragen, sind Gecken oder Prälaten.
Die Rose, die man lang in den Händen trägt und daran riecht, bleibt nicht.
Die Rose weiß nicht, in welchen Händen sie sticht, noch das Feuer, wessen Kappe brennt.
(Aus diesem einen Sprichwort von Winckler (1685) werden im Sprichwörter Lexikon bei Wander zwei gemacht: Die erste Hälfte steht unter Rose Nr. 14 im 3. Band und die zweite Hälfte steht im 1. Band unter Feuer Nr. 26.)
Die Rosse, die den Hafer bauen, fressen am wenigsten davon.
Die Rosse fressen den Hafer, die ihn nicht verdienen.
Die roten Trauben sind abgelesen.
(Christoph Lehmann fügt 1630 hinzu: „die besten Farben sind verspielt.“)
Die Rute bricht den Kindern kein Bein, macht auch keine Beulen.
Die Rute bricht kein Bein entzwei.
Die Rute ist neben dem Brot den Kindern so nötig als den Pferden die Sporen neben dem Futter
Die Rute Macht aus bösen Kindern gute.
Die Rute macht böse Kinder gut.
(Kommentare von früher: Hans Sachs (1494-1576): „Der ruten schmertz treibt Thorheit auss des Kindes Hertz.“ Johann Georg Wachter, Gelehrter (1663-1757): „Die bircke rut zeucht die lieb des kinds.“)
Die Rute macht fromme Kinder.
Die Rute macht gut.
Die Rute macht keine Beulen.
Die Rute trifft nur, es ist aber der Arm, der die Schläge gibt.
Die Saat bringt mit der Zeit Frucht.
Die Saat bringt übers Jahr Frucht.
Die Saat soll mit der Zeit Frucht tragen.
Die Sache geht den (ist auf dem) Holzweg
Er ist auf dem Holzweg.
Auf dem Holzweg sein.
(Wer auf dem Holzweg ist, geht meist auf einem Irr- oder Abweg. Das Sprichwort stammt aus der Forstwirtschaft. Wenn im Wald Bäume geschlagen wurden, mussten sie von Orten abtransportiert werden, an denen kein regulärer Weg vorhanden war. Die Wagen hinterliessen im Wald und unwegsamen Gelände tiefe Spuren, die am Ort der gefällten Bäume endeten. Wer diesen Spuren als vermeintliche Wege, den sogenannten Holzwegen folgte, landete an deren Enden orientierungslos im Nirgendwo, Er ging in die Irre und kam nie an sein Ziel.)
Die Sache steht auf Saufedern.
(Das bedeutet, um die Sache ist es schlecht bestellt.)
Die Sau findet eher einen Dreck als ein Goldstück.
Die Sau gibt nicht Wolle wie ein Schaf.
Die Sau legt sich nach der Schwemme wieder in den Kot.
Die Sau muss die Trauben bezahlen.
Die Sau muss Haar lassen.
Die Sau singt nicht wie ein Zeislein.
Die Sau sticht den König.
Die Sau weiß nicht, wovon sie fett wird.
Die Schafe fürchten sich, wenn die Wölfe kommen.
Die Schafe können die Wölfe nicht henken.
Die Schafe und Ochsen sind noch nicht geboren, die man auf deiner Hochzeit essen soll.
Die Scham ist in den Augen.
Die Schaufel macht keinen Bauer, noch die Lanze einen Ritter.
Die Scheide fürchtet keinen Degen.
Die Scheid fürchtet sich vor keinem Schwert (Degen).
Die Schemel wollen auf die Bänke steigen.
Die Schenkel empfinden's wohl, wenn man reitet.
Die Scherben zeigen's an, wenn der Hafen*15 zerbrochen.
Die Schildkröte trägt ihr Haus zu Wasser und zu Land mit sich, weil sie niemand traut.
Die Schlafsüchtigen sind ihres Lebens eigene Totengräber.
Die schlagenden Kühe geben auch Milch.
Schlagende Kühe geben auch Milch.
Die schlechten Nachrichten haben Flügel.
Die Schlüssel hängen nicht alle an einem Gürtel.
Die Schmeichler und Gleisner*11 sind die ärgsten Schelme.
Die Schnecke trägt ihr Haus bei sich, weil sie den Nachbarn nicht traut.
(Vergleichbares Sprichwort auch in Dänemark.)
Die schönen Falken und Papageien haben krumme Schnäbel, wenn sie reden, so kann man sie doch nicht deutlich vernehmen.
Die Schönheit ist ein guter Empfehlungsbrief.
Die Schönheit, so keine Annehmlichkeiten mit sich führet, ist wie das Luder, so auf dem Wasser schwebt, nicht das es etwas fange, sondern, dass es gefangen werde.
Die Schreibfeder will Kaiserin bleiben.
Die Schulden liegen und faulen nicht.
Die Schulden plagen ihn, wie den Hund die Flöhe.
Die Schulden sind der nächste Erbe.
(Das bedeutet, von einem Erbe müssen erst alle Schulden des Erblassers bezahlt werden, bevor ein witerer Erbe etwas bekommen kann.)
Die Schuld kommt einem armen Mann mit dem Tag eher ins Haus, denn das liebe Brot.
Die Schuld kommt mit dem Tag, eh denn das Brot, ins Haus.
Die Schuld muss endlich das Bad austragen.
Die Schuster vertreten die schlimmsten Schuhe, für die besten nehmen sie Geld.
Die Schwaben und bös Geld führt der Teufel in alle Welt.
Die Schwaben werden erst im vierzigsten Jahre gescheit.
Die Schwaben werden vor dem vierzigsten Jahre nicht gescheit.
Die Schwachen und Armen liegen allzeit unten, die Reichen und Starken oben.
Die Schwalben fliegen nur dem Sommer, die Tauben insgemein den weißen Dächern und die Freunde dem Glücke nach.
Die schwarzen Füchse sind die listigsten und schädlichsten.
Die schwarzen Trauben sind so süß, als die weißen.
Die Schwarzwälder bringen fremde Gelder.
Die Schwelle ist der höchste Berg.
Die Tür oder Schwelle ist der höchste Berg, da kann man nicht bald über.
Die schwerste Kunst, sich selber kennen.
Die Schwieger(mutter) liebt nie die Schnur (Schwiegertochter).
Die Schwieger(mutter) weiß nicht, dass sie Schnur (Schwiegertochter) gewesen.
Die Seegroppen sterben nicht, sie ertrinken.
(Sprichwort auch in der deutschsprachigen Schweiz. Seegroppen sind eine Fischfamilie, die zu den Steinfischen gehört und in vielen Binnengewässern vorkommen. Das Sprichwort meint aber die Bewohner an den Ufern der Seen, die vom Fischfang leben und deren Leben auch sonst mit den Gewässern zu tun hat. Da diese Menschen viel auf dem Wasser sind, verunglücken etliche von ihnen und ertrinken. Das Sprichwort meint, das die meisten nicht an Land sterben, sondern im Wasser.)
Die Seele hat sich in ihm verirrt, sie weiss nicht, wo sie heraus soll.
Die Seele ist ihm um einen Batzen*2 feil.
Dieselbe Glocke läutet zu Gewitter und Hochzeit.
Dieser Welt Weisheit ist Torheit bei Gott.
Diese sind zum öfteren die größten Toren, die darauf besoldet werden, dass sie weise sein sollen.
Dieses ist das Hochzeitrecht: Du musst künftig sein der Knecht.
Dieses ist der elendste Mensch, den niemand einer Missgunst würdigt.
Dieses ist die schändlichste Dienstbarkeit, wenn einer sein eigener Sklave ist.
Dieses ist ein schlechter Fischer, der das kalte Wasser scheut.
Dieses ist gemeiniglich der Unterschied zwischen den Weisen und Narren, dass dieser zuletzt, was jener zuerst tut.
Dieses ist kein großer Fürst, der nicht aus einem kleinen Mann einen großen und aus einem großen einen kleinen Mann machen kann.
Dieses Jahr wächst wenig Wein – auf dem Schwarzwald.
Dieses sind die besten Pferde, die den Hafer von ihrem eignen Bauern fressen.
Dieses sind gottlose Weiber, welche sich mehr vor dem Spiegel kreuzigen, als an dem Gekreuzigten spiegeln.
Dieses Tor ist gesegnet, da eine tote Tochter ausgetragen wird.
Diese Suppe ist ihm zu fett.
Die Seuche will ihre Zeit haben, ehe sie wieder ablässt.
Die sich aufs Küssen legt, legt sich auch wohl aufs Kissen.
Die sich legt auf's Küssen, legt sich auch wohl auf's Kissen.
Mit Weibern, die das Küssen erlauben, ist man bald auf dem Bette.
(Ein männliches Vorurteil über Frauen, dass die gleich alles erlauben, wenn sie die Männer nicht gleich von Anfang an auf Abstand halten und ablehnen. Wahrscheinlich auch eine Geringschätzung des anderen Geschlechts und Grund für Übergriffe.)
Die sich der Ehre wehren, woll'n sich der Ehre nähren.
Die sich oft der Ehre wehren, wollen sich der Ehre nähren.
Die sich des Tages zanken, lecken sich des Nachts.
Die sich gar gemein macht, verliert ihren Kredit.
(In dem über 500 Jahre alten Sprichwort ist eine Jungfrau gemeint.)
Die sich großer Streiche rühmen, sind selten gute Fechter.
Die sich lassen sagen, denen mag man raten.
Die sich leichtfertig kleidet, die trägt ihr Gesäß feil.
Die sich warten am besten, sind oft der Krankheit am nächsten.
Die sind die ärgsten Diebe, die man im Haus hat.
Die sind mit einem Stempel geschlagen (geprägt).
(Gemeint ist der Stempel, mit dem früher die Münzen geschlagen wurden. Das bedeutet, alle, die mit dem gleichen Stempel (oder über einen Leisten) geschlagen sind, sind in ihrem Charakter oder Verhalten gleich.)
Die Sitten des Gerechten lassen allezeit einen guten Geruch zurück.
Die Söhne folgen dem Vater nach, weil sie nicht gar eines scharfen Aufsehens bedürfen.
Die Söhne sind adeliger denn die Väter, denn sie haben ein Glied mehr.
Die Soldaten bringen nichts.
Die Sommermast ist die beste.
Die Sonne bringt es an den Tag.
(Sprichwort in Anlehnung an ein Märchen der Gebrüder Grimm von 1812/15: Die klare Sonne bringt's an den Tag. Ein Jude wird ermordet, der vor seinem Tod diesen Satz ausspricht. Jahre später wird der Mörder durch seine Frau im Zusammenhang mit dem Sonnenschein enttarnt und für sein Verbrechen bestraft. Etliche andere schrieben danach ebenfalls ähnliche Geschichten und Adelbert von Chamisso schrieb 1827 seine Ballade mit dem Titel: Die Sonne bringt es an den Tag.)
Die Sonne hat noch keinen Bauer aus seinem Hofe hinausgeschienen, aber 's Wasser schon manchen herausgeschwemmt.
Die Sonne ist dem Blinden so Schwartz als die Nacht.
Die Sonne ist hell, wenngleich sie ein Blinder nicht sieht.
Die Sonne oder ein Licht scheint doch, obs schon ein Blinder nicht sieht.
Die Sonne scheint immerdar, ob sie wohl der Blinde nicht sieht.
(Christoph Lehmann erklärt es 1630 mit: „Recht und Wahrheit bleiben wie sie sind, ob sie schon einer oder andrer nicht sieht noch versteht.“)
Die Sonne scheint allen Menschen und Tieren, Gott hilft frommen und bösen.
Die Sonne scheint auch in unreine Orte und bleibt gleichwohl rein.
Die Sonne scheint in ein Schmeißhaus und wird doch nicht besudelt.
Es kommt nur der Sonne zu, ihre Strahlen auf Kot zu werfen, sonder (ohne) befleckt zu werden.
(Schmeißhaus = Abort)
Die Sonne scheint den Armen wie den Reichen.
Die Sonne scheint den Teufel an und scheidet doch rein von ihm.
Die Sonne scheint ihr selber nicht.
Die Sonne scheint immerdar, ob sie wohl der Blinde nicht sieht.
Die Sonne scheint sich selber nicht.
Die Sonne scheint über Gerechte und Ungerechte.
Die Sonne schnäuzen und ein alt Weib bessern sind zwei vergebne Dinge.
Die Sonne schnäuzen und eine alte Frau bessern sind zwei vergebliche Dinge.
(Die Sonne ist unerreichbar, genauso unmöglich soll es sein, alte Frauen zu bessern, von denen man(n) von vorn herein annahm, das sie schlecht oder böse sind. Manche Frauen sind tatsächlich halsstarrig und unverbesserlich, unabhängig vom Alter. Aber auch genauso viele Männer! Das Sprichwort bedeutet, es wurde vor Jahrhunderten von Männern mit Vorurteilen gemacht, die wohl selbst unverbesserlich waren. Das Obere steht bei Simrock (1846), wie unten würde es von heutigen Männern mit den gleichen Vorurteilen gemacht.)
Die Sonne vertreibt die Wolken.
Die Sonne wenig darnach fragt, was der Blinde von ihrem Schein sagt.
Die Sonne wird oft mit einer trüben Wolke bedeckt, aber nicht versehrt.
(Mit der Sonne wird im Sprichwort die Wahrheit gemeint, die man zwar mit trüben Lügen zeitweise verdecken kann, die Wahrheit wird dadurch aber nicht verändert oder geschädigt. Wie die Sonne kommt die Wahrheit wieder hinter den Wolken der Lügen hervor. Dieses Sprichwort steht deswegen schon im Sprichwörterbuch von Christoph Lehmann 1630 unter der Überschrift „Wahrheit“ und nicht unter Sonne.)
Die Sonne zwingt den Menschen mehr als der stärkste Wind.
Die Sorgen sind dreierlei: Regimentssorgen, Amtssorgen und Haussorgen.
Die Sorgen sind wie Gespenster; wer sich nicht vor ihnen fürchtet, dem können sie nichts anhaben.
Die Speis dem Bauch und der Bauch der Speis, aber der Leib dem Herrn und der Herr dem Leib.
Die Speis ist gut, wenn sie wohl schmeckt.
Die Speise riecht nach dem Feuer.
Die Sperlinge singen's auf dem Dach.
Die Sperlinge singen's auf den Dächern.
Die Sperlinge singen's von den Dächern.
Das pfeifen die Spatzen von den Dächern
Die Spatzen pfeifen's von den Dächern.
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern.
(Verschiedene alte und neuere Versionen desselben Sprichworts. Es bedeutet, es ist kein Geheimnis mehr, es ist allgemein bekannt in aller Mund, alle wissen es. Der Spatz ist die Koseform von Sperling. Der Ursprung des Sprichworts findet sich in der Bibel; Der Prediger Salomo, 10, 20: „Fluche dem König nicht in deinem Herzen und fluche dem Reichen nicht in deiner Schlafkammer; denn die Vögel des Himmels führen die Stimme fort, und die Fittiche haben, sagen's weiter.“ Das Sprichwort ist seit Anfang des 19. Jahrhunderts belegt. (bei Sailer 1810, Seite 57: „Die Sperlinge singen's auf dem Dach.“) Die Vögel aus der Bibel sind zu Sperlingen geworden, der damals noch zu den häufigsten Vögeln gehörte. Heute ist aus dem Sperling der Spatz geworden (Der Spatz ist ebenso der Kosenamen für kleine Mädchen oder Geliebte.) und es wird auch nicht mehr gesungen, sondern gepfiffen. Beides möglicherweise eine Folge von Wanders eigenen Sprichwortschöpfungen, da beides erstmals bei ihm in seinem Deutschen Sprichwörter Lexikon erschien: 1867 Band 1, Spalte 1086, Stichwort Flüstern: „Man flüstert oft einem ins Ohr, was die Spatzen auf den Dächern zwitschern.“ und 1876 Band 4, Spalte 671, Stichwort Spatz Nr. *38: „Die Spatzen pfeifen's auf den Dächern.“ Beide Male ohne eine deutsche Quellenangabe. Das Original von 1840 bei Eiselein (Seite 573) und Braun (Nr. 4172): „Die Sperlinge singen's auf den Dächern.“ steht bei Wander als dritter Eintrag des Sprichwortes im 4. Band, Spalte 690, Stichwort Sperling, Nr. *53.)
Die Spindeln fallen in die Asche.
(Ein Vorhaben oder Plan ist fehlgeschlagen.)
Die Spinne saugt aus der Blume das Gift so gut, als die Biene den Honig.
Die Spinne saugt Gift, die Biene Honig aus allen Blumen.
Eine Spinne saugt Gift, da ein Bienlein eitel Honig find.
Die Spritzen kommen, wenn das Haus abgebrannt ist.
Die starke unüberwindliche Wahrheit mehret ihre Ehre an der Lüge.
Die Stärke wächst im Geduldgarten.
Der Starke wächst im Geduldgarten.
Stärke wächst im Geduldgarten am besten.
Die Stärke wird durch den Zorn gewetzt.
Die steife Rute bricht.
Die Steine auf der Gasse reden davon.
Die Sterben für Gewinn achten, sind schwer zu besiegen.
Die Sterne sieht man nicht, wenn die Sonne scheint.
Die stete Übung tut alles.
Die Stiege hinauffallen kostet die Elle drei Batzen.
Die stillen Schafe haben Wolle und Milch.
Die Stimme ist größer als der Mann.
Die Stimmen oder Urteil soll man wägen nicht zählen.
(Allgemein wird der Spruch „Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen“ Friedrich von Schiller zugeschrieben, der ihn in seinem Dramenfragment Demetrius verwendet. Tatsächlich hat Schiller ein viel älteres Sprichwort in sein Werk eingebaut. Im Buch „Der Teutschen Weissheit“ vom evangelischer Theologen und Sprichwörtersammler Friedrich Peters (Petri) (1549-1617) aus dem Jahr 1605 steht Wortlaut (originale Schreibweise: Die Stimen oder Vrteil sol man wegen nit zehlen.) (nach der Seitenzählung von Wander auf Seite Petri, II, 144, da im Original keine Seitenzahlen vorhanden sind) als Sprichwort.)
Die Stirn lügt und trügt.
Die Störche fliegen hoch und tragen im Schnabel Kröten und Schlangen.
Die Stube kalt, das Bier warm, das ist ein Wirt, das Gott erbarm.
Die studierte Tugend kann der natürlichen nicht das Wasser reichen; die Natur gibt Gold, die Kunst Betrug.
Die Sünde büßt sich selbst.
Die Sünde der ganzen Gemeinde spricht keinen fromm allein.
Die Sünde geht süß ein, aber bitter wieder aus.
Die Sünde ist die Pestilenz, die manch junges Blut das Herz abstößt.
Die Sünde ist von Natur ein Gift der Seele, eine Angel des Todes und ein Brandschein des Zorn Gottes.
Die Sünde lohnt mit Feuer und Schwefel.
Die Sünden gehen mit Lachen ein, mit Weinen wieder aus.
Die Sünde stößt dem Fass den Boden gar aus.
Die Sünde und die Welt lohnt dem Menschen wie der Henker seinem Knechte.
Die Sünde uns angeerbt, an Leib und Seel verderbt.
Die Suppe, die man sich einbrockt, muss man auch auslöffeln.
Man muss die Suppe auslöffeln, die man sich eingebrockt hat.
Wer die Suppe eingebrockt (hat), muss sie auch ausessen.
(Nicht nur in die Suppe wird etwas eingebrockt, sondern überall wird es versucht. Meist wird versucht, die Suppe andere auslöffeln zu lassen, aber seit mehreren Jahrhunderten ist man sich in fast allen Sprichwörtersammlungen in etlichen Varianten einig, wer etwas einbrockt, soll es selbst auslöffeln.→ „ Hast du es eingebrockt, so musst du es auch ausessen.“ Das bedeutet, negative Folgen und Verantwortung für Handlungen und Entscheidungen soll jeder selbst tragen, mit allen resultierenden Folgen. Gleiches gilt auch für den Brei, den man selbst gekocht hat. Die Wirklichkeit sieht teilweise anders aus, wie der Dieselskandal zeigt, bei dem die Dieselfahrzeugkäufer die Suppe auslöffeln sollen, die die Autoindustrie mit der Schummelsoftware eingebrockt hat.)
Die Suppe in eines andern Schüssel ist allezeit feister.
(feister = besser)
Die Suppe ist versalzen, du bist verliebt.
Die süßesten Trauben hängen am höchsten.
Vögel, die zu früh pfeifen, holt die Katze.