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Über 27.000 Deutsche Sprichwörter

Deutsche Sprichwörter mit E

Deutsche Sprichwörter mit E


Über 27.000 deutsche Sprichwörter


Wie macht / produziert man Sprichwörter?


Dafür muss man laut Wander: „das für diesen Zweck gebildete Sprachgefühl – ich (Wander) möchte es das Sprichwörterohr nennen – besitzen. . . und dann kann nichts als das rasch erkannte Gepräge, das dem Sammler eigene Sprachgefühl, der Sprichwörter-Instinkt, wenn ich so sagen darf, entscheiden.
Ich habe die Sprichwörter nach den obigen Ansichten aufgenommen, auch von keinem meiner geehrten Mitarbeiter einen tabellarischen Nachweis darüber verlangt, ob es ein wirkliches, normal entstandenes, durch Volksbeschluss als solches bestätigtes Sprichwort und nicht ein untergeschobener Wechselbalg sei; . . und mein Leben schien mir zu kurz, um bei jedem einzelnen Ausspruch, den ich bei einem Schriftsteller, in einer Zeitung angeführt fand, oder der mir von einem Sammler und Mitarbeiter geboten wurde, lange und unfruchtbare Erörterungen obiger Art anzustellen. Wenn ich ein Sprichwort einmal auf der Straße oder im Umgange hörte, wenn ich es einmal in einer Schrift angeführt fand, wenn es mir als Sprichwort zugesandt wurde, so nahm ich es in meine Sammlung auf. So ganz ohne Prüfung bin ich indes nicht verfahren; ich sah zunächst schon auf den sprichwörtlichen Charakter und suchte womöglich die Quelle anzugeben, aus der geschöpft war, das Land oder den Ort, wo es vernommen worden u. s. w.,“
(aus der Vorrede zum ersten Band des Deutschen Sprichwörter Lexikons Seite 13 - 14)

Aus den Text von Abraham a Sancta Clara hat Karl Friedrich Wilhelm Wander geschöpft und laut seinem Vorwort sämtliche Sprichwörter, Gleichnisreden, überhaupt alles, was sprichwörtliches Gepräge habe, sorgfältig gelesen und ausgezogen und 1838 in seinem Buch „Abrahamisches Parömakon“ veröffentlicht. Dass die Sprichwörter augenscheinlich nicht bekannt sind, soll der Ursache geschuldet sein, dass sie von Abraham a Sancta Clara so eigentümlich formuliert sind und wohl selten angewandt werden.

Die ersten 5 „Sprichwörter“ aus „Judas Der Ertz-Schelm“ von Abraham a Sancta Clara ausgezogen lauten in Wanders Buch „Abrahamisches Parömiakon“ von 1838, teilweise mit anderem Wortlaut als bei A. a Sancta Clara:
 
1. Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich. — Nicht weniger tut das Übermaß des Weintrinkens ungebührende Venusflammen in dem verwandten Leib erwecken.
 
2. Weiber und Weinbeeren machen alle Beutel leer.
Oder:
3. Die vollsten Beutel machen Weiber und Weinglas eitel.
 
4. Auf den Weinmonat folgt im Kalender der Wintermonat, also auf vieles und ungezähmtes Weinsaufen geht es gemeiniglich kühl her und schleicht die Armut ein, wie ein stummer Bettler.
 
5. Die Kandel und Andel bringen einen armen Wandel, deswegen sollte Bacchus von Rechtswegen in der einen Hand einen Regimentsstab, in der andern einen Bettelstab führen; nicht weniger auch Venus tut die Taschen leeren.
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Der Originaltext aus „Judas Der Ertz-Schelm“ von Abraham a Sancta Clara, Bd. 1. Salzburg, 1686, auf Seite 4 bis 5 lautet:
"Zu Dotrecht in Holland war nicht gar vor vielen Jahren ein Gesell, welcher fein sauber all das Seinige verschwendet durch stete Schlemmerei und Unsauberkeit, denn diese beide gemeiniglich verwandt sind und wenn Bacchus hinter dem Ofen sitzt, so heizt die Venus ein und sind diese so nahe beieinander, wie der Knopf bei der Hose. Auch zeigt es die öftere Erfahrung, dass Feuchtigkeit und nässe den Kalk anzündet, nicht weniger tut das Übermaß des Weintrinkens ungebührende Venusflammen in dem verwanden Leib erwecken, die Weiber aber und Weinbeere machen mehristen Teil alle Beutel eitel und gleichwie in dem Kalender auf den Weinmonat der Wintermonat folget, also auf vieles und ungezähmtes Weinsaufen geht es gemeiniglich kühl her und schleicht die Armut ein, wie ein stummer Bettler. Dessenthalben soll Bacchus von Rechts wegen in einer Hand ein Regimentsstab, in der anderen Hand ein Bettelstab führen. Nicht weniger auch Venus tut die Taschen leeren, bringen also die Kandl und Andl einen Menschen zu einem armen Wandel."
(Andere Ausgaben sind gleichlautend.)

Allein das „Sprichwörterohr“ von Wander erkannte diese „Sprichwörter“, unabhängig davon, das sie nicht als Sprichwörter im Umlauf waren. Alle Stellen, in denen diese als „Sprichwörter“ auftauchen, datieren nach 1838 und haben wohl aus Wanders Werk geschöpft. Aus der Zeit vorher gibt es keine auffindbare Quelle, in der einer dieser Sprüche außerhalb des Textes von Abraham a Sancta Clara zitiert, oder als Sprichwort bezeichnet wird. Das schließt nicht aus, das Sancta Clara an anderen Stellen auch Sprichwörter gebraucht hat. Die sind aber dann unabhängig von ihm auch bei anderen Autoren als Sprichwörter zu finden.
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Einträge im Deutschen Sprichwörter Lexikon von Wander:
   
1. Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich.
(Stichwort Kalk Nr. 13, angegebene Quelle: Parömiakon, 1.)

2. Weiber und Weinbeer machen alle Beutel leer.
(Stichwort Weib Nr. 1128, angegebene Quelle: Parömiakon, 2, Leipziger Tageblatt, Nr. 260 vom 16.9.1864, Seite 1 (Spruch von Abr. a Sancta Clara))
(Möglicherweise hat Wander diesen Spruch in Anlehnung an ein anderes Sprichwort bei Sailer, Seite 100 formuliert: „Drei W machen viel Beutel leer: Würfel, Weiber, Weinbeer'.“ Würfel oder Spiel in Verbindung mit Weib und Wein oder Weinbeere kommen auch in anderen Sprichwörtern und bei anderen Autoren öfters vor.)

3. Die vollsten Beutel machen Weiber und Weinglas eitel.
(Stichwort Beutel Nr. 24, im Sprichwörter Lexikon von Wander ohne Quellenangabe.)

4. Auf den Weinmonat folgt der Wintermonat.
(Stichwort Weinmonat Nr. 1, angegebene Quelle: Parömiakon, 4.)

5. Kandel und Andel bringen einen armen (bösen) Wandel.
(Stichwort Kandel Nr. 1, angegebene Quelle: Parömiakon, 5)
    Andel und Kandel machen einen bösen Wandel.
(Stichwort Andel (Diminutiv von Anna), angegebene Quelle: Parömiakon, 5)
Weitere von Wander angegebene Quellen, in denen aber ein etwas anderer Text für das Sprichwort steht. Wander bemängelt den anderen Text bei Karl Simrock als Druckfehler. Wahrscheinlich hat Braun 1840 von Wander (1838) abgeschrieben und den Text etwas verändert, alle anderen dann von ihm.:
    Kandel und Andel bringen einen warmen Mantel.
(Braun 1840, Nr. 1740; Marbach 1842, Seite 52; Simrock 1846, Nr. 5395; Wilhelm Körte zweite Auflage 1861, Nr. 4085 (sind ein warmer Mantel.) Nicht in Körtes 1. Auflage von 1837 enthalten)
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Von Wander angegebenen Quellen zu Sprichwörtern von Abraham a Sancta Clara stammen aus seinem eigenen Buch „Abrahamisches Parömakon“ von 1838, also von ihm selbst oder von anderen, die ihrerseits von ihm abgeschrieben haben. So kann man aus Texten vieler Autoren mit etwas Geschick und Sprichwörterohr Sprichwörter herausziehen und mit Wortumstellungen zu Sprichwörtern machen. Auf Seite 5 der Vorrede in Band 1 des Sprichwörter Lexikons zitiert Wander aus einem Gutachten der Gesellschaft für deutsche Sprache in Berlin „Weil es als Münze, unbesehen und unverändert umläuft, wird nicht jeder Denk- noch Sinnspruch zum Sprichwort." Leider richtet sich Wander nicht danach. Etliche seiner „Sprichwörter“ sind keine Sprichwörter, da sie nie als Sprichwörter unter den Menschen bekannt geworden sind oder umgehen. Sie bleiben, was sie vorher waren, Zitate aus Büchern anderer Autoren, auch wenn sie später bei Wander als „Sprichwörter“ abgeschrieben wurden. Nur wenn sie auch in anderen Quellen zu finden sind, sind es wahrscheinlich wirklich Sprichwörter.

Ein Beispiel für ein echtes Sprichwort durch ältere Quellen:
„Er schickt sich in alle Sättel.“ steht in „Abrahamisches Parömakon“ unter Nr. 2764. Bei A. a Sancta Clara steht im „Wohl angefüllter Weinkeller“ auf Seite 471: „Ein Schmeichler schickt sich in alle Sättel.“ Hier hat auch Sancta Clara ein Sprichwort zur Verdeutlichung seiner Gedanken verwendet. Ältere Quellen finden sich in der deutschen Ausgabe der Baierische Chronik von Johannes Aventin (1477 - 1534), herausgegeben 1566 (Auf alle Sachen und alle Sättel geschickt.), in „Florilegium Ethico-Politicum“ von Jan de Gruytere (1560 - 1627) aus dem Jahr 1612 und 1630 im Politischen Blumengarten von Christoph Lehmann (1568 - 1638), (bei beiden : „Zu schimpf und ernst auf alle Sättel gerecht.“).
   
. . . . . . . .
     
Aus einem Gutachten von Dr. Karl Rosenkranz, Rat 1. Klasse und ordentlicher Professor an der Königlichen Universität zu Königsberg zur Sprichwörtersammlung „Preussische Sprichwörter“ von H. Frischbier aus dem Jahr 1864 in der 2. Auflage 1865, Seite 320:

„Sprichwörter erfindet man nicht, sondern man findet sie.“

 Leider hat Wander in seinem Deutschen Sprichwörter Lexikon zu viele Sprüche selbst produziert und erfunden. Auf dieser Website sind deutsche Sprichwörter mit E dagegen in den originalen Quellen vorhanden, ebenso wie alle anderen Sprichwörter aus Deutschland von A bis Z. Wenn hier trotzdem besondere, wichtige, neue oder häufige Sprichwörter aus Deutschland fehlen sollten, bitte eine Nachricht mit Quellenangabe/Fundort an die E-Mail Adresse auf der Seite Kontakt.

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Deutsche Sprichwörter von Er m bis Er Z

  

Er macht Augen, wie die Gänse, wenn's Wetter leuchtet.

Er macht aus einem F– einen Donnerschlag.

Er macht aus seinem Herzen keine Mördergrube.

Er macht die verlorene Schildwache.

Er macht eine lange Vorrede zu nichts.

Er macht ein Gesicht, als hätt er Holzäpfel gegessen.
Er hat Holzäpfel gegessen.
Er sieht (eben), als hätt [hab] er Holzäpfel gegessen.
Mancher trauriger sieht, als hätt er Holzäpfel gegessen.
(Das bedeutet, er hat in etwas sehr Saures gebissen, da Holzäpfel ähnlich wie Zitronen sehr sauer sind. Übertragen kann es auch bedeuteten, er ist gerade in einer für ihn unangenehmen beschwerlichen schlechten Situation, die Probleme bereitet und ihm sauer wird.)

Er macht ein Gesicht, wie der Esel, der Teig gefressen hat.


Er macht ihm die Hölle heiß und den Teufel schwarz.


Er macht ihm eine Faust in der Tasche.


Er macht ihn mit sehenden Augen blind.

Er macht Kalender fürs verwichene Jahr.

Er macht's wie der Bäcker, der steckt (schiebt) das Brot in den Ofen und bleibt selber draußen.

Er macht's wie der Truthahn in Dresden; spricht er nicht, so denkt er desto mehr.

Er macht's wie Fuggers Hund.

Er mag das Wasser nicht in den Schuhen haben, geschweige im Magen.

Er mag sanft schlafen, der keine Sorge hat.

Er mag sich nicht bücken, ihm steckt ein Schelmenbein im Rücken.

Er malt aus einem Tiegel weiß und schwarz.
Er malt schwarz und weiß aus einem Tiegel.
Er malt weiß und schwarz aus einem Tiegel.
Schwarz und weiß aus einem Tiegel malen.

Er meint, er sei des großen Hunds Großvater.

Er meint, es habe ihn ein Hase geleckt.

Er meint, es müsse das Pflaster vor ihm aufstehen.

Er meint, was er im Sinn habe, das schlagen alle Glocken.
Jeder meint, was er im Sinne hat, das läuten alle Glocken.

Er merkt, woher der Wind weht.

Er mischt sich d’rein, wie Mäusedreck untern Pfeffer.

Er möchte hinaus, wo kein Loch ist.

Er möchte sich gern decken, aber die Decke ist zu schmal, und der Mantel zu kurz.
Er wollte sich decken, die Deck ist zu schmal, der Mantel zu kurz.
(Das bedeutet, jemand möchte sich entschuldigen, die Entschuldigung ist aber ungenügend und nur halbherzig.)

Er möchte wohl den Schild zu den Brüdern hängen.

Er muss das Mus essen.

Er muss die Zeche bezahlen.
Er wird einmal Zeche zahlen.

Er muss einen Diebs-Daumen haben.
(Einem alten Aberglaube nach, soll ein einem gehenkten Diebe abgeschnittener Daumen Glück im Spiel bringen. Da Diebe heute nicht mehr am Galgen aufgehängt werden, kann das nicht mehr nachgeprüft werden.)

Er muss ein scharf Gesicht haben, der eine Jungfrau kennen soll.

Er muss es hinnehmen, als wenn ihn ein Hund gebissen hätte.

Er muss Haare lassen.

Er muss Hunde führen bis Bautzen.
Er wird noch Hunde führen bis Bautzen.
Hunde führen bis Bautzen.
(Erklärung zur Entstehung von diesem Sprichwort 1837 von Wilhelm Körte: „Die  Redensart entstand zur Zeit Kaisers Heinrich I.; dieser schickte nämlich den bei Bautzen lagernden Ungarn zwei Boten mit einem Fehde-Briefe,  nebst zwei räudigen Hunden, anstatt des bisher gezahlten Tributs. Der  Ungar-Fürst ließ in seinem Zorn den Boten Nasen und Ohren abschneiden  und sandte sie so mit den Hunden dem Kaiser zurück. Den Boten bekam also dies Führen der Hunde nach Bautzen so überaus schlecht, dass es zur  sprichwörtlichen Redensart wurde, welche sich also wohl nicht auf die  sonstige Strafe des Hundetragens bezieht; – diese ward den Majestäts-Verbrechern von Adel auferlegt; denn vom Adel hatten die Fürsten ehemals nur Treue zu fordern, nicht aber Untertänigkeit. Deshalb ward solchen  adeligen Verbrechern ein räudiger Hund auf den Rücken gebunden, zum  Schandmal ihrer räudigen Treue.“)

Er muss in die Büchse blasen.
(Das bedeutet, er muss eine Strafe bezahlen.)

Er muss Lehrgeld geben, sagen die Spieler.

Er muss leise gehen, der Eier hat unter den Füßen.

Er muss viel Schwalben sehen, bis das er glaubt, dass es Frühling sei.

Er nagt am Hungertuche.

Er nagt immer an einem Knochen herum.
(Er bleibt immer bei derselben Sache und wiederholt sich dauernd.)

Er nähme auch Gott von den Füßen.
(Das bedeutet, er raubt und stiehlt alles, ohne Rücksicht auf Verluste und ohne die Konsequenzen zu berücksichtigen.)

Er nähme bis an die Hölle zu, und wenn ihm die Haare und die Beine brennten, so nähme er doch.

Er nährt sich aus dem Stegreif wie ein Müller.

Er nehme es von den Toten.


Er nimmt alles für bar Geld.

Er nimmt das Haar mit der Haut.

Er nimmt kein Blatt vors Maul.

Er nimmt's an seinen Birnen ab, wie andere Leute ihre teigen.
Nimm's von deinen Birnen ab, wann andrer Leute ihre teigen.

Er nimmt's überhaupt, wie der Teufel die Bauern.

Er nimmt zu – wie ein Schürstecken.

Ernsthafte Leute betrügen auch wohl.

Ernst mit Scherz trifft das Herz.

Ernst schafft oft viel größeren Nutzen als zu viel Glimpf*12.

Er pfeift auf dem letzten Loch.
(Das bedeutet, er ist am Ende, hat keine Kraft mehr, bei dem, was er gerade tut.)

Er pflügt mit fremdem Kalbe.
Mit fremdem Kalb ist wohlfeil pflügen.

(Sprichwort aus der Bibel, Altes Testament, Das Buch der Richter 14, 14 + 17 - 18: „14. Er sprach zu ihnen: Speise ging von dem Fresser und Süßigkeit von dem Starken. Und sie konnten in drei Tagen das Rätsel nicht erraten. 17. Und sie weinte die sieben Tage vor ihm, da sie Hochzeit hatten; aber am siebenten Tage sagte er's ihr, denn sie drängte ihn. Und sie sagte das Rätsel ihres Volkes Kindern. 18. Da sprachen die Männer der Stadt zu ihm am siebenten Tage, ehe die Sonne unterging: Was ist süßer den Honig? Was ist stärker denn der Löwe? Aber er sprach zu ihnen: Wenn ihr nicht hättet mit meinem Kalb gepflügt, ihr hättet mein Rätsel nicht getroffen.“)

Er plumpt hinein wie der Pfeifer ins Wirtshaus

Er plumpt hinein, wie ’n Kohlenbrenner in die Apotheke.

Er prangt wie die Laus auf einem Samtkragen.

Er putzt gern das Licht, er wird wollen ein schön Weib haben.

Er redet das Hundertste in’s Tausendste.

Er redet von der Sach wie der Blinde von der Farb.

Er reicht ihm das Wasser nicht.
(Das bedeutet, er reicht nicht an seine Vorzüge.)

Er reicht ihm nicht an die Sporen.

Er reist wie des Müllers Karren: Der kommt allabends wieder zu Haus.

Er reitet auf dem Esel davon.

Er reitet ein böses Pferd, er hat das Fegefeuer im Haus.

Er reitet einen bösen Esel: das Geckenpferd.

Er rennt, als ob ihm die Hacken brennen.
Er rennt, — als wenn er die Hacken verloren hat.
Er rennt, — dass ihm das Wasser im A... kocht.
(Eines der Sprichwörter, wegen denen die Erstausgabe von Hermann Frischbiers Buch „Preußische Sprichwörter“ wegen „Erregung eines öffentlichen Ärgernisses durch Verletzung der Schamhaftigkeit“ 1864 polizeilich mit Beschlag belegt und Anklage gegen den Autor erhoben wurde.)

Er rennt mit dem Kopf gegen die Wand.
(Man versucht etwas Unmögliches und stößt sich den Kopf an unüberwindlichen Hindernissen.)

Errette einen Dieb vom Galgen, so wird er dir zum Ersten den Hals brechen.

Er richtet den Schragen gegen den Markt.
Man muss den Schragen nach dem Markt richten.
(Schragen = aus dem Mittelhochdeutschen, schräge, kreuzweise stehende Holzfüße unter Tischen oder Gestellen (Sägebock).)

Er richtet gern an - aus andrer Leute Häfen*15.

Er (es) riecht nach dem Schulsacke.

Er riecht nach Moschus wie der Teufel nach Muskaten.

Er riecht nach zwei Mal Sieben.

Er rühmt sich, dass er Milch geben möchte.

Er rührt's durcheinander wie der Sudelkoch allerlei Brühen.

Er sagt immer ja, damit er kein krummes Maul mache.

Er sagt keine Wahrheit, sie entrinnt ihm denn.

Er sagt von großem Hecht ob einem Brei.

Er sagt: Wollt ihr's lassen, so lasst's, wo nicht, so lasst's bleiben.

Er sähe gern mit den Zähnen tanzen, wenn's nur nicht über seinen Brotkorb und Weinfass ginge.

Er sammelt die Asche und verstreut das Mehl.

Er sattelt den Ochsen und koppelt die Pferde.

Er sät Unkraut unter den Weizen.

Er schaut mit scheelen*29 Augen.

Er scheint sehr simpel, ist gleich (aber) sein Mantel doppelt.

Er schickt den Hund nach Bratwürsten.
(Das bedeutet, er macht eine törichte und unsinnige Arbeit. Man sollte sich aber nicht darauf verlassen, es gab schon Hunde, die darauf dressiert waren und es wirklich korregt erledigt haben.)

Er schickt sich wie der Esel zum Lautenschlagen.

Er schießt davon wie ein Sperber.

Er schimpft wie ein Rohrsperling (Rohrspatz).

Er schindet die Laus des Balges wegen.

Er schläft den ewigen Schlaf.

Er schläft wie ein Dachs.
(Das bedeutet, jemand schläft länger und mehr als die meisten anderen, da man früher den Dachs für einen Langschläfer ansah.)

Er schlägt aus wie ein Füllen.

Er schlägt einen Esel heraus und zehn herein.


Er schlägt nichts aus als Stöß und Schläge

Er schlägt es aus wie der Hund die Bratwurst.
Er schlägt's aus, wie der Bettler das Almosen.
Er schlägt's aus wie der Pfaff' das Opfer und der Bettler den Batzen*2.

Er schlägt sich an einen goldenen Galgen.

Erschleiche, was du nicht erlaufen kannst.

Er schleicht mir nach wie einer fetten Henne.

Er schlemmt, als hab' er's im Krieg geraubt.

Er schleppt seine Sachen herum, wie die Katze ihre Jungen.

Er schneidet mit dem großen Messer auf.
(Das bedeutet, er lügt und prahlt und ist ein Aufschneider, der mit erfundenen eigenen großen Taten Eindruck machen oder andere beeinflussen will.)

Er schreit, als steckt er am Spieße.

Sie schreit, als steckte sie am Spieße.

Er schreit, als wenn er am Spieße steckte — als würd' er auf dem Spieße gebraten.

Erschrockener Feind ist auch erschlagen (geschlagen).

Erschrockene sind schon halb geschlagen.

Er schüttelt es ab wie der Hund den Regen.

Er schüttelt mit dem Kopfe, als hätte er Wasser in den Ohren.

Er schüttet den Brunnen zu, wenn das Kalb ertrunken ist (das Kind in den Brunnen gefallen ist).
(Erst, wenn es zu spät ist und das Unglück passiert ist, wird etwas für die Sicherheit getan.)


Er schwatzt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.


Er schwimmt mit der bleiernen Ente um die Wett'.


Er schwört dem Teufel ein Ohr weg.


Er schwört Stein und Bein.
Stein und Bein schwören (auf etwas schwören).
(Der Spruch steht in etlichen alten Sprichwörtersammlungen in verschiedenen Variationen, mal als Sprichwort, mal als Redensart. Der Stein kommt vom meist steinernen Altar in Kirchen oder heidnischen Heiligtümern. Steine wurden früher auch unter Beschwörungen oder Verwünschungen ins Wasser geworfen. Mit Bein sind die Knochen von Heiligen gemeint, die als Reliquien auf steinernen Altären lagen, bei denen man schwor. Noch heute wird mit der Hand auf der Bibel geschworen oder ein Eid abgelegt.)

Er segelt mit allen Winden.
(Das bedeutet, er ist besonders vielseitig.)

Er segnet sich zuerst wie die Pfaffen.

Er setzt den Bock auf die Haberkiste (Haferkiste).

Er sieht, als hätt' er Senf gegessen; wenn er lacht, fällt ein Turm um.

Er sieht anderer Leute Splitter, aber nicht seine eigenen Balken.

Er sieht aus, als ein Ochse, der den Fleischhauer entlaufen ist.

Er sieht aus, als wär er schon bei Tage am Galgen gehangen.

Er sieht aus, als wenn der Teufel Erbsen auf ihm gedroschen hätte.

Er sieht aus, als wenn er dem Teufel aus der Bleiche entlaufen wäre.
(Erklärung dazu von Wilhelm Körte 1837: Der Teufel bleicht nämlich schwarz, weil ihm alles Weiße und Lichte zuwider ist.)

Er sieht aus, als wenn er den Prozess verspielt hätte.

Er sieht aus, als wenn er die Viehseuche erfunden hätte.

Er sieht aus, als wenn er Zehne gefressen hätte und der Elfte wär' ihm im Halse stecken geblieben.

Er sieht aus, als wenn man ihm gen Himmel geläutet hätte.

Er sieht aus wie der Tod von Ypern.
(Meist wird dieses Sprichwort heute mit der Flandernschlacht von 1914 im 1. Weltkrieg in Zusammenhang gebracht. Das ist aber falsch. Das Sprichwort ist nachweislich wesentlich älter und schon 1837 in der Sprichwörtersammlung von Wilhelm Körte auf Seite 29, Nr. 354 enthalten. In dem Buch „Volksmedizin und medizinischer Aberglaube in Bayern“ von Dr. Gottfried Lammert aus dem Jahr 1869 (Seite 97) wird im Literaturhinweis auf das „Journal von u. für Deutschland“ aus dem Jahr 1787, Seite 95 hingewiesen. Körte bemerkt 1837 zur Herkunft: „In der Hauptkirche daselbst sieht man in Stein gehauen einen gräulich magern, wenigstens 6 Fuß langen Tod.“
Das gleichlautende Sprichwort „Er sieht aus wie der Tod von Forchheim.“ (Forchheim, Kreisstadt in Oberfranken, Bayern) soll nach einer Belagerung der Stadt Forchheim im Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) (Bezeichnung für eine kranke, abgemagerte Person.) entstanden sein. wegen Überfüllung und schlechter hygienischer Verhältnisse konnten sich Krankheiten schnell verbreiten.)

Er sieht aus wie der Tod zu Basel.
Er sieht aus wie der Tod in dem baseler Totentanz.
(Laut Melchior Kirchhofer (Wahrheit und Dichtung, 1824, Seite 56) entstand das Sprichwort nach Abbildungen an einer Mauer bei dem Prediger-Kloster in Basel. Die Bilder zeigten den Kampf aller Stände des menschlichen Geschlechtes mit dem Tod. Nachdem die Bilder verwitterten, zeugt nur noch das Sprichwort davon.)

Er sieht aus wie der Vollmond.
(Ein Sprichwort von J.M. Braun (Nr. 4826) aus dem Jahr 1840. Nach 1867 gleich drei Mal (2. Mal in Mundart) im Deutschen Sprichwörter Lexikon von Wander enthalten, alle ohne Quellenangabe.)

Er sieht aus, wie ein Feld voll Teufel.

Er sieht aus wie Milch und Blut.


Er sieht aus, wie 'ne Gans, wenn's wetterleuchtet.


Er sieht aus, wie 'ne Sau, die Molken säuft.

Er sieht, dass die Milch davon sauer wird.

Er sieht den Rauch und weiß nicht, wo es brennt.

Er sieht den Wald vor Bäumen nicht.
Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen.

Er sieht den Wind auf der Gasse laufen.
(Im Märchen „Die kluge Else“ der Brüder Grimm: Sie sieht den Wind auf der Gasse laufen.)

Er sieht die Stadt vor Häusern nicht.

Er sieht drein wie ein geschossener Wolf.

Er sieht durch die Finger.
(Wer durch die Finger sieht, sieht nicht so genau hin und drückt ein Auge zu. Er rügt nicht jede Kleinigkeit und sieht großmütig über kleine Fehler hinweg, ohne sie zu beachten.)


Er sieht einem Schelm ähnlicher, als einer Ente.
Er sieht einem Schelm gleicher als einem Entvogel.

Er sieht einen weißen Hund für einen Bäckersknecht an.

Er sieht gern tanzen, aber mit den Zähnen nicht.

Er sieht ihm so gleich, als wäre er ihm aus'm Gesäß geschlüpft.

Er sieht nach dem Hühnerei und lässt die Gänse fahren.

Er sieht's an wie die Kuh ein neu Scheuertor*32.
Er sieht etwas an, wie die Kuh das neue Tor.

Er sieht's der Kuh am A– an, was die Butter in Mainz gilt.

Er sieht so sauer, dass, wenn er in eine süße Milch sähe, sie versäuerte.
Er sieht so sauer, wenn er in die Milch sähe, sie versauerte.
Er sieht so sauer, sehe er in ein Fass Milch, sie würde sauer.
Der sauer und so ernstlich sieht, dass eine Milch vor seinem Gesicht ersauern sollt.

Er sieht so scharf als ein fränkischer Reiter: Der sah durch neun Kittel, wo Geld stecke.

Er sieht, was fliegt, aber nicht was kriecht.

Er sieht wie ein Ochs, der dem Metzger entronnen ist.

Er sieht wie ein Wald voll Teufel.

Er sieht wie Herodes zum Fenster heraus.

Er sieht zugleich ins Winter- und in's Sommerfeld.
(Das bedeutet, er schielt.)

Er singt vom Wohlleben bei einer Wassersuppe.

Er sitzt auf dem Pferde, als wenn er drauf geschissen wäre.

Er sitzt da, wie ein Ölgötze

Er sitzt im Pech; ist ein Pechvogel.

Er sitzt wie eine Laus zwischen zwei Nägeln.

Er sitzt wie eine Made im Speck.
(Das bedeutet, man sitzt im Wohlstand und kann gut leben, da man von allem genug hat.)

Er sitzt zwischen zwei Stühlen in der Asche.

Er sollte eher ein Dorf verzehren, als ein Haus gewinnen.

Er solte uns vom Fasten predigen, ihm glaubt man.

Er soll Vergebung seiner Sünden finden, wenn der Teufel sie erlangt.

Er sorgt, dass die Gänse barfuß gehen.

Er sorgt für ungelegte Eier.
(Ungelegte Eier sind Dinge, Pläne, Vorstellungen oder Träume, die noch nicht geschehen sind. Das größte ungelegte Ei ist die Zukunft selbst, über die sich die meisten besonders sorgen und darüber die Gegenwart vergessen und heute zu leben. Später sind es nur noch Vergangenheit und verpasste Möglichkeiten.)

Er spannt die Ochsen hinter den Pflug.

Erspart ist auch erobert.

Erspart ist so gut als erworben.

Er spielt ein gewagtes Spiel.

Er spielt Nummer sicher.


Er spricht aus zwei Mündern.
(Er ist unaufrichtig und spricht so, wie der eigene Vorteil es gerade will.)

Er spricht davon, wie der Blinde von der Farbe.

Erst besinn's, dann beginn's.
Erst denke, dann handle.
Erst denken, dann handeln.
Erst wäg's, dann wag's.
Erst wig's, dann wag's.
Erwäg's, dann wag's.
Erwig's, dann wag's!
Ehe wigs, denn wags, hab Rat vor der Tat.
Überschlag's, und dann wag's.
Wäg', ehe du wagst; besinn, ehe du sagst, damit du nicht Reue tragst.
Wigs vor, darnach wags, besinn es, dann beginn es.
(Man soll den Kopf gebrauchen, um deine Füße zu schonen. Bevor man handelt, sollte man darüber nachdenken, um mögliche vorhersehbare Fehler zu vermeiden und größere Erfolgsaussichten zu erzielen. Es kann auch eine Mahnung von anderen sein, die Ratschläge erteilen. Ein Sprichwort, das von sehr vielen für wichtig gehalten wird, dass es seit Jahrhunderten in verschiedensten Variationen (einige siehe oben) in den meisten Sprichwörtersammlungen bis heute zu finden ist)

Erst Braten, dann Brühe.

Erst Brot und dann Fleisch.


Erst den Balken aus dem eigenen Auge und dann den Splitter aus des Nachbars Auge.

Erst der Magen, dann der Kragen.
(Das bedeutet, man muss erst für ausreichend und gesunde Nahrung sorgen, bevor man sich ausgefallene und möglicherweise unnötige Kleidungsstücke kaufen kann.)

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Erst die Last, dann die Rast.


Erst die Pfarre, dann die Quarre.
(Quarre = aus dem Niederdeutschen: eine quarrende Person, weinerliches Kind; zänkische Frau. Das Sprichwort bedeutet, man braucht erst eine feste Anstellung, ein Auskommen, bevor man sich eine Frau nehmen kann. Es kann auch als Warnung dienen, vor verfrühten (un)ehelichen Freuden, aus denen kleine und viel weinende Kinder entstehen. Für einen Geistlichen gesagt, bedeutet es, er muss die Witwe des Amtsvorgängers heiraten, um die Pfarrstelle zu erhalten.)

Er steckt das Messer neben die Scheide.

Er steckt einen Stock ins Rad.
(Er schadet und behindert andere, indem er Knüppel zwischen die Beine wirft.)

Er steckt in keiner guten Haut.
Sie steckt in keiner guten Haut.

Er steckt mit ihm unter einer Decke.

Er steckt Reifen auf, wenn kein Bier mehr im Keller ist.

Er steckt seine Nase in alles.

Er steckt voll Lurren und Schnurren.

Er steckt zwischen Baum und Rinde.
(Das bedeutet, man steckt in einer ausweglosen Sache, in der man weder vor noch zurück kann.)


Er steht auf, ehe der Teufel Schuhe anhat.

Der Mönch steht auf, ehe der Teufel Schuhe anhat.


Er steht bei der Wahrheit wie der Has bei der Pauke.

Er steht da wie der steinerne Stephan.

Er steht da wie St. Näf mit dem steinernen Mantel.
(Sprichwort in der Schweiz: Er steht da wie St. Näf mit dem steinernen Hosenladen.)

Er steht früh auf, er muss helfen Mittag läuten.

Er steht immer auf der schwarzen Tafel.

Er steht in Gnaden, wie der Weihkessel hinter der Tür.
Er steht in Gnade, wie der Weihbrunnen hinter der Kirchentür.

Er steht in keinen guten Schuhen.

Er steht noch bei ihm auf dem Kerbholz.

Er steht seinen Mann.

Er steht wie Butter an der Sonne.

Er stellt sein Netz den alten Krähen.

Er stellt sich wie ein Pfau.

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.
(Ein Spruch, der in der Umgangssprache öfters scherzhaft gebraucht wird. Als Urheber wird oft der Dichter, Maler und Zeichner Wilhelm Busch genannt (1832-1908), was aber nicht bewiesen werden kann. Nur der Satz aus der Bildergeschichte Plisch und Plum über zwei ungezogene junge Hunde aus dem Jahr 1882 stammt von ihm: „Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt.“)
Nachzulesen unter:  www.zeno.org/Literatur/M/Busch,+Wilhelm/Bildergeschichten/Plisch+und+Plum/Erstes+Kapitel


Erst gerecht, dann wohltätig.

Erst guter Wein, und wenn die Leute trunken sind, der schlechte, ist Wirtspraktik.

Er stiehlt wie eine Dohle.


Er stiehlt wie ein Rabe.

Er stirbt sine lux sine crux.

Erst kneten, dann backen.

Erst komm ich und wieder ich und nochmals ich, und dann kommen die andern noch lange nicht.

Erst Näschen haben, dann Prischen nehmen.

Er stolziert einher, wie ein Pfau.

Erst Pater, dann Mater, dann der ganze Konvent.

Erst prächtig, jetzt verächtlich.
Vorhin prächtig, jetzt unmächtig.
Vorhin prächtig, jetzt verächtlich.
(Das 1. Sprichwort steht 1846 bei Simrock, das Mittlere 1840 bei Braun und Wander mischt beide 1873 zum unteren zusammen und gibt beide als Quelle an.)

Erst reich werden, dann Gott dienen.

Erst richt vor deinem Haus, dann schau nach andern aus.

Erst schmeicheln, dann kratzen, das schickt sich für Katzen.

Erst schmieren sie dich mit Honig ein, dann fressen sie dich hinterdrein.

Er studiert das Blaue vom Himmel herunter.

Erst verschmäht, dann Gebet.

Erst verstehe es, darnach richte es.


Erst wäg's, dann sag's.
Erwäg's, den sag's.
(Dieses Sprichwort, in dem man vor dem Sprechen abwägen soll, steht nur in den Sammlungen von Friedrich Peters (Petri, 1605) und von Georg von Gaal (1830). Alle anderen meinen, man sollte besonders vor den Taten nachdenken und abwägen. Siehe weiter oben: Erst besinns . .)

Erst wenn der Brunnen ausgetrocknet ist, weiß man das Wasser zu schätzen.
Erst, wenn der Brunnen trocken ist, schätzt man das Wasser.
Den Brunnen schätzt man erst, wenn er kein Wasser mehr gibt.
Wenn der Brunnen trocken ist, schätzt man erst das Wasser.

Er sucht den Esel und sitzt darauf.

Er sucht den fünften Zipfel am Sack.

Er sucht einen Narren, vorm Spiegel fänd er ihn.

Er sucht eine Stecknadel im Heuhaufen.

Er sucht und bittet Gott, dass er nicht finde.

Er tanzt, bis er auf dem Rücken in die Kirche geht.
(Das ist ein Tanzwütiger, der ohne Rücksicht auf Verluste nur tanzt, bis er stirbt und auf dem Rücken liegend zu Grabe getragen wird.)

Er taugt weder zu sieden, noch zu braten.
(Das bedeutet, er ist unentschlossen und kann sich zu nichts entscheiden.)

Er traf den Hirsch - mit einer Kugel in die hintere Klau und durch beide Ohren hinaus.

Er trägt die Kirche ums Dorf.
 
Er trägt ein deutsches Kleid hinaus, und bringt ein welsches*35 nach Haus.

Er trägt einen Hasenfuß bei sich.

Er traut seinen Schenkeln mehr als seinen Händen.
(Das bedeutet, der Furchtsame wird seine Schenkel und Beine eher zur Flucht gebrauchen, als seine Arme und Hände, um zu kämpfen.)

Er treibt die Hunde aus und geht selbst mit.

Er trinkt, dass die Leber schwimmt.

Er trübt kein Wasser.

Er tut, als sei ihm geboten, in Eile zu verderben.

Er tut, als wär' der Papst sein ärmster Vetter.

Er tut großer Arbeit nicht wehe.
(Das bedeutet, er geht ihr aus dem Weg und vermeidet, sie zu tun.)

Er tut nichts Gutes, der mit Geld gekauft ist.

Er tut seines teils das Beste und der so viel tut, als er kann, der tuts als der beste Mann.

Er tuts so gern, wie der Bauer in den Turm steigt.
(Der Turm war früher das Gefängnis. Es konnte auch ein Schuldturm sein, ein Gefängnis, aus dem man erst nach Bezahlung seiner Schulden entlassen wurde.)

Er übersieht's wie der Blinde das Dorf.

Er verkauft Blei für Gold.

Er verkauft Winde, schleift glatte, breite Worte, trägt den Atem feil, redet aus der Lunge, nicht aus dem Herzen.
(Das Sprichwort meint einen Lügner.)

Er verspricht goldene Berge und ist keinen Heller*17 wert.

Er versteht den Rummel.

Er versteht einen alten Hund davon.

Er versteht einen Spaß.
(Bei manchen trifft auch das Gegenteil zu.)

Er vertreibt sich die Zeit mit Langeweile.


Erwachsene Bäume lassen sich eher brechen denn beugen.

Er wächst hinter sich wie ein Schürstock (Schürstecken).

Er wächst wie die reife Gerste.

Er wächst wie Hopfen an der Stange.
(Das bedeutet, er wächst krumm.)

Er wächst zur Erde wie eine Zwiebel.

Erwäg's, dann wag's.

Er war gut ins Schlaraffenland, da gibt man einem von der Stund ein Pfund zu schlafen.
Er passt gut ins Schlaraffenland, da gibt man einem fürs Schlafen ein Pfund die Stunde.
(Mit Pfund ist ein Geldbetrag gemeint.)

Er war schon auf seines Vaters Hochzeit.


Er wartet bis ihm eine gebratene Taube ins Maul fliegt.

Er wartet, bis ihm die gebratenen Vögel ins Maul fliegen.


Er wartet des Eis und lässt die Henne fliegen (laufen).

Er wechselt den Balg und behält den Schalk.

Er weckt das schlafende Feuer auf.

Er weint ob seiner Stiefmutter Grab.
(Da in vielen Sprichwörtern den Stiefmüttern nur schlechtes nachgesagt wird, bedeutet dies Sprichwort, Tränen und Weinen an deren Gräbern sind nur geheuchelt und nicht wirklich echt.)
In dem Zusammenhang auch die Redewendung:
Seiner Stiefmutter klagen.
(Die Redewendung wird auch mit dem Henker gebraucht. Das bedeutet, wenn man etwas der Stiefmutter (oder dem Henker) klagt, ist es vergebens, da man sicher nicht erhört wird.)

Er weiß auf jeden Hafen*15 einen Deckel und für jede Flasche einen Zapfen finden.

Er weiß dem Dinge Hände und Füße zu geben.
(Das bedeutet, er ist geschickt und einfallsreich, es fällt ihm immer eine Lösung ein.)

Er weiß mit der Laute umzugehen, wenn er sie unter'm Arme hat.

Er weiß nicht, was die Rübchen gelten.

Er weiß sich nicht zu raten, noch zu helfen.

Er weiß so viel davon wie die Kuh vom Sonntage.

Er weiß von vorne nicht, ob er rückwärts lebe.

Er weiß, was Bisam ist und was Marderdreck.

Er weiß weder Gicks noch Gacks.
(Das Sprichwort meint einen sehr Unerfahrenen, oder Unwissenden.)

Er weiß, wie die Kreide schreibt.

Er weiß, wie man die Kastanien aus dem Feuer holt (aus den Kohlen nimmt).
(Man lässt andere gefährliche Arbeiten erledigen und sich die Finger verbrennen.)

Er weiß, wo Barthel den Most holt.

Er weiß, wo das Gold im Rheine liegt.

Er weiß, wo der Teufel den Schwanz hat.

Er weiß, wo der Teufel sein Nest hat.

Er weiß, woher das Wasser zur Mühle fließt.

Er weiß wohl, was er noch am Rocken*28 hat.

Erwerben und Sparen zugleich, macht am gewissesten reich.

Er wetzt mehr den Schnabel als den Säbel.

Er wetzt schon das Messer zu dem Braten.

Er will alles Krumme grad machen.

Er will andrer Leute Ratten fangen und fängt sich selber nicht die Mäuse.

Er will aus der Haut fahren.

Er will das Tuch an fünf Zipfeln fassen.
(Das bedeutet, er will sicherer als sicher sein, eine doppelte Garantie.)

Er will den Bock melken.

Er will den Hühnern die Schwänze aufbinden.

Er will fliegen, eh er flügg ist.
Er will fliegen, eh ihm die Federn gewachsen sind.

Er will Gott und Teufel in ein Glas bannen.

Er will keinen Hasen erlaufen.

Er will mit Stiefeln und Sporen in den Himmel.

Er will nach Rom und fährt den Rhein hinunter.

Er will seinen Vater lehren Kinder machen.

Er will seines Vater Liedlein nicht singen.

Er will überall den fünften Zipfel am Sacke haben.

Er will überall den Ton angeben.

Er will überall mit im Troge liegen.

Er will uns mit Worten speisen.

Er will uns weismachen, Gott heiße Gerhard.

Er wird den Kuckuck nicht wieder rufen hören.
(Das bedeutet, er wird den nächsten Frühling nicht mehr erleben.)

Er wird den Rinken auch an der Türe lassen!
(Rinken, Kesselrinken = alte Bezeichnung für einen Kesselring. Ein Griff am Kessel, der lose und beweglich oben am Kessel befestigt ist, um heiße Kessel gefahrlos greifen und transportieren zu können. Bevor es Türklingeln gab, wurden Ringe (Rinken) auch an Haustüren als Türklopfer verwendet.)

Er wird ein gelehrter Kauz werden, wenn er unter die Stoßvögel kommt.

Er wird in der Leute Mäuler herumgezogen.
(Das bedeutet, er ist ins Gerede der Leute gekommen.)

Er wird keine Seide dabei spinnen.

Er wird noch ein hänfenes Halsband bekommen.

Er wird rot, als hätte man ihm Blut in's Gesicht gegossen.


Er wird rot bis über die Ohren.

Er wird seine fünfzehn Heller*17 schon kriegen.

Er wirft überzwerch und gewinnt kreuzweis.
(überzwerch = aus dem Mittelhochdeutschem aus Süddeutschland und Österreich: quer; über Kreuz.)

Er wischt das Maul und geht davon.

Er wohnt im Hungerfelde.

Er wollt' einen Schnitt machen und hat sich geschnitten.
(Erklärung dazu von Wilhelm Körte 1837: „Einen Schnitt machen“, so viel als: sich einen guten Vorteil machen; „Sich schneiden“, so viel als: sich gewaltig im Vorteil irren.)

Er würde einem vor der Sonne stehen, wenn er könnte.

Er würd' ein guter Schultheiß, er kann tun, was die Leute verdrießt.
Er würde ein guter Schulze, er kann tu'n, was die Leute verdrießt.

Erwürg’s nicht alles, nimm's eines Teils gefangen.

Er zahlt gern Geld aus anderer Leute Säckel.

Er zappelt wie ein Fisch im Garn.
(Garn = Netz. Das Sprichwort meint einen Furchtsamen.)

Er zäumt das Pferd beim Schwanz (von hinten) auf.

Er zecht auf den alten Kaiser.

Er zehrt von seinem Fett wie ein Dachs.
(Wer vom Fett leben musste, musste mangels Einnahmen von seinen Ersparnissen und Vermögen leben. Vergleichbar dazu fraß sich der Dachs im Sommer eine Fettschicht an, von der er im Winter zehrte.)

Erzeigter Wohltat man vergisst, drum nichts denn Undankbarkeit ist.

Erziehst du dir einen Raben, so wird er dir ein Aug ausgraben.
Erzieh(e)st du dir einen Raben, so wird er dir zum Dank die Augen ausgraben.

Er zieht einen Heiligen aus, um den anderen zu bekleiden.

Er zieht etwas durch das Auge der Schere.
(Durch die Grifföffnung ziehen, auf unehrliche Weise Gewinn machen.)

Er zieht einem das Fell über die Ohren.
(Das bedeutet, man nimmt ihm alle seine Habe, seinen ganzen Besitz.)

Er zieht eine Schlange im Busen auf.
Eine Schlange im Busen nähren.
(Das Sprichwort geht auf die Fabel „Der Wanderer und die Schlange“ des griechischen Fabeldichters Äsop zurück: Ein Wanderer fand im Winter eine vor Kälte erstarrte Schlange. Er nahm sie aus Mitleid unter seinen Mantel und wärmte sie. Als die Schlange aufgewärmt war, regte sie sich und bis den Wanderer in die Brust. Bevor der Wanderer am Gift der Schlange stirbt, denkt er, er hätte es wissen können, dass die aufgewärmte Giftschlange ihn beißen würde. Durch den Aberglauben von Milch trinkenden Schlangen entstand später der Mythos, vom am Busen nähren.
Das bedeutet, man fördert jemanden und tut ihm Gutes, der sich später als undankbar herausstellt und sich gegen seinen Wohltäter wendet und ihm Schaden zufügt. Meist hat man es vorher schon gewusst aber etwas anderes gehofft und die Augen vor den Tatsachen verschlossen. Die Moral, von Bösen, zu denen die Giftschlangen gezählt wurden, ist auch nur Böses zu erwarten.)

Er ziert die Gesellschaft wie der Bock den Marstall.

Er ziert die Gesellschaft wie der Esel den Rossmarkt.
Er ziert sein Geschlecht wie der Esel den Rossmarkt.

Er zittert schon vor der Scheide.

Er zög` einem Dieb die Hosen vom Galgen aus, wie Kunz Zwerg.

Er zündet Kerzen für den Teufel an.
(Er schmeichelt sich auf allen Seiten ein und versucht, sich auf allen Seiten, auch gegnerischen, Freunde zu machen.)

Erz und Heirat werden von Gott beschaffen und beschert.

Erz weist auf Erz und liegt selten allein.


Erzwungene Liebe ist Gleisnerei*11 und ist selten Bestand dabei.


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