Der Bösen Missfallen ist ein schönes Lob.
Der Aal stirbt nicht, er werde denn mit einem Trunk Wein begossen.
Der Anfang sei, wie er will, das Ende kriegt das Lob.
Der Angießer muss endlich das Bad austragen.
Der Apfel aber, den Eva brach, brachte uns in alles Ungemach.
(Ein Sprichwort, mit dem jeder Mann nicht nur früher alles Schlechte auf die Frauen abschieben konnte, und alles mit der Begründung, es steht ja schon in der Bibel. Eine Ausrede, die jahrhundertelang die Benachteiligung der Frauen gerechtfertigt wurde und heute noch nicht ganz überwunden ist.)
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
(Sprichwort auch in etlichen anderen Ländern.
Das Sprichwort bedeutet, Kinder beobachten ihre Eltern und folgen ihrem Verhalten.)
Der Apfel schmeckt süß, um den man die Wache betrügt.
Der Apfel sieht rot, doch sitzt ein Wurm darin.
Der Appetit ist ein Schalk, er trügt oft.
Der Appetit kommt beim Essen.
Der arme St. Peter hat viel ungelehrte Leute reich gemacht.
Der Arme und Reiche haben beid gleich viel davon.
Der Arme weit dahinten steht, wenn er kein Geld im Beutel hat.
Der Arme wird geehrt um seiner Klugheit willen, der Reiche um seiner Güter willen.
Der Ärmste muss das Gelage bezahlen.
Der Armut gebricht nichts.
Der Armut geht viel (wenig) ab, dem Geize alles.
Der Arzt dem Leibe, dem Freund der Mut, wo Treue, da ist sein Hilfe tut.
Der Arzt hat Geld, der Jurist hat Gold, den armen Priestern ist niemand hold.
Der Arzt lobt wohl die Myrrhen, dennoch ist sie voll Bitterkeit.
Der auf einem zerbrochenen Wagen oder Karren mit hinkenden und blinden Pferden kann fortkommen ohne Schaden, der soll nicht klagen.
Der auf übelm Weg ist, hat Not davon zu kommen.
Der Augenschein ist aller Zeugen bestes.
Der Ausgang wird’s lehren.
Der Bader*1 reibt, kratzt und zwackt die Leute, davon werden sie sauber und man lohnt ihm das, aber keinem Prediger und Regenten geschieht's, dass man sie drum belohnt.
Der Balg ist besser als der Marder.
Der Balg ist das Beste am Fuchs.
Der barmherzige Gott nimmt sich keines Unbarmherzigen an.
Der bass mag, der gewinnt's.
Der Bart wackert (weckt, wachsam, tüchtig, tapfer) den Mann.
Der Bart war früher als der Mann.
Der Bart ziert den Mann.
Der Bauch fragt, wie viel es geschlagen.
Der Bauch ist dem einen so weich als dem andern.
Der Bauch ist der sichere Trost.
Der Bauch ist ein böser Ratgeber.
Der Bauch ist ein schlechter Ratgeber.
Der Bauch ist ein großer Schalk, er macht viel Schälke (er macht uns alle zu Schelmen).
Der Bauch ist ein großer Schalk, macht uns all zu Schelmen.
Der Bauch ist ein Schalk.
Der Bauch macht uns alle zu Schelmen.
Der Bauch ist ein Meister von allen Künsten.
Der Bauch ist ein Wirtshaus, wo es gehet ein und aus.
Der Bauch ist ihm so weich wie mir.
Der Bauch ist leicht gefüllt.
Der Bauch kann der Glieder und die Glieder des Bauches nicht entbehren.
Der Bauch lässt sein nicht vergessen.
Der Bauch lässt sich bald sättigen, die Augen nicht (nimmer).
Der Bauch lässt sich mit guten Worten nicht aufhalten.
Der Bauch lässt sich mit (leeren) Worten nicht abspeisen.
Der Bauch lässt sich nichts vorlügen.
Der Bauch lehrt alle Künste.
Der Bauch macht Diebe und Mörder.
Der Bauch macht Huren und Buben.
Der Bauch will nicht borgen.
Der Bauer bleibt ein Bauer, auch wenn er schläft bis Mittag.
Der Bauer den Bauern in Nacken schlägt, wenn er gleich Gold und Sammet trägt.
Der Bauer gehört an den Pflug.
Der Bauer glaubt nur seinem Vater.
Der Bauer hinter den Pflug, der Esel in die Mühle, der Schüler in die Schule.
Der Bauer ist ein Lauer.
Der Bauer ist nicht zu verderben, man hau` ihm denn Hand und Fuß ab.
Der Bauer ist nie ärmer, als wenn er eingesammelt hat.
Der Bauer ist stolzer als der Barbier, er darf auf sein Werk hofieren.
Der Bauer muss dienen, wie er bespannt ist.
Der Bauer und sein Stier sind ein Tier.
Bauer und Stier sind ein Tier.
(Das bedeutet, beide sind gleich störrisch.)
Der Bauer unter den Doktoren, der Esel unter den Affen.
Der Baumann erhält Land und Leute.
(Aus dem Grammatisch-kritischem Wörterbuch von Johann Christoph Adelung: „Der Baumann = die Bauleute, an einigen Orten, besonders Oberdeutschlandes, so viel als ein Bauer oder Ackermann; in welcher Bedeutung dieses Wort schon in dem Schwabenspiegel vorkommt.“)
Der Baumann füllt Kasten und Keller.
Der Baum genießt seiner Äpfel nicht.
Der Baum trägt die Äpfel nicht ihm selbst.
Der Baum trägt sich selbst keine Äpfel.
Der Bedürfnislose ist König.
Der Beifall ist das Brot des Künstlers.
Der bekannte Mann geht vor.
Der beißt eine Nuss durch einen Sack, der buhlet, dass ihm nicht werden mag.
Der bekannte Mann zeugt dem unbekannten das Brot aus dem Maul.
Der beklagt sich zu unrecht über die See, der sich zweimal darauf gewagt hat.
Der Bereite schlägt den Unbereiten.
Der Berg wollt einen Riesen hecken und bracht ein Mäuslein für die Gecken.
Der beste Advokat, der schlimmste Nachbar.
Ein guter Advokat ist ein böser Nachbar.
Der beste Anker ist das Haus.
Der beste Arzt ist oft der schlechteste Patient.
Der beste Baum bringt auch wohl eine krüpplige Frucht.
Der beste Jurist, der schlimmste Christ.
Der beste Kegler kann wohl einmal einen Pudel werfen.
Der beste Prediger ist die Zeit.
Der beste Umgang, der mag sein, ist ein Weib, gut, rein und fein.
Der beste Wanderer muss vorangehen.
Der beste Weihrauch kommt von den ältesten Bäumen.
Der beste Wurf im Spiel ist, gar nicht spielen.
Der betrogen ist, der hat die Narrenkappe angestreift, hat Eselsohren davongetragen, hat das Seil an den Hörnern, hat die Reus über'n Kopf, der Hase ist im Garn, er hängt in der Schlinge und versteht die Münz nicht.
(Christoph Lehmann macht 1630 diese Aufzählung in einem Satz (Seite 92, Nr. 47). Möglicherweise wurden einzelne Begriffe auch ohne die andern gebraucht. Auch heute noch werden viele betrogen, besonders durch Telefonanrufe, im Internet oder anderswo, die dann noch ganz andere Ausdrücke verwenden.)
Der Bettler feiert sechs Tag' in der Woche und den siebenten sitzt er vor der Kirche.
Der Bettler treibt das goldene faule Handwerk, davon er sechs Tage feiert und den siebenten vor der Kirche sitzt.
Der Bettler greift nie fehl.
Der Bettler hat Fett und Mehl, Haus und Hof, Kisten und Kasten bei anderen Leuten.
Der Bettler hat vollauf ohne Müh und Arbeit.
Der Bettler sagt nie: es ist zu viel.
Kein Bettler sagt, es ist zu viel.
Der Bettler schlägt kein Almosen, der Hund keine Bratwurst, der Krämer keine Lüge aus.
Ein Bettler schlägt nicht Almosen ab, der Krämer nicht einen Kauffman, der Hund nicht eine Bratwurst.
Der bezahlte Knecht hat den Arm gebrochen.
Der Blinden Leiter und Blinde fallen beide in die Grube.
Der Blitz geht vor dem Donner her.
Der Blitz geht vorm Streich.
Der Blitz macht alles licht, da es finster war.
Der Blödheit der Frauen kommt man zu Hilfe.
Der Bock dient nicht zum Gärtner.
(Der Kommentar dazu bei Henisch 1616: „denn er verwüstet und verderbet alles.“)
Der Bock lässt wohl vom Bart, aber nicht von Art.
Der Bock traut der Geiß, was er selbst wohl weiß.
Der Bock weiß, dass er Hörner hat.
Der Bock will aus dem Garten nicht; der Hund will von der Schwarten nicht.
Der Bogen will nicht immerzu gespannt stehen.
Der Bolz findet die Meise wohl.
Der Borger muss auf den Zahler denken.
Der Böse ist nie schlimmer, als wenn er fromm tut (scheint).
Der Böse ist nie böser, als wenn er sich fromm stellt.
Der Böse ist nimmer böse, denn so er sich fromm stellt.
Der Böse ist nimmer böser, denn so er will fromm sein und sich fromm stellt.
(Das untere Sprichwort steht 1846 bei Simrock unter Nr. 1228 und ist falsch. Die beiden oberen Sprichwörter dagegen haben einen Sinn und stehen so in mehreren anderen Sprichwörtersammlungen des 19. Jahrhunderts. Ursache ist wahrscheinlich bei Simrock ein Druckfehler durch ein vergessenes „r“ bei böse. Mit dem richtigen Wort „böser“ stimmen alle Sprichwörter wieder überein.)
Der Bösen eigen falsche Tück, schütt auf ihren Scheitel all Unglück.
Der Bösen Freud' wird ihnen leid.
Der Bösen Glück ist ihr groß Unglück.
Der Bösen Grund wend Gott zur Stund.
Der Bösen ist das meiste.
Der Bösen schonen, heißt den Frommen schaden.
Der Bösen Wohlstand ist der Frommen Jammer.
Der Böse scheut das Licht, wie der Teufel das Kreuz.
Der böseste Hund schweigt, wenn er mit Fleisch geworfen und auch der ärgste Feind wird versöhnt, wenn man ihn mit goldenen Pfeilen schießt.
Der bös gedenkt, dem gibt Gott bös.
Der Brand nimmt die Schuhe von der Wand.
Der Brand ziert den Krieg, wie das Magnifikat die Vesper.
(Magnifikat = rühmen, nach dem ersten Wort der lateinischen Bibel. In der kath. Kirche Teil der Vesper, urchristlicher Lobgesang Marias, der Mutter Jesu.)
Der Brauch ist ein solch Recht, dass einer der in öffentlichen Lastern lebt und bei ehrlichen Zünften nicht geduldet würde, bei hohen Potentaten in größten Ehren ist.
Der Brautschatz ist ein Gottesheller*17.
Der Brei wird nicht so heiß gegessen, als er aufgetragen wird (vom Feuer kommt).
Der Bube bleibt ein Bube auch unter dem Chorrock.
Der Buchstabe ist ein Sklave.
Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig.
(Ursprung des Sprichworts ist die Bibel, Neues Testament, 2. Brief an die Korinther 3, 6)
Der Buhler weiß wohl, was er begehrt, er weiß aber nicht, was es ist.
Der Buhler Zank ist der Liebe Anfang.
Der Buhler Zorn ist der Liebe Sporn.
Der Büttel*6 löst das Gebot auf, das der Amtmann schließt.
Der da hat keine Mühe,
dem gibt man die Kühe,
und der da hat die Mühe,
dem nimmt man die Kühe
und gibt ihm die Brühe.
(Siehe auch unter „Wer da hat die Mühe“)
Der das dünnste Kleid anhat, muss am nächsten bei der Tür sitzen.
Der das Eis zuerst bricht, hat auch seinen Ruhm und wohl die meiste Arbeit.
Der das Fass füllt, muss jemand haben, der es wieder ledig macht.
Der das Kleine in Ehren hält, ist des Großen desto würdiger.
Der das Laufen erdacht hat, der ist kein Narr gewesen.
Der das wenigste kann, hat insgemein das meiste zu sagen.
(Schon früher, 1685 bei Winckler, war das oft der Fall. Wander änderte das Original von Winckler im Deutschen Sprichwörter Lexikon unter Können Nr. 76 in: „Wer das wenigste kann, hat das meiste zu sagen.“)
Der Degen soll ohne Ursache nicht ausgezogen und ohne Ehre nicht wieder eingesteckt werden.
Der Degen und das Geld erfordern kluge Hände.
Der dem Kläffer nicht in seine Nachrede fällt, der bestellt ihn.
Der, dem man gibt, schreibt es in den Sand, dem man nimmt, schreibt es in Stahl und Eisen.
Der den Mond gemacht hat, weiß wohl, wie alt er ist.
Der den Opinionen folgt, ist wie einer, der sich lässt am Strohhalm führen, und meint, er sei an Händen gefesselt.
(Opinion = Meinung; Offizium = Dienstpflicht, Daseinszweck. Früher wurde einmal gesagt, man hätte nur Befehle befolgt und konnte nicht anders. Es ist bequem, das zu tun und zu denken, was die anderen meinen. Eine eigene Meinung kann mitunter anstrengend werden, in manchen Ländern wie in Russland auch strafbar.)
Der den Sack aufhebt, ist so schlimm, als der hineinschüttet.
Der den Teufel schrecken will, muss laut schreien.
Der Dieb meint, sie stehlen alle.
Der Dieb ziert den Galgen, wie das Magnifikat die Vesper.
(Magnifikat = rühmen, nach dem ersten Wort der lateinischen Bibel. In der kath. Kirche Teil der Vesper, urchristlicher Lobgesang Marias, der Mutter Jesu.)
Der die Feinde überwindet und der die Laster vertreibet, sind beide löbliche Krieger.
Der Diener Ehre, der Herren Ehre.
Der Diener kann und solls nicht besser haben, denn sein Herr.
Der dient, und der Geld gibt, heben miteinander zugleich auf.
Der die Pfanne bei dem Stiel hält, kehrt sie, wo er hin will und darum lässt er sie nicht gern von sich.
Der die Sau heimführt, der darf für Schimpf nicht sorgen.
(Schimpf = Scherz)
Der die Schuhe bindet mit Basten (Bast), füllt seinem Herrn Speicher und Kasten.
Der die Töpfe macht, mag sie auch zerbrechen.
Der Dilettant will mehr als zehn Künstler können.
Der Donnerknall kommt schnell, zahl was du schuldig bist.
Der Donner schlägt gemeiniglich die höchsten Berge.
Der Donner schlägt nicht ins heimliche Gemach.
Der Dornstrauch wird nicht mehr geacht, wenn die Rosen sind davon gebracht.
Der Dreck will immer mit am Rade hängen.
Der dritte Trunk ist Gottes.
Der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffeln.
Der Dümmste gibt oft den besten Rat.
Der Dünkel hat sich an der Herren Höfe, vor Rat und Gericht anstatt der Vernunft gesetzt und regiert allenthalben.
Der Durst nach etwas Neuem bleibt uns allezeit in der Kehle und der Hunger zwischen den Zähnen.
Der Edelleute Feste fallen selten in den Christmond.
Der Edelwein am Rhein muss aller König sein.
Der Edle zürnt nicht lange.
Der Egel lässt nicht ab, er sei denn Blutes voll.
Der Ehebrecher steigt im Dunkeln zum Fenster ein.
Der ehelich Stand ist kein Schleck.
Der ehelich Stand ist kein Schleck, noch lauter Küchlein essen.
Ehestand ist kein Schleck.
(Ein Sprichwort fast Wortgleich in mehreren Sammlungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, angefangen 1541 bei Sebastian Franck, 2. Teil, Seite 106b. Wander übernahm es in sein Deutsches Sprichwörter Lexikon einmal unter Ehestand Nr. 16, aber unter Stand Nr. 7 macht er fälschlich aus „Ehestand“ einen „ehrlich Stand“)
Der Ehelieb Magd und Hof Jungfrau ist Trübnis und Leid.
Der Ehestand ist der heiligste Orden, sintemal er alle andern Orden in sich hat.
Der Ehestand ist ein Hühnerhaus: Der eine will hinein, der andere will heraus.
Der Ehestand ist ein rechter und heiliger Kreuzorden.
Der Ehestand ist Gottes Werkzeug.
Der Ehestand nährt und mehrt, der Weltliche wehrt, der Geistliche lehrt.
Der Eid ist der Zeuge der Wahrheit.
(Julius Hubert Hillebrand erklärt das Sprichwort 1858 in seinem Rechtssprichwörterbuch so: „Man glaubt, die Ehrfurcht vor dem angerufenen Gegenstand werde den Schwörenden hindern, den heiligen Namen zum Deckmantel der Lüge zu missbrauchen.“ Bei den vielen beeideten Falschaussagen auch heute vor Gericht ist an der Richtigkeit der Erklärung und dem Sprichwort zu zweifeln. Obwohl dieses Sprichwort in 2 verschiedenen deutschen Rechtssprichwörterbüchern und bei Wander verzeichnet ist, ist es wahrscheinlich trotzdem ein altes schweizerisches Sprichwort, da alle gegenseitig abgeschrieben haben und die einzige wirkliche Quelle die Sammlung schweizerischer Sprichwörter von Melchior Kirchhofer aus dem Jahr 1824 ist.)
Der Eid ist ein Ende alles Haders*14.
(Das bedeutet, der Eid eines Zeugen macht allen Spekulationen und Streitereien über eine Sache ein Ende. Das Sprichwort hat seinen Ursprung in der Bibel, Der Brief an die Hebräer 6, 16: „Die Menschen schwören ja bei einem Größeren, als sie sind; und der Eid dient ihnen zur Bekräftigung und macht aller Widerrede ein Ende.“)
Der Eid ist gut, wer recht schwören tut.
Der Eifer in der Liebe ist bei etlichen so bald hin als her.
Der Eifer ist wohl ein guter Diener, aber ein schlechter Herr.
Der Eigennutz hat alle guten Freund erwürgt.
Eigennutz erwürgt auch den besten Freund.
Der Eigennutz ist das fünfte Evangelium im verkehrten Christentum.
Der Eigennutz ist die Spindel am Rocken*28.
Der Eigennutz vertreibt alle Rechte.
(Ursprung von diesem Sprichwort ist das Narrenschiff von Sebastian Brant (1457–1521) aus dem Jahr 1494: 10. Kapitel, „Von wahrer Freundschaft“, Zeile 19.)
Der Eilende wird nicht ohne Sünde reich.
Der ein Ding veracht, der will es kaufen.
Der eine arbeitet, der ander hat den Vorteil.
Der eine bete und lehre, der ander schütze und wehre, der dritte arbeite und mehre.
(Das Sprichwort bezieht sich auf die drei Stände früherer Zeiten: Die Geistlichen der Kirche beteten, Adel und Ritter regierten und bekämpften sich gegenseitig oder äußere Feinde und Bauern, Bürger und Handwerker arbeiteten, um die beiden anderen zu versorgen und deren Reichtum zu mehren.)
Der eine fängt den Hasen, der andre isst ihn.
Der eine fiedert die Pfeile, der andere verschießt sie.
Der eine frisst den Braten, der andere muss den Spieß lecken.
Der eine gewinnt, der andre verliert.
Der eine gewinnt seine Nahrung mit Sitzen, der andre mit Laufen und Schwitzen.
Der eine gibt mir Geld, der andre bezahlt mich.
Der eine hat Arbeit und Fleiß, der andre Nutzen und Preis.
Der eine hat das Geld, der andre den Beutel.
Der eine hat das Geschrei, der andere hat den Nutz.
(Geschrei = Gerücht)
Der eine hat den Genuss, der andre den Verdruss.
Der eine hat's Genießen, der andre das Verdrießen.
Der eine hat die Mühe, der andre hat die Brühe.
Der eine hat die Mühe, der andere den Lohn.
Der eine hat Glück, der andre sät darauf.
Der eine hat Glück, der andre Ungemach.
Der eine ist das Wort, ein anderer der Hort.
Der eine ist von Roggenstroh, der andre ebenso.
Der eine klopft auf den Busch, der andere fängt den Vogel.
Einer schlägt auf den Busch, der andre kriegt den Vogel.
Der eine lacht einen guten Käse an, der andere fällt davon in Ohnmacht.
(Dieses Sprichwort kann ich bestätigen, es kommt nur auf den Käse an. Schon einige Male gab es nach dem Einkauf auf dem Markt plötzlich viel Platz in öffentlichen Verkehrsmitteln. Leider halten sich solche Käse nicht sehr lange und in voll besetzten Bahnen sind Erfolg und Sitzplatz nicht immer garantiert.)
Der eine melkt den Bock, der andere hält das Sieb unter.
(Das Sprichwort meint nutzlose Verbindungen. Zwei tun sich zusammen wobei beide nur Unsinniges oder Dummheiten beisteuern.)
Der einen beleidigt, dräut vielen.
Der einen lobt, der macht einen Anfang zur Freundschaft.
Der eine pflanzt den Baum, der andre isst die Pflaum'.
Der eine rafft die Steine, der andre wirft sie.
Der eine sät, der andre schneidet.
Der eine sät, der andre schneidet, der dritte scheuert*32 ein.
Einer sät, der andre erntet.
Ich habe gesät, ein andrer mäht.
(Das Sprichwort hat seinen Ursprung in der Bibel, Das Evangelium nach Johannes 4, 37: „Denn hier ist der Spruch wahr: Dieser sät, der andere schneidet.“)
Der eine schert Schafe, der andere Ferkel.
Der eine schlägt den Nagel ein, der andre hängt den Hut daran.
Die 10 oberen Sprichworte:
Der eine hat die Arbeit und das Nachsehen, der andere hat den Nutzen und Vorteil davon, ohne eigene Arbeit oder sich selbst anzustrengen.
Der eine setzt die Katze auf den Schoß, den andern kränkt auch Ihr Geruch.
Der eine sterbet, der ander um die Stätte werbet.
Der eine werbet, der andre erbet, der dritte sterbet.
Einer werbet, der andere verderbet.
(Einer erwirbt (werbet) und muss dafür arbeiten, einer erbt (erbet) ohne arbeit und hat den Nutzen, wer stirbt oder verdirbt, musste wohl dafür arbeiten, hat aber keinen nutzen davon.)
Der eine vertraut auf guten Wahn, der ander führt den Nutz davon.
Der ein Haus macht, der kanns machen, nicht der viel davon red't.
Der ein junges Weib und ein altes Haus hat, hat genug zu flicken.
Der Einsame ist entweder ein Engel oder ein Teufel.
Der Elefant achtet keine Flohstiche.
Der Elefant fängt keine Mäuse.
Der Elefant macht keine Mücke tot.
Elefanten fangen nicht Mäuse.
Der Elende geht einen elenden Weg.
Der Elster ist ein Ei gestohlen!
Der Elster wird wohl auch ein Ei gestohlen.
(Das bedeutet, auch wenn wer selbst ein Dieb ist und besonders vorsichtig, kann von anderen betrogen oder bestohlen werden.)
Der Eltern Freundlichkeit gibt den Kindern Geschicklichkeit.
Der Eltern Gebet, Wünsch und Weissagen kleben gern und werden gemeiniglich war.
Der Eltern Lieb und Eifer, Zorn, entspringen beid aus Herzen Born.
Der Eltern spotten zu jeder frist, der Buben bös Gewohnheit ist.
Der Eltern Tod ist oft der Kinder Glück.
Der Eltern übrig Lindigkeit bringt Kindern Reu und Herzeleid.
(Lindigkeit = ein fast ausgestorbenes Wort einer Eigenschaft, die im Umgang mit anderen, sacht und gütig sein, verbindend, beschenkend, aufbauend bedeuted. Es fasst auch Freundlichkeit, Güte, Milde und Nachsicht zusammen. Ein Wort aus Luthers Bibelübersetzung, das in neueren Ausgaben durch andere, weniger aussagekräftigen Worten, ersetzt wurde.)
Der Engel Wall ist die beste Mauer.
Der Engländer sagt, dass eine Frau weise genug sei, wenn sie so viel Verstand hat, unterzutreten, wenn es regnet.
(Früher meinte man, Frauen bräuchten nicht viel lernen (außerdem könnten sie es auch nicht), da sie sowieso heiraten und Kinder bekämen. Dabei ist zu viel Wissen oder Klugheit hinderlich, denn sie würden dann weniger den Anordnungen der Männer folgen und ihren eigenen Kopf durchsetzen wollen, es bring also nur Probleme.)