Deutsche Sprichwörter mit G
Sprichwörter aus der Bibel
Der Ursprung vieler deutscher Sprichwörter ist in der Bibel zu finden. Damit sind nicht die Sprüche Salomos gemeint, sondern normale deutsche Sprichwörter, die im allgemeinen Gebrauch sind oder waren und deren Ursprung in allen Teilen der Bibel den meisten unbekannt ist. Manchmal sind sie wörtlich aus der Bibel übernommen, teilweise nur dem Sinn nach. Ebenso ist in den meisten Sammlungen ihre Quelle nicht angegeben.
Auf dieser und den anderen Seiten mit deutschen Sprichwörtern sind etliche dieser Sprichwörter enthalten. Meist steht die Bibelstelle (teilweise im Wortlaut) darunter, nach der sie entstanden sind. In neuerer Zeit sind mehrere neue Bibelübersetzungen veröffentlicht worden, in denen der Wortlaut geändert wurde. Ganze Sätze oder Verse lauten heute manchmal anders als in der Entstehungszeit der Sprichwörter vor hundert oder mehr Jahren. Entsprechend gibt es bei einigen Sprichwörtern eine große, bei anderen fast keine offensichtliche Ähnlichkeit. Die zitierten Bibelstellen stammen wenn möglich aus der Bibelübersetzung, die dem Sprichwort am nächsten kommt.
In einigen Übersetzungen sind teilweise die Verszahlen unterschiedlich oder Texte werden mit anderer Bedeutung übersetzt.
Beispiel das Sprichwort: „Gut ist gut, wenn man gut mit tut.“
Dazu die entsprechende Stelle bei Jesus Sirach im Kapitel 13, je nach Veröffentlichung in Vers 24, 28 und 30. Einmal ist Reichtum gut, wenn man ihn ohne Sünde verwendet, ein anderes Mal nur dann, wenn keine Sünde daran ist, ohne Sünde entstanden ist, unabhängig von seiner Verwendung:
Die ganze Heilige Schrift, Zürich 1755
28: „Reichtum ist gut, wann man's ohne Sünde brauchet: und die Armut ist bös in dem Munde des Gottlosen.“
Die Heilige Schrift des alten Testaments 1813
24: „Der Reichtum ohne Sünde ist gut. Die Armut nennet der Gottlose böse.“
Die Andachts-Bibel oder Die ganze Heilige Schrift 1845
30: „Reichtum ist wohl gut, wenn man es ohne Sünde braucht; aber Armut des Gottlosen lehrt ihn viel Böses reden.“
Lutherbibel 1912
30: „Reichtum ist gut, wenn man ihn ohne Sünde braucht; aber Armut des Gottlosen lehrt ihn viel Böses reden.“
Gute Nachricht Bibel 2000
24: „Reichtum ist etwas Gutes, wenn kein Unrecht daran klebt. Und Armut ist nichts Schlechtes, auch wenn gewissenlose Menschen das behaupten.“
Einheitsübersetzung 2016
24: „Gut ist der Reichtum, an dem keine Sünde ist, schlecht ist die Armut im Mund des Gottlosen.“
Lutherbibel 2017
24: „Reichtum ist gut, wenn an ihm keine Sünde haftet, und allein der Gottlose nennt die Armut schlecht.“
In einigen Veröffentlichungen fehlen auch die Apokryphen, zu denen auch Jesus Sirach gehört. Das sind religiöse Schriften von ca. 200 v.Chr. bis 400 n. Ch., über deren Zugehörigkeit zur Bibel Uneinigkeit besteht. (https://de.wikipedia.org/wiki/Apokryphen). Einige Sprichwörter stammen auch aus ihnen.
Zu den Apokryphen gehören:
Buch Judit
Buch der Weisheit (Weisheit Salomos, um 50 v. Chr. entstanden)
Buch Tobit (nach Luther „Tobias“)
Jesus Sirach (zwischen 180 und 175 v.Chr. entstanden)
Baruch und Brief des Jeremia
1. Buch der Makkabäer
2. Buch der Makkabäer
Zusätze zum Buch Ester
Zusätze zum Buch Daniel
Gebet des Manasse
Bücher über deutsche Sprichwörter aus der Bibel
Die biblischen Sprichwörter der deutschen Sprache
von Carl Schulze, Vandenhoeck & Ruprecht's Verlag, Göttingen 1860
Biblische Redensarten und Sprichwörter
3000 Fundstellen aus der Lutherbibel gesammelt und erläutert von Heinz Schäfer
Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart 1998, 2004
Neben den deutschen Sprichwörtern mit der Herkunft aus der Bibel sind auf dieser Seite mehrere Hundert deutsche Sprichwörter mit G am Anfang und auf weiteren über 80 Seiten alle anderen, alte und neuere in heutiger Rechtschreibung vorhanden. Wenn hier noch besondere, wichtige, neue oder häufige Sprichwörter aus Deutschland fehlen sollten, bitte eine Nachricht mit Quellenangabe/Fundort an die E-Mail Adresse auf der Seite Kontakt.
Die deutschen Sprichwörter mit blischem Ursprung sind gesammelt auf einer extra Seite zu finden.
Deutsche Sprichwörter von Gr bis Güsse
Grade wie bei uns zuland hängt man die Wurst auch an die Wand.
Graf Ego bau den Ackert wohl und hat schöne Pferde.
Graf Ego baut wohl und hat schöne Pferde.
(Mit Ego ist kein Egoist gemeint, sondern man selbst. Das bedeutet, der Herr (Bauer, Besitzer) muss überall selbst nach dem Rechten sehen und Hand anlegen und arbeiten, damit der Acker guten Ertrag liefert und die persönliche Pflege seiner Tiere lässt sie besser gedeihen als die Aufsicht von Knechten oder Angestellten. Wer selbst auf alles achtet, wird die Dinge zu seinem Besten richten wollen. Knechte oder Angestellte werden nur machen, wofür sie bezahlt werden und nicht unbedingt alles Notwendige. So sagt ein anderes Sprichwort auch: „Des Herren Aug ist der beste Mist.“)
Graue Haare machen niemand alt, die Haut tut es, wenn sie runzelt.
Graue Haare sind des Todes Blüten.
Graue Haare sind eine Krone der Ehren, sind der Alten Schmuck.
Graue Haare sind Kirchhofsblumen.
Graue Haare stehen gut auf einem jungen Kopf.
Grauer Morgen, schöner Tag.
Graues Haar, des Todes Postillion.
Graues Haar wächst auch auf jungen Kopf.
Grau Haar sind des Todes Siegpanier auf unserm Haupt.
Grau ist alle Theorie.
(Praktische Erfahrungen sind besser als alles theoretische gelernte und Wissen. Das Sprichwort ist ursprünglich ein Zitat aus der Tragödie „Faust I“ von Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), in der es Mephistopheles zum Schüler „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie“ sagt.)
Grausamkeit hat nicht viel Leut.
Greif ans Rad, so geht der Karch (Karren).
Greif ehrlich zu, eh dir die Hände gebunden werden.
Greif in den eigenen Busen.
Greifs oder fang's an so ists halb getan.
Greift man den Hund beim Schwanz, so knurrt er.
Greift zu, ihr sollt Gevatter werden.
Greif zu, eh dir die Hände gebunden sind.
Greif zu, wenn dir nicht die Hände gebunden sind.
Greif zu, so werdet ihr desto eher gehenkt.
Greis schlägt gern nach grämen.
Gries kennt den Gramen.
Grimmiger Vater, grimmiger Sohn.
Grindige Haut blutet bald.
Grindige Katzen leben lang.
Grindiger Kopf zählt viele Läuse, die darin zu der Glieder Verderben Nester machen.
(Das bedeutet, das viele schlechte Ratgeber (Läuse) der Obrigkeit (dem Kopf) schlechte Ratschläge zum eigenen Vorteil (Nester) geben, die der Allgemeinheit zum Nachteil (der Glieder Verderben) dienen.)
Grind oder Schorf lehrt krauen.
Grind, Unflat, Läuse und Flöhe sind des Faulen tägliche Gäste.
Grob Brot, dünn Bier, lange Meilen.
Grob Brot, dünn Bier, lange Meilen: (haec) Sunt in Westphalia: sinon vis credere lauf dar.
Grob Brot, dünn Bier und lange Meilen sind in Westphalia, willst du's nicht glauben, so lauf da!
(Ein Sprichwort, bei Körte 1837 noch in Hochdeutsch, wird bei Simrock 1846 teilweise in lateinischer Sprache, so wie es im Germanicorum adagiorum von Eberhard Tappe schon 1539 stand, verändert. Ebenso mit lateinischem Teil im 17. Jahrhundert in der Sammlung von Lehmann. Wahrscheinlich ist aber nur der 1. Teil mit der Aufzählung das eigentliche Sprichwort, der lateinische Teil wurde als Erklärung angefügt und erst später dem Sprichwort angefügt. So steht nur der Teil mit der Aufzählung 1810 in der Sammlung von Johann Michael Sailer.)
Grobe Holzhauer machen grobe Späne.
Grobe Köpfe behalten lang.
Grobe Laster soll man nicht mit einem Fuchsschwanz strafen.
Grobe Leute leben, als wie die so im Schlaf gehen und reden.
Grobe Leute sagen immer, sie wollen's anders machen, sagen aber nicht, dass sie es wollen besser machen.
Groben Leuten und tollen Hunden soll man aus dem Wege gehen.
Grober Verstand hält Bestand.
Grober Verstand ist eine Felsenwand.
Grobe Säcke muss man nicht mit Seide zunähen.
Grobe Säcke näht man nicht mit Seide.
Man soll die Säcke nicht mit Seide nähen.
Grobe Tücher geben keine feinen Kleider.
(Dieses Sprichwort ist nur in Veröffentlichungen der letzten Jahrzehnte zu finden. Wahrscheinlich entstand es aus einer vergleichbaren mundartlichen Version mit derselben Bedeutung: „Fun grop duch gebbs ken feine gleder.“, welche schon 1929 in den „Proverbs of the Pennsylvania Germans“ von Edwin Miller Fogel der Pennsylvania-German Society unter Nr. 390 dokumentiert ist. Dagegen hat ein anderer Spruch aus dem 4. Band des Deutschen Sprichwörter Lexikon in Spalte 1353 unter Tuch Nr. 12: „Aus grobem Tuch kann man kein fein (schön) Kleid machen.“ nichts damit zu tun, da der ausnahmslos nur in Verbindung mit dem Sprichwörter Lexikon vorkommt. Wander gibt dafür keine Quelle an, sondern nur 2 Niederländische Sprichwörter, die er mit seiner Version ins Deutsche übersetzt hat.)
Grobheit tracht nur nach Unglück.
Grobheit und Stolz wachsen auf einem Holz.
Grobian ladet den Stockfischfresser nicht zu Gast.
Groll macht toll.
Groß denken und nichts dahinter.
(Wichtig tun und nichts ausrichten, Sprichwort von Amrum.)
Große Anschläge haben kleinen (wenig) Nachdruck.
Große Anschläge machen arme Kaufleute.
Große Ausgabe ist kleiner Einnahme tot.
Große Bäume fällen muss mit Vorteil geschehen.
Große Bäume geben große und viele Späne.
Große Bäume geben mehr Schatten als Früchte.
Große Bäume können gleich angesichts über'n Haufen stürzen.
Große Briefe haben viel Buchstaben und wenig Werk.
Große Brüste verheißen viel und geben wenig.
Große Clamanten, ungelehrte Bachanten.
(Sprichwort mit alten, auch vor 100 Jahren schon aus der Mode gekommenen Wörtern. Clamant = vom lat. clamāre - schreien, rufen, laut lärmend schreiend; Bachant = früher Bezeichnung für angehenden Studenten an Universitäten, vermutlich aus dem Lat. Beanus entstanden. bedeutet, große lärmende Schreier sind vergleichbar mit ungelehrten Studenten, die durch Lautstärke ihr Unwissen kaschieren. Von Wander wurde das alte Sprichwort gleich zweimal ins Deutsche Sprichwörter Lexikon aufgenommen, einmal mit Clamanten (mit Quellenangabe) und einmal mit Klamanten (ohne Quelle).)
Große Diebe hängen (henken) die kleinen.
Große Diebe und Schalke verdammen die kleinen.
Große Dinge haben einen kleinen Anfang.
Große Dinge haben oft einen schlechten Anfang.
Große Ehrentitel verändern Sitte und bringen doch selten Tugend mit.
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.
(Das bedeutet, man kann aus Ereignissen oder Vorbereitungen, der allgemeinen Lage die Anzeichen für kommende Ereignisse, die folgen müssen, ableiten. Ursprung des Sprichworts ist das Gedicht „Lochiel’s Warning“ des schottischen Dichters Thomas Campbell (1777 - 1844), in dem diese Worte enthalten sind.)
Große Fische fängt man in großen Wassern, aber man muss danach fischen und die Füße nass machen.
Große Fische fressen die kleinen.
(Vergleichbares Sprichwort: Die Hechte werden von kleinen Fischen groß. Das bedeutet, von der Arbeit der Masse der kleinen Leute profitieren die Großen und Mächtigen.)
Große Fische sind nicht allzeit die besten.
Große Fische zerreißen das Garn.
Große Fische zerreißen die Netze und fressen die kleinen.
Große Flüsse laufen selten von klarem Wasser, großer Reichtum mit gutem Gewissen an.
Große Freud, erhabener Mut.
Große Freundschaft und Geschlecht machen krumme Sachen recht.
Große Geister begegnen sich.
Große Geschäfte und Sachen sind mit Gefährlichkeit verzahnt.
Große Gewalt, viel Unruhe.
Große Gewalt wird selten alt.
Große Gewalt wird nicht alt.
Groß Gewalt kann nicht werden alt.
Große Händel*14 wollen große Beutel haben.
Große Hanse schänden heut einander, morgen gibt einer dem andern die Schwester, drum stecke sich niemand dazwischen.
(Hans, Hanse = fiktiver Name; große Hanse - vergleichbar mit großen Herren.)
Große Hast kommt oft zu spät.
Große Häupter haben viel lehre Schlupfwinkel, darin sich böse Schälke können verbergen.
Große Häupter und stolze Leute stehen auf gar schmalen und schlüpfrigen Ort.
Große Heilige, große Taten.
Große Herren bedürfen armer Leute Hilf und Rat wohl.
Große Herren begehen keine schlechte Torheit.
Große Herren brauchen ihre Diener wie der Handwerker ihre Werkzeuge, welche man, wenn es abgewetzt, hinter die Wand wirft.
Große Herren brechen leicht eine Ursache vom Zaun.
Große Herren denken lange.
Große Herren dürfen mit Heiligen scherzen.
Große Herren geben gern große Geschenke.
Große Herren geben ihr Lachen nicht vergeblich auf.
Große Herren geben nicht gern.
Große Herren, große Fehler.
(Kommentar dazu 1630 von Christoph Lehmann: „Die schönsten Tugenden sind mit falschen Farben schattiert.“)
Große Herren, große Sorgen.
Große Herren, große Tugend; wenig Wort, aber viel Kraft.
Große Herren haben auch Furcht.
Große Herren haben lange Hände.
(Lange und viele Hände, Ohren oder Augen werden in verschiedenen Sprichwörtern mal Fürsten und mal Herren oder großen Herren zugeschrieben. Allen gemeinsam ist, das die kleinen Leute das Nachsehen haben.)
Große Herren haben lange Hände und greifen oft zu, da es ihnen nicht befohlen ist, nämlich Gott in seinen Augapfel oder geben manchem einen Stirnnickel, das ihm das Blut und Gut hernach geht.
Große Herren haben viel Egeln, die ihn anhängen und ihr Blut saugen (aussaugen).
Große Herren kommen am sichersten in den Himmel, wenn sie in der Wiege sterben.
Große Herren können einen armen Gesellen wohl reich machen.
Große Herren lassen sich nützen, unter reichen Fürsten ist gut sitzen.
(Bei Simrock steht dieses Sprichwort 1846 als ein ganzes Sprichwort (ebenso heute in allen neueren Sprichwörtersammlungen). 1780 bei Blum sind beide Teile unter den Nr. 758 und 759 noch zwei einzelne Sprichwörter. Wander übernimmt es 1870 in den 2. Band seines Deutschen Sprichwörter Lexikons unter Herr Nr. 354 ebenso als ein Sprichwort, obwohl er neben Simrock auch Blum als Quelle aufführt. Die „Fürsten“ in beiden Quellen tauscht er ohne eine Quelle dafür zu haben in „Leute“ um.)
Große Herren machen nicht viel Worte.
Große Herren meinen, die Hölle sei nur für die Bauern gemacht und diese halten das Widerspiel.
Große Herren müssen das Tintenfass auf ihrem Tische haben und die Federn oben auf den Hut stecken.
Große Herren müssen viel verzehren.
Große Herren müssen viel von sich reden lassen.
Große Herren reden wenig und bedächtig.
Große Herren sehen an Bürgern und Bauern auf Demut und Gehorsam und nicht auf Zeremonien.
Große Herren sind am meisten schuldig.
Große Herren sollen stets gläsernes Trinkgeschirr auf ihrem Tisch haben, sich dabei menschlicher Gebrechlichkeit zu erinnern.
Große Herren tun nicht unrecht.
Große Herren und reiche Leute können nicht unrecht tun.
(Ein altes Sprichwort, das schon 1605 bei Petri zu finden ist. Wahrscheinlich durch reiche und große Leute in die Welt gesetzt, verbreitet und über Jahrhunderte am Leben erhalten. Eine falsche Ansicht, die sich durch die Jahrhunderte besonders bei Mächtigen und Reichen hartnäckig hält. Aus diesem Grund passiert oft und immer wieder teilweise das größte und schlimmste Unrecht, das besonders zu deren Schaden die kleinen und ärmeren Leute trifft.)
Große Herren vergessen armer Leute bald.
Große Herren wollen, dass man ihre Meinung hoch hält und nicht disreputierlich mache, wie ungereimt sie auch sei.
(Das über 500 Jahre alte Sprichwort trifft auch heute noch zu oft zu.)
Große Herren wollen gefürchtet und dabei geliebt sein.
Große Herren wollen nur bei den Geringeren gewinnen und nichts aufsetzen.
Große Herren wollen ungestraft auch ungevexieret sein.
(vexieren - aus dem Lateinischen = schütteln; plagen, irreführen, quälen necken.)
Große Herren wollen viel nehmen und Arme Leute können wenig geben.
Große Herrn lassen sich niesen.
(niesen = genießen)
Große Herrn machens mit ihren Offizieren, wie die Bauern, wenn sie ein Messer aus der Scheide verlieren, stecken sie ein Hölzlein in die leere stell, das sie nicht rostig werde.
Große Herrn tun mit Kriegen oft größere Torheit als trunkene Bauern, die sich um ein zerbrochen Glas rupfen.
Große Hitze und Kälte leiden sich nicht beieinander ohne Schaden.
Große hohe Türme sind von geringen schlechten Steinen gebaut.
Große Höhe, viel Wehe.
Große Keulen schlagen große Beulen.
Große Kirchen, große Kreuze.
Große Kirchen, kleine Heilige.
Große Klugheit ohne Erfahrung ist Maulwitz.
Große Knorren brennen langsam an; sind sie noch grün, so geben sie desto mehr Rauch.
(Knorren = Äste, Bezeichnung verschiedener fester rundlicher, unförmige, rundliche hervorragende harte Körper, hervorragende Überbleibsel von Ästen und Zweigen an Bäumen, knorriges Holz, knorrige Prügel.)
Große Köpfe gehen groß an und klein aus.
Große Köpfe, wunderliche Köpfe.
Große Kosten tun geringer Nahrung wehe.
Große Küchen machen arm, enge Küchen machen reich.
Große Kunst hasst man.
Große Kunst ist ein bös Ding, wenns übel gerät.
Große Kunst ohne gute Sitten ist ein ungesalzen Gericht.
Große Künstler werden gemeiniglich Bettler oder Narren.
Große Leute fehlen auch.
(Ursprung des Sprichworts ist in der Bibel, Psalm 62, 10: „Aber Menschen sind ja nichts, große Leute fehlen auch; sie wiegen weniger denn nichts, so viel ihrer ist.“)
Große Leute, große Fehler; kleine Leute, kleine Fehler.
Große Leute, große Tugend.
Große Leute haben große Anfechtungen und große Gebrechen.
Große Leute haben hohe Gedanken und artige weise Zufälle.
Große Leute halten viel von Scham und Zucht und rühmen sie.
Große Leute können vergeben und oft viel zu gute halten.
Große Leute lesen nicht gern feiste Briefe.
Große Leute pflegen gemeiniglich auch einen großen Fall zu tun.
Große Leute tun gemeiniglich auch einen großen Fall.
Große Leute sind auch einmal klein gewesen.
Große Leute sind kleine Narren, wenn sie anfangen zu narren.
Große Leute sind unserm Herren Gott eine Torheit schuldig, die müssen sie ihm bezahlen.
Große Leute tragen Recht und Macht in Händen.
(Früher bestimmten sie, was Recht war. Heute haben sie nur noch die Macht und meinen noch oft, sich über dem Recht zu befinden.)
Große Leute verachten kleine Schmach.
Große Leute, wenig Weisheit.
Große Liebe gebiert großen Zorn.
(Das Sprichwort erklärt Christoph Lehmann 1630 mit: „Von wem einer meinet, weniger beleidigt zu werden, von dem empfindet man die Beleidigung desto mehr.“)
Große Männer sind nicht ohne Feinde.
Große Menge lehrt sparen.
Großem Glück fehlt es oft am Segen und gedeihen.
Große Mörder lassen die kleinen Mörder töten.
Große Mörder und Straßenräuber rädert man über die Taler*34.
Große Narren haben große Farren (Gefahren).
Große Narren müssen große Schellen haben.
Großen Frieden trennt ein klein Säcklein mit Gold.
Großen Herren, Fremden und Alten ist eine Lüge zu gut zu halten.
Großen Herren, Fremden und Alten pflegt man Lüge für gut zu halten.
(Ein Sprichwort, das man keinem für gut halten sollte. Nach diesem schon 1716 belegten Sprichwort handeln aber immer mehr Menschen. Etlichen Politikern und andere fühlen sich augenscheinlich als Freiherrn oder meinen alt genug für Lügen zu sein, ihr Verhalten legt jedenfalls den Schluss nahe.)
Großen Herren geziemt groß Geschenk zu geben.
Großen Herren ist übel borgen.
Großen Herren legt man alles wohl an.
Großen Herren soll man nicht zu nahe kommen, noch zu fern treten.
Großen Herrn und schönen Frauen soll man wohl dienen, doch wenig trauen.
Großen Herrn und schönen Jungfrauen soll man gerne dienen, aber wenig trauen, denn ihre Lieb hat Sonnen Art, fällt so bald auf einen Dreck als Rosenblatt.
Große Pocher schlagen nicht.
(Pocher = Aufschneider, Prahler, Großsprecher, alle meist feige; Socher = ist einer, der siecht oder kränkelt.)
Große Potentaten sind unsers Herrn Gottes Kartenspiel; wenn er sie genug gebraucht hat oder sie wollen ihm nicht geraten, so wirft er sie weg.
Große Pracht, großer Betrug.
Große Pracht, kleine Macht.
Große Präsenz macht andächtige Priester.
Gute Präsenz macht fleißige Priester.
Große Raben fahren mit Gewalt.
Großer Baum hat große Wurzel, ein kleiner geringe und schwache.
Große reiche Buben betrügen oft die Armen.
Großer Grimm bringt Schaden.
Großer Händel*14 Ende ist Betrug.
Großer Herren Fehler sind der Untertanen Busse.
Großer Herren Freundschaft hat viel ums Leben gebracht.
Großer Herren Gunst ist ein schwacher Riedstab, der leicht knackt und ein reisefertiger Höfling, der allzeit mit dem Hut in der Hand steht, um Abschied zu nehmen.
(Riedstab = Spazierstock aus spanischem Rohr, auch Riesenschilf. 1685 noch ein Sprichwort bei Winckler (Fünftes Hundert Nr. 27), bei Wander werden zwei daraus, Herr Nr. 424 und 425.)
Großer Herren Gunst ist ein unbändiges Pferd, auf dem sich niemand ohne den Zaum der Bescheidenheit erhalten kann.
Großer Herren Hennen legen Eier mit zwei Dottern.
Großer Herren Huld und Nelkenwein verriecht über Nacht.
Großer Herren Leute dünken sich was.
Großer Herren Staat ist von Arbeit gesponnen und von Gefahr gewebt.
Großer Herr großes Recht, kleiner Knecht, kleines Recht.
Großer Herrn Bitten ist Befehlen.
Großer Herr, wilder Bär.
Großer Hof muss viel Knechte und Mägde haben.
Großer Kopf, kleines Gehirn.
Großer Lärm macht keine Hochzeit.
Großer Leib, kleiner Verstand.
Großer Mann, blöder Mensch.
Großer Mut und kleine Macht wird von jedermann verlacht.
Großer Mut, wenig Gut.
Großer Nutzen der beste.
Großer Prahler, schlechter Zahler.
Großer Reichtum hilft nicht, wenn nicht Gott den Segen spricht.
Großer Rhein, saurer Wein, Kleiner Rhein, süßer Wein.
(Das bedeutet, regnet es viel, hat der Rhein viel Wasser und die Sonne scheint nur kurz, der Wein wird eher saurer. Regnet es wenig und die Sonne scheint lange, führt der Rhein weniger Wasser, aber durch den langen Sonnenschein wird der Wein süßer.)
Großer Rühmer, kleiner Tüner.
Großer Schmerz ist stumm.
Großer Schmuck, großer Betrug.
Großer Sorg wird liederlich Rat.
Großer Sorg wird oft liederlich Rat geschafft.
Großer Stein ist schwer zu werfen.
Großer und weiser Leute Kinder geraten selten wohl.
Herrenkinder geraten selten wohl.
Reicher Leute Kinder geraten selten wohl.
Vornehmer Leute Kinder geraten selten wohl.
Weise Leute haben gewöhnlich (gemeiniglich) törichte Kinder.
Großer Wind bringt oft nur kleinen Regen.
Ein großer Wind bringt zuletzt einen großen Regen.
Großer Wind ist selten ohne Regen.
Großer Witz lässt sich unter wenig Papier nicht bergen.
Große Sachen geschehen mehr aus'm Mut, denn aus Weisheit.
Große Sachen wollen groß bedenken haben.
Großes Amt, große Sorgen.
Große Schalke strafen kleine Schalke.
Große Schiffe können in See treiben, kleine müssen am Ufer bleiben.
Große Schuh an einem kleinen Fuß sind zum stolpern gut.
Große Schulden machen manchen Mann liegen.
Große schwere Arbeit lässt man besser durch Taglöhner als durch sein Gesinde machen.
Großes Feuer, großer Rauch.
Großes Feuer löscht das kleine.
Großes Glück, große Missgunst.
Großes Gut, große Sorge.
Großes Haus, großes Kreuz.
Große Siege kosten viel Leute.
Großes Kaisertum, große Räuberei.
Großes Schiff hat große Sorgen.
Große Städte, große Sünden.
Große Stadt, große Wüstenei.
Große Stille, große Tiefe.
Großes Wasser überschwemmt das kleine.
Große Taschen, darin kein Geld, betrügen manchen klugen Held.
Große Taten gehen ohne große Gefahr nicht ab.
Große Taten werden durchs Glück verrichtet.
Große Tränk' und große Güss' bringen oft den Tod gewiss.
Große Trünke haben manchen um den Hals gebracht, auch um Gut und Ehr.
Große Trünke sind ungesund.
Große Tugend und Reichtum vertragen sich schwer miteinander.
Große Türen brauchen große Klöppel.
Große Unkost tut kleinem Geld weh.
Große Vögel beißen sich um die Nester, der Zaunkönig hat Fried.
Große Wasser, große Kriege.
Große Winde, große Kriege.
Große Worte, kleine Werke.
Große Worte und dick gelogen haben manchen Mann betrogen.
Große Worte und Federn gehen viel auf ein Pfund.
Große Worte und nichts dahinter.
Groß Geld, großer Glaube.
Groß Geld, groß Sorg und Gefahr.
Groß Geprahl, Bissen schmal.
Groß Geprahl, (und) schmaler (schlechter) Bissen.
Groß Geschenk bindet's Gelenk.
Groß Geschrei oder Ruhm und nichts dahinter.
(Geschrei = Gerücht)
Groß Geschrei, wenig Geld in der Tasche.
(Geschrei = Gerücht)
Groß Glück blendet die Menschen.
Groß Glück eitel Knecht.
Groß Glück gebiert Narren.
Groß Glück, große Gefahr.
Groß Glück hält nicht lange Farbe.
Groß Glück ist der größte Feind.
Groß Glück, wenig Urlaub.
Groß Gut dient armen und geringen Leuten nicht, die nicht Land und Leut zu vertreten und zu beschützen haben.
(Ein Sprichwort aus dem 16. Jahrhundert, das viele reiche Leute heute noch beherzigen. Warum sonst versuchen etliche Reiche, Hochgestellte und Mächtige auch heute noch, die Ärmeren und Schwachen zu bevormunden und das Geld aus der Tasche zu ziehen?)
Groß Gut lässt sich langsam gewinnen und ist doch bald vertan.
Groß Gut macht weise Frauen.
Groß Gut nicht drum wird gegeben, dass man sich dadurch soll erheben.
Groß Gut und ein gesunder Leib sind selten beisammen.
Groß Gut und Geld hat recht über recht bei der Welt.
(In diesem Sprichwort wurde früher „recht“ immer kleingeschrieben. Möglicherweise nahm man deshalb die Rechte der anderen nicht für voll und wichtig, so wie teilweise heute noch. Das gilt aber auch, wenn das eine oder andere Recht oder beide großgeschrieben werden. Dieses Sprichwort drückt die Ansicht etlicher reicher, wohlhabenden und mächtigen Menschen aus. Warum meinen sie sonst, sich über die Rechte anderer hinwegsetzen zu können, mit Willkür, Diebstahl und Übervorteilung? Wieso sonst versuchen auch heute noch meist die Reichen mit Steuerhinterziehung und Betrug (auch an der Allgemeinheit, siehe Cum-Ex Geschäfte) noch reicher zu werden oder Diktatoren über Leben und Tod der eigenen Bevölkerung zu bestimmen oder religiöse Fanatiker Andersgläubige umzubringen?)
Groß Gut und Reichtum lässt einen nicht schlafen.
Groß Gut viel Sorg und Unruh.
Groß Gut will (haben) starken Mut.
Groß Gut ziert große Herrn, milde Hand und Herz noch viel mehr.
Groß Hans oder klein Hans, es gilt eben gleich.
Groß Herr, groß Recht, klein Knecht, klein Recht.
Groß ist mein Mut, klein ist mein Gut; wer mir nichts leit oder geit, der lass mich ungeheit.
Groß mit Worten, wenig in der Tat.
Großprahlen ist mein Reichtum, achtzehn Pfennige mein Vermögen.
Großprahler haben's in Worten, wie's Eichhorn im Schwanz.
Großsein tut`s nicht allein, sonst holte die Kuh den Hasen ein.
Großsprechen ist keine Kunst.
Großsprecher haben's in Worten wie das Eichhorn im Schwanz.
Großsprecher und Dünkel gut, zu Hofe das Beste tut.
Großtun ist keine Kunst.
Groß und faul ist auch ein Gaul.
Groß und faul ist doppelter Schaden.
Groß Unglück ist der Zunge beschert, die alle Dinge zum ärgsten kehrt.
Groß Unglück kommt vom Buhlen, das liest man in den Schulen.
Groß Wetter hört bald auf.
Große Wetter vertoben bald.
Groß Zusage ist bald verschwunden.
Grübchen im Kinn, Schelmchen im Sinn; Grübchen in den Wangen, falsch wie die Schlangen.
Gründe aus der Münze geholt überreden am besten.
Grüne Fastnacht*10, weiße Ostern.
Grünes Gras wird auch Heu.
Grünes Holz, große Hitze.
Grünes Holz macht heißes Feuer.
(Das bedeutet, in der Jugend sind die Menschen meist hitzig und unüberlegt.)
Grüne Weihnachten, weise Ostern.
Grüne Weihnachten bringen gern schneeweise Ostern.
Zu Weihnachten Gras, zu Ostern Eis.
Grün und dürr Holz brennen ungleich, wenn das grüne erhitzt (beginnt), so ist das dürre verflattert.
Grün und dürr Holz brennt nicht gleich in einem Feuer.
(Schon vor Wanders Deutschem Sprichwörter Lexikon haben Autoren von ihren Vorgängern abgeschrieben und teilweise Worte verändert (nur nicht so willkürlich und dem Umfang). Dieses Sprichwort ist erstmalig 1630 bei Christoph Lehmann (Seite 146, Nr. 87) zu finden. Josua Eiselein schreibt es 1840 ab und ändert das Wort „erhitzt“ nach „beginnt“, zusätzlich korrigiert er die Rechtschreibung von Holtz nach Holz, grün und dürr erhalten e oder es ans Ende und den kleine Buchstabe „u“ schreibt er mit „u“, nicht mehr mit einem „v“. Wander schreibt etwas später ebenfalls, mit der Kenntnis der Version von Eiselein, von Lehmann ab. Im Deutschen Sprichwörter Lexikon stehen 1870 wieder alle Fehler von Lehmann mit dem Zusätzlichen, das „Grün“ und „Dürr“ groß geschrieben werden. Zwischenzeitlich erscheint dieses Sprichwort in kurzer Form mit nur dem 1. Teil 1605 bei Petri: „Grün und dürr Holz brennt nicht gleich in einem Feuer.“ und 1740 bei Sutor: „Grün und dürr Holz brennen ungleich.“. Möglicherweise bedeutet das, dass der 2. Teil nie Bestandteil des Sprichwortes war, sondern nur eine Erklärung von Lehmann, da der die einzige primäre Quelle für den 2. Teil ist, von dem anderen abschrieben.)
Gruß freut den Gast und ehrt den Wirt.
Grüß jeden gern und wohl, so wirst du Gunsten voll.
Gruß kommt von Hofe.
Gruß kommt von Hofe. und großen Leuten.
Gruß um Gruß.
Guck in dein eigen Häfelein*15.
Guck über'n Zaun, Nachbar guckt wieder herüber.
Gülden Kälber werden oft wie Götter geehrt.
Gülden Kälber, die zu Göttern gemacht sind, betet man an.
Die güldenen großen Kälber, die zu Göttern gemacht sind, die betet man an.
Gunst Geht vor Gespunst.
Gunst geht vor Recht.
Gunst geht vor Recht und Kunst.
Gunst geht vor Recht, das weiß ich armer Knecht.
(Ältere Version: Gunst geht für Recht.)
Gunst ist besser denn Silber und Gold.
Gunst macht Kunst.
Gunst überwiegt Stärke.
Gunst zu Hof verkehrt sich oft.
Güsse machen (bringen) Flüsse.
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