Über 25.000 Deutsche Sprichwörter

Deutsche Sprichwörter mit E

Deutsche Sprichwörter mit E


Über 25.000 deutsche Sprichwörter


Wie macht / produziert man Sprichwörter?


Dafür muss man laut Wander: „das für diesen Zweck gebildete Sprachgefühl – ich (Wander) möchte es das Sprichwörterohr nennen – besitzen. . . und dann kann nichts als das rasch erkannte Gepräge, das dem Sammler eigene Sprachgefühl, der Sprichwörter-Instinkt, wenn ich so sagen darf, entscheiden.
Ich habe die Sprichwörter nach den obigen Ansichten aufgenommen, auch von keinem meiner geehrten Mitarbeiter einen tabellarischen Nachweis darüber verlangt, ob es ein wirkliches, normal entstandenes, durch Volksbeschluss als solches bestätigtes Sprichwort und nicht ein untergeschobener Wechselbalg sei; . . und mein Leben schien mir zu kurz, um bei jedem einzelnen Ausspruch, den ich bei einem Schriftsteller, in einer Zeitung angeführt fand, oder der mir von einem Sammler und Mitarbeiter geboten wurde, lange und unfruchtbare Erörterungen obiger Art anzustellen. Wenn ich ein Sprichwort einmal auf der Straße oder im Umgange hörte, wenn ich es einmal in einer Schrift angeführt fand, wenn es mir als Sprichwort zugesandt wurde, so nahm ich es in meine Sammlung auf. So ganz ohne Prüfung bin ich indes nicht verfahren; ich sah zunächst schon auf den sprichwörtlichen Charakter und suchte womöglich die Quelle anzugeben, aus der geschöpft war, das Land oder den Ort, wo es vernommen worden u. s. w.,“
(aus der Vorrede zum ersten Band des Deutschen Sprichwörter Lexikons Seite 13 - 14)

Aus den Text von Abraham a Sancta Clara hat Karl Friedrich Wilhelm Wander geschöpft und laut seinem Vorwort sämtliche Sprichwörter, Gleichnisreden, überhaupt alles, was sprichwörtliches Gepräge habe, sorgfältig gelesen und ausgezogen und 1838 in seinem Buch „Abrahamisches Parömakon“ veröffentlicht. Dass die Sprichwörter augenscheinlich nicht bekannt sind, soll der Ursache geschuldet sein, dass sie von Abraham a Sancta Clara so eigentümlich formuliert sind und wohl selten angewandt werden.

Die ersten 5 „Sprichwörter“ aus „Judas Der Ertz-Schelm“ von Abraham a Sancta Clara ausgezogen lauten in Wanders Buch „Abrahamisches Parömiakon“ von 1838, teilweise mit anderem Wortlaut als bei A. a Sancta Clara:
 
1. Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich. — Nicht weniger tut das Übermaß des Weintrinkens ungebührende Venusflammen in dem verwandten Leib erwecken.
 
2. Weiber und Weinbeeren machen alle Beutel leer.
Oder:
3. Die vollsten Beutel machen Weiber und Weinglas eitel.
 
4. Auf den Weinmonat folgt im Kalender der Wintermonat, also auf vieles und ungezähmtes Weinsaufen geht es gemeiniglich kühl her und schleicht die Armut ein, wie ein stummer Bettler.
 
5. Die Kandel und Andel bringen einen armen Wandel, deswegen sollte Bacchus von Rechtswegen in der einen Hand einen Regimentsstab, in der andern einen Bettelstab führen; nicht weniger auch Venus tut die Taschen leeren.
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Der Originaltext aus „Judas Der Ertz-Schelm“ von Abraham a Sancta Clara, Bd. 1. Salzburg, 1686, auf Seite 4 bis 5 lautet:
"Zu Dotrecht in Holland war nicht gar vor vielen Jahren ein Gesell, welcher fein sauber all das Seinige verschwendet durch stete Schlemmerei und Unsauberkeit, denn diese beide gemeiniglich verwandt sind und wenn Bacchus hinter dem Ofen sitzt, so heizt die Venus ein und sind diese so nahe beieinander, wie der Knopf bei der Hose. Auch zeigt es die öftere Erfahrung, dass Feuchtigkeit und nässe den Kalk anzündet, nicht weniger tut das Übermaß des Weintrinkens ungebührende Venusflammen in dem verwanden Leib erwecken, die Weiber aber und Weinbeere machen mehristen Teil alle Beutel eitel und gleichwie in dem Kalender auf den Weinmonat der Wintermonat folget, also auf vieles und ungezähmtes Weinsaufen geht es gemeiniglich kühl her und schleicht die Armut ein, wie ein stummer Bettler. Dessenthalben soll Bacchus von Rechts wegen in einer Hand ein Regimentsstab, in der anderen Hand ein Bettelstab führen. Nicht weniger auch Venus tut die Taschen leeren, bringen also die Kandl und Andl einen Menschen zu einem armen Wandel."
(Andere Ausgaben sind gleichlautend.)

Allein das „Sprichwörterohr“ von Wander erkannte diese „Sprichwörter“, unabhängig davon, das sie nicht als Sprichwörter im Umlauf waren. Alle Stellen, in denen diese als „Sprichwörter“ auftauchen, datieren nach 1838 und haben wohl aus Wanders Werk geschöpft. Aus der Zeit vorher gibt es keine auffindbare Quelle, in der einer dieser Sprüche außerhalb des Textes von Abraham a Sancta Clara zitiert, oder als Sprichwort bezeichnet wird. Das schließt nicht aus, das Sancta Clara an anderen Stellen auch Sprichwörter gebraucht hat. Die sind aber dann unabhängig von ihm auch bei anderen Autoren als Sprichwörter zu finden.
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Einträge im Deutschen Sprichwörter Lexikon von Wander:
   
1. Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich.
(Stichwort Kalk Nr. 13, angegebene Quelle: Parömiakon, 1.)

2. Weiber und Weinbeer machen alle Beutel leer.
(Stichwort Weib Nr. 1128, angegebene Quelle: Parömiakon, 2, Leipziger Tageblatt, Nr. 260 vom 16.9.1864, Seite 1 (Spruch von Abr. a Sancta Clara))
(Möglicherweise hat Wander diesen Spruch in Anlehnung an ein anderes Sprichwort bei Sailer, Seite 100 formuliert: „Drei W machen viel Beutel leer: Würfel, Weiber, Weinbeer'.“ Würfel oder Spiel in Verbindung mit Weib und Wein oder Weinbeere kommen auch in anderen Sprichwörtern und bei anderen Autoren öfters vor.)

3. Die vollsten Beutel machen Weiber und Weinglas eitel.
(Stichwort Beutel Nr. 24, im Sprichwörter Lexikon von Wander ohne Quellenangabe.)

4. Auf den Weinmonat folgt der Wintermonat.
(Stichwort Weinmonat Nr. 1, angegebene Quelle: Parömiakon, 4.)

5. Kandel und Andel bringen einen armen (bösen) Wandel.
(Stichwort Kandel Nr. 1, angegebene Quelle: Parömiakon, 5)
    Andel und Kandel machen einen bösen Wandel.
(Stichwort Andel (Diminutiv von Anna), angegebene Quelle: Parömiakon, 5)
Weitere von Wander angegebene Quellen, in denen aber ein etwas anderer Text für das Sprichwort steht. Wander bemängelt den anderen Text bei Karl Simrock als Druckfehler. Wahrscheinlich hat Braun 1840 von Wander (1838) abgeschrieben und den Text etwas verändert, alle anderen dann von ihm.:
    Kandel und Andel bringen einen warmen Mantel.
(Braun 1840, Nr. 1740; Marbach 1842, Seite 52; Simrock 1846, Nr. 5395; Wilhelm Körte zweite Auflage 1861, Nr. 4085 (sind ein warmer Mantel.) Nicht in Körtes 1. Auflage von 1837 enthalten)
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Von Wander angegebenen Quellen zu Sprichwörtern von Abraham a Sancta Clara stammen aus seinem eigenen Buch „Abrahamisches Parömakon“ von 1838, also von ihm selbst oder von anderen, die ihrerseits von ihm abgeschrieben haben. So kann man aus Texten vieler Autoren mit etwas Geschick und Sprichwörterohr Sprichwörter herausziehen und mit Wortumstellungen zu Sprichwörtern machen. Auf Seite 5 der Vorrede in Band 1 des Sprichwörter Lexikons zitiert Wander aus einem Gutachten der Gesellschaft für deutsche Sprache in Berlin „Weil es als Münze, unbesehen und unverändert umläuft, wird nicht jeder Denk- noch Sinnspruch zum Sprichwort." Leider richtet sich Wander nicht danach. Etliche seiner „Sprichwörter“ sind keine Sprichwörter, da sie nie als Sprichwörter unter den Menschen bekannt geworden sind oder umgehen. Sie bleiben, was sie vorher waren, Zitate aus Büchern anderer Autoren, auch wenn sie später bei Wander als „Sprichwörter“ abgeschrieben wurden. Nur wenn sie auch in anderen Quellen zu finden sind, sind es wahrscheinlich wirklich Sprichwörter.

Ein Beispiel für ein echtes Sprichwort durch ältere Quellen:
„Er schickt sich in alle Sättel.“ steht in „Abrahamisches Parömakon“ unter Nr. 2764. Bei A. a Sancta Clara steht im „Wohl angefüllter Weinkeller“ auf Seite 471: „Ein Schmeichler schickt sich in alle Sättel.“ Hier hat auch Sancta Clara ein Sprichwort zur Verdeutlichung seiner Gedanken verwendet. Ältere Quellen finden sich in der deutschen Ausgabe der Baierische Chronik von Johannes Aventin (1477 - 1534), herausgegeben 1566 (Auf alle Sachen und alle Sättel geschickt.), in „Florilegium Ethico-Politicum“ von Jan de Gruytere (1560 - 1627) aus dem Jahr 1612 und 1630 im Politischen Blumengarten von Christoph Lehmann (1568 - 1638), (bei beiden : „Zu schimpf und ernst auf alle Sättel gerecht.“).
   
. . . . . . . .
     
Aus einem Gutachten von Dr. Karl Rosenkranz, Rat 1. Klasse und ordentlicher Professor an der Königlichen Universität zu Königsberg zur Sprichwörtersammlung „Preussische Sprichwörter“ von H. Frischbier aus dem Jahr 1864 in der 2. Auflage 1865, Seite 320:

„Sprichwörter erfindet man nicht, sondern man findet sie.“

Leider hat Wander in seinem Deutschen Sprichwörter Lexikon zu viele Sprüche selbst produziert und erfunden. Auf dieser Website sind deutsche Sprichwörter mit E dagegen in den originalen Quellen vorhanden, ebenso wie alle anderen Sprichwörter aus Deutschland von A bis Z. Wenn hier trotzdem besondere, wichtige, neue oder häufige Sprichwörter aus Deutschland fehlen sollten, bitte eine Nachricht mit Quellenangabe/Fundort an die E-Mail Adresse auf der Seite Kontakt.

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Deutsche Sprichwörter von E bis Ein d

  

Eben Recht ist weder eng noch weit.

Edel ist das Gemüt, nicht das Geblüt.


Edel ist, der edel tut.


Edelleute schlüpfen oft in Bubenhäute.

Edelleute und Hunde lassen die Tür auf. (Hunde und Edelleutet lassen die Tür auf.)
Hunde und (edle) Herren lassen die Tür auf.

Edel macht das Gemüt, nicht das Geblüt.

Edel sein ist gar viel mehr als adlig von den Eltern her.


Edelsteine haben große Kraft, sie können einem den Beutel leeren.

Edel und unedel Blut ist von einer Farbe. Ist nur unsere Wiege nicht Durchlauchtig gewesen, so bemüht man sich durch Tugend, dass es das Grab werde.

Edel werden ist viel mehr, als adlig sein von Eltern her.

Edle Taten machen Edelleute.

Eh der Hahn kräht, schlägt er mit den Fittichen.

Ehe bringt Freud, Witwenstand Leid.

Ehe das Nest fertig, ist der Vogel gefangen.

Ehe der Spielmann eine neue Geige stimmt, hat er auf der alten einen Tanz gemacht.
(Christoph Lehmann (1630) nennt dieses Sprichwort in Bezug zum Heiraten einer Witwe. Das bedeutet, ehe ein Mann einer jungen unerfahrenen Frau etwas beibringt oder ihr sagt, was er alles von ihr erwartet, nimmt er lieber eine Witwe, die schon weiß, was ein Mann von ihr verlangt. Früher und ebenso heute kommt den Männern meist gar nicht der Gedanke, dass sie es sind, denen die Frauen erst etwas beibringen müssen oder gar nicht deren Erwartungen entsprechen.)

Ehe du Gott suchst, hat dich Gott schon gefunden.
Ehe du Gott suchst, muss dich Gott schon gefunden haben.

Ehe einer lernt hangen, so ist er halb Tod.
Ehe einer recht lernt hangen würget er zuvor wohl zehn Mal.
Ehe man's Hängen lernt, ist man halb erwürgt.
Eh man lernt hangen, ist man halb tot.

Ehefrau, Schneckenhaus, denkt nimmer draus.

Ehefrieden kann der Teufel nicht leiden, der ist dem Ehestand feind.

Eh einer über den Rhein schwimmt, ertrinken zehne.

Eheleute bleiben am längsten einig, wenn der eine blind und der andre taub ist.

Eheleuten ist nichts besser, denn beieinander.

Eheleute sollen aus ihrem Haus keine Bubenschule machen.

Eheleute sollen bald anfänglich einer des andern Sinn lernen und dulden.

Eheleute werden endlich alle Witwen.

Ehelich werden ist eine Arznei vor Hurerei.

Ehelos, ehrlos.

Ehe man baut, sieht man erst nach einem guten Grundstein.

Ehe man haderte*14, sollt man lieber die halbe Gebühr nennen.

Ehe man zu Ehren kommt, muss man zuvor leiden.

Eh er hübe den Löffel auf, trät' er lieber mit Füßen drauf.

Eher veracht, als besser gemacht.

Ehe sich einer lehrt recht in den Sattel schicken, fällt er wohl zweimal vom Pferd herunter.

Ehestand, Ehrenstand.

Ehestand ist der heiligste Orden.

Ehestand ist kein Geschleck.
(Das bedeutet, zur Ehe gehören nicht nur die Freuden, sondern auch die Pflichten; nicht nur die guten Tage, sondern auch alle anderen, die meist in der Überzahl sind.)

Ehestand ohne Kinder ist nicht allzeit Unglück.

Ehestand, Wehestand.

Eheweiber sollen nicht von Kiffel, sondern von Sanftenberg und Lindenrede sein und ihre Männer erfreuen.

Eh man den Löffel zum Mund bringt, kann sich viel begeben.
Es begibt sich viel zwischen Löffel und Munde.
Es wird noch viel geschehen, bis man den Löffel zum Mund bringt.
Von der Hand zum Munde verschüttet mancher die Suppe.
Zwischen der Suppe und dem Mund kann sich vieles ereignen.
Zwischen dem Maul und dem Löffel wird viel Suppe verschüttet.
Zwischen dem Mund und der Suppe vergehen viele Sachen.
(Das bedeutet, dass etwas Unerwartetes passieren kann, in Augenblicken, in denen man es nicht erwartet. Man sollte immer mit dem Besten oder Schlechtesten rechnen. Vergleichbar mit dem Sprichwort: Unverhofft kommt oft.)

Eh man noch ein Wörtchen spricht, weiß (schon) Gott, was uns gebricht.
Alsbald der Mensch ein Wörtlein spricht, so weiß Gott schon, was ihm gebricht.
Gott weiß, was gebricht, eh man ein Wörtlein spricht.
(Das Sprichwort hat seinen Ursprung in der Bibel, Das Evangelium nach Matthäus 6, 8: „Euer Vater weiß, was ihr bedürft, ehe denn ihr ihn bittet.“  Ein Sprichwort nach einem Bibelwort. Je nach Zeit und Ort entstanden verschiedene Variationen daraus. Wander hat sie als drei verschiedene Sprichwörter im Sprichwörter Lexikon: unter Gott Nr. 1140 in Band 2, Mensch Nr. 19 in Band 3 und Wörtchen ohne Nr. in Band 5 aufgeführt.)

Eh man's Hangen lernt, ist man halb erwürgt.

Ehrbar stolz ist neunmal stolz.

Ehrbar und fromm dringt durch die Wolken, das andre muss zurückbleiben.

Ehrbar Weib, ehrbar Kleid, freches Kleid, freches Weib.

Ehr deinen Freund, so ehrt er dich wieder.

Bei einigen Sprichwörtern steht Ehre, bei anderen Ehr. Das liegt an der Schreibweise der Zeit, aus der die Quellen stammen. Beide Varianten sind gleichwertig und bedeuten dasselbe.

Ehre dem Ehre gebührt.
Ehre wem Ehre gebührt.
(Ursprung des Sprichworts in der Bibel, Neues Testament, Brief an die Römer 13, 7. Dort ist es das Ende einer Aufzählung, in der man jedermann geben soll, was man ihm schuldig sei.)

Ehre folgt dem, der sie flieht, und flieht den, der sie jagt.

Ehre geht den Ehren vor.
(Das bedeutet, mancher wird von anderen geehrt, weil er Geld oder Macht hat, ist aber selbst durch sein Verhalten ehrlos. Viele haben sich durch Tugend und Handeln Ehre verdient, werden von anderen aber missachtet und werden nicht geehrt. Kommentar dazu von 1837: „Mancher ist mit Ehren beladen, wie ein Krebs mit Baumwolle.“)

Ehre geht doch billig vor Gut.

Ehre geht vor Gut (Reichtum).
Ehre geht vor Geld und Gut.

Ehre, Glauben und Augen leiden keinen Scherz (vertragen keinen .

Ehre Gott vor allen Dingen, so mag dir nichts misslingen.

Ehre hat wächserne Flügel, wenn man zu hoch kommt, so schmelzen sie.

Ehre ist der Tugend Lohn.

Ehre ist der Tugend Schatten.

Ehre kannst du nirgends borgen, dafür musst du selber sorgen.

Ehre kommt von Höflichkeit, weniger von Schuldigkeit.

Ehre macht Künstler.
Ehre nährt Kunst (Künste).
(Wahrscheinlich entstanden aus lateinischen Zitaten: 1. Buch Tusculanae disputationes von Marcus Tullius Cicero: „honos alit artes“ aus dem Jahr 45 vor Chr. und „laus alit artis“ aud den „Epistulae morales ad Lucilium“ Nr. 102 von Lucius Annaeus Seneca, um das Jahr 62 n. Chr..)

Ehren beschweren; sind mehr verdrießlich als genießlich.

Ehren beschweren; Würden sind Bürden.

Ehrenhunger ist auch ein Hunger.

Ehrenreich ist genug reich.

Ehrenworte binden nicht.
(Ehrenworte sind meist nur Höflichkeitsfloskeln, wie heutzutage beispielsweise die Anrede und die Grußformel in Briefen und E-Mails. Höflichkeiten sind trotzdem besser als die allgemein um sich greifenden Rohheiten und Beschimpfungen, die in der Öffentlichkeit oder anonym im Internet immer häufiger vorkommen.)

Ehrenwort ist drum kein wahr Wort.

Ehrerbietigkeit findet allenthalben eine offene Tür.

Ehre und Hoffart sind Zwillinge.

Ehre vor der Welt ist Schaden im Beutel.

Ehr fordert Kunst.
(Wie in etlichen anderen alten Sprichwörtern ist mit Kunst nicht die heutige allgemeine Bedeutung, sondern mit Kunst ist das Können gemeint. Das bedeutet, nicht jeder ist in der Lage, Ehre zu erwerben, es erfordert das Können, sich ehrenhaft zu verhalten.)

Ehr gebührt allein dem, der das Werk tut.

Ehr geht über alles Gold und Edelsteine.

Ehrgeizig – ehrlos.

Ehrgeiz ist eine Wurzel der Uneinigkeit.

Ehrgeiz lebt vom Wind.

Ehrgeiz seine Torheit mehr beweist, denn das ihn Kunst und Weisheit preist.

Ehrgeiz und Flöhe springen gern in die Höhe.

Ehrgeiz und Hoffart ist ein verzehrend Feuer.

Ehrgeiz und Neid erregen Streit.

Ehr hat Müh.

Ehr ist anders nicht, denn Wind, Rauch und Luft.

Ehr ist der (des) Menschen höchste Zier.

Ehr ist der Tugend Sold, sagt der alte Ehrenhold.

Ehr ist des, der sie beut, die Schand des, der sie tut.

Ehr ist dessen, der sie tut.

Ehr ist edler, denn das Leben.

Ehr ist fahrende Habe.
(Fahrende Habe ist etwas, was schnell wieder verloren gehen kann, auch wenn es schwer zu erwerben war. Ehre kann man nur durch ehrbares Tun und Handeln erwerben und es reicht manchmal ein einziger Fehltritt, die Ehren eines ganzen Lebens wieder zu verlieren.)

Ehr ist zu hüten schwer.

Ehrkauf, Reukauf.

Ehr kommt aus den Werken, nicht aus den Worten.

Ehr kommt von Ehren.

Ehrlich bekannt ist halb gebüßt.

Ehrliche Freud und Wohlleben lässt ihm auch Gott wohl gefallen.

Ehrliche Freud vertreibt kein Spiel.

Ehrliche Gäste wollen ehrlich gehalten und traktiert sein.

Ehrliche Geschenke bringen lieb und machen guten Willen.

Ehrliche Hand geht durch alle Land.

Ehrliche Herzen können einem eher ein hart Wort zu gute halten als grobe Sauköpf.

Ehrliche Leute, aber schlechte Musikanten.

Ehrliche Leute nehmen nicht gern viel geschenkt oder umsonst.

Ehrliche Leute reden gern ehrlich auch von bösen Sachen.

Ehrliche Leute schämen sich ihres geringen Herkommens nicht.

Ehrlicher Tausch ist kein Schelmstück.

Ehrliche und gerade Lente handeln mit einander treulich und ohne falsch und gefährde.

Ehrliche Weiber und heilige Mönche sollen nicht allein über Land reisen.

Ehrlich gelebt und selig gestorben, heißt auf Erden genugsam erworben.

Ehrlich Gemüt ist über alles Gut.
(Gemüt = Gesamtheit der seelischen Empfindungen, der psychischen u. geistigen Kräfte eines Menschen.)

Ehrlich macht reich, aber langsam geht's her.

Ehrlich oder tot.

Ehrlich scheut kein Licht.

Ehrlich währt am längsten, schuftig lebt in Ängsten.
Ehrlichkeit währt am längsten.
(Ein Sprichwort, von dem meist nur die erste Hälfte gebraucht wird. Über den Wahrheitsgehalt lässt sich streiten, besonders nachdem in Deutschland Autobauer die Betrugsgewinne behalten dürfen und die ahnungslosen Käufer von Fahrzeugen mit Betrugssoftware den Schaden haben. Die großen lässt man eben laufen, wenn sie groß genug sind. Man hat immer mehr den Eindruck, Ehrlichkeit ist etwas für die Dummen, die es nicht besser wissen oder betrügen können. Schon 1837 meint Wilhelm Körte in seinem Sprichwörterbuch: „Auf die Frage: warum denn „Ehrlich“ am längsten währe? gab ein Schalk zur Antwort: „weil es nicht eben viel gebraucht und also auch nicht sobald abgenutzt werde!“)

Ehrlich währt ewig.

Ehrliebende haben ehrlichen Sinn.

Ehrlos – Gutlos.

Ehr muss man mit Ehr bezahlen.

Ehr nach dem Tod kommt zu spät.

Ehr soll man fliehen und sich dazu treiben lassen.

Ehrsucht – Ehrflucht.
Ehrflucht – Ehrsucht.
(Ein Sprichwort mit nur zwei Worten. Es ist in deutscher Sprache mit dem einen Wort und auch mit dem anderen Wort am Anfang verbreitet. Bei Simrock 1846 steht die erste, bei Körte 1837 die zweite Version und bei Petri 1605 und im Sprichwörter Lexikon von Wander gleich alle beide. Nur in dem Buch „Die Deutschen und Franzosen nach dem Geiste ihrer Sprachen und Sprichwörter“ von J. Venedey aus dem Jahr 1842 wird im Kapitel XII. Ehre. Rache., Seite 141 bis 146 erklärt, dass die erstere Version Ehrsucht – Ehrflucht.die richtige ist. Es bedeutet, wenn jemand Ehre sucht um der Ehre willen, wird sie vor und von ihm fliehen. Nur wer selbstlos aus eigener Tugend heraus gute Taten ausführt, der wird wirkliche Ehre erlangen. So steht bei Venedey, Seite 141: „So gibt nur das Werk, die gute That Ehre, und wo jene fehlen, ist auch diese nicht vorhanden; denn: „Ehre ist der Tugend Schatten," und somit weicht das Schattenbild, wo das Urbild schwindet.“)

Ehrsucht und Rache sterben allezeit vor Hunger.

Ehrt eure Kleider, sie ehren euch wieder.

Ehr, Tugend, Glimpf und Höflichkeit liebt und geht zu Herzen mehr denn aller Schmuck.

Ehr, Tugend, Verstand, Treue, Lieb und Freundschaft soll durch der Weiber dünnen Schleier scheinen und schimmern.

Ehr und Eid gilt mehr als Land und Leut.

Ehr und ein treues Herz wohl bestehet, Falschheit und Untreue untergeht.

Ehr und Geld treibt alle Welt.

Ehr und Lohn machen getreue Diener.

Ehr' und Nutzen stecken selten in einem Sacke.

Ehr und Reichtum vergeht bald.

Ehr und Tugend begehrt man nicht.

Ehr will geehrt sein.

Ei, beim Blitz! Das ist ein süßer Apfelschnitz!

Eichene Anschläge rotten nicht.
(Eichene steht hier für „eigene“, schlecht ausgesprochen kann man aber Eichene verstehen. Mit Anschläge sind Pläne oder Vorhaben gemeint. Da Eichenholz sehr haltbar ist, verrottet es sehr lange Zeit nicht, genauso hält man lange an seinen Plänen fest.)

Eichenlaub stinkt.
(Mit diesem Sprichwort wird ein anderes durch die Blume gesagt. Das Eichenlaub, das wirklich riechen kann, steht hier für Eigenlob. Dadurch wird ein Tadel abgemildert und höflich verkleidet. Es hört sich anders an, meint aber genau dasselbe.)

Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen.
(Das bedeutet, angeblich sollen bei Gewitter die Blitze eher in Eichen einschlagen, da sie wegen der tiefen Wurzeln besseren Kontakt zur Erde haben als Buchen mit ihren flacheren Wurzeln. Wahrscheinlicher ist, dass bei Buchen durch die glattere Rinde und den damit besseren Feuchtigkeitsfilm darauf der Blitz weniger Schaden am Baum hinterlässt als bei Eichen mit ihrer rauen Rinde. Die Folgen sind an der rauen Rinde später besser sichtbar. Für Menschen ist es aber gleich unter welchen baum er vom Blitz getroffen wird, man sollte Bäume bei Gewitter grundsätzlich meiden und sich so klein wie möglich machen, um keine große Angriffsfläche für Blitze zu bilden.)

Eichen- und Tannenholz lassen sich zusammenleimen.

Eid macht mündig.
(Das bedeutet, wenn früher vor einem Gericht ein unmündiges Kind eine Aussage unter Eid machen sollte, wurde das Kind damit für volljährig und mündig erklärt.)

Eid schwören ist nicht Rübengraben.

Ei, ei! sagt der Steckbohrer.

Eier in der Pfanne geben Kuchen, aber keine Kücken.

Eier sind Eiern gleich.

Eier soll man nicht nach Spatzen werfen.

Eifern hilft nicht oder es bedarf dessen nicht.

Eifern ist gut, wenns immerdar geschieht um das Gute.

Eifern und Zorn verkürzen das Leben.

Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.

Eifersucht, Leid mit Eifer sucht.
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Eigen Brot nährt am besten.

Eigene Kost ist der beste Kauf.

Eigendünkel verdirbt alle Dinge.

Eigene Anschläge wehren lang und gewinnen selten Fortgang.

Eigenen Sachen ist niemand gescheit genug.
Eigener Herd ist Geldes wert.
Eigener Herd ist Goldes wert.
Eigner Herd ist Goldes wert.
Eigen Herd ist Goldes (Geldes) wert; ist er gleich arm, hält er doch warm.

Eigener Herd kocht am besten.

Eigener Wille brennt in der Hölle.
Eigenwille brennt in der Hölle.

Eigenes Gebrechen sieht man nicht.

Eigen Feuer kocht wohl.
Eigen Feuer und Herd kocht wohl.

Eigen Gewissen ist mehr als tausend Zeugen.
Das Gewissen ist mehr denn tausend Zeugen.

Eigen Kohl schmeckt wohl.

Eigenliebe macht die Augen trübe.

Eigenliebe weckt des Hasses Triebe.


Eigenlieb ist ein Dieb.
(Das bedeutet, zu viel Eigenliebe vernebelt den Blick auf die Realität. Sie stiehlt einem den rechten Blick auf sich selbst und ein rechtes Urteil, nicht nur gegen sich selbst, sondern auch im Bezug auf andere.)

Eigenlieb ist niemand lieb.

Eigenlob ist verdächtig.

Eigenlob ist zu grob.

Eigenlob, Narrenprob.

Eigenlob riecht nach Limburger Käse.

Eigenlob stinkt, Eigenruhm (Freundeslob) hinkt.
Eigenlob stinkt, Freundes Lob hinkt, Feindes (fremdes) Lob klingt.

Eigenlob stinkt, Freundes Lob hinkt, Fremdes Lob ist wahr und dauert wohl ein Jahr.
Freundes Lob hinkt, Feindes Lob klingt.
(Sprichwort mit Ursprung in der Bibel, aus dem 2. Brief des Paulus an die Korinther 10,18 „Denn nicht darum ist einer tüchtig, dass er sich selbst lobt, sondern dass ihn der Herr lobt.“ Ein Sprichwort, von dem meist nur die erste Teil gebraucht wird.)

Eigen mein, wie kann mir besser sein?

Eigen mein, wo wollt ich lieber sein.

Eigen Nest hält wie Mauer fest.

Eigennutz, das ist der Buz.
Eigennutz ein böser Putz.
Eigennutz, ein schlechter Putz.
Eigennutz ist ein böser Butz.
Eigener Nutz, ein böser Butz.
Der Eigennutz, ein böser Butz.
(Butz = Putz = Zierrat auf den Kleidungsstücken, welche zur Verschönerung derselben dienen. Auffällige, prunkvoll ausgestattete Kleidung, herausgeputzt, mit der man auffallen oder Staat machen will. Das bedeutet, Eigennutz, der oft auf Kosten anderer geht, ist ein schlechter Putz, er ist auffällig und schlecht angesehen.)

Eigennutz, Fürwitz und Langeweile, machen den Mann laufen über viele Meile.

Eigennutz geht allzeit vor in Ratschlägen, gemeiner Nutz muss dahinter stehen und sich lassen zwacken.

Eigennutz hat alles verderbt, geschwächt und genützt.

Eigennützige Leute im Rat machen alles Unglück in der Stadt.

Eigennützig, keinem nützlich.

Eigen Rauch ist heller, denn fremdes Feuer.

Eigen Rauch und Hausgemach ist über alle Sach.
(Hausgemach = altes Wort für bequeme Wohnung, Ort, wo man behaglich ruht und sich pflegt. Eigene Wohnung, in der der Hausvater niemandem Rechenschaft geben muss.)

Eigen Ruhm ist Lästerns wert.
(Lästern = aus dem Althochdeutschen - schmähen, beschimpfen; sich über jemanden (oft abwesenden) oder etwas. abfällig oder boshaft äußern. Früher oft Gott schmähen.)

Eigenruhm ist Neides Same.

Eigenruhm ist scheltenswert.

Eigenruhm steht niemand wohl an denn dem Alter.

Eigentum ward nie fromm.

Eigen was, wie gut ist das!

Eigenwille ist in uns das größte Übel.

Eigenwille muss gebrochen werden.

Eigenwill, Unglück viel.

Eigne Hühner, teure Eier, eigne Glocken, teu`r Gebeier, eigne Pferde, teure Fracht, eigne Hunde, teure Jagd.

Eignen Kopf muss man haben, weil man keinen zu leihen bekommt.
Eigner Nutz, ein böser Butz.

Eigner Ruhm ist Neides Sonne.

Ei ist Ei, sagte der Küster, aber er nahm das Gänseei.

„Ei ist Ei“, sprach jener, und griff nach dem Größten.

Eil bringt im Kriege Heil.

Eile brach den Hals.
Eilen brach den Hals.
Eilen bricht den Hals.
Eilesehr brach den Hals.
(Erklärung dazu 1530 von Agricola: „Wer da eilet, der ist unvorsichtig, drum ists nicht wunder, ob er irre sich, stoße, falle, unvorsichtig handelt, Schande und Schaden habe.)

Eile bringt Weile.
Eile mit Weile.

Eile ist nicht allzeit gut und macht oft einen betrübten Mut.

Eilen bringt nichts Gutes.

Eilen bringt oft Schaden.

Eile nicht zu sehr, bedenk dich wohl, die Zeit gibt Rat, wie man tun soll.

Eilen in Rat tät nie kein gut, aber im Laufen gilt's Eilen.

Eilen ist des Rechts Stiefmutter.

Eilen macht oft Heulen.

Eilen tut nicht gut.
Eilen tut nie kein Gut.

Eilen verführt die Eulen.

Eile sehr brach den Hals.

Eile wird müde und lässt bald ab.

Ei, lieber Aff', dich erst besich, darnach lob' oder schelte mich.

Eilte der Hund nicht, so brächt` er nicht blinde Jungen zur Welt.
Eilte die Hündin nicht, so würfe sie nicht blinde Jungen.
(Schon früher schrieben nicht alle dasselbe auch gleich. Wilhelm Körte schrieb 1837 dieses Sprichwort (Nr. 3015) so: „Eilte die Hündin nicht so, würfe sie nicht blinde Jungen.“ wie es 1840 Braun in seiner Sammlung abschrieb (Nr. 1545). 1846 schrieb wiederum Karl Simrock von den beiden Vorherigen ab, versetzte das Koma aber von nach dem „so“, vor dieses Wort (Nr. 5068) und glich es der Schreibweise der meisten anderen Sprichwörter an. Auch wenn es bei diesem Sprichwort kaum einen Unterschied macht, könnte ein falsches oder fehlendes Koma anderswo einen erheblich anderen Sinn ergeben.)

Ein abgehauener Kopf hat keine Sturmhaube mehr vonnöten.

Ein Acker, der nicht wohl gebaut wird, trägt selten gut Korn.

Ein Acker und ein Pflug, ein Wasser und ein Krug, durstige Leute und guter Wein, soll allzeit beieinander sein.

Ein Adler bleibt ein Adler, ein Schröter muss sich seines eigenen Leibs behelfen.
(Schröter = alte Bezeichnung für einen Transportberuf. Schröter transportierten schwere Fässer vom Keller zum Schiff oder Wagen oder umgekehrt.)

Ein Adler heckt keine Taube (bringt keine Taube hervor).
(Dem Furchtbaren und Starken darf man keine schuldlose oder sanfte Handlungsweise zutauen.)

Ein Advokat und ein Wagenrad wollen geschmiert sein.

Ein Aff bleibt ein Aff, ob er schon Gold trägt.
Ein Aff bleibt ein Aff, werd er König oder Pfaff.
Ein Affe ist ein Affe, hätte er gleich ein goldenes Halsband.

Ein Aff, eine Frau, ein Kind, ein trunkener Mann, kein Ding lang heimlich halten kann.

Ein Affe macht viel Affen.
Ein Aff kann den Fuchs nicht betrügen.

Ein Aff schafft kein Nutz im Haus.

Ein alt bös Weib oft richtet aus, davor dem Teufel selbst graust.

Ein alt bös Weib trennt manch ehrliche Lieb.

Ein alter Adler ist stärker als eine junge Krähe.

Ein alter Backstein dauert länger als ein neuer.

Ein alter Baum ist schwer verpflanzen.
Ein alter Baum lässt sich nicht mehr verpflanzen.
Einen alten Baum soll man nicht verpflanzen.
Einen alten Baum verpflanzt man nicht.
Ein alter Bock ist noch wohl einer jungen Ziege wert.
(Eines von etlichen Sprichwörtern, in denen Böcke für Männer und Ziegen für Frauen stehen. Ein über 500 Jahre altes Sprichwort das zeigt, das die Menschen heute genauso denken und handeln, wie früher. Nur die Technik hat sich entwickelt, die Menschen anscheinend nicht.)

Ein alter, der einen Weg oft gegangen ist, kann jungen Leuten Richtsteig weisen.
(Richtsteig = früher Bezeichnung für Grenzpfad, Querpfad über einen Acker; ein Weg, nach dem man sich richtet, der zum ziele führt; Richtweg; auch übertragen eine Richtschnur, alte Bezeichnung einer allgemeinen Gerichtsordnung zu Gerichtsverfahrens nach dem Recht des Sachsenspiegels, verfasst um 1330.)

Ein Alter, der nicht liebt Geld, ein Junger, der sich weislich hält, der Jung ist alt, der alt ein Kind, alle beide sie doch zu loben sind

Ein Alter, der noch tanzen will, schafft nichts Gutes mit seinem Spiel.

Ein alter Fuchs ist schwer zu fangen.

Ein alter Fuchs läuft nicht zum zweiten Mal ins Garn.

Ein alter Fuhrmann ist ein guter Wegweiser.

Ein alter Hund geht traurig an seine Ruhe.

Ein alter Kapaun*18 ist gut bei den Küchlein.

Ein alter Karren knarrt so lange, bis er endlich bricht.
Ein alter Karren knacket so lange, bis er einmal bricht (endlich zerbricht).

Ein alter Kornboden ohne Mäuse, ein grindig Haupt ohne Läuse, ein großer Jahrmarkt ohne Diebe, ein junger Held ohne Liebe, ein alter Wucherer ohne Geld, sind seltsam Dinge in der Welt.

Ein alter Kriegsmann zieht nicht gern in eine Schlacht; wenn er aber muss ziehen, so hüt sich Ross und Mann.

Ein alter Löwe ist stärker den ein junger Hirsch.

Ein alter Mann beim Feuer ist der gewisse Tod.

Ein alter Mann, der Huren hängt an und wer ins Bad mit Kleidern geht, sind Narren beide ohne Unterschied.

Ein alter Mann, ein junges Weib, ein alter Lappe, eine junge Närrin.

Ein alter Mann, ein junges Weib, ein ungleiches Zeug.

Ein alter Mann mauset gemeiniglich einem andern einen Sperber vor.

Ein alter Mann und ein altes Weib gehören zusammen.

Ein alter Mann und jung Weib sind selten ohne keib.
(keib = keifen, zanken, Zank.)

Ein alter Narr ist besser denn zehn junge, wenn er wohl gerät.
Ein alter Narr, wenn er wohl gerät, ist besser als zehn junge.

Ein alter Narr toret mehr denn viele junge.

Ein alter offener Weg betrügt niemand (nicht).

Ein alter Pelz ist selten ohne Läuse.

Ein Alter sieht besser hinter sich als ein Junger vor sich.

Ein Alter, so ein jung Weib heiratet, lädt den Tod zu Gaste.

Wer mit sechzig Jahren eine junge Frau heiratet, ladet den Tod zu Gast.

Ein alter Wolf fragt nichts nach der Bauern Geschrei.

Ein altes Dach bedarf vielen Ausbesserns.

Ein altes Haus ist des Rauchs gewohnt, also ein bös Gewissen böser Händel*14.

Ein altes Kesselchen will auch gescheuert sein, sagte die alte Frau, als sie von Neuem heiratete.
(Eines der Sprichwörter, wegen denen die Erstausgabe von Hermann Frischbiers Buch „Preußische Sprichwörter“ wegen „Erregung eines öffentlichen Ärgernisses durch Verletzung der Schamhaftigkeit“ 1864 polizeilich mit Beschlag belegt und Anklage gegen den Autor erhoben wurde.)

Ein altes vorwitziges Weib macht viel Staub mit tanzen.

Ein anderer hat das Licht gefressen und ein anderer muss die Dochte verdauen.

Ein anderer sattelt das Pferd, ein anderer reitet darauf.
(Wer die Arbeit hat, hat oft keinen Nutzen davon, sondern ein anderer ohne eigene Anstrengungen. Es gibt etliche andere Sprichwörter mit gleicher Bedeutung, nur mit anderen Dingen, die ein eigentlich Unberechtigter nutzt.)

Ein anderes ist der Degen, ein anderes die Feder.

Ein anderes ist kriegen, ein anderes ist überwinden.

Ein Angler muss wissen, wann er ziehen soll.

Ein Anschlag ist kein Totschlag.

Ein Apfel, der runzelt, fault nicht bald.
(Das Sprichwort soll ein Vergleich mit älteren Frauen sein, die ein zähes Leben haben.)

Ein Arbeiter muss zwei Feierer haben.

Ein Armer, der reich geworden und ein Bauer, der Edel ward, soll man nicht zu Freunden wünschen.

Ein Armer kommt oft eher zum Haus, denn ein Graf zur Grafschaft.

Ein armer Mann ist selten ein Graf.

Ein Armer muss sich seiner Armut nicht schämen.

Ein Armer ohne Geld wird gar verschoben.

Ein Armer soll nicht verzagen.

Ein Arzt muss oft ein Glied absetzen, dass der Leib erhalten wird.

Ein aufrecht redlich Gemüt muss andere Leute nicht mit seiner Elle messen, sonst kommt er zu kurz.

Ein aufrichtiges Donnerwetter ist besser als ein falsches Vaterunser.

Ein Auge ist Notdurft, zwei Hoffart.

Ein Augenzeuge gilt mehr denn zehn Ohrenzeugen.
Besser ein Augen- als zehn Ohrenzeugen.

Ein Aug ist lieb.

Ein Barbier schiert den andern.

Ein Bastard bringt so groß Brot für einen Pfennig als ein Ehekind.

Ein Bauer auf seinem Mist ist so stolz als ein Edelmann auf seinem Schloss.

Ein Bauer gibt kein gutes Wort, als wann er etwas gewinnen oder einen betrügen will.

Ein Bauer kommt so bald in den Himmel als ein Edelmann.

Ein Bauernhund hält keine Gemeinschaft mit einem Jagdhund.

Ein Bauer zwischen zwei Advokaten ist ein Fisch zwischen zwei Katzen.

Ein Baum, der in einen Topf gepflanzt ist, kann nicht weit um sich wurzeln.
Ein Baum, der in ein Scherben gesetzt ist, kann nicht groß werden.
(Scherben bedeutet hier Blumentopf oder Pflanzgefäß.)

Ein beredter Reisegefährte ist so gut als ein Wagen.

Ein Bergmeister soll von Schlegel und Eisen herkommen.

Ein betrübter Mut vertrocknet das Gebein.

Ein Betrüger macht zwei, zwei machen drei.
(Das bedeutet, ein Betrüger verleitet immer einen mehr, es ihm gleichzutun, um mit wenig Arbeit viel zu erreichen. Früher wurden Vorsilben in Worten oft weggelassen, so steht dieses Sprichwort in alten Sammlungen oft als: „Ein Trüger macht zwei, zwei machen drei.“ Ebenso wurde das Nachfolgende oft mit "Trüger" oder "Trieger" zitiert..)

Ein Betrüger sündigt vierfach: Wider die Wahrheit, denn er lügt. 2. Wider die Gerechtigkeit, denn er betrügt. 3. Wider die Liebe des Nächsten. 4. Wider sich selbst, denn er tut sich selber den größten Schaden.

Ein Bettler neidet den andern.


Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
(Dieses angebliche Sprichwort hat sich in den letzten 100 Jahren auch auf Deutsch verbreitet. Ursprünglich wurde es immer als chinesisches Sprichwort zitiert, inzwischen aber oft ohne diesen Zusatz. Es ist aber weder ein chinesisches noch deutsches Sprichwort, sondern überhaupt kein Sprichwort. Das Zitat stammt aus der Anzeige einer amerikanischen Zeitschrift der Werbebranche vom 8. Dezember 1921.)
Quelle:  
https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Bild_sagt_mehr_als_tausend_Worte

Einbildung (und Furcht) ist ärger als die Pestilenz.
Einbildung ist schlimmer als das dreitägige Fieber.

Einbildung vor der Zeit hindert Geschicklichkeit.

Ein bisschen krumm ist nicht dumm.

Ein bisschen schief bringt unter die Haube.

Ein bisschen schief hat Gott lieb.

Ein blinder Mann schoss einen Vogel.

Ein Blinder schluckt manche Fliege mit herunter.

Ein Blinder spottet des Hinkenden.

Ein Blinder weist dem andern den Weg.
(Das Sprichwort stammt aus der Bibel, Das Evangelium nach Matthäus 15, 14: „Wenn aber ein Blinder den anderen leitet, so fallen sie beide in die Grube.“ Luther-Bibel 1912 und das Evangelium nach Lukas 6, 39: „Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Kann auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen?“ Luther-Bibel 1912. Auch Sprichwörter etwas länger und ausführlicher: Wenn ein Blinder den anderen führt, fallen (sie) beide in den Graben. Aus der Grube wird bei Karl Simrock und Wilhelm Körte ein Graben.)

Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.
Ein blindes Huhn findet wohl auch ein Körnchen.
Ein blindes Huhn find't wohl auch eine Erbse.
Eine blinde Henne findet auch wohl ein Korn.
Es findet wohl auch ein blindes Huhn ein Weizenkorn.

Ein blöder Hund wird selten fett.

Ein Bock zeigt den andern an.

Ein Bogen zu hart und zu hoch gespannt zerbricht und macht die Schützen zuschand.
Zu hoch gespannt bricht der Bogen.

Ein bös Auge verderbt das andere.

Ein böser Batzen*2, der seinen Herrn nicht lösen will.

Ein böser Bauer wäre gern einäugig, damit der Schultheiß gar erblinde.

Ein böser Gesell, ein arg Weib und falscher Freund sind drei schädliche Dinge und böser als Gift.

Ein böser Geselle führt den andern in die Hölle.
Ein böser Geselle führt den anderen zur Hölle.

Ein böser Gesell ist, der alles allein frisst.

Ein böser Mann ist einem Weibe eine große Sorge.

Ein böser Mensch bringt Böses hervor aus dem bösen Schatz seines Herzens.

Ein böser Mensch bringt sich selber um.

Ein böser Mensch ist gegen dem bös, dem er feind ist, der Neider neidet niemand mehr als seinen Freunden, Verwandten, Nachbarn, Kollegen und Gesellen.

Ein böser Mensch ist wie ein Kieselstein, je mehr man draufschlägt, je mehr gibt er Feuer.

Ein böser Mensch ist wie eine Kohle: er brennt oder schwärzt.

Ein böser Mensch redet freundlich wohl, sein Herz ist aller untreu voll.

Ein böser Nachbar ein schnöder Teufel.

Ein böser Nachbar ist ein Plageteufel.
Ein böser Nachbar ist ein Fegteufel in der Stadt und auf'm Land.

Ein böser Nachbar kann mehr schaden tun, als ein Fremder Erzfeind.

Ein böser Vogel weckt nimmer gut Wetter.

Ein böser Zahn ist ein böser Gast.

Ein böses Geschrei wächst über Nacht.
(Geschrei = Gerücht)

Ein böses Gewissen denkt, dass alle Glocken seine Sünden ausläuten.

Ein böses Maul ist schärfer denn ein Schwert.
(Das bedeutet, ein böses Maul verbreitet üble Nachreden und Verleumdungen und kann dadurch Ehre und gute Namen abschneiden, was kein noch so scharfes Schwert kann.)

Ein böses Maul redet niemals Gutes.

Ein böses Wort wetzt das andre.

Ein bös Gerücht hat guten Wind, fliegt wie ein Adler gar geschwind.

Ein bös Geschrei kommt bald weit aus.
(Geschrei = Gerücht)

Ein bös Gewissen bald erschrickt, wenn man ihm nur ins Angesicht blickt.

Ein bös Gewissen darf weder hinter sich noch vor sich gehen.

Ein bös Gewissen ein böser Gast, dem Herzen lässt kein Ruh noch Rast.

Ein bös Gewissen erschrickt auch vor einem rauschenden Blatt.

Ein bös Gewissen flieht vor allen Kreaturen.

Ein bös Gewissen flieht vor dem Licht, wie der Teufel vor dem Kreuz.

Ein bös Gewissen flöhe durch einen eisernen Berg, wenn's durchkönnte.
Ein bös Gewissen flöhe wohl durch einen eisernen Berg, wo es möglich wäre.

Ein bös Gewissen fürchtet sich vor allen Kreaturen.

Ein bös Gewissen hat Wolfszähne.
Ein bös Gewissen hat Wolfszähn, es frisst sich selbst.
(Das bedeutet, es frisst alle Freude des Menschen.)

Ein bös Gewissen ist die größte Marter, Qual und Strafe.

Ein bös Gewissen ist die Hölle auf Erden.
Ein bös Gewissen ist die Hölle selbst oder der Hölle Angst.
Ein bös Gewissen ist die Höll. Ein gut Gewissen das Himmelreich.

Ein bös Gewissen ist eine Traurigkeit über alle Traurigkeit.

Ein bös Gewissen ist furchtsam und flüchtig.

Ein bös Weib ist der Schiffbruch des Mannes.
Eine böse Frau ist der Schiffbruch des Mannes.
(Bei Braun 1840 (Nr. 4954) und Simrock 1846 (Nr. 11333) findet man ein bös Weib und 1862 bei Reinsberg-Düringsfeld (Die Frau im Sprichwort, Seite 166) eine böse Frau, die schuld am Schiffbruch des Mannes ist. Ein Sprichwort? oder haben alle aus dem Buch „Abrahamisches Parömiakon“ (Seite 3, Nr. 20) von Wander aus dem Jahr 1838 abgeschrieben? Darin führt Wander die von seinem „Sprichwörterohr“ erkannten vermeintlichen Sprichwörter in den Schriften von Abraham a Sancta Clara (1644 - 1709) auf. Dieser Spruch stammt aus Abraham a Sancta Claras Buch „Judas der Ertz-Schelm“, 1. Teil, aus dem Jahr 1686, Seite 28, und ist nur ein Teil einer längeren Aufzählung. Der originale Wortlaut bei Sancta Clara: „Ein bös Weib ist ein Schiffbruch ihres Manns/ ist ein stäter Wetter-Hahn im Haus/ ist ein übel lautende klapper Büchsen/ ist ein Fränkischer Stifelbalg/ den man fast alleweil schmieren soll/ ist ein gewixter Wetter-Mantel/ in dem das Wasser der Ermahnung nicht eingehet/ ist ein Blasbalg des feurigen Zorns/ . . .“ Eine ältere oder auch spätere Verwendung als Sprichwort ist nicht belegt. Wahrscheinlich ein nur in einigen Sammlungen enthaltener von Wander abgeschriebener Spruch, den Wanders „Sprichwörterohr“ 1838 zu einem angeblichen Sprichwort erklärte.  In seinem Deutschen Sprichwörter Lexikon (1867 - 1880) hat Wanders „Sprichwörterohr“ dann den Spruch unter Frau Nr. 168 und Weib Nr. 343 zusätzlich verdoppelt.)

Ein Brand alleine brennt nicht lange.

Ein Brieflein dabei wäre gut dabei.
Ein Brieflein wäre gut dazu.

Ein Brot, mit Schanden verdient, ist bald gegessen.
(Das bedeutet, Unrecht lohnt sich nicht. Den Lohn für unrechte oder verbotene Taten hat man bald verbraucht, das Unrecht bleibt aber lebenslang bestehen und verfolgt einen im schlechten Gewissen bis ins Grab.)

Ein Bube macht mehr Buben.

Ein Degen hält den andern in der Scheide.
Ein Schwert hält das andre in der Scheide.

Ein Dieb hat ein feiges Herz.

Ein Dieb hat viel Rechts.
(Das bedeutet, man muss ihnen erst ihre Taten beweisen, bevor sie als Diebe verurteilt werden können.)

Ein Dieb hilft dem andern so lang, bis sie beide an den Galgen kommen.

Ein Dieb ist nirgend besser als am Galgen.

Ein Dieb ist wie der andere, der das Mehl stiehlt und der den Sack dazu hält.

Ein Dieb kennt wie ein Wolf den andern.

Ein Dieb lässt das Stehlen nicht, so wenig als der Hund das bellen.

Ein Dieb stiehlt sich selten reich.

Ein Dieb und Buhler ist ein Ding.

Ein Dieb zeugt den andern.

Ein Dieb ziert den Galgen wohl.

Ein Dienst ist des andern wert.

Ein Ding bringt oft mehr Schrecken als Schaden.

Ein Ding freundlich auslegen ist eines frommen Gemüts.

Ein Ding ist eher gescholten, denn vergolten.

Ein Ding ist gleich, wie man's achtet.
Wie man ein ding acht, so ist's gemacht.

Ein Ding ist nicht bös, wenn man`s gut versteht.

Ein Ding, oft gesagt, tut den Ohren weh.

Ein Ding wird oft anders angerichtet als gekocht.

Ein Ding wohl gelobt ist halb verkauft.

Ein Disputierer tut oft nichts anderes, als dass er den fünften Zipfel am Sack sucht, oder sucht auf ebenem Weg einen Hügel.

Ein Doktor kann wohl ein Narr, aber ein Narr kein Doktor sein.

Ein Doktor und ein Bauer wissen mehr denn ein Doktor alleine.

Ein Dorf ist leichter vertan, denn ein Haus erworben (verdient).

Ein Dorn sticht, ein Degen durchbohrt.

Ein dürres Blatt kann schon ein böses Gewissen erschrecken.
Ein dürres Blatt kann ein bös Gewissen erschrecken, dass es meint, es sei eitel Donner und Blitz.


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. . und noch 70 weitere Seiten Sprichwörter aus Deutschland.